Chronischer Stress

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Stress ist eine Reaktion des Körpers auf unterschiedliche Belastungen. Ab und zu ist dieser Stress hilfreich. Wenn der Stress jedoch über einen längeren Zeitraum anhält und zu chronischem Stress wird, kann er zur Erschöpfung führen und tiefe Krisen auslösen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Chronischer Stress?

Eine hohe Arbeitsintensität kann zu enormen Stress führen. Müdigkeit, Kopfschmerzen und Reizbarkeit sind typische Symptome.

Durch äußere Reize werden im Körper sowohl physische als auch psychische Reaktionen hervorgerufen. Dabei wird das Stresshormon Cortisol ausgeschüttet, um die Situation zu bewältigen. Dies lässt den Blutdruck ansteigen und eine große Menge an Energie wird zur Verfügung gestellt. Früher haben Menschen durch Flucht oder Angriff die entstandene Energie wieder abbauen können. Heute ist es jedoch meist nicht möglich, aus einer stressigen Situation zu flüchten. Wenn der Stress dauerhaft auftritt und nicht mehr kompensiert werden kann, kann er chronisch werden.

Ursachen

Dadurch, dass die Anforderung in der heutigen Zeit stetig zunehmen, sind immer mehr Menschen von chronischem Stress betroffen. Durch diese ständigen Reize wird der Körper in einen "Dauerstress-Zustand" versetzt.

Weitere Faktoren sind eine falsche Ernährung, Schlafmangel, zu wenig Bewegung, eine hohe Arbeitsintensität oder Belastungen in der Familie oder Partnerschaft. Auf der emotionalen Ebene führen oft psychische Belastungen wie Mobbing, nicht zu erfüllende Erwartungen oder auch Ängste zu Aufregungen.

Wenn diese Belastungen lange anhalten und an Intensität zunehmen, führen diese wie in einer Spirale zu der chronischen Form des Stress´. Der Körper kann mit diesem Spannungszustand nicht mehr umgehen und reagiert mit erneutem Stress, Angst oder Aggressivität. Eine genetische Veranlagung spielt dabei jedoch auch eine bedeutende, nicht zu vernachlässigende Rolle.

Stressauslöser - Stressor

Wann zum Arzt?

Jeder Mensch reagiert individuell im Umgang mit anhaltendem Stress. Wird er als Antriebsmotor gesehen und bestehen keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen, muss kein Arzt aufgesucht werden. In vielen Fällen wird der Stress durch Lebenskrisen oder lebensverändernden Ereignissen ausgelöst. Nicht immer hat er auch negative Auswirkungen auf den Organismus.

Stellen sich aufgrund eines chronischen Stresses körperliche Beschwerden ein, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Kopfschmerzen, Erbrechen, Schlafstörungen, Magenprobleme oder Durchfall gehören zu den typischen Erscheinungen, die durch Stress ausgelöst werden. Zuckende Gliedmaßen oder ein zuckendes Augenlid, innere Unruhe, Herzrasen und eine gereizte Stimmung sind ebenfalls Anzeichen, die einem Arzt vorgestellt werden können, wenn sie über mehrere Wochen anhalten. Erschöpfungen, Konzentrations- und Aufmerksamkeitsdefizite, Muskelbeschwerden und Veränderungen der Libido führen zu einer verminderten Lebensqualität. Ein Arzt sollte aufgesucht werden, um Wege einer Verbesserung zu erarbeiten.

Treten psychische Probleme auf, ist ein Therapeut aufzusuchen. Es drohen Angststörungen oder eine Depression, wenn der Umgang mit chronischem Stress zu einer anhaltenden Überforderung führt. Werden die aktuellen Lebensherausforderungen als nicht überwindbar eingestuft, kann es ausgesprochen hilfreich sein, die Unterstützung eines Therapeuten in Anspruch zu nehmen. Bei Hautproblemen, Juckreiz, Atembeschwerden, innerer Anspannung oder Schmerzen im gesamten Körper ist es ratsam, einen Arzt zu konsultieren.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome von chronischem Stress:

Die Symptome des chronischen Stress´ sind sehr vielfältig. Während akuter Stress dafür sorgt, dass sich der Körper besser gegen Krankheitserreger wehren kann, führt die chronische Form insgesamt zu einer Schwächung des Organismus des Menschen. Dadurch wird er anfälliger für Erkrankungen. Das Hormon Cortisol sorgt dabei für einen hohen Blutdruck und hartnäckige Muskelverspannungen. Weitere Beschwerden sind Müdigkeit, Magen- und Darmprobleme, Konzentrationsschwäche, innere Unruhe und Erschöpfungszustände.

Die Krankheitszeichen führen im Verlauf zu Angststörungen, Depressionen und zu einer erheblichen Schwächung des Immunsystems. Insgesamt nimmt das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen und Schlaganfälle zu. Diese Umwandlung von emotionalem Stress in chronische organische Erkrankungen sind zu erwartende Folgen.

Dazu zählen des Weiteren chronische Müdigkeit, Gewichtszunahme, Diabetes und gehäufte Infekte. Zusätzlich nimmt der Testosteronspiegel ab, wobei sexuelle Unlust und Unvermögen die Konsequenz sind. Die Denkleistung nimmt ab und es treten vermehrt Schlafstörungen auf. Diese Symptome verstärken zumeist die Stressanfälligkeit und es entsteht ein Teufelskreis.

Diagnose

Um die Diagnose stellen zu können, ist es vonnöten eine Speichelprobe analysieren zu lassen. Dabei wird festgestellt, wie hoch die Cortisolwerte innerhalb eines Tages sind. Es ist jedoch nicht immer so einfach, chronischen Stress zu ermitteln. Zunächst ist es jedoch ratsam, einen Arzt aufzusuchen. Durch die subjektive Schilderung der Situation und die Beschreibung der auftretenden Symptome kann der Arzt die Lebenslage des betroffenen Menschen besser einschätzen. Wichtig ist zudem, organische Ursachen für die Leiden auszuschließen.

Komplikationen

Chronischer Stress kann sich sowohl auf Körper, Seele und Geist negativ auswirken. Aus diesem Grunde kann es bei Erkrankungen (gleich welcher Art), Verletzungen oder verschiedenen Therapien (auf körperlicher oder psychischer Ebene) zu Komplikationen kommen. Stress, der lange anhält, wirkt sich schlecht auf das Immunsystem aus. Dieses wird geschwächt, so dass es beispielsweise zu einer verzögerten Wundheilung kommt, sich stets neue Infekte dazugesellen etc. Dies macht den Genesungsprozess gleich welcher Krankheit schwieriger, da der Körper anfälliger für Keime und Erreger wird.

Zudem befindet sich bei chronischem Stress permanent zu viel des Stresshormons Cortisol im Körper. Dies fördert die Gewichtszunahme und sorgt dafür, dass Betroffene kaum zur Ruhe kommen. Schlafstörungen können eine der Folgen sein. Unter anderem aus diesem Grunde ist es schwierig, beispielsweise kardio-vaskuläre Erkrankungen erfolgreich zu behandeln, da der Organismus ständig auf Hochtouren läuft. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Behandlung von Bluthochdruck.

Gleiches gilt für psychische Erkrankungen. Chronischer Stress kann letztendlich zum Burnout führen, einem Zustandsbild, das der Depression ähnelt: eine negative, düstere, hoffnungslose Stimmungslage, Antriebslosigkeit, innere Unruhe etc. Dieser Zustand ist einer Genesung keinesfalls förderlich, da er selbst wiederum chronisch werden kann. Betroffene sind dann psychisch und körperlich kaum mehr in der Lage, zu ihrer Salutogenese beizutragen.

Behandlung und Therapie

Wenn sich erste Hinweise auf chronischen Stress bemerkbar machen, ist es wichtig, die Auslöser zu analysieren. Hat der Patient die Stressursachen herausgefunden, müssen diese weitgehend ausgeschaltet werden. Dies kann durch eine Verhaltens- oder Lebensveränderung herbeigeführt werden. Um sicher zu gehen, kann ein Arzt zu Rate gezogen werden. Sind die Stresssymptome schon sehr ausgeprägt, bietet sich zudem eine Psychotherapie oder eine psychologische Beratung an. Dort werden dem Patienten Schutzmechanismen beigebracht, um das Stressempfinden herabzusetzen.

Des Weiteren bieten viele Sportvereine, private Anbieter oder Volkshochschulen Kurse für Entspannungstechniken an. Dazu zählen beispielsweise Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung oder Chi Gong. Dabei wird Wert darauf gelegt, dass die Betroffenen lernen, mit Stress besser umzugehen. Eine andere Möglichkeit ist es, den Patienten mit bestimmten Aminosäuren zu versorgen. Wenn Serotonin vermindert im Körper vorhanden ist, wird eine Gabe von Vitamin B6, Magnesium und Tryptophan empfohlen.

Aber auch eine gesunde Ernährung mit vielen Vitaminen und gesunden Fetten trägt dazu bei, Stress abzubauen. Eine weitere, noch recht unbekannte neue Therapiemöglichkeit, bietet die intravenöse Infusion von Procain. Dieses Mittel enthält sowohl eine antientzündliche als auch eine stimmungsaufhellende Wirkung. Durch die Gabe von Procain wird der Sympathikus vorübergehend übererregt und das Nervensystem kann sich neu ordnen. Über das Eiweißhormon CRH kann das Mittel zusätzlich im limbischen System wirken. Die Wirkung hält nach einmaligem Impuls tagelang an.


Vorbeugung

Sinnvoll ist es, dem chronischen Stress vorzubeugen. Durch regelmäßige Phasen der Entspannung, Pausen und Erholung ist der Körper in der Lage, besser mit Aufregung umzugehen. Vor allem die regelmäßige Ausübung von Sport ist äußerst wichtig. Durch die aktive Bewegung sinkt der Neurohormon-Spiegel stärker ab als bei untrainierten Menschen. Zudem spielt eine gesunde Ernährung und ausreichender Schlaf eine signifikante Rolle bei der Prävention von Stressbelastungen. Auf Genussmittel wie Alkohol oder Zigaretten sollte weitgehend verzichtet werden, um den Körper nicht noch zusätzlich zu belasten.

Quellen

  • Payk, T.: Checkliste Psychiatrie und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Dilling, H. & Freyberger, H.J.: Taschenführer zur ICD-10-Klassifikation psychischer Störungen, Huber Verlag, 6. Auflage 2012
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Bergner, T. M. H.: Burnout-Prävention. Schattauer, Stuttgart 2012
  • Tölle, R., Windgassen, K.: Psychiatrie. Springer, Berlin 2014

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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