Bluterbrechen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei Bluterbrechen kommt es durch Blutungen im oberen Abschnitt des Magen-Darm-Trakts. Gemeint ist damit das Erbrechen von Blut oder dessen Bestandteilen. Das ernstzunehmende Symptom bedarf einer unverzüglichen ärztlichen Behandlung.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Bluterbrechen?

Bluterbrechen wird in der Medizin als Hämatemesis bezeichnet. Auslöser des bedenklichen Symptoms sind frische Blutungen in der Speiseröhre (Ösophagus) oder im oberen Abschnitt des Magens aufgrund von Ösophagusvarizen oder einem Magengeschwür.

Im Erbrochenen ist das Blut gut zu erkennen. Kommt es zum Kontakt zwischen Blut und der Magensäure Hämatin, hat er eine schwarz-braune Verfärbung zur Folge. Dies kann bei einem blutigen Magengeschwür (Ulcus ventriculi) eintreten. Wird dieses Blut erbrochen, weist es Ähnlichkeit mit einem Kaffeesatz auf. Daher trägt es auch die Bezeichnung „kaffeesatzartiges Bluterbrechen“. Handelt es sich dagegen um frisches Blut, das noch keine Beeinträchtigungen durch die Magensäure erlitten hat, verfügt es über eine klare rote Färbung. Meist geht es aus einer verletzten Ösophagusvarize (Krampfader innerhalb der Speiseröhre) hervor.

Ursachen

Das Erbrechen von Blut hat unterschiedliche Ursachen. In den meisten Fällen sind Beeinträchtigungen an der Schleimhaut von Magen oder Speiseröhre für das Symptom verantwortlich. Gleiches gilt für blutige Magengeschwüre oder Geschwüre am Zwölffingerdarm (Ulcus duodeni) sowie für blutende Ösophagusvarizen in der Speiseröhre.

Im Vorfeld eines Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwürs kommt es zu Entzündungen der Schleimhäute. So besteht bereits durch eine erosive Gastritis (Magenschleimhautentzündung), bei der es sich um eine Magengeschwürvorstufe handelt, das Risiko, dass es zu Bluterbrechen kommt. Verursacher dieses Vorgangs ist in der Regel Heliobacter pylori, eine Bakterienart. Weitere mögliche Auslöser einer Hämatemesis können der Konsum von Tabak sowie eine ungesunde Ernährungsweise sein.

In manchen Fällen wird das Erbrechen von Blut auch durch das ständige Einnehmen von bestimmten Medikamenten hervorgerufen. Dabei handelt es sich zumeist um Schmerzmittel wie Acetylsalicylsäure (ASS), Diclofenac und Ibuprofen. Diese Wirkstoffe greifen die Schleimhaut des Menschen an und lösen dadurch blutige Geschwüre aus.

Kommt es zur Ausbreitung eines Zwölffingerdarm- oder Magengeschwürs, ist es möglich, dass dadurch angrenzende Blutgefäße verletzt werden. Das Blut aus den Gefäßen ergießt sich dann ins Innere des Magens. Eine Vermischung von Blut und Magensäure führt wiederum zur Gerinnung und Verfärbung des Blutes. Mitunter ist durch das Geschwür sogar eine Beschädigung der gesamten Magenwand denkbar, was im schlimmsten Fall einen Magendurchbruch (Perforation) nach sich ziehen kann.

Eine häufige Ursache für Bluterbrechen bei Menschen, die unter schweren Lebererkrankungen wie einer Leberzirrhose leiden, sind Ösophagusvarizen. Wie bereits erwähnt, handelt es sich dabei um Krampfadern an der Speiseröhre. Findet ihr Einriss statt, hat dies schwallartiges Erbrechen von Blut zur Folge.

Als weitere Auslöser einer Hämatemesis kommt das Mallory-Weiss-Syndrom in Betracht. Gemeint ist damit ein Schleimhauteinriss in der Übergangsregion zwischen Speiseröhre und Magen, der Bluterbrechen hervorrufen kann. In seltenen Fällen ist auch starkes Nasenbluten für Bluterbrechen verantwortlich. Bei diesem Vorgang wird das Blut, das aus der Nase stammt, verschluckt und danach wieder erbrochen. Nur selten wird das Erbrechen von Blut von einer Gefäßerkrankung ausgelöst. Bei einigen Patienten lässt sich sogar überhaupt keine konkrete Ursache für das Leiden finden.

Nicht selten treten beim Bluterbrechen auch Begleitsymptome auf. Dazu zählen vor allem Herzrasen, der Abfall des Blutdrucks, Husten, Angstzustände, Übelkeit, kalter Schweiß, Blässe, Bauchschmerzen, Unruhe, Atembeschwerden oder ein Kreislaufschock.

Beim Bluterbrechen (Hämatemesis) wird Blut aus dem Magen bzw. der Speiseröhre erbrochen.

Krankheiten

Wann zum Arzt?

Die Entscheidung, ob bei einem Bluterbrechen ein Arzt aufgesucht werden muss, hängt von der Menge und der Häufigkeit des Auftretens ab. Kommt es einmalig und in geringen Mengen zum Bluterbrechen nach einer anstrengenden körperlichen oder sportlichen Aktivität, muss kein Arzt hinzugezogen werden. Das Heben von schweren Gegenständen kann unter einer starken Anspannung zum Platzen kleinerer Blutgefäße führen, was das Bluterbrechen auslöst.

In einigen Fällen wird das Bluterbrechen durch Nasenbluten herbeigeführt. Werden diese nicht innerhalb der kommenden Stunden gestillt, ist ein Arztbesuch notwendig. Zahnfleischbluten führt ebenfalls zu einem Bluterbrechen. Da weitere Probleme wie der Ausfall von Zähnen oder Munderkrankungen vorliegen können, ist rechtzeitig ein Zahnarzt aufzusuchen. Werden größere Mengen Blut erbrochen oder tritt das Bluterbrechen wiederholt auf, ist unverzüglich ein Arzt zu konsultieren. Die Beschwerden sind häufig Ausdruck einer schweren Krankheit. Es muss medizinisch abgeklärt werden, ob ein Magengeschwür oder ein Tumor das Erbrechen verursacht. Darüber hinaus können schwere Lebererkrankungen oder ein allgemeines Organversagen das Bluterbrechen auslösen.

In einigen Fällen ist das Bluterbrechen Folge eine psychosomatischen Störung. Ein Arzt muss die Beschwerden näher untersuchen und entsprechende Behandlungsmaßnahmen einleiten. Das Bluterbrechen kann ein Hinweis auf vorliegende Essstörungen oder Alkoholismus sein. Beides führt ohne eine ärztliche Betreuung zu schwerwiegenden Problemen.

Diagnose und Verlauf

Leidet eine Person unter Bluterbrechen, muss umgehend ein Notarzt alarmiert werden. So bedarf es einer schnellen Diagnose des Symptoms. Der Mediziner nimmt zunächst eine Messung der Vitalparameter vor. Auf diese Weise stellt er die Auswirkungen der Hämatemesis auf Puls und Blutdruck des Patienten fest. Sofern sich die betroffene Person ansprechen lässt, wird sie vom Arzt befragt, damit dieser die Ursache des Bluterbrechens ermitteln kann. So gelten bekannte Magengeschwüre oder Ösophagusvarizen als wichtiger Hinweis auf den Ausgangspunkt der Blutung.

Um die Blutungsquelle ausfindig zu machen, führt der Arzt meist eine Gastroskopie (Spiegelung von Magen und Speiseröhre) durch. Bei diesem Verfahren wird ein schmales Endoskop ins Innere des Körpers eingebracht. Der Arzt erkennt mithilfe des Instruments Risse, Geschwüre oder Entzündungsherde, die für die Blutungen ursächlich sind.

Das Endoskop kann neben diagnostischen Zwecken auch therapeutisch genutzt werden. So lässt sich mit dem speziellen Instrument eine Abbindung von eingerissenen Ösophagusvarizen vornehmen, was das blutige Erbrechen beendet. Darüber hinaus können weitere medizinische Untersuchungen erfolgen. Dies sind Röntgenaufnahmen, Blutuntersuchungen, die Aufschluss über die Menge der roten Blutkörperchen oder den Hämoglobin-Wert geben, eine Sonographie (Ultraschalluntersuchung) der Bauchregion sowie Untersuchungen durch einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt.

Bluterbrechen stellt stets einen medizinischen Notfall dar, der umgehend behandelt werden muss. Der Verlauf der Hämatemesis hängt von der Ursache des Symptoms sowie dem Umfang des Blutverlustes ab.

Komplikationen

Während des Bluterbrechens kann es zu verschiedenen Komplikationen kommen. Die häufigste ist die sogenannte Aspiration. Hierbei gelangen Teile von Speisen oder Flüssigkeiten in die Luftröhre. Reflexartig setzt ein starker Husten ein. Im Normalfall werden die betroffenen organischen Stoffe dadurch in den Mund befördert. In schlimmen Fällen verbleiben sie in der Luftröhre und verursachen Probleme bei der Atmung. Eine Beschädigung der Gefäßwand, Infektionen oder eine Lungenentzündung drohen. Das Gefühl und zugleich auch die Gefahr des Erstickens steigen an.

Das Erbrechen von Blut löst bei den meisten Menschen Angst oder Panik aus. Die schlimmsten Befürchtungen und eine Todesangst setzen vielfach ein. Im weiteren Verlauf drohen Panikattacken oder eine Angststörung. Da das Bluterbrechen oftmals ein Hinweis auf lebensbedrohliche Erkrankungen sein kann, nehmen die Ängste oftmals bei einem wiederholtem Bluterbrechen zu. Seelische Belastungen treten ein und ein Stimmungswechsel ist möglich. Die Reizbarkeit nimmt zu und kann bei einigen Menschen in einem spontan auftretenden hysterischen Verhalten münden. Rationale Entscheidungen werden von einem cholerischen Auftreten abgelöst. Das Bluterbrechen kann Ursache einer bestehenden Verletzung sein. Sie ist daher ein Begleitsymptom, dass die Wahrnehmung des aktuellen Gesundheitszustandes noch verschlimmern kann. Durch das Bluterbrechen kann sich der Betroffene automatisch schlechter fühlen, auch wenn es objektiv keinen Hinweis darauf gibt.

Behandlung und Therapie

Zur Behandlung von Bluterbrechen muss eine notärztliche Erstversorgung stattfinden, in deren Mittelpunkt das Stabilisieren des Kreislaufs steht. Zum Ausgleich des Mineralstoffs- und Flüssigkeitsverlustes schafft der Arzt einen Zugang über die Vene in den Körper. Über diese Venenverbindung gelangen Elektrolyte und Flüssigkeit in den Organismus. Hat der Patient durch das Bluterbrechen einen bedrohlichen Blutverlust erlitten, können ihm via Venenzugang Blutkonserven oder Erythrozytenkonzentrate (Konzentrate von roten Blutkörperchen) verabreicht werden.

Um die Blutung des Patienten schnell zum Stillstand zu bringen, muss der Arzt rasch die auslösende Blutungsquelle feststellen, was sich zumeist durch eine endoskopische Spiegelung durchführen lässt.

Sind Ösophagusvarizen der Grund für die Hämatemesis, wird das betroffene Blutgefäß mit einem Gummiband abgebunden. Als Alternative kommt das Unterspritzen des Arzneistoffes Polidocanol infrage. Ebenso ist ein Verschluss des Gefäßes mit einem Kunststoffkleber möglich. Zeitweilig lässt sich die betroffene Ösophagusvarize auch tamponieren.

Ist das Bluterbrechen nicht durch eine Magenspiegelung zu beheben, muss ein offener chirurgischer Eingriff erfolgen. Dabei wird zum Beispiel ein Magengeschwür durch eine Naht verschlossen oder ein Abschnitt des Magens herausoperiert.


Aussicht und Prognose

Das Bluterbrechen tritt häufig bei einer Erkrankung des Magen-Darm-Traktes auf. Liegt ein entzündlicher Prozess vor, verschwindet das Bluterbrechen mit zunehmenden Heilungsprozess. Die Entzündung wird durch Viren oder Bakterien ausgelöst. Wenn diese sich nicht mehr im Organismus ausbreiten, bilden sich die Beschwerden zurück.

Besteht eine psychosomatische Grunderkrankung, hört das Bluterbrechen erst auf, sobald die Ursache für die seelischen Probleme gefunden und geklärt wird. Über medizinische Maßnahmen können Hilfestellungen gegeben werden. Eine vollständig Heilung setzt in diesen Fällen jedoch erst ein, wenn die Psyche geheilt ist. Wird das Bluterbrechen durch einen Tumor oder ein Geschwür im Magen oder Darm ausgelöst, hört das Bluterbrechen auf, sobald durch einen operativen Eingriff das unerwünschte und kranke Gewebe entfernt wird.

Bei Menschen mit einer Essstörung kommt es häufig zu Bluterbrechen, da die Gefäße unter einer permanenten Anspannung und Druck stehen. Eine Linderung der Beschwerden tritt häufig ein, wenn die Essstörung erfolgreich behandelt ist. Dies kann ein langjähriger Prozess sein. In einigen Fällen wird das Bluterbrechen durch eine Leberzirrhose ausgelöst. Als Grunderkrankung liegt häufig Alkoholismus vor. Die Beschwerden lassen sich reduzieren, wenn die Sucht bekämpft wird. Sind die Schäden an der Leber irreparabel, ist eine Linderung des Erbrechens meist nur durch eine Organtransplantation möglich.

Vorbeugung

Um Bluterbrechen vorzubeugen, sollten die Risikofaktoren von Schleimhautschädigungen reduziert werden. Zu diesen Faktoren zählen u. a. übermäßiger Genuss von Tabak und Alkohol, eine ungesunde Ernährung sowie die längere Einnahme von speziellen Schmerzmitteln.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
  • Siewert, J., Rothmund, M., Schumpelick, V.: Praxis der Viszeralchirurgie: Gastroenterologische Chirurgie. Springer, Berlin 2011

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 14. November 2021

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