Magenspiegelung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unter einer Magenspiegelung - medizinisch auch Gastroskopie oder Ösophagogastroduodenoskopie (ÖGD) genannt - versteht man die medizinische Untersuchung des oberen Verdauungstraktes, die im 19. Jahrhundert vom deutsch-polnisch-österreichischen Chirurgen Johann Freiherr von Mikulicz-Radecki ersannt wurde, der zu seiner Zeit große Leistungen zur modernen Medizin beitrug, die bis heute fester Bestandteil der neuzeitlichen Chirurgie sind.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Magenspiegelung?

Magenspiegelung (Gastroskopie)

Bei der Magenspiegelung kann mithilfe eines flexiblen Glasfaserkabels (mit Videooptik) das Innere von Speiseröhre, Zwölffingerdarm und Magen begutachet werden.

Wo man früher noch mit einer normalen Optik arbeitete, wobei der Arzt direkt ins Innere des entsprechenden Verdauungstraktes schauen musste, verwendet man bei der heutigen Magenspiegelung die moderne Glasfaseroptik.

Bei der Magenspiegelung, die heutzutage schmerzfrei verläuft, wird ein sogenanntes Gastroskop (ein eigens für diesen Zweck hergestelltes Endoskop) eingesetzt, durch dessen Schlauch es möglich ist, Videoaufnahmen vom Inneren der Speiseröhre, des Magens und des Zwölffingerdarms zu machen und diese auf einen Monitor zu übertragen, um sie später auch auf Datenträgern speichern zu können.

Funktion und Anwendung

Eine Magenspiegelung wird unter anderem bei Schluckbeschwerden, chronischem Sodbrennen oder Durchfall, andauernden Beschwerden im Oberbauch und bei Verdacht auf eine Magenschleimhautentzündung oder eines Magengeschwüres angewendet.

Bei langfristigen Erkrankungen werden regelmäßige Magenspiegelungen zwecks Kontrolle vorgenommen. Treten aus unerfindlichen Gründen Blutungen aus Speiseröhre, Magen oder Zwölffingerdarm auf, ist die Notfallgastroskopie oftmals die einzige lebensrettende Maßnahme.

Ziel der Magenspiegelung ist es, eine Diagnose zu erstellen, ohne weitere Untersuchungen durchführen zu müssen. Außerdem lassen sich bei der bei dieser modernen Methode der Magenspiegelung kleine Gewebeproben entnehmen und auch Fremdkörper oder Polypen entfernen, die mit einer Schlinge herausgezogen werden.

Blutungen, die z.B. durch Magengeschwüre oder Krampfadern in der Speiseröhre entstehen, können ebenfalls gestillt werden, und eine Stenose (Verengung der Blutgefäße) lässt sich durch die Elektrokoagulation oder die spezielle Argon-Laser-Methode behandeln.

Was muss der Patient im Vorfeld beachten?

Vor einer Magenspiegelung muss der Patient den Arzt in einem Vorgespräch über eventuell vorliegende Krankheiten, eingenommene Medikamente, eine Schwangerschaft oder Allergien informieren, um keine unnötigen Risiken einzugehen. Mindestens sechs Stunden vor der Magenspiegelung sollte der Patient keine Nahrung mehr zu sich nehmen, sondern nur kleinere Mengen Wasser trinken.

Die Magenspiegelung selbst dauert in der Regel 10 bis 15 Minuten. Zuvor wird der Rachen oberflächlich mit einem Lokalanästhetikum wie Lidocain betäubt, um den Schluckreflex zu mindern, was den Verlauf der Magenspiegelung für alle Beteiligten vereinfacht. Patienten, die vor der Magenspiegelung unter Angstzuständen leiden, werden mit einem leichten Beruhigungsmittel vorbereitet.

Oftmals verwenden Ärzte auch das Medikament Propofol, das schmerzlindernd wirkt und als Narkotikum eingesetzt wird. Die milchig-weiße Flüssigkeit wird intravenös verabreicht und wirkt in Sekundenschnelle, so dass der Patient schnell und sanft einschläft und wieder aufwacht. Eine weitere positive Eigenschaft liegt darin, dass nach der Magenspiegelung weitaus weniger Beschwerden (z.B. Übelkeit und Erbrechen) auftreten, was bei Narkosegasen dagegen sehr oft der Fall ist.

Allerdings wird dieses Medikament nicht bei Schwangeren, Kindern unter 16 Jahren oder Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen (insbesondere bei zu niedrigem Blutdruck) eingesetzt, da es während der Magenspiegelung zu starkem Blutdruckabfall führen kann. Außerdem kann es bei älteren Patienten kurzzeitig zu Atemdepressionen oder Atemstillstand kommen.

Durch die ständige Überwachung während der Magenspiegelung können gravierende Probleme allerdings nahezu ausgeschlossen werden. Nach dem Erwachen ist es ratsam, dass der Patient mindestens eine weitere Stunde liegen bleibt und für den restlichen Tag nicht mehr aktiv am Straßenverkehr teilnimmt oder Maschinen bedient, da die Narkose auch nachhaltig über mehrere Stunden wirken kann.

Ablauf und Durchführung

Während der Magenspiegelung liegt der Patient auf der linken Seite. Kurz vor der Sedierung erhält er zudem einen sogenannten Beißring, der die Instrumente schützen soll und der vom Patienten mit den Zähnen festgehalten wird. Ist der Patient während der Untersuchung wach und nicht narkotisiert, wird er, nachdem das Endoskop vorsichtig in Richtung Kehlkopf geschoben wurde, dazu aufgefordert, den dünnen Schlauch des Instrumentes zu schlucken, was im ersten Moment etwas unangenehm sein kann.

Das Endoskop wird Stück für Stück durch die Speiseröhre geführt, bis es an der angedachten Stelle des Verdauungstraktes angelangt ist. Wenn das Endoskop in den Zwölffingerdarm vorgeschoben wird, verspürt der Patient ein ungewohntes Druckgefühl. Zur besseren Betrachtung wird Luft in den Magen geblasen, damit sich dieser besser ausdehnen kann. Das anschließende Rülpsen passiert unwillkürlich und ist ein normaler Vorgang bei der Behandlung. Der Patient sollte sich in der Zeit auf regelmäßiges, langsames Atmen konzentrieren, was bei der Untersuchung nicht behindert wird.

Ebenso das Speichelschlucken muss der Patient in der Zeit nicht beachten, da sich stets eine anwesende Assistentin darum kümmert. Wird man vollständig narkotisiert, bekommt man von der Magenspiegelung selbst nichts mit. Man erwacht bereits wenige Minuten später, ohne sich an den eigentlichen Vorgang erinnern zu können.


Risiken, Gefahren und Nebenwirkungen

Bei der Magenspiegelung, die oftmals nicht als angenehm empfunden wird, treten allerdings sehr selten Risiken auf.

Mögliche Risiken bestehen darin, dass durch die Anwendung des Gastroskopes während der Untersuchung Schleimhäute des Magens, der Speiseröhre und des Dünndarms verletzt werden können.

Ebenso kann es durch die Einführung des Schlauches zu einer Reizung des Kehlkopfes kommen, die zu Schluckbeschwerden sowie Heiserkeit führen kann.

Die Anwendung des Schlauches kann zu einem unangenehmen Würgereiz führen. Nach der Magenspiegelung kann es zudem zeitweise zu Aufstoßen, Völlegefühl sowie Blähungen kommen.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
  • Siewert, J., Rothmund, M., Schumpelick, V.: Praxis der Viszeralchirurgie: Gastroenterologische Chirurgie. Springer, Berlin 2011

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021

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