Acetylsalicylsäure (ASS)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Acetylsalicylsäure, in der Kurzform auch ASS genannt, ist ein schmerzstillender, entzündungshemmender und fiebersenkender Wirkstoff, der zum ersten Mal bereits im Jahre 1850 vom französischen Chemiker Charles Frederick Gerhardt synthetisiert wurde.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Acetylsalicylsäure (ASS)?

Im Jahre 1899 kam der Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS) erstmals als bekannte Aspirin® auf den Markt und definierte ein Synonym, das noch heute im allgemeinen Sprachgebrauch für alle acetylsalicylsäurehaltigen Kopien des ursprünglichen Medikaments Verwendung findet.

ASS hat schmerzstillende, entzündungshemmende und fiebersenkende Eigenschaften und ist ein sogenannter Thrombozytenaggregationshemmer, wirkt also der Verklumpung von Blutplättchen entgegen. Diese werden in der Medizin eingesetzt, um Thrombosen zu verhindern, insbesondere zur Vorbeugung bei erhöhtem Herzinfarkt- und Schlaganfall-Risiko.

Wirkung und medizinische Anwendung

Die Form der Anwendung bestimmt beim Einsatz der Acetylsalicylsäure die Höhe der Dosis. In geringen Dosen, ab 30 bis 50 mg, wirkt das Medikament bereits als Blutgerinnungshemmer, indem es das Enzym Cyclooxygenase I blockiert.

Bei höheren Dosen von 500 mg und mehr blockiert die Acetylsalicylsäure zusätzlich das Enzym Cyclooxygenase II, was zu einer Reduzierung von Prostaglandin führt, einem Hormon, das bei der Entstehung von Entzündung und Schmerz eine Rolle spielt. Durch die Eindämmung der Entzündung kommt es in der Folge auch zur Absenkung von Fieber.

Bei rheumatischen Erkrankungen wird das ASS ab einer Dosis von 2 bis 5 g eingesetzt und entfaltet hier seine stark entzündungshemmende Wirkung, hat in einer solch hohen Dosierung allerdings auch beträchtliche Nebenwirkungen.

Darreichungsformen

Im Handel erhältlich sind rein acetylsalicylsäurehaltige Produkte in Form von Tabletten, Brausetabletten, Granulat oder Zäpfchen, wie auch Produkte, die zusätzliche Wirkstoffe enthalten, wie Vitamin C, Paracetamol oder Koffein.

Wechselwirkungen

Bei der gleichzeitigen Gabe von blutgerinnungshemmenden Mitteln ist zu bedenken, dass Acetylsalicylsäure die Wirkung dieser Medikamente verstärkt. Dieses ist in besonderem Maße zu beachten, da ansonsten die Gefahr von starken, nur schwer zu stillenden Blutungen besteht.

Digoxin, ein Medikament, das bei einer Herzmuskelschwäche verordnet wird, wird in seiner Konzentration ebenso erhöht, wie Lithium oder Barbiturate, eine besondere Form von Schlaf- und Beruhigungsmitteln. Bei einer zu hohen Konzentration dieser Stoffe besteht Vergiftungsgefahr.

Sulfonylharnstoffe sind Arzneistoffe, die beim Diabetes mellitus eingesetzt werden und in der Lage sind Insulin freizusetzen. Die Wechselwirkung mit ASS kann kann infolge einer Wirkverstärkung zu einer Unterzuckerung führen.

Zu einer Verstärkung der Wirkung, sowie der Nebenwirkungen, kommt es ebenso bei nicht-steroidalen Antirheumatika, beim Schilddrüsenhormon Trijodthyronin, bei Sulfonamiden, sowie beim Methotrexat, einem Stoff, der zur Behandlung von Rheuma und Krebs eingesetzt wird.

Auch die Konzentration von Valproinsäure, das bei Epilepsie Anwendung findet, wird in Wechselwirkung mit ASS im Blut erhöht, was ebenso Wirkung, wie auch Nebenwirkungen, des Medikaments verstärkt.

Zu einer Wirkverringerung hingegen, kommt es bei Mitteln, die der Entwässerung des Körpers dienen, wie beispielsweise Schleifendiuretika oder Canrenoat, sowie bei einigen blutdrucksenkenden Arzneistoffen und Medikamenten gegen Gicht.

In Zusammenwirkung mit Steroiden besteht eine erhöhte Gefahr von Blutungen im Magen-Darm-Bereich.

Pflanzliche, natürliche und pharmazeutische Alternativen

Pflanzliche Alternativen zur Acetylsalicylsäure stammen in erster Linie aus der Gattung der Weiden. Schon der lateinische Name dieser Baumgattung, Salix, deutet an, dass ein Zusammenhang besteht zwischen der Acetylsalicylsäure und den Weidengewächsen.

Die Weidenrinde enthält Salicylsäure, die eine Vorstufe zur Acetylsalicylsäure darstellt. Die Wirkung der Weidenrinde ist ähnlich der Acetylsalicylsäure und hat auch ähnliche Nebenwirkungen.

Auch Pinienrindenextrakt enthält viel Salicylsäure, wie auch große Mengen an Vitamin C. Es gibt einige medizinische Studien, welche die Wirksamkeit des Pinienrindenextrakts bei Arthrose und Arthritis belegen, wie auch bei anderen rheumatischen Entzündungen.

Auch die schmerzstillende Wirkung der natürlichen Salicylsäure wurde bereits in Studien nachgewiesen. Zur Hemmung der Blutgerinnung kommen in der Naturheilkunde auch Cumarine zur Anwendung.

Steinklee, Liebstöckel und Waldmeister sind unter anderem Pflanzen, welche diesen Wirkstoff enthalten. Cumarine haben entzündungshemmende und durchblutungsfördernde Eigenschaften, sollten allerdings nie ohne eine vorherige Absprache mit einem Arzt oder Heilpraktiker eingenommen werden.


Risiken und Nebenwirkungen

Acetylsalicylsäure ist Kindern, wegen der Gefahr eines sogenannten Reye-Syndroms, und auch Schwangeren in den letzten drei Monaten vor der Entbindung, wegen der Gefahr von Missbildungen beim Kind, nicht erlaubt.

Bei hohen Dosierungen kommt es nicht selten zu Magen-Dam-Symptomen aufgrund von Schleimhautreizungen, wie Bauchschmerzen, Sodbrennen, Übelkeit und Erbrechen. Basisches Vitamin C, in Form von Calsiumascorbat, kann helfen, die Nebenwirkungen zu reduzieren, wenn es gemeinsam mit der Acetylsalicylsäure verabreicht wird.

Bei einer dauerhaften Anwendung von ASS kann es zu einem medikamenteninduzierten Kopfschmerz, wie auch zu einem Eisenmangel kommen. Magen-Darm-Blutungen und -Geschwüre kommen gelegentlich vor, meistens aber erst nach längerer Anwendung.

Quellen

  • Aktories, K. et al.: Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie, 12. Auflage, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017
  • E. Burgis: Allgemeine und spezielle Pharmakologie. 3. Auflage, Elsevier GmbH, München 2005
  • Lüllmann, H. et al.: Pharmakologie und Toxikologie: Arzneimittelwirkungen verstehen - Medikamente gezielt einsetzen. 18. Auflage, Thieme Verlag, Stuttgart 2016

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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