Chronische Magenschleimhautentzündung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die chronische Magenschleimhautentzündung (chronische Gastritis) ist eine häufige Erkrankung des Magens. Das Krankheitsbild ist vielfältig, dennoch gelten die Diagnose sowie die Behandlung als erfolgversprechend. In der Medizin unterscheidet man drei Formen der chronischen Gastritis unterschieden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine chronische Magenschleimhautentzündung?

Eine chronische Magenschleimhautentzündung belastet den Körper extrem. Müdigkeit, Blässe, Erschöpfung und Kurzatmigkeit sind typische Symptome.

Die chronische Magenschleimhautentzündung, auch als chronische Gastritis bekannt, stellt eine entzündliche Erkrankung der Magenschleimhaut dar. Diese Schicht kleidet den Magen aus und fungiert als Schutz vor aggressiven Stoffen, die sich in der Magensäure befinden. Kommt es zu einer Funktionsstörung der Magenschleimhaut, reagiert sie mit einer Entzündung.

Die chronische Magenschleimhautentzündung kann über einen Zeitraum von Wochen bis zu Jahren bestehen bleiben. Von der Erkrankung ist nahezu die Hälfte der über 50-jährigen Bevölkerung der Industriestaaten betroffen.

Ursachen

Die chronische Magenschleimhautentzündung wird in drei Hauptformen unterteilt:

Chronische Magenschleimhautentzündung Typ A

Bei der seltenen chronischen Magenschleimhautentzündung des Typ A handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, die vorwiegend den Magenkörper betrifft. Sie entsteht durch die Produktion von Abwehrstoffen gegen körpereigene Substanzen. Diese Antikörper greifen die Belegzellen an, welche für die Herstellung von Magensäure und die Aufnahme des Vitamin B12 zuständig sind.

Chronische Magenschleimhautentzündung Typ B

Die chronische Magenschleimhautentzündung des Typ B stellt mit rund 85 % die häufigste Form dar und nimmt ihren Ausgang vorwiegend im hinteren Magenabschnitt vor dem Magenpförtner. Hierbei wird der Schutz der Magenschleimhaut durch eine Infektion mit dem Bakterium Helicobacter plyori beeinträchtigt. Die Übertragung der Bakterien erfolgt fäkal-oral, beispielsweise in Folge von mangelnder Hygiene, durch mit Kot kontaminierte Lebensmittel oder Trinkwasser.

Chronische Magenschleimhautentzündung Typ C

Die chronische Magenschleimhautentzündung des Typ C betrifft etwa 10 % aller Erkrankten. Sie schädigt vorwiegend den unteren Bereich des Magens, den Magenpförtner. Die chronische Magenschleimhautentzündung Typ C entsteht durch einen Rückfluss der Gallenflüssigkeit vom Darm in den Magen. Auch Medikamente, wie bestimmte Schmerzmittel oder nicht-steroidale Antirheumatika, sowie erhöhter Alkoholkonsum können die chronische Magenschleimhautentzündung verursachen.

Helicobacter pylori kann für eine Magenschleimhautentzündung verantwortlich sein. Übelkeit und Erbrechen sind häufige Symptome.

Wann zum Arzt?

Bei Magenbeschwerden, die ohne einen ersichtlichen Grund auftreten und über mehrere Tage anhalten, ist ein Arzt zu konsultieren. Dies gilt auch, wenn es keine weiteren Beschwerden gibt.

Halten die Probleme bereits seit Wochen oder Monaten an, sollte ein Arzt Untersuchungen einleiten, um die Ursache zu finden. Tritt die chronische Magenschleimhautentzündung in Verbindung mit der Einnahme von Medikamenten auf, sollte dies mit einem Arzt besprochen werden. Nach Möglichkeit empfiehlt sich eine Umstellung der Medikation, um weitere Beschwerden zu verhindern.

Kommt es zu einer drastischen Gewichtsabnahme oder einer Essstörung, ist ein Arztbesuch notwendig. In schweren Fällen droht ein lebensgefährlicher Zustand, dem frühzeitig entgegen gewirkt werden sollte.

Stehen die Magenschleimhautbeschwerden im Zusammenhang mit einer psychosomatischen Grunderkrankung, so sind ein Arzt sowie ein Therapeut aufzusuchen. Stress, eine Lebenskrise oder eine andauernde allgemeine Überforderung können zu einer chronischen Magenschleimhautentzündung führen. Durch eine Therapie werden Mechanismen erlernt, wie der Betroffene künftig besser mit der Situation umgehen und dadurch auch seine Magenbeschwerden heilen kann.

Nehmen die Probleme zu, in dem auch weitere Regionen im Organismus betroffen sind, ist ein Arztbesuch notwendig. Dies gilt auch, wenn es zu weiteren Symptomen wie Schmerzen, Übelkeit oder Erbrechen kommt. Ist die Bewältigung des Alltags eingeschränkt, sollte ein Arzt kontaktiert werden.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome einer chronischen Magenschleimhautentzündung:

Die chronische Magenschleimhautentzündung äußert sich selten durch eindeutige Symptome. Erkrankte leiden je nach Form unter unspezifische Beschwerden. So tritt beim Typ A durch einen Mangel an Vitamin B12 und die damit verbundene Reduzierung der roten Blutkörperchen eine Anämie auf. Die chronische Magenschleimhautentzündung Typ A äußert sich durch Schwäche, Blässe, Kurzatmigkeit oder verminderter Leistungsfähigkeit.

An eine chronische Magenschleimhautentzündung Typ B lassen Beschwerden wie Mundgeruch, Völlegefühl, Müdigkeit sowie Druck in der Magengegend denken. Durch fehlende spezifische Symptome bleibt die chronische Magenschleimhautentzündung unter Umständen lange unentdeckt. Unbehandelt schreitet sie weiter fort und kann einen Auslöser für Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre oder Magenkrebs darstellen.

Diagnose

Die Diagnose einer chronische Magenschleimhautentzündung wird oft nur zufällig gestellt. Bei Verdacht auf eine chronische Magenschleimhautentzündung wird die Anamnese unter besonderer Berücksichtigung von Medikamenteneinnahme und Lebensweise erhoben. Erhärtet sich der Verdacht einer Gastritis wird eine Magenspiegelung, auch Gastroskopie genannt, durchgeführt.

Für den in der Regel ambulanten Eingriff schiebt der Arzt einen Schlauch, das Endoskop, durch die Speiseröhre in den Magen ein. Mit einer Kamera kann er das Mageninnere begutachten und eine chronische Magenschleimhautentzündung feststellen. Die Untersuchung ermöglicht des Weiteren die Entnahme von Gewebeproben. Bei der Biopsie werden die Entnahmen auf Zellveränderungen und Bakterien untersucht, die auf eine chronische Magenschleimhautentzündung hindeuten.

Eine Keimbesiedelung lässt sich auch durch einen Atemtest, eine Stuhl- sowie Blutuntersuchung nachweisen. Die chronische Magenschleimhautentzündung Typ A ist durch ein Blutbild diagnostizierbar, welches Aufschluss über einen Vitamin-B12-Mangel oder vorhandene Antikörper gibt.

Komplikationen

Da es unterschiedliche Typen der chronischen Magenschleimhautentzündung gibt, sind auch verschiedene Komplikationen im Bereich des Möglichen. So besteht bei der chronischen Gastritis Typ A ein erhöhtes Risiko an Magenkrebs zu erkranken. Durch die verstärkte Gastrinausschüttung droht zudem die Entstehung von Karzinoiden im Magenbereich. Bei Karzinoiden handelt es sich um seltene bösartige Tumore, die von speziellen hormonbildenden Zellen abgeleitet werden. Die Tumore wachsen langsam und erzeugen Metastasen in der Leber. Patienten, die an einer Typ-A-Gastritis leiden, sollten sich daher regelmäßig gastroskopischen Kontrollen unterziehen. Weil bei einer chronischen Magenschleimhautentzündung dieser Art Vitamin B12 nur vermindert aufgenommen wird, kann es außerdem zu einer perniziösen Anämie (Blutarmut) kommen.

Im Falle einer chronischen Gastritis Typ B drohen Komplikationen wie Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre, was Mediziner auch als Ulkuskrankheit bezeichnen. Bei der überwiegenden Anzahl an Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren ist der Nachweis einer Heliobacter-pylori-Gastritis nachweisbar, sodass sich durch deren Therapie auch die Ulkuskrankheit heilen lässt.

Es besteht bei einer chronischen Magenschleimhautentzündung vom Typ B außerdem die Gefahr von Magenkrebs, weil sich die Schleimhaut im Laufe der Zeit verändert. Grundsätzlich wird das Magenkrebsrisiko als zwei bis sechs Mal höher eingestuft als bei einem gesunden Magen.

Zu den seltenen Komplikationen der Typ-B-Gastritis gehört das Entstehen von MALT-Lymphomen im Lymphgewebe. Ein erhöhtes Risiko für Magenkrebserkrankungen besteht auch im Falle einer chronischen Typ-C-Magenschleimhautentzündung. Gleiches gilt für Magengeschwüre (Ulcera).

Behandlung und Therapie

Die Behandlung der chronischen Magenschleimhautentzündung orientiert sich an ihrer Form. Die chronische Magenschleimhautentzündung Typ A, verursacht durch eine Störung im Abwehrsystem des Körpers, lässt sich nicht ursächlich therapieren. Ziel der Behandlung ist der Ausgleich des Vitamin B12, das bei Bedarf im Abstand von einigen Wochen gespritzt oder hoch dosiert in oraler Form zugeführt wird.

Protonenpumpenhemmer, welche vermehrte Säurebildung verhindern, können ebenso zur erfolgreichen Therapie der chronischen Magenschleimhautentzündung beitragen wie eine magenschonende Lebensweise. Regelmäßige Kontrollen sind notwendig, um mögliche Folgen wie Geschwüre oder Krebs, frühzeitig zu erkennen.

Die chronische Magenschleimhautentzündung Typ B, ausgelöst durch Keime, ist medikamentös gut behandelbar. Angezeigt ist hier die Eradikationstherapie. Der Patient erhält zwei Antibiotika und einen Säureblocker, welche er für eine Woche einnimmt. In 90 % der Erkrankungsfälle ist die Therapie erfolgreich.

Die chronische Magenschleimhautentzündung Typ C erfordert eine Bekämpfung der Ursachen. Ein magenfreundliches Konsumverhalten in Hinblick auf Lebensmittel, Alkohol, Nikotin und Arzneimittel ist empfehlenswert. Bei notwendiger regelmäßiger Medikamenteneinnahme bewähren sich Säurehemmer zum Magenschutz. Auch bei dieser Form der Gastritis sollten regelmäßige Kontrollen erfolgen.

Zur Unterstützung der Behandlung der chronischen Magenschleimhautentzündung bieten sich Alternativen an, wie die Phytotherapie mit ihren pflanzlichen Heilmitteln oder Entspannungsmethoden wie Autogenes Training und Yoga.


Vorbeugung

Die chronische Magenschleimhautentzündung lässt sich nicht mit Sicherheit vermeiden, dennoch kann einer Erkrankung vorgebeugt werden. Gesunde Ernährung mit Verzicht auf fettreiche und stark gewürzte Speisen wirkt sich ebenso positiv aus wie die Reduzierung des Konsums von Alkohol und Nikotin.

Als präventive Maßnahme fungiert auch der gewissenhafte Umgang mit magenreizenden Medikamenten. Die chronische Magenschleimhautentzündung kann durch Stressverminderung und moderate Bewegung verhindert werden.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
  • Siewert, J., Rothmund, M., Schumpelick, V.: Praxis der Viszeralchirurgie: Gastroenterologische Chirurgie. Springer, Berlin 2011

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021

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