Immunsystem (Immunisierung, Immunität)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Immunsystem (Immunität) umfasst die Gesamtheit aller Abwehrreaktionen eines Körpers gegen vorkommende Krankheitserreger, mit denen er konfrontiert wird, wie Bakterien, Pilze, Viren sogar gegen andere Fremdeiweiße (z.B. Toxine). Immunität ist die Unempfindlichkeit gegenüber Erregern von Infektionskrankheiten (ansteckende Krankheiten). Man unterscheidet natürliche und künstliche Immunität.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Immunsystem?

Ansteckende Krankheiten (Infektionskrankheiten) werden vor allem durch Bakterien, Viren, einzellige Pilze oder Tiere hervorgerufen. Aber auch ihre giftigen Ausscheidungsprodukte können Verursacher sein.

Nicht jede Infektion führt unweigerlich zu einer Erkrankung. Das ist davon abhängig, in wie weit der Körper bzw. unser Immunsystem in der Lage ist, bestimmte Abwehrstoffe (Antikörper) schnell genug und in entsprechender Menge zu bilden. Dabei spielt mit großer Wahrscheinlichkeit auch die körperliche Gesamtverfassung eine Rolle.

Antikörper- sind körpereigene Abwehrstoffe (Antigene). Das sind spezielle Eiweißstoffe, die im Blutplasma gelöst sind oder an die Oberfläche spezieller weißer Blutzellen (Lymphocyten) gebunden sind. Diese sind in der Lage, eingedrungene körperfremde Stoffe (Antigene) unschädlich zu machen.

Ein angeborenes Immunsystem (Immunität) besitzt der Mensch gegen viele Bakterien und Viren von Natur aus, was durch bestimmte Abwehrmechanismen verursacht wird. So verhindert die Haut durch ihren Säureschutzmantel das Eindringen von Erregern oder deren Ausscheidungen in den Körper. Bereits eingedrungene Erreger werden durch spezifische weiße Blutkörperchen (Fresszellen) vernichtet oder von deren Zellprodukten (z.B. Interferrone) abgetötet.

Im Verlaufe des Lebens kann eine Immunität gegen ganz bestimmte Erreger durch die Bildung von Antikörpern erworben werden. Für das natürliche Immunsystem ist dafür Voraussetzung, dass der Mensch die Infektionskrankheit schon einmal durchlebt und überwunden hat.

Bei künstlich erworbener Immunität kann es mitunter zu einem leichten Krankheitsverlauf kommen. Die Impfung erfolgt mit abgeschwächten oder abgetöteten Erregern. Das Immunsystem wird angeregt, selbst Abwehrstoffe, Antikörper gegen die Krankheitsverursacher zu bilden. Die natürliche sowie die künstliche Immunität setzt das Vorhandensein von Antikörpern im Blut gegen bestimmte Krankheitserreger voraus.

Was ist Immunisierung (Immunität)?

Eine Immunisierung ist das Erreichen einer Immunität gegenüber ansteckenden Krankheitserregern. Hierbei unterscheidet man zwei verschiedene Immunisierungsarten, die aktive und die passive.

Natürliche Immunität kann angeboren sein, wie z.B. beim Menschen gegen verschiedene Tierseuchen (Maul- und Klauenseuche) oder durch das Überstehen einer Infektionskrankheit erworben werden (z.B. Diphtherie).

Künstliche Immunität wird durch Impfungen erreicht (Immunisierung). Das sind körperfremde Makromoleküle belebter Natur (z.B. Bakterien, Schimmelpilze) oder unbelebter Natur (z.B. Nahrungs- und Arzneimittel), die nach dem Eindringen in den Körper eine bestimmte immunologische Abwehrreaktionen hervorrufen können.

Bei der aktiven Immunisierung werden abgeschwächte oder abgetötete Erreger geimpft. Der Körper bildet in diesem Fall selbst Abwehrstoffe (Antikörper). Anwendung findet diese Art der Immunisierung bei folgenden Infektionskrankheiten: z.B. zum Schutz vor Kinderlähmung, Diphtherie, Tuberkulose, Masern, Pocken und Keuchhusten. Bei einigen Krankheiten z.B. Diphtherie, Wundstarrkrampf (Tetanus) ist jedoch eine mehrmalige Impfung notwendig, um einen dauerhaften Schutz zu erzielen.

Bei der passiven Immunisierung wird ein Serum geimpft, das Abwehrstoffe enthält. Diese Art findet Anwendung, wenn bereits eine Infektion vorliegt und die körpereigene Abwehr geschwächt ist, so dass sie unterstützt werden muss. Diese Impfung wirkt zwar sofort, ist aber nicht von Dauer, da die injizierten Abwehrstoffe schnell wieder vom Körper abgebaut werden.

Geschichte der Immunisierung (Schutzimpfung)

Wie kam es zu einer Schutzimpfung? Wer war der Begründer? Im Jahre 1796 machte der englische Arzt Edward Jenner eine Entdeckung, die einen medizinischen Fortschritt bei der erfolgreichen Bekämpfung von Infektionskrankheiten nach sich zog.

Jenner beobachtete bei einer Pockenepidemie, dass Menschen (meist Melker), die an harmlosen Kuhpocken erkrankt waren, von dieser Seuche nicht ernsthaft in Mitleidenschaft gezogen wurden. Sie waren vor diesen gefährlichen Menschenpocken geschützt. Zu dieser Zeit starben aber sehr viele Menschen an dieser sehr ansteckenden, schweren Infektionskrankheit.

Jenner suchte nach entscheidenden Zusammenhängen zwischen diesen unterschiedlichen Pockenarten und wagte ein riskantes Experiment. Er injizierte Kindern in kleine Schnittwunden der Haut Flüssigkeit aus den Pusteln pockenkranker Rinder und hatte Erfolg. Von den Geimpften erkrankte niemand an Menschenpocken. Die Kinder wurden in diesem Versuch künstlich mit harmlosen Kuhpocken konfrontiert.

Diese verursachten keine Erkrankung, es kam aber zu einer Immunreaktion. Ihr Körper bildete spezifische Antikörper, die auch gegen den Erreger der gefährlichen Menschenpocken ausreichend Schutz brachten. Gebildete Gedächtniszellen sorgten bei einer Neuinfektion durch gleiche oder ähnlich strukturierte Erreger für einen Sofortschutz. Nach Einführung einer Schutzimpfung gegen Menschenpocken ging die Todesrate erheblich zurück.

Aktive Immunisierung (Schutzimpfung)

Wir Menschen können uns durch Impfungen vor vielen Infektionskrankheiten schützen, die im Mittelalter häufig zum Tode führten. Bei der aktiven Immunisierung (Impfung) werden abgetötete oder abgeschwächte Erreger oft auch deren Ausscheidungsprodukte geimpft. Bestimmte weiße Blutzellen (Lymphocyten) bilden daraufhin Antikörper, die mit den Erregern (Antigene) reagieren und sie somit unschädlich machen.

Der Körper produziert eigene Abwehrstoffe, er muss sich selbst mit den Erregern auseinandersetzen. Dabei binden Antikörper mehrere Antigene und verklumpen diese miteinander, es findet eine Antigen- Antikörper- Reaktion statt. Fresszellen (weiße Blutkörperchen) vernichten anschließend diese Verklumpungen. Die meisten Erreger werden so erfolgreich bekämpft.

Diese körpereigenen Antikörper können über viele Jahre existieren oder sogar lebenslang bei Bedarf immer wieder gebildet werden. Zu diesem Zweck wandeln sich spezielle Lymphocyten, die sich nicht an der Antikörperreaktion beteiligen, nach einer Infektion in so genannte Gedächtniszellen um. Diese Zellen sind sehr langlebig. Kommt es zu einer erneuten Infektion mit gleichen Erregern, sorgen sie sofort für die Bildung der erregerspezifischen Antikörper. Der Organismus ist gegen eine Art von Erregern immun geworden und genau aus diesem Grund bekommen wir Kinderkrankheiten gewöhnlich nur einmal.

Voraussetzung für die Anwendung dieser Immunisierungsart ist, dass zur Zeit der Impfung kein Infekt vorliegt oder vor geraumer Zeit vorgelegen hat. Der Arzt muss das im Vorfeld genau abklären, um den Organismus nicht zusätzlich zu belasten und zu schwächen. Bei dieser künstlich erworbenen Immunität kann es mitunter zu einem leichten Krankheitsverlauf kommen. Diese Methode wirkt nicht sofort, hält aber in ihrer Wirkung mitunter sehr lange. Sie ist in jedem Fall als vorbeugende Schutzmaßnahme gegenüber Infektionskrankheiten zu sehen.


Passive Immunisierung

Bei dieser Immunisierung wird ein Heilserum injiziert, das bereits spezifische Antikörper enthält. Diese beginnen sofort die Krankheitserreger zu bekämpfen. Das Serum dient der Heilung bereits ausgebrochener Infektionskrankheiten und kommt demzufolge im Körper von Erkrankten zur Anwendung.

Durch die zugeführten, fertigen Abwehrstoffe wird der bereits Geschwächte in seinem Kampf gegen die Erreger unterstützt. Das dauert solange, bis er in der Lage ist, aus eigener Kraft genügend Antikörper zu bilden. Diese Impfung wirkt zwar sofort, ist aber nicht von Dauer, da die körperfremden Serumproteine durch das eigene Immunsystem schnell wieder abgebaut werden.

Für die Herstellung des Impfstoffes werden Tiere wiederholt mit abgeschwächten oder abgetöteten Erregern geimpft. Daraufhin reagiert ihr Immunsystem mit der Bildung spezifischer Antikörper, die aus dem Blutplasma später herausgefiltert werden.

Das flüssige Blutserum wird zusammen mit den Antikörpern zum Impfstoff aufbereitet. Nach etwa 2 bis 3 Wochen muss es zum Einsatz kommen, da die Abwehrstoffe nach dieser Zeit zerfallen. In der heutigen Zeit werden solche Antikörper zunehmend auch aus menschlichem Blut gewonnen, das die entsprechenden Voraussetzungen bietet.

Auch Bakterien werden für die Erzeugung von Antikörpern genutzt. Zu diesem Zweck wird das genetische Material eines Bakteriums verändert und damit manipuliert.

Durch das Einschleusen entsprechender menschlicher Gene in das Genom der Bakterienzelle wird ihr gesamter Stoffwechselapparat auf die Synthese menschlichen Eiweißes eingestellt. Bakterien erlangen somit die Fähigkeit, spezielle Antikörper zu produzieren, deren Eiweiße mit denen im Blut des Menschen identisch sind.

Durch aufwendige biotechnologische Verfahren wird die industrielle Massenproduktion dieser künstlich erzeugten Bakterienmutanten mit den gewünschten Eigenschaften wirtschaftlich möglich. Nach diesem Verfahren produzierte Antikörper finden großen Zuspruch in der Medizin, da sie einfach von Betroffenen besser vertragen werden.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2011
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
  • Schütt, C., Bröker, B.: Grundwissen Immunologie. Spektrum, Heidelberg 2011

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021

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