Erhöhter Speichelfluss
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 23. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Ein erhöhter Speichelfluss kann die verschiedensten Ursachen haben. Dazu gehören beispielsweise Medikamente oder neurologische Erkrankungen wie Parkinson. Zudem kann es auf eine Grunderkrankung hinweisen. Obwohl der erhöhte Speichelfluss nicht schmerzhaft ist, ist er für den Betroffenen und das Umfeld belastend.
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Was ist erhöhter Speichelfluss?
Ein erhöhter Speichelfluss bezeichnet eine übermäßige Produktion des Speichels im Mund. In Fachkreisen wird dies Hypersalivation genannt. Der vermehrte Speichelfluss wird häufig noch von einer Sialorrhö begleitet, das unkontrollierte Austreten des Speichels aus dem Mund. Dieses kann sich durch ein Sabbern oder eine feuchte Aussprache zeigen. Bei einem gesunden Menschen beträgt die tägliche produzierte Menge an Speichel bis zu 1,5 Liter. Liegt die Menge jedoch deutlich darüber, wird vom vermehrten Speichelfluss gesprochen. Dieser nimmt in der Regel nach dem Essen sowie am Abend zu.
Ursachen
Eine falsche Ernährung kann ebenso der Auslöser sein, zum Beispiel der Verzehr von scharfen, stark gewürzten oder sehr sauren Speisen und Nahrungsmitteln. Bei Babys und kleinen Kindern ist ein erhöhter Speichelfluss zusammen mit der Sialorrhö völlig normal, dem unwillkürlichen Abfließen des Speichels aus dem Mund. Bis zum vierten Lebensjahr des Kindes ist dies unbedenklich.
Zu den möglichen lokalen Ursachen gehören zum Beispiel eine Entzündung der Mandeln oder Mundhöhle, Karies usw. Erkrankungen der Speicheldrüsen, Allgemeinerkrankungen wie Diabetes, Autoimmunerkrankungen und Vitaminmangelerkrankungen gehören zu weiteren möglichen Auslösern, die einen erhöhten Speichelfluss verursachen können. Andere Ursachen können im psychischen Bereich begründet sein, beispielsweise in einer Nervosität oder Ängstlichkeit.
Neurologische Probleme wie eine Parkinsonerkrankung kann ein weiterer Auslöser sein. Bei verschiedenen Infektionen wie der Tollwut kommt es auch zu einem vermehrten Speichelfluss. Das Gleiche gilt für die Einnahme bestimmter Medikamente wie Neuroleptika oder Vergiftungen mit speziellen Substanzen, zum Beispiel Quecksilber. Veränderungen im Hormonhaushalt, beispielsweise während der Schwangerschaft oder Wechseljahre können die unangenehme Begleiterscheinung ebenso mit sich bringen.
Krankheiten
- Erkrankungen der Speicheldrüsen
Wann zum Arzt?
Bei einem erhöhten Speichelfluss liegt in den meisten Fällen kein krankheitsbedingter Zustand vor, der Anlass zur Sorge gibt. Häufig bestehen weitere Beschwerden, die einen Besuch beim Arzt notwendig werden lassen. Der erhöhte Speichelfluss tritt beispielsweise kurz vor dem Erbrechen oder bei starker Übelkeit auf. Diese Beschwerden geben Grund für eine nähere ärztliche Untersuchung.
Viele Menschen leiden an einem erhöhten Speichelfluss in Situationen von erhöhtem Stress oder einer Aufgeregtheit. Kommt es zu Streit oder Konflikten, werden verschiedene Systeme im Organismus in ihrer Tätigkeit angeregt. Sie dienen der Bewältigung der Herausforderung. Nach einem Streit reduziert sich die Produktion des Speichels automatisch.
Innerhalb der Stresssituation wird der erhöhte Speichelfluss oft als unangenehm empfunden. Während des Sprechens kommt es häufig zu unkontrollierten Speichelspritzern. In diesen Fällen genügt es, wenn der Betroffene tief durchatmet und sich beruhigt. Langsames und ruhiges Sprechen reduzieren die Beschwerden schnell wieder.
Hält der erhöhte Speichelfluss über einen längeren Zeitraum an, können eine Autoimmunkrankheit, ein Vitaminmangel oder Diabetes vorliegen. Für den Betroffenen ist es ratsam, wenn er diese Ursachen von einem Arzt abklären lässt. Bei der Gabe von Medikamenten kann einer erhöhter Speichelfluss eine Nebenwirkung darstellen. Sie verschwindet wieder, sobald die Medikamente nach Rücksprache mit dem Arzt abgesetzt werden.
Diagnose und Verlauf
Zur Diagnose erfolgt zunächst einmal ein ausführliches Gespräch (Anamnese) mit dem Arzt, indem die Beschwerden geschildert werden. Hier spielt ebenso eine wichtige Rolle, ob sie dauerhaft vorhanden sind oder in welchen Situationen sie auftreten. Bei der Diagnose wird auch geklärt, ob tatsächlich ein erhöhter Speichelfluss oder eine Abschluckstörung vorliegt. Diese Beschwerden werden gern einmal verwechselt. Daher werden bei der körperlichen Untersuchung sehr häufig Schlucktests durchgeführt, um eine Störung beim Abtransportieren des Speichels ausschließen zu können.
Zudem wird dabei die Speichelmenge gemessen. Diese kann der Arzt schätzen, aber ihm steht hierfür auch ein spezielles Verfahren zur Verfügung. Mit Apparaten kann die Menge des Speichelflusses genau bestimmt werden. Bei manchen Betroffenen liegt eine Entzündung der Speicheldrüsen vor, woraus ein erhöhter Speichelfluss resultiert. Dies kann der Arzt durch ein Abtasten des Kiefers erkennen. Die Speicheldrüsen sind dann häufig schmerzempfindlich.
Komplikationen
Ein erhöhter Speichelfluss kann aus medizinischer Sicht sehr positiv sein. Er hilft dabei, aufgenommene Lebensmittel ausreichend im Mund zu zersetzen und versorgt die Zähne und Zahnzwischenräume. Dadurch sind sie besonders gut vor Bakterien oder Viren geschützt. Für den betroffenen wird der erhöhte Speichelfluss dennoch nicht so angenehm erlebt. Gefühle von Scham und Zurückhaltung können sich einstellen. Der erhöhte Speichelfluss kann innerhalb der Kommunikation sehr unangenehm sein. Bestimmte Töne lösen ein Spucken beim Sprechen aus. Dies führt meist zu einem größeren körperlichen Abstand zweier Personen sowie einem Rückzugsverhalten des Betroffenen.
Setzt der erhöhte Speichelfluss spontan ein, tritt er meist in Verbindung mit Übelkeit und einem wenig später folgendem Erbrechen auf. Der Geruch von Lebensmitteln kann den Speichelfluss ebenfalls erhöhen. Dies gilt als normal und ist wenig besorgniserregend. Der Verzehr von Lebensmitteln, die eine besondere Schärfe haben, führt ebenfalls zu einem erhöhten Speichelfluss. Damit sollen die Gewürze neutralisiert werden, um die Schleimhäute in der Speiseröhre oder dem Magen nicht anzugreifen. In einigen Fällen kann der Nachtschlaf in einer Seitenlage bereits einen erhöhten Speichelfluss bewirken. Der Körper verliert den Speichel und produziert daher vermehrt neuen, um den Rachen zu versorgen. Der Speichel wird benötigt, um den Schluckakt zu erzeugen und der Mundtrockenheit vorzubeugen.
Behandlung und Therapie
Tritt ein erhöhter Speichelfluss auf, zählt die Gabe von Medikamenten zu den therapeutischen Maßnahmen. Dazu gehören zum Beispiel Dopaminantagonisten. Vor dem Essen kann ein Anticholinergikum eingenommen werden. Es gibt auch Medikamente als Pflaster. Diese werden hinter das Ohr geklebt. Der Wirkstoff gelangt hier direkt zu den Speicheldrüsen, um deren Speichelproduktion zu hemmen. Neben der medikamentösen Therapie gibt es auch Alternativen wie Bestrahlungen, Akupunktur, Entspannungstherapien zum Abbau von Stress, Verhaltentraining sowie sprachtherapeutische Maßnahmen.
Letzten Endes kann eine physiotherapeutische Behandlung ebenfalls Abhilfe schaffen. Ist die Ursache eine Vergiftung, muss das Gift aus dem Körper ausgeleitet werden. Liegt eine Erkrankung der Speicheldrüsen vor, ist manchmal ein chirurgischer Eingriff erforderlich, damit der erhöhte Speichelfluss beseitigt werden kann. Entsteht ein erhöhter Speichelfluss durch Zahnfehlstellungen, müssen diese korrigiert werden. Hierfür können Zahnspangen eingesetzt werden oder in schlimmen Fällen auch chirurgische Eingriffe notwendig werden.
Ein Neurologe kann eine Schädigung der Nerven ermitteln, die an der erhöhten Speichelproduktion beteiligt sind. Resultieren die Beschwerden aus einer bestimmten Krankheit, ist es grundsätzlich wichtig, dass die Grunderkrankung behandelt wird, um gleichzeitig auch den Speichelfluss zu verringern. Verschiedene Haus- und Naturheilmittel können ebenfalls eine gute Hilfe sein. Dazu gehören Kräutertinktur aus Eichenrinde, Benediktenwurz, Odermennig, Wacholderbeeren und Nussblättern, die in Branntwein eingelegt werden (zu gleichen Teilen), getrockneter Salbei, beispielsweise in der Form von Tees oder Bonbons. Außerdem helfen homöopathische Behandlungen mit Jaborandi, Ignatia oder Staphisagria (gute Hilfe im Zusammenhang mit einem Erbrechen bei Schwangeren).
Auf Grund der zahlreichen Ursachen, aus denen ein erhöhter Speichelfluss resultieren kann, sollte ein Arzt konsultiert werden. Dieser kann durch verschiedene Untersuchungen die genaue Ursache erkennen und die Behandlung mit speziellen Hausmitteln oder naturheilkundlichen Mitteln ergänzen. Eine einheitliche Therapie des erhöhten Speichelflusses ist nicht vorhanden, da stets die Ursache behandelt werden muss. Meist sind die Beschwerden schnell verschwunden, wenn eine passende Therapie eingeleitet wurde.
Aussicht und Prognose
Ein erhöhter Speichelfluss kann durch verschiedene Krankheiten verursacht werden und bedarf dabei nicht in jedem Fall einer Behandlung. In der Regel kommt es vor allem bei Kindern relativ schnell zu einem positiven Krankheitsverlauf, sodass diese Beschwerde wieder von alleine verschwindet. Allerdings sollte der erhöhte Speichelfluss dann von einem Arzt untersucht werden, wenn die Beschwerde länger anhält oder auch im Erwachsenenalter auftritt. Dabei kann es sich um eine schwerwiegende Erkrankung handeln, die in der Regel nicht von selbst wieder verheilt.
Die Grunderkrankung entscheidet dabei stark über den weiteren Verlauf dieser Beschwerde, sodass eine allgemeine Voraussage in der Regel nicht möglich und auch nicht sinnvoll ist. Weiterhin kann die Beschwerde auch durch eine Demenz oder durch Parkinson verursacht werden, wobei es in der Regel zu keinem vollständig positiven Krankheitsverlauf kommt. Die Beschwerden können zwar eingeschränkt, aber nicht vollständig behandelt werden. Sollte der erhöhte Speichelfluss mit einer falschen Ernährung oder einer Unverträglichkeit verbunden sein, so verschwinden die Beschwerden in der Regel wieder nach einigen Stunden, sodass es zu keinen weiteren Komplikationen kommt.
Vorbeugung
Zudem ist es wichtig, Stress zu reduzieren. Autogenes Training, Yoga oder progressive Muskelentspannung sind ideal, denn diese Maßnahmen wirken auf den Körper und Geist entspannend und helfen dabei, Stress besser bewältigen zu können. Wer regelmäßig Medikamente einnehmen muss, sollte den Beipackzettel genau durchlesen, da sich hier eventuell der Auslöser findet.
Quellen
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
- Groß, U.: Kurzlehrbuch Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2013
- Suttorp, N. et al.: Infektionskrankheiten: verstehen, erkennen, behandeln, Georg Thieme Verlag, 1. Auflage, 2003
- Trautmann, A.: Allergologie in Klinik und Praxis. Thieme, Stuttgart 2013
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 23. Februar 2024
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