Anamnese
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Anamnese ist die Befragung des Patienten nach seinen beobachteten Symptomen. Anhand der Anamnese kann der Arzt ersten Verdachtsdiagnosen nachgehen und Untersuchungen zur eindeutigen Diagnose einleiten.
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Was ist eine Anamnese?
Der Patient begibt sich in ärztliche Hand, da er Schmerzen spürt oder Veränderungen an Körper oder Psyche bemerkt hat. Die Anamnese ist damit immer der erste Schritt der Untersuchung, da der Patient dem Arzt Hinweise darauf liefern kann, welche Diagnosen in Frage kommen. Dabei gibt es die Eigen- und die Fremdanamnese: entweder beantwortet der Patient die Fragen des Arztes selbst oder spricht über eine dritte Person, etwa das eigene Kind.
Bei der Anamnese schildern Patienten zunächst selbst Beschwerden, anschließend werden vom Arzt noch weitere Fragen gestellt. Im Rahmen einer Anamnese bringt der Arzt zudem die medizinische und familiäre Vorgeschichte, Lebensumstände, Risikofaktoren durch Alltag, Beruf, Sexualverhalten oder Drogenmissbrauch sowie weitere Faktoren in Erfahrung.
Der Arzt fragt dabei nicht willkürlich, sondern nach einem Schema abhängig von seinem Verdacht durch den bisherigen Verlauf der Anamnese. Kann der Patient selbst nur noch begrenzt sprechen, greifen Ärzte auf Kommunikationsformen wie die Schmerzskala von 1-10 zurück, die der Patient auch mit den Fingern zeigen kann.
Anwendung und Funktion
Der Arzt grenzt die Erkrankung des Patienten basierend auf seinen Schilderungen zunächst grob ein. Anschließend stellt er Fragen, um seinen Verdacht zu konkretisieren und Faktoren zu erkennen, die seine Annahmen wahrscheinlich machen. Ziel der Anamnese ist es, so zielgerichtet wie möglich weiter zu untersuchen und dem Patienten dabei unangenehme wie unnötige Untersuchungen zu ersparen.
Der Patient wiederum fasst durch die Anamnese als kommunikatives Werkzeug Vertrauen zum Arzt, was für die weitere Behandlung entscheidend ist.
Methoden und Verfahren
Die Anamnese erfolgt abhängig vom Zustand des Patienten. Bestenfalls kann der Patient selbst seine Symptome schildern und sich anschließend vom Arzt befragen lassen. Schwierig, aber dennoch möglich ist das, wenn der Patient beatmet wird, eingeschränkt bei Bewusstsein ist oder aus anderen Gründen nicht sprechen, aber zuhören kann.
Der Arzt greift dann auf vereinfachte Formen der Kommunikation zurück und versucht, sich vom Patienten Antworten auf Fragen zeigen oder darstellen zu lassen. Er arbeitet mit Ja- und Nein-Fragen, umso mehr ist er bei dieser Art von Anamnese aber auch fachlich gefordert.
Kann der Patient selbst nicht sprechen, greift der Arzt in der Anamnese auf Dritte zurück, etwa auf Pflegepersonal, Eltern oder Ehepartner. Da jedoch ein Dritter nicht alles über den Patienten wissen kann, etwa wenn dieser ein wichtiges Symptom verschwiegen oder anders beschrieben hat, ist die Kommunikation mit Dritten immer nur die zweite Wahl.
Was muss der Patient beachten?
Die Anamnese stellt das Erstgespräch mit dem Arzt dar. Der Patient kann mithelfen, indem er vorab seine wichtigsten Symptome, den Zeitpunkt des Auftretens und weitere Details notiert. Im Gespräch können sonst wichtige Fakten übersprungen werden, die für die Diagnose aber entscheidend sind.
Wichtig ist dabei, wann das Symptom zuerst bemerkt wurde, ob es zum Arzttermin noch auftritt oder sich bereits gebessert hat, ob es eher nachts oder tagsüber oder bei bestimmten Tätigkeiten auftritt.
Nach Möglichkeit wird der Arzt den Patienten bereits nach der Anamnese untersuchen können, andernfalls erläutert er ihm das weitere Vorgehen und die nächsten diagnostischen Schritte. Werden Dritte zum Patienten befragt, müssen sie diese vorbereitenden Schritte vor der Anamnese unternehmen.
Ablauf und Durchführung
Die Anamnese wird abhängig davon durchgeführt, ob der Patient selbst sprechen kann oder Dritte dem Arzt seine Symptome schildern müssen. Bestenfalls spricht der Patient selbst, Angehörige können dazu aus dem Raum geschickt werden, wenn es um heikle Details geht.
Bestenfalls kann der Arzt mit dem Patienten zur Anamnese alleine sein, da dieser dann offener ist und dem Arzt eine körperliche Veränderung auch zeigen kann. Spätestens jetzt wird der kommunikative Aspekt der Anamnese deutlich: Patienten sagen in Gegenwart Angehöriger möglicherweise nicht die volle Wahrheit oder verschweigen wichtige Details.
Der Arzt greift die Beobachtungen des Patienten auf und stellt weitere Fragen, die zur Eingrenzung der Diagnose beitragen. Dabei arbeiten Ärzte mit Methoden wie der Schmerzskala von 1-10, um dem Patienten die Schilderung von Symptomen zu erleichtern. Kann der Patient nur noch durch Gesten und Zeichen antworten, stellt der Arzt seine Fragen entsprechend vereinfacht.
Eigenleistung oder Krankenkasse - wer trägt die Kosten?
Die Anamnese ist Teil der ärztlichen Untersuchung und wird von der Krankenkasse vollständig übernommen. Das gilt auch dann, wenn Dritte ersatzweise oder zusätzlich befragt werden. Sollte dem Patienten nach der Anamnese ein Detail einfallen, kann er sich auch danach noch einmal an den Arzt wenden.
Risiken, Gefahren und Komplikationen
Bei Ausdrucks- und Kommunikationsschwierigkeiten ist der Arzt gefragt, um dem Patienten vereinfachte Fragen mit Antwortmöglichkeiten wie Nicken oder Kopfschütteln zu stellen.
Bei Fremdanamnese besteht immer das Risiko, dass Angehörige nicht alles wissen, denn sie können nur beobachten. Deswegen geht der Befund in der Diagnostik immer über die Anamnese.
Quellen
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
- Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
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