Speichel
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Der menschliche Organismus produziert täglich zwischen 1 und 1,5 Liter Speichel. Dabei übernimmt die Flüssigkeit wichtige Funktionen für die Gesundheit der Zähne. Ein Mangel an Speichel führt nicht nur zu einem trockenen Mund. Er kann darüber hinaus weitere Beschwerden hervorrufen.
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Definition
Speichel besteht zum größten Teil aus Wasser. Schleimstoffe, Elektrolyte, Eiweiße und Enzyme machen insgesamt einen Anteil von nur 1 Prozent aus. Die Produktion des Speichels steht auch zwischen den Mahlzeiten oder in der Nacht nicht still.
Äußere Reize können die Herstellung jedoch so anregen, dass mehr Spucke durch die Speicheldrüsen fließt. Eine solche Regulierung ist sinnvoll, um die aufgenommene Nahrung gleitfähig zu machen, damit sie die Speiseröhre passieren kann. Die Menge des produzierten Speichels reguliert dabei das vegetative Nervensystem.
Anatomie
Die wässrige Spucke eignet sich vermehrt für die Verdauung. In der Produktion überwiegt jedoch der Anteil des muzinösen Speichels. Hergestellt werden beide Arten über die Speicheldrüsen, welche sich im Mund befinden. Es wird zwischen großen und kleinen Speicheldrüsen differenziert.
Ohrspeicheldrüse, Unterkieferspeicheldrüse und Unterzungenspeicheldrüse stellen insgesamt 90 Prozent der Flüssigkeit her. Die restlichen 10 Prozent verteilen sich auf die kleineren Drüsen. Obwohl Speichel zu 99 Prozent aus Wasser besteht, ist das übrig bleibende Prozent für die vielfältigen Funktionen der Flüssigkeit verantwortlich.
Proteine stellen neben Wasser den größten Inhaltsstoff dar. Einige der Proteine sind Teil des Verdauungssystems, indem sie die aufgenommenen Kohlenhydrate zum Beispiel in kleinere Ketten zerlegen. Vor allem Amylasen und Ptyalin müssen hier genannt werden. Bei Muzin handelt es sich um einen spezifischen Schleimstoff, der im Speichel vorkommt und die Schleimhaut des Mundes vor externen Reizen schützt.
Weiterhin befinden sich Stoffe im Speichel, die zum körpereigenen Abwehrsystem gehören, wie spezifische Antikörper aus der Kategorie IgA. Kalium-, Natrium-, Calcium- und Chlorionen sind die wichtigsten Elektrolyte, die sich im menschlichen Speichel befinden. Darüber hinaus lassen sich Harnsäure, Harnstoff und Ammoniak feststellen. Der pH-Wert des Speichels liegt bei 6,0 bis 6,9.
Funktion
Die Funktionen des Speichels sind vielfältig. Zunächst spielt er bei der Nahrungsaufnahme und Verdauung eine wichtige Rolle. Die spezifische Beschaffenheit des Speichels sorgt bei einer gleichmäßigen Verteilung mit den zerkauten Speiseresten dafür, dass diese geschluckt werden können.
Weiterhin lösen sich während des Kauens Geschmackstoffe im Speichel. Auf diese Weise können die Geschmacksknospen der Zunge die Aromen aufnehmen und den Geschmack der Speise wahrnehmen. Der Speichel leitet während des Kauens die Verdauung ein, indem durch Enzyme Kohlenhydrate und Proteine in kleinere Teile gespalten werden.
Der alkalische Wert des Speichels schützt die Zähne und die Mundschleimhaut durch die Neutralisierung von Säure vor Karies. Der Schutz ist jedoch nur beschränkt und ersetzt keine regelmäßige Mundhygiene. Durch bestimmte Mineralstoffe wie Fluorid, die in dem Speichel vorkommen, kann die Flüssigkeit kleinere Zahndefekte selbstständig reparieren. Auf diese Weise bietet Speichel Schutz vor einer Demineralisierung.
Durch seine großflächige Verbreitung in Mundraum und Rachen kann der Speichel vor Krankheitserregern schützen. Einige Stoffe wirken antibakteriell. So befinden sich Proteine in der Spucke, welche eine ähnliche Arbeit wie Antikörper leisten. Bei diesen handelt es sich zum Beispiel um Lysozym. Histatin, ein weiteres Eiweiß, trägt zur Wundheilung bei. Darüber hinaus hilft die Befeuchtung des Mundraums beim Sprechen, indem Lippen und Zunge ihre Beweglichkeit nicht verlieren.
Erkrankungen
- Speicheldrüsenentzündung (Speichelstein)
Beschwerden treten vor allem dann auf, wenn zu wenig Speichel produziert wird. Betroffene klagen über ein unangenehmes Gefühl im Mundraum und weisen darüber hinaus ein erhöhtes Risiko für Karies und andere Krankheitserreger auf. Wird viel Speichel hergestellt, können Bakterien sowie weitere schädigende Komponenten wie Zucker rasch weggespült werden.
Zu wenig Spucke hingegen kann den Zähnen keinen Schutz vor einer Demineralisierung und Erregern bieten. Darüber hinaus kommt es zu einer veränderten Wahrnehmung von Speisen und Getränken. Das Schlucken und Sprechen fällt Betroffenen häufig schwer. Die Ursachen für eine verminderte Speichelproduktion sind vielfältig. Sie äußert sich vor allem bei älteren Personen.
Bei einer gesunden Person fließt pro Minute etwa ein Milliliter Speichel über die Drüsen in den Mundraum. Als Ursache für den trockenen Mund kommen zum Beispiel einige Medikamente in Frage, wie Antihistaminika oder trizyklische Antidepressiva. Nach einer Radiotherapie können die Speicheldrüsen beschädigt sein. Weiterhin lassen sich Entzündungen, Tumore und ein vorliegender Flüssigkeitsmangel nicht ausschließen.
Quellen
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
- Zenner, H.P.: Praktische Therapie von Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten, Schattauer Verlag, 2008 3
- Suttorp, N. et al.: Infektionskrankheiten: verstehen, erkennen, behandeln, Georg Thieme Verlag, 1. Auflage, 2003
- Trautmann, A.: Allergologie in Klinik und Praxis. Thieme, Stuttgart 2013
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
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