Homöopathie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 19. Juni 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Homöopathie gehört zu den sanften Naturheilverfahren, die immer mehr Anhänger finden. Die Bezeichnung Homöopathie stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet "gleiches Leiden". Die Homöopathie beruht darauf, dass Wirkstoffe, die bei Gesunden bestimmte Krankheitssymptome hervorrufen, genau solche Krankheiten heilen können, die ähnliche Symptome mit sich bringen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Homöopathie?

Globuli, Akupunktur und das Wissen um Heilkräuter sind Teil der Homöopathie.

Homöopathie geht zurück auf den deutschen Arzt und Chemiker Samuel Hahnemann, der postulierte "similia similibus curentur (Ähnliches heilt Ähnliches)". Angewendet werden in der Homöopathie Naturmittel, die verdünnt werden. Diese Verdünnung wird als Potenzierung bezeichnet. Die Homöopathie hat keine naturwissenschaftliche Grundlage, sondern beruht auf Beobachtung und Erfahrungswerten. Homöopathie gilt als nebenwirkungsfreies Heilverfahren.

Wie funktioniert Homöopathie?

Das Ähnlichkeitsprinzip ist die wichtigste Grundlage der Homöopathie. Um ein homöopathisches Arzneimittel zu finden, werden Wirkstoffe an gesunden Menschen getestet und die hervorgerufenen Auswirkungen dokumentiert.

In der Homöopathie werden die Wirkstoffe dann bei Kranken eingesetzt, die solche Symptome aufweisen. Das Mittel soll nun in niedriger Potenz körperlich wirken oder als Hochpotenz auch geistige Selbstheilungsprozesse in Gang setzen.

Die Potenzierung ist ein weiteres Prinzip der Homöopathie. Wird eine Substanz 10-fach verdünnt, erhält man die D1-Potenz. Verdünnt man diese wieder 10-fach, erhält man die D2-Potenz. Die 100-fache Verdünnung oder Potenzierung nennt man C-Potenzen und die 50.000-fache Verdünnung LM- oder Q-Potenz.

In der homöopathischen Arznei ist also umso weniger Wirkstoff enthalten, je höher die Potenz ist. Dabei werden giftige Nebenwirkungen ausgemerzt, während in der Homöopathie die Hochpotenz als wirksamste gilt.

Prinzipien der Homöopathie

Ähnlichkeitsprinzip:

  • Dieses Prinzip besagt, dass eine Substanz, die in hohen Dosen bestimmte Symptome verursacht, in stark verdünnter Form genau diese Symptome heilen kann.

Potenzierung:

  • Homöopathische Mittel werden durch einen Prozess der Potenzierung hergestellt, bei dem die Ausgangssubstanz wiederholt verdünnt und geschüttelt wird. Dies soll die Heilkraft der Substanz erhöhen und gleichzeitig Nebenwirkungen minimieren.

Individualisierung:

  • Die Wahl des homöopathischen Mittels erfolgt individuell und richtet sich nach den spezifischen Symptomen und der Konstitution des Patienten. Zwei Patienten mit der gleichen Krankheit können daher unterschiedliche Mittel erhalten.

Homöopathie in der Medizin

In der Homöopathiestellen Ärzte mit Zusatzausbildung, Heilpraktiker oder der Patient in Selbstbehandlung die Diagnose. Um das Mittel der Wahl zu finden, sollte man möglichst genau die Symptome beobachten. In Homöopathie Listen finden sich alle Arzneimittel mit Anwendungsgebiet verzeichnet.

Bei der Wahl des Arzneimittels werden in der Homöopathie nicht nur Krankheitssymptome betrachtet, sondern der ganze Mensch mit seinen Gewohnheiten und Persönlichkeitsmerkmalen. Homöopathie wird von Schulmedizinern mit Spezialqualifikation, von Heilpraktikern oder von Laien angewendet.

Praktische Anwendung

Die Homöopathie empfiehlt die Einnahme der Mittel eine halbe Stunde vor oder nach einer Mahlzeit. Die Homöopathie Mittel gibt es als alkoholhaltige Tropfen, als Globuli oder Tabletten. Die Deutsche Homöopathie Union rät bei Selbstmedikation zu den Potenzen D6 oder D12. Im Akutfall eignen sich besonders Globuli, von denen drei- bis fünfmal täglich fünf Stück eingenommen werden.

Ätherische Öle, wie das Menthol in Zahnpasta, können die Wirkung der Homöopathie hemmen und sollten während der Behandlung gemieden werden. Ob Koffein ebenfalls diesen Einfluss hat, ist umstritten.

Wichtige Homöopathische Mittel und deren Anwendung

Arnica montana:

  • Bekannt für seine heilenden Eigenschaften bei Verletzungen, Prellungen und Muskelkater. Es wird oft bei Traumata und zur Förderung der Wundheilung eingesetzt.

Belladonna:

  • Wird verwendet bei plötzlichen und heftigen Entzündungen, die mit Fieber, Rötung und pochenden Schmerzen einhergehen, wie bei Fieberanfällen oder Mandelentzündungen.

Nux vomica:

  • Hilft bei Verdauungsstörungen, Übelkeit, Erbrechen und Verstopfung, besonders wenn diese durch übermäßiges Essen oder Alkoholmissbrauch verursacht wurden. Auch bei Stress und Reizbarkeit wirksam.

Pulsatilla:

  • Wird häufig bei Erkältungen, Husten und Ohrenschmerzen eingesetzt, besonders wenn die Symptome variieren und sich im Freien verbessern. Es wird oft für sensible und emotionale Menschen empfohlen.

Rhus toxicodendron:

  • Wirksam bei Gelenk- und Muskelschmerzen, besonders bei Beschwerden, die sich durch Bewegung bessern und durch Ruhe verschlimmern, wie bei Arthritis oder Rückenschmerzen.

Sulphur:

  • Ein Mittel für Hautprobleme wie Ekzeme, Hautausschläge und Juckreiz. Es wird auch bei chronischen Entzündungen und allgemeinen Erschöpfungszuständen eingesetzt.

Apis mellifica:

  • Verwendet bei Schwellungen, Stichen und allergischen Reaktionen, die mit Brennen und Stechen einhergehen. Besonders wirksam bei Bienenstichen und ähnlichen Symptomen.

Anwendung und Sicherheit

Dosierung:

Die Dosierung homöopathischer Mittel variiert je nach Potenz (Verdünnungsgrad) und individuellen Bedürfnissen des Patienten. Gängige Potenzen sind D6, D12, C30 und C200.

Sicherheit:

Homöopathische Mittel gelten im Allgemeinen als sicher und haben wenige Nebenwirkungen, da sie stark verdünnt sind. Dennoch sollten sie mit Vorsicht und idealerweise unter Anleitung eines erfahrenen Homöopathen verwendet werden.

Grenzen:

Homöopathie kann bei vielen akuten und chronischen Beschwerden hilfreich sein, sollte aber nicht als Ersatz für konventionelle medizinische Behandlungen bei schweren Erkrankungen betrachtet werden. In solchen Fällen ist eine ärztliche Konsultation notwendig.

Konzept der Erstverschlimmerung

Ein häufig diskutiertes Phänomen in der Homöopathie ist die sogenannte Erstverschlimmerung. Hierbei verschlimmern sich die Symptome des Patienten kurzzeitig nach der Einnahme des homöopathischen Mittels, bevor eine Besserung eintritt.

Eine Erstverschlimmerung bezeichnet die vorübergehende Verschlechterung der bestehenden Symptome nach Beginn einer homöopathischen Behandlung. Diese Reaktion wird von Homöopathen als positives Zeichen interpretiert, das darauf hindeutet, dass das gewählte Mittel richtig ist und der Körper beginnt, darauf zu reagieren. Es wird angenommen, dass durch die Erstverschlimmerung die Selbstheilungskräfte des Körpers aktiviert und die bestehenden Beschwerden intensiv, aber kurzzeitig verstärkt werden, bevor eine Heilung eintritt. Ursachen der Erstverschlimmerung

Die Erstverschlimmerung kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden:

Reaktion des Körpers:

Der Körper beginnt, auf das homöopathische Mittel zu reagieren und startet den Heilungsprozess. Dabei können die Symptome vorübergehend intensiver werden.

Entgiftung:

Der Körper leitet Entgiftungsprozesse ein, bei denen Schlackenstoffe und Toxine ausgeschieden werden. Diese Prozesse können sich in Form von verstärkten Symptomen bemerkbar machen.

Überdosierung:

Eine zu hohe Dosis des homöopathischen Mittels kann ebenfalls zu einer Erstverschlimmerung führen. Homöopathen achten daher auf die korrekte Dosierung und Potenzierung der Mittel.

Umgang mit der Erstverschlimmerung

Es ist wichtig, die Erstverschlimmerung richtig zu interpretieren und angemessen darauf zu reagieren:

Beobachtung:

  • Der Patient sollte seine Symptome genau beobachten und dokumentieren, um festzustellen, ob es sich um eine Erstverschlimmerung handelt.

Absprache mit dem Homöopathen:

  • Eine Erstverschlimmerung sollte immer mit dem behandelnden Homöopathen besprochen werden. Dieser kann die Situation einschätzen und gegebenenfalls die Dosierung oder das Mittel anpassen.

Geduld und Vertrauen:

  • In den meisten Fällen ist die Erstverschlimmerung vorübergehend und ein Zeichen dafür, dass der Heilungsprozess in Gang kommt. Geduld und Vertrauen in die Behandlung sind hierbei wichtig.

Dauer und Intensität

Die Dauer und Intensität einer Erstverschlimmerung können variieren. Sie ist in der Regel von kurzer Dauer und kann wenige Stunden bis einige Tage anhalten. Die Intensität der Symptome sollte jedoch nicht extrem sein; übermäßige oder lang anhaltende Verschlimmerungen sollten dringend mit dem Homöopathen besprochen werden, da sie auf eine falsche Mittelauswahl oder Dosierung hinweisen können.

Kritische Betrachtung

Die Erstverschlimmerung ist ein umstrittenes Konzept. Kritiker der Homöopathie sehen darin oft einen Placeboeffekt oder eine natürliche Schwankung der Krankheitssymptome, die unabhängig vom homöopathischen Mittel auftreten kann. Wissenschaftliche Belege für die Existenz und Wirkungsweise der Erstverschlimmerung sind begrenzt, und die Interpretation dieses Phänomens bleibt innerhalb der homöopathischen Gemeinschaft umstritten.

Kritik und Risiken

Trotz ihrer Popularität ist die Homöopathie stark umstritten und steht unter intensiver Kritik von wissenschaftlicher und medizinischer Seite. Die Hauptkritikpunkte lassen sich in verschiedene Bereiche unterteilen, die von den theoretischen Grundlagen bis hin zu praktischen und ethischen Bedenken reichen. Mangel an wissenschaftlicher Evidenz

Fehlende Wirksamkeitsnachweise:

Die meisten wissenschaftlichen Studien und systematischen Übersichtsarbeiten kommen zu dem Schluss, dass homöopathische Mittel nicht wirksamer sind als Placebos. Meta-Analysen, die mehrere Studien zusammenfassen, zeigen keine überzeugenden Beweise für die Wirksamkeit der Homöopathie bei der Behandlung von Krankheiten.

Unplausible Wirkungsmechanismen:

Die homöopathischen Prinzipien, insbesondere die Theorie der Potenzierung, bei der Substanzen durch starke Verdünnung angeblich wirksamer werden, widersprechen den grundlegenden Gesetzen der Chemie und Physik. Kritiker argumentieren, dass bei hohen Verdünnungen kein einziges Molekül der Ausgangssubstanz mehr vorhanden ist, was die Vorstellung eines therapeutischen Effekts wissenschaftlich unplausibel macht.

Methodologische Mängel

Qualität der Studien:

Viele Studien, die positive Ergebnisse für homöopathische Mittel zeigen, weisen methodologische Schwächen auf, wie kleine Stichproben, fehlende Verblindung und unzureichende Kontrolle von Bias. Hochwertige, randomisierte, kontrollierte Studien (RCTs) tendieren dazu, keine spezifischen Effekte der Homöopathie zu finden.

Placeboeffekt:

Kritiker betonen, dass die beobachteten positiven Effekte der Homöopathie oft auf den Placeboeffekt zurückzuführen sind. Patienten können Verbesserungen aufgrund von Erwartungen, dem therapeutischen Setting oder der Aufmerksamkeit und Fürsorge durch den Homöopathen erleben, nicht aber durch das homöopathische Mittel selbst.

Ethische und praktische Bedenken

Verzögerung konventioneller Behandlungen:

Eine der größten Sorgen ist, dass Patienten, die sich auf homöopathische Mittel verlassen, notwendige konventionelle medizinische Behandlungen hinauszögern oder ganz vermeiden könnten. Dies kann zu einer Verschlechterung der Gesundheitszustände führen, die durch evidenzbasierte Medizin besser behandelt werden könnten.

Kosten und Ressourcen:

Trotz fehlender wissenschaftlicher Evidenz werden homöopathische Behandlungen oft von Krankenkassen erstattet, was Ressourcen von effektiven medizinischen Maßnahmen abzieht. Kritiker argumentieren, dass öffentliche Gelder und Versicherungsbeiträge besser in wissenschaftlich fundierte Therapien investiert werden sollten.

Institutionelle und regulatorische Aspekte

Regulierung und Vermarktung:

Die Regulierung von homöopathischen Produkten variiert weltweit, doch in vielen Ländern werden diese Mittel weniger streng kontrolliert als konventionelle Medikamente. Dies führt zu Bedenken hinsichtlich der Sicherheit, Wirksamkeit und irreführender Werbung.

Irreführung der Öffentlichkeit:

Kritiker werfen Homöopathen vor, die Öffentlichkeit über die Wirksamkeit ihrer Mittel zu täuschen und falsche Hoffnungen zu wecken. Es besteht die Gefahr, dass Patienten nicht ausreichend über die wissenschaftlichen Zweifel und die Grenzen der Homöopathie informiert werden.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2011
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
  • Arastéh, K., et al.: Duale Reihe. Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der naturwissenschaftlichen Fachliteratur und fundierter empirischer Quellen verfasst.
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