Neuroleptika
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Neuroleptika werden hauptsächlich gegen Psychosen eingesetzt. Die ersten Neuroleptika wurden in den 1950er Jahren entwickelt. Mittlerweile steht eine ganz neue Generation dieser Medikamentengruppe zur Verfügung, um psychotische Schübe einzudämmen oder zu verhindern.
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Was sind Neuroleptika?
Ein anderer Name für Neuroleptika lautet Antipsychotika. Nach aktuellem Forschungsstand vermutet man die Ursache für psychotische Schübe in einem gestörten Hirnstoffwechsel. Vor allem die Ausschüttung des Neurotransmitters Dopamin ist demzufolge aus der Balance geraten. Neuroleptika nehmen Einfluss auf den Dopamin-Stoffwechsel in den synaptischen Spalten zwischen den Nervenzellen. Das Dopamin ist ein Botenstoff, der Informationen von Zelle zu Zelle überträgt.
Eine Störung in diesem Bereich kann zum Beispiel schizophrene Symptome hervorrufen. Aus diesem Grunde können psychotische Begleitphänomene wie Wahnvorstellungen und Halluzinationen häufig (jedoch nicht immer) mit Neuroleptika eingedämmt werden. Oft müssen verschiedene Medikamente getestet werden, bis im Einzelfall das richtige Neuroleptikum feststeht. Dies liegt in der Tatsache begründet, dass die Wirkweise von Neuroleptika zum Teil noch unerforscht ist. Die verschiedenen Antipsychotika docken an unterschiedlichen Dopamin-Rezeptoren im Gehirn an. Da im Einzelfall nicht genau gesagt werden kann, welche Rezeptoren betroffen sind, müssen Medikamente zunächst auf ihre Wirkung hin überprüft werden.
Wirkung und medizinische Anwendung
Aufgrund ihrer sedierenden Wirkung finden sie vielfach Anwendung in Altenheimen zur Beruhigung, bei Persönlichkeitsstörungen, Zwangserkrankungen, Depressionen und bei Verhaltensstörungen bei Autismus. Obwohl man weiß, dass Neuroleptika Einfluss nehmen auf den Dopamin-Stoffwechsel (manche wirken auch auf das Noradrenalin), ist noch nicht gänzlich erforscht, wie sie genau wirken. Aus diesem Grunde hat sich das Anwendungsspektrum in der Zwischenzeit deutlich erweitert.
Formen und Gruppen
Unterschieden werden typische und atypische Neuroleptika. Typische Neuroleptika sind Medikamente der älteren Generation, die jedoch aufgrund der Tatsache, dass sie verstärkt zu extrapyramidalen Syndromen (Bewegungsstörungen, die denen der Parkinson-Krankheit ähnlich sind) führten, mittlerweile sehr viel seltener verschrieben werden. Vertreter der älteren Generation sind zum Beispiel das Chlorpromazin (Thorazine®), das Haloperidol (Haldol®) oder das Perazin (Taxilan®).
Atypische Neuroleptika verursachen Vergleichsstudien zufolge deutlich weniger extrapyramidale Syndrome, weswegen sie die typischen Neuroleptika als Mittel der ersten Wahl abgelöst haben. Jedoch bedingen Medikamente der neueren Generationen zum Teil andere schwer wiegende Nebenwirkungen wie starke Gewichtszunahme. Vertreter der neueren Generationen sind zum Beispiel das Amisulprid (Solian®), das Risperidon (Risperdal®), das Olanzapin (Zyprexa®) oder das Quetiapin (Seroquel®).
Unterschieden werden Neuroleptika auch nach ihrer Potenz: Demnach gibt es niederpotente Antipsychotika, die vor allem sedierend wirken, mittelpotente und hochpotente Neuroleptika. Vorwiegend sedierend wirkt zum Beispiel das niederpotente Promethazin (Atosil®), hochpotent ist etwa das Haloperidol (Haldol®), welches, obwohl es zur älteren Generation gehört, aufgrund seiner stark antipsychotischen Wirkung immer noch häufig Anwendung findet.
Dosierung
Die Dosierungen schwanken je nach Potenz des Neuroleptikums und je nach individuellem Bedarf des Einzelnen. Während bei manchen Medikamenten nur einige Milligramm des Wirkstoffs genügen, um eine Wirkung zu erzielen, muss von anderen Antipsychotika deutlich mehr verabreicht werden, um einen Effekt zu zeitigen. In der Regel wird ein akuter Schub mit einer höheren Dosis behandelt, während Erhaltungsdosen deutlich niedriger sind.
In der Zwischenzeit weiß man, dass Neuroleptika so gering wie möglich dosiert werden sollten, um gravierende Nebenwirkungen zu vermeiden. So wurde in früheren Jahrzehnten mit deutlich höheren Dosen in der psychiatrischen Praxis gearbeitet. Soll ein Medikament abgesetzt werden, so sprechen Fachleute von einem „Ausschleichen“, was bedeutet, dass das Antipsychotikum langsam reduziert werden muss. Ein abruptes Absetzen kann sogenannte Absetzpsychosen auslösen.
Pflanzliche, natürliche und pharmazeutische Alternativen
Neuroleptika gelten bei Psychosen als Mittel der ersten Wahl. Pflanzliche, natürliche und pharmazeutische Alternativen gibt es im Grunde nicht. Jedoch stehen pflanzliche Wirkstoffe zur Verfügung, um Erregungszustände, die mit Psychosen einhergehen, abzufangen. Häufig sind aber pflanzliche Mittel wie Baldrian zu schwach, um Unruhezustände einzudämmen. Allerdings ist es erwiesen, dass Sport auf Dauer dabei helfen kann, Medikamente zu reduzieren oder ganz abzusetzen.
Zudem sind Betroffene auf eine gute Tagesstruktur und ein hilfreiches soziales Umfeld angewiesen. Doch auch eine erfolgreiche Psychotherapie kann sich positiv auf das Krankheitsbild auswirken, so dass geringere Dosen möglicherweise ausreichen. Befindet sich ein Betroffener jedoch in einem akuten Stadium, helfen diese Alternativen zunächst nicht. Sie sind vielmehr langfristige Optionen, um nach einer Grundstabilisierung eine dauerhafte Besserung zu bewirken.
Wechselwirkungen und Nebenwirkungen
Sehr selten tritt ein sogenanntes malignes neuroleptisches Syndrom auf, das jedoch lebensgefährlich werden kann. Dieses ist gekennzeichnet durch Blässe, Schweißausbrüche und Schwindel. In diesem Fall ist ein ärztliches Eingreifen unbedingt erforderlich. Viele Patienten, die Neuroleptika einnehmen, sind darauf angewiesen, auf ihre Ernährung und auf ausreichend Bewegung zu achten, um die Folgeerscheinungen einer Gewichtszunahme wie Diabetes oder Bluthochdruck zu vermeiden.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
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