Craniosacrale Therapie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Craniosacrale Therapie (CST) ist ein ganzheitliches alternativ-therapeutisches Verfahren, das ergänzend zur schulmedizinischen Behandlung in Anspruch genommen werden kann. Die manuelle Methode wird von einem Heilpraktiker, Physiotherapeuten oder einem Facharzt für Osteopathie durchgeführt und kann bei diversen Beschwerden hilfreich sein, da sie die körpereigenen Selbstheilungskräfte unterstützt. Sie wurde von dem US-amerikanischen Osteopathen William Sutherland entwickelt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Craniosacrale Therapie?

Bestimmte Handgriffe am Nacken, Schädel und an der Wirbelsäule führen zu einer Harmonisierung des Kraniosakral-Systems.

Wie es die Bezeichnung craniosacral schon andeutet, konzentriert sich der Behandelnde dabei auf den Bereich zwischen dem menschlichen Schädel (Cranium) und dem Kreuz bzw. Steißbein (Os sacrum). Er führt die Untersuchung des Körpers mithilfe bestimmter sanft ausgeführter Berührungen (Palpationen) durch und behandelt die Beschwerden dann mit ähnlichen nicht invasiven manuellen Techniken.

Die medizinische Methode wurde aus der craniosacralen Osteopathie entwickelt, einem Teilbereich der Osteopathie (Knochenheilkunde). Sie beruht im Wesentlichen darauf, dass der Therapeut durch Berühren der Beschwerden verursachenden Körperregionen das Pulsieren der Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit (cerebrospinaler Liquor), das auf die umgebenden Knochen und Gewebe übertragen wird, erspürt. Sie werden auch als Primärer Atemmechanismus bezeichnet (PAM oder PRM).

Anhand dieses gefühlten individuellen körpereigenen Rhythmus des Patienten kann der Behandler dann eventuelle Gewebeblockaden aufspüren. Diese sind Ursache für diverse körperliche Erkrankungen und seelische Störungen. Mithilfe ähnlicher sanft ausgeführter Handgriffe soll die ursprüngliche Harmonie und Beweglichkeit von Geweben und Organen wiederhergestellt werden, sodass die Beschwerden nachlassen.

Das Verfahren gilt unter Schulmedizinern als methodisch nicht gesichert, obwohl es vereinzelte klinische Studien gibt, die seine Wirksamkeit bei bestimmten medizinischen Indikationen nachweisen. Die CST wirkt allgemein schmerzlindernd, spannnungsreduzierend und das Wohlbefinden positiv beeinflussend.

Anwendung und Funktion

Das Ziel der Craniosacralen Therapie ist die Harmonisierung des Kraniosakral-Systems und die Wiederherstellung des individuellen Kraniosakral-Rhythmus. Mithilfe der vorsichtigen Berührungen, die je nach Beschwerdebild an der Wirbelsäule, den Schädelknochen oder dem Becken vorgenommen werden, sollen Spannungen innerhalb des Bindegewebes verringert und innere Blockaden aufgelöst werden.

Anwendungsgebiete der Craniosacralen Therapie sind die so genannten funktionellen Störungen, also in ihrer Funktion beeinträchtigte Organe, Muskeln und Gewebe. Sie können durch Unfälle oder andere negative Faktoren verursacht worden sein.

Dabei behandelt der Therapeut Migräne und in bestimmten Abständen auftretende Spannungskopfschmerzen, atypische Gesichtsschmerzen, Kiefergelenkssyndrom, Sinusitis, Mittelohrentzündung, Tinnitus, spastische Bronchitis, Muskelverspannungen und -schmerzen, Arthrose, rheumatoide Arthritis, Bandscheibenvorfall, Schleudertrauma, akute und chronische Rückenschmerzen, HWS-Syndrom, Gleichgewichtsstörungen, Haltungsschäden, Skoliose, Hormonstörungen, Allergien, Bluthochdruck, nervöse Tics, Erschöpfungszustände, Schlafstörungen und Depressionen.

Auch Kinder und Babys werden in entsprechend kürzeren Sitzungen behandelt. Die CST kann bei Hyperaktivität und Konzentrationsstörungen (Kinder im Kindergarten oder Schulalter) und bei postnatalen Schwierigkeiten beim Saugen und Trinken durchgeführt werden. Manche Therapeuten behandeln damit auch Dreimonatskoliken und Geburtstraumata.

Methoden und Verfahren

Bei der ohne Zuhilfenahme medizinischer Geräte oder Instrumente durchgeführten Craniosacralen Therapie führt der Behandelnde Handgriffe im Nacken, am Schädel, an der Wirbelsäule, dem Brustkorb, Zwerchfell, Becken und an den Füßen aus.

Die Behandlungsmethode basiert auf der Annahme, dass der Osteopath die rhythmische Bewegung der Nervenflüssigkeit ertasten und sie mit verschiedenen Methoden beeinflussen kann. Die CST kann auch im Rahmen einer normalen osteopathischen Behandlung durchgeführt werden, wenn der Osteopath diese Technik beherrscht.

Was muss der Patient beachten?

Bevor er die Craniosacrale Therapie durchführen lässt, sollte der Patient sich unbedingt gründlich vom Arzt durchchecken lassen, damit keine schweren Erkrankungen und akuten Beschwerden vorhanden sind, die den Erfolg der Therapie gefährden (oder das Leben des Patienten). Vor der eigentlichen körperlichen Untersuchung durch den Heilpraktiker muss der Patient Auskunft über seine bisherigen Vorerkrankungen und seine aktuellen Beschwerden geben.

Außerdem muss der Therapeut wissen, in welchen Lebensumständen er lebt, um seine persönliche Situation besser einschätzen zu können. Bei der Behandlung der Beschwerden werden ähnliche Techniken eingesetzt wie beim Aufspüren der Verspannungen und gestörten Bewegungsabläufe.

Ablauf und Durchführung

Der Patient liegt leicht bekleidet und entspannt auf einer Behandlungsliege, während der Behandelnde hinter seinem Kopf sitzt oder steht. Mitunter kommt es vor, dass der Kranke dabei steht, umhergeht oder auf der Liege sitzt. Der Therapeut tastet Schädel und Halswirbelsäule ab, um die individuellen Rhythmen der Gewebe und ihre Blockaden zu erspüren und zu lokalisieren.

Die craniosacralen Behandlungstechniken bestehen darin, sehr sanften Druck und Zug mit den Fingern und Handflächen auf die Schädelknochen, die Wirbelsäule, das Kreuzbein oder die Körpermembranen (Duralschlauch, Meningen) auszuüben, sodass die Gewebeblockaden aufgelöst werden. Dabei wird zuerst das Höchstmaß an Spannung erzeugt, kurzzeitig gehalten und die Blockade dadurch beseitigt.

Die CST setzt dort an, wo die Beschwerden entstehen. So werden beispielsweise Kreuzschmerzen über eine Manipulation der Schädelknochen und der HWS behandelt.

Bei den Craniosacralen Behandlungssitzungen kann es passieren, dass der Patient einschläft, da die Therapie für ihn sehr entspannend ist. Während der CST kann der Patient nach Belieben über aktuelle seelische Probleme sprechen und vom Therapeuten stabilisiert werden. Außerdem sollte er dem Behandelnden eine Rückmeldung geben, wie er die betreffenden Berührungen erlebt. So verbessert er außerdem seine Selbstwahrnehmung.


Eigenleistung oder Krankenkasse - wer übernimmt die Kosten?

Die 30- bis 60-minütige Behandlung, die mehrmals durchgeführt wird, kostet bis zu 250 Euro - je nachdem, ob ein Heilpraktiker, Physiotherapeut oder Facharzt sie vornimmt. Private Krankenkassen übernehmen die Kosten für die CST nur dann, wenn alternativmedizinische Behandlungen im Vertrag enthalten sind.

Wer gesetzlich krankenversichert ist, kontaktiert am besten zuvor seine Krankenkasse. Denn manche Versicherer übernehmen die Kosten für derartige Behandlungen teilweise oder vollständig, aber oft nur für eine bestimmte Anzahl von Sitzungen. Mitunter erfolgt sie auch nur dann, wenn ein Facharzt die CST durchführt.

Risiken, Gefahren und Komplikationen

Manche Patienten berichten über eine Erstverschlimmerung ihrer Symptome, die kurz nach dem Beginn der Craniosacralen Therapie aufgetreten ist - ein Effekt, der schon aus der Homöopathie bekannt ist.

Patienten, die unter erhöhtem Hirndruck, Hirnblutungen oder Knochenschwund leiden, sollten sich der Behandlung unter gar keinen Umständen unterziehen. Bei Neugeborenen kann es dabei zu Komplikationen wie Gehirnverletzungen kommen, da ihre Schädelknochen noch nicht so nahe beieinander stehen wie bei erwachsenen Personen.

Quellen

  • Rüther, W. & Lohmann, C.H.: Orthopädie und Unfallchirurgie, Urban & Fischer, 20. Auflage, 2014
  • Mayer, C. et Siems, W.: 100 Krankheitsbilder in der Physiotherapie, Springer Medizin Verlag, 1.Auflage, 2011
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2012
  • Imhoff, A.B. et al.: Checkliste Orthopädie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2014

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021

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