Rückenmark

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Rückenmark ist ein Teil des Nervensystem, das sich in einem Hohlraum im Inneren der Wirbelsäule befindet.

Inhaltsverzeichnis

Definition

Das Rückenmark (Medulla dorsalis oder Medulla spinalis) befindet sich im Inneren des Wirbelkanals und ist von bindegewebigen Hüllen umgeben. Es ist für die Empfindungen und Bewegungen der Extremitäten, des Rumpfes sowie des Halses verantwortlich und stellt daher eine Verbindung zwischen dem peripheren Nervensystem und dem Gehirn dar.

Dafür sorgen die Spinalnerven, die segmental angeordnet sind und von denen es insgesamt 31 Paare gibt. Neben den Rückenmarkshäuten ist das Rückenmark auch vom Liquorraum umgeben, diese gehen dann fließend in die Liquorräume und Häute des Gehirns über.

Ausschnitt einer Wirbelsäule. Das Rückenmark stellt eine Verbindung zwischen dem peripheren Nervensystem und dem Gehirn her.

Anatomie

Das Rückenmark besteht aus Nervenfasern, die auch Perikaryen genannt werden. Diese sind Bestandteile der ab- bzw. aufsteigenden Nervenzellen. Das Rückenmark kann in verschiedene Abschnitte unterteilt werden: Dazu zählen das Sakralmark, das Lumbalmark, das Thoraxmark sowie das Zervikalmark.

Im Bereich des Nackens und der Lungen ist das Rückenmark relativ schmal, im Gesäßbereich ist hingegen die Dichte an Nervenzellen größer. Darüber hinaus besteht das Rückenmark aus einem hinteren und seitlichen Marksstrang. Geschützt wird es durch eine doppelte Umhüllung, die aus weichen und harten Medien aufgebaut ist und die auch Rückenmarkshäutchen genannt werden.

Auffallend ist auch die graue und weiße Marksubstanz mit ihren unterschiedlichen Strukturen. Vom obersten Halswirbel setzt sich das Rückenmark bis zum 1. bzw. 2. Lendenwirbel fort und erreicht bei einem Erwachsenen einen Durchmesser von 10 bis 14cm und eine Länge von ungefähr 45cm. Anschließend geht es in den so genannten Conus medullaris bzw. dünnen Endfaden über.

Unter dem 2. Lendenwirbel gibt es nur noch Nervenfaserbündel, die auch Cauda equina genannt werden. Die Häute setzen sich aber bis in den Duralsack fort, sodass in diesem Bereich Nervenwasser entnommen werden kann, ohne dass das Rückenmark verletzt wird.

Befestigt ist das Rückenmark an den Ligamenta denticulata, die auch "gezahnte Bänder" genannt werden. Beim Säugling reicht das Rückenmark bis hin zu den unteren Lendenwirbeln, da sich die Wirbelsäule schneller entwickelt als das Medulla dorsalis.

Funktion

Das Rückenmark dient als Verbindung zwischen dem Gehirn und allen übrigen Organen. Sogar die Muskulatur und die Haut werden mit Hilfe des Rückenmarks über das Gehirn kontrolliert. Des Weiteren nimmt das Rückenmark über das periphere Nervensystem Reize auf und führt sie dem Gehirn zu.

Es überwacht die Körperbewegungen und die Motorik, verarbeitet Umweltreize und koordiniert die Funktionsabläufe im Körper. Die Reize werden dabei über die Spinalnerven aufgenommen und gelangen dann über die weiße bzw. graue Marksubstanz zum Gehirn. Neben den Nervenzellen befinden sich im Rückenmark auch Neurotransmitter, die auf biochemischer Grundlage arbeiten. Im Rückenmark sind also Anteile des vegetativen bzw. somatischen Nervensystems zu finden.

Das somatische Nervensystem ist ein Vermittler zwischen Umwelt und Organismus und ist für die Steuerung von Bewegungen und Reflexen zuständig, die durch äußere oder innere Reize ausgelöst werden. Das vegetative Nervensystem regelt hingegen Funktionen, die vom Menschen nicht beeinflusst werden können. Dazu gehören die Verdauung, die Atmung, der Wasserhaushalt und der Stoffwechsel.

Die Rückenmarkreflexe werden über den Reflexbogen geregelt. Der Bogen besteht aus einer so genannten afferenten Nervenzelle, durch die die Impulse an das Rückenmark geleitet werden. Ein Rezeptor nimmt dann die Information auf, die in weiterer Folge mit Hilfe einer Synapse umgeschaltet wird. Eine efferente Nervenzelle führt den Impuls anschließend vom Rückenmark weg zum Erfolgsorgan.



Erkrankungen

  • Spondylolyse
  • Querschnittslähmungen
  • Rückenmarksentzündung
  • Myelopathie
  • Myelitis
  • Meningomyelitis

Es gibt Erkrankungen, die ausschließlich das Rückenmark betreffen, bei anderen Krankheiten spielt das Rückenmark nur teilweise eine Rolle, wie zum Beispiel bei Epilepsie, Meningitis oder Multipler Sklerose. Im Rahmen eines Morbus Paget oder einer Spondylolyse wird das Rückenmark zerstört, wodurch Störungen der Bewegungsfähigkeit, der Sprache sowie der Wahrnehmungsfähigkeit auftreten. Oft ist es den Betroffenen dann nicht möglich, ganz einfache Reflexe auszuführen.

Eine Reihe von Erkrankungen kann auch durch Verletzungen hervorgerufen werden. Dazu gehören Querschnittslähmungen verschiedenster Schweregrade wie die Paraparalyse, die Paraparese bzw. die Tetraparese.

Weitere Defizite, die im Rückenmark auftreten können, sind Entzündungen, Einengungen auf Grund von Bandscheibenvorfällen, Probleme der Blutversorgung bzw. eine Myelopathie. Eine Myelopathie ist eine Schädigung des Rückenmarks in der Region der Halswirbelsäule. Dabei nimmt das Rückenmark an Volumen zu und drückt die knöchernen Substanzen ein.

Bei einem Bandscheibenvorfall tritt die Gallertmasse der Bandscheibe aus, wodurch das Rückenmark bedrängt werden kann. Wenn der Druck sehr groß ist, leiden die Betroffenen an Gefühlsstörungen, Schmerzen und Lähmungserscheinungen.

Eine weitere Erkrankung des Rückenmarks ist die so genannte Myelitis, eine Entzündung, die durch Mikroorganismen hervorgerufen wird. Wenn auch die Rückenmarkshäute davon betroffen sind, so spricht man von einer so genannten Meningomyelitis.

Quellen

  • Rüther, W. & Lohmann, C.H.: Orthopädie und Unfallchirurgie, Urban & Fischer, 20. Auflage, 2014
  • Wülker N. Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme Verlag. 2. Auflage 2010.
  • Mayer, C. et Siems, W.: 100 Krankheitsbilder in der Physiotherapie, Springer Medizin Verlag, 1.Auflage, 2011
  • Imhoff, A.B. et al.: Checkliste Orthopädie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2014

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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