Gleichgewichtsstörungen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei Gleichgewichtsstörungen haben Betroffene Probleme mit der Koordination und deshalb Schwierigkeiten das Gleichgewicht zu halten. Oft treten die Beschwerden in Zusammenhang mit Schwindelgefühlen auf, weswegen eine genaue Diagnose erforderlich ist, bevor mit der Behandlung des Patienten begonnen werden kann.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Gleichgewichtsstörungen?

Gleichgewichtsstörungen sind für den Betroffenen sehr unangenehm. Schwindel, Kopfschmerzen und Übelkeit sind häufige Symptome.

Bei Gleichgewichtsstörungen erlebt der Betroffene Schwindelgefühle. Diese können in einem Verlust der räumlichen Orientierung bestehen, aber auch mit weiteren Symptomen wie Übelkeit und Kopfschmerzen, Sehproblemen bis hin zu Bewusstlosigkeit verbunden sein.

Das menschliche Gleichgewichtsempfinden wird von mehreren Faktoren gemeinsam bestimmt. Neben dem im Ohr gelegenen Gleichgewichtsorgan gehört das Zusammenspiel von Augen, Gehirn und innerer Organe dazu.

Funktionsbeeinträchtigungen dieser Faktoren sind dann ursächlich für das Auftreten von Gleichgewichtsstörungen. Organische Erkrankungen sind allerdings nicht immer der Grund für Gleichgewichtsstörungen. Auch psychisch verursachte Gleichgewichtsstörungen treten auf und erfordern eine umgehende Behandlung.

Ursachen

Gleichgewichtsstörungen können eine Reihe unterschiedlicher Ursachen haben. Eine direkte Ursache für das Auftreten von Gleichgewichtsstörungen ist eine Erkrankung des Gleichgewichtsorgans. Ist dieses Organ betroffen, tritt ein vestibulärer Schwindel auf, der häufig von Übelkeit begleitet wird. Das Gleichgewichtsorgan kann von Tumoren angegriffen sein oder es kommt zu Nervenentzündungen im Innenohr mit Gleichgewichtsstörungen.

Neben den direkten Erkrankungen des Gleichgewichtsorgans sind Durchblutungsstörungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Bluthochdruck) häufig die Ursache von Gleichgewichtsstörungen. Auch ein beeinträchtigtes Sehvermögen oder Hirnschäden können zu Gleichgewichtsstörungen führen. Zu den bekanntesten Ursachen für Gleichgewichtsstörungen gehört die Reisekrankheit, bei der das Gehirn durch den ständigen Wechsel der räumlichen Position des Körpers nicht mehr ausreichend reagieren kann.

Zudem können eine verminderte Flüssigkeits- oder Nahrungszufuhr (Unterzuckerung), Sonnenstich, Hitzschlag, Sauerstoffmangel oder seelische Probleme, wie z.B. Angststörungen, Stress oder Depressionen, Gleichgewichtsstörungen auslösen.

Krankheiten

Wann zum Arzt?

Gleichgewichtsstörungen sind nicht nur beängstigend, sie sind auch ein Grund für einen sofortigen Arztbesuch. Der Gleichgewichtssinn des Menschen ist eine sehr wichtige Funktion, denn sie schützt im Alltag nicht nur uns selbst vor Verletzungen und Unfällen, sondern auch andere.

Gleichgewichtsstörungen müssen nicht gleich auf eine ernste Erkrankung hindeuten, sie können an einem schwachen Kreislauf, zu wenig Nahrung, an hohen Temperaturen und einem Flüssigkeitsmangel in der warmen Jahreszeit liegen. Wenn sie allerdings auftreten, sind sie für den Betroffenen und seine Mitmenschen gefährlich. Je nachdem in welcher Situation sich ein Patient mit Gleichgewichtsstörungen befindet, kann er sich womöglich nicht sofort setzen und warten, bis sie vorbeigehen, welches lebensgefährliche Konsequenzen nach sich ziehen kann.

Natürlich kann niemand beeinflussen, wann Gleichgewichtsstörungen zum ersten Mal auftreten - wenn sie aber wiederholt kommen, ist der Arztbesuch fällig. Das dient nicht nur dem Schutz anderer, sondern auch der Ursachenforschung. Einmalige Gleichgewichtsstörungen erlebt sicherlich jeder Erwachsene einmal, da sie bereits bei Dehydration auftreten können.

Wiederkehrende Fälle deuten jedoch darauf hin, dass der Gleichgewichtssinn durch etwas beeinflusst wird, das nicht von allein wieder verschwinden wird. Je früher ein solcher Auslöser erkannt und behandelt wird, desto schneller geht es betroffenen Patienten wieder besser.

Diagnose und Verlauf

Gleichgewichtsstörungen werden aufgrund ihrer vielfältigen Ursachen sorgfältig diagnostiziert. Wichtig ist zunächst, die Art des Schwindelgefühls genauer zu identifizieren. Es kommt darauf an, ob bereits ein Ruheschwindel vorhanden ist oder die Lagerung des Kopfes die Symptome auslöst. Weitere Besonderheiten wie hinzutretende Übelkeit, Ohrenschmerzen und die Einnahme von Medikamenten gehören zur Diagnosestellung dazu. Eine typische Diagnosemethode ist die Überprüfung des Gleichgewichts. Dazu muss der Patient u.a. versuchen auf einem Bein stehen oder mit geschlossenen Augen geradeaus balancieren.

Neben einer Untersuchung durch den HNO-Arzt kann zur Ursachenermittlung die Konsultation von Kardiologen, Orthopäden oder Augenärzten erforderlich sein. Gerade Veränderungen im Gehirn lassen sich mit bildgebenden Verfahren durch einen Radiologen untersuchen. Bei unklarer Ursache der Gleichgewichtsstörungen gehört die psychologische Diagnose ebenfalls zur Behandlung dazu.

Sofern nicht eine eindeutige Erkrankung des Gleichgewichtsorgans festgestellt wird, kann die Suche nach den Ursachen für die Gleichgewichtsstörungen zeitaufwendig und belastend für den Betroffenen werden. Je nach Auslöser der Gleichgewichtsstörungen verstärken sich die Symptome zwischenzeitlich bis zum Hörverlust, Bewegungseinschränkungen und Kollaps.

Komplikationen

Gleichgewichtsstörungen können nicht nur harmlose Ursachen haben, sondern auch ernsthafte Erkrankungen, die verschiedene Komplikationen haben können. Allgemein können Gleichgewichtsstörungen zu Schwindel führen, die in einen Ohnmachtsanfall enden können. Dieser hat eine hohe Sturzgefahr, bei dem der Betroffene ernsthafte Verletzungen wie Brüche oder auch ein Schädel-Hirn-Trauma erleiden kann. Ein Beispiel für eine ernsthafte Erkrankung, die Gleichgewichtsstörungen verursacht, ist der Sonnenstich.

Neben Schwindel und Bewusstseinsstörungen kann dieser auch zu einer Flüssigkeitsansammlung im Hirngewebe und damit zu einem Hirnödem führen. Dadurch erhöht sich der Hirndruck, welcher starke Kopfschmerzen mit sich zieht und zu Krampfanfällen und Lähmungserscheinungen führen kann. Dies kann im schlimmsten Falle in ein Koma oder ein Atemstillstand enden. Bei Kindern kann ein Sonnenstich zudem zu einer Hirnhautentzündung führen (Meningitis), die Schäden können dabei das Leben lang bestehen.

Ein weiteres Beispiel ist der Morbus Menière, bei dem es zu einer erhöhten Flüssigkeitsmenge im Innenohr kommt. Die Sturzgefahr ist beim Betroffenen sehr hoch, da das Gleichgewichtsorgan gestört ist. Dadurch ist das Berufsleben und auch der normale Alltag stark eingeschränkt. Durch die anatomische Nähe des Gleichgewichtsorgan zum Hörorgan kommt es häufig auch zur Schwerhörigkeit bis hin zur Taubheit. Auch allgemeine Entzündungen des Gehirns oder Hirnhäute (Enzephalitis oder Meningitis) können das Gleichgewicht einschränken und zu Lähmungserscheinungen und Krampfanfällen führen.

Behandlung und Therapie

Eine Behandlung der Gleichgewichtsstörungen hängt von der Grunderkrankung, also der Ursache der Beschwerden, ab. Die sogenannte Reisekrankheit wird mit meist mit Medikamenten (Reisetabletten) erfolgreich behandelt. Tumore des Gleichgewichtsorgans werden operativ oder mit entsprechenden Medikamenten behandelt. Eine Operation ist häufig die gewählte Behandlungsmethode, wenn Veränderungen im Innenohr festgestellt werden. Sind Störungen des Blutdrucks ursächlich für die Gleichgewichtsstörungen gehört die medikamentöse Stabilisierung des Blutdrucks zur Behandlung.

Einige Gleichgewichtsstörungen hingegen erfordern ergotherapeutische Maßnahmen. Dazu gehören insbesondere Durchblutungsstörungen, die durch Fehlhaltungen der Halswirbelsäule entstehen. Die Muskelverspannungen oder Haltungsschäden werden durch eine entsprechend lockernde Bewegungstherapie behandelt.

Auch eine neue Sehhilfe in der passenden Stärke kann Gleichgewichtsstörungen beheben. Handelt es sich hingegen um dauerhafte Gleichgewichtsstörungen, die durch eine Hirnschädigung auftreten können, ist eine Ergotherapie ebenfalls eine sinnvolle Behandlung, um die Bewegungsstabilität zu trainieren.


Aussicht und Prognose

Wenn Patienten an einer Erkrankung leiden, bei der eine Gleichgewichtsstörung ein Symptom darstellt, hängt der Behandlungserfolg natürlich mit der Ursachenbekämpfung zusammen. Dies bedeutet, dass mit entsprechender Therapie bei Bluthochdruck, Multiple Sklerose, Gehirnhautentzündung, Gehirnerschütterung oder Burn-out bzw. Demenz die Gleichgewichtsstörungen nachlassen.

Bei dem gutartigen paroxysmalen Lagerungssschwindel klagen Patienten über kurze Drehschwindelattacken. Doch die sind meistens nach 30 Sekunden schon wieder vorbei. Es ist keine bedrohliche Erkrankung und sie kann durchaus auch ohne Behandlung schon nach wenigen Tagen oder Wochen abklingen. Eine Therapie ist erst angebracht, wenn die Patienten über Monate oder Jahre hinweg darunter leiden.

Wenn aus ärztlicher Sicht geklärt wurde, dass keine ernsthafte Erkrankung vorliegt, kann eine Gleichgewichtsstörung schnell wieder abklingen. Vielen Menschen, die daran während einer Reise leiden, hilft es, vorbeugend Medikamente gegen Reiseübelkeit einzunehmen. Das trägt zu einem besseren Wohlbefinden während der Fahrt bei. Die Symptome der Gleichgewichtsstörung verschwinden, sobald die Reise beendet ist.

Auftretende Beschwerden nach dem Konsum von Alkohol oder Drogen bedürfen keiner ärztlichen Behandlung. Sobald der Körper die jeweiligen Substanzen abgebaut hat, normalisiert sich der Gleichgewichtssinn. Tritt die Gleichgewichtsstörung aufgrund einer ungesunden Lebensweise auf, schafft eine Ernährungsumstellung und sportliche Betätigung schnell Abhilfe. Auch die Aufnahme von genügend Flüssigkeit trägt zur sofortigen Linderung der Symptome bei.

Vorbeugung

Die Vorbeugung gegen Gleichgewichtsstörungen besteht in regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen, die den altersgerechten Zustand von Augen und Ohren kontrollieren.

Da vielfach auch Herz-Kreislauferkrankungen Gleichgewichtsstörungen auslösen können, ist ein gesunder Lebenswandel mit ausgewogener Ernährung und angemessener Bewegung eine sinnvolle Vorbeugungsmaßnahme. Zugleich kann durch eine allgemein gesunde Lebensweise, die psychische Belastung (Stress) effektiv vermindert werden.

Die sportliche Betätigung dient zudem einer verbessuerung der Koordination und der Verhinderung von Haltungsschäden, die die Muskelverspannungen und schließlich den Verschleiß der Halswirbel verursachen.

Daneben gilt, dass alle Gleichgewichtsstörungen durch einen Arzt abgeklärt werden sollten. Auf diese Weise können Gleichgewichtsstörungen bereits im Frühstadium diagnostiziert und bleibende Schäden wirkungsvoll verhindert werden.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Zenner, H.P.: Praktische Therapie von Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten, Schattauer Verlag, 2008 3
  • Groß, U.: Kurzlehrbuch Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2013
  • Probst, R.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2008

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 14. November 2021

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