Dreimonatskoliken

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Begriff Dreimonatskolik bezeichnet exzessives Schreien im Säuglingsalter, welches meist drei Monate anhält. Obwohl dieser Begriff als Ursache für das Schreien Koliken impliziert, ist der Grund für diese Schreiattacken bei Weitem nicht klar.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Dreimonatskolik?

Schreit ein Baby mehr als drei Stunden an mindestens drei Tagen in der Woche, dann liegt eine Dreimonatskolik vor.

Rund 16 bis 19 Prozent aller Säuglinge sind von den sogenannten Dreimonatskoliken betroffen. Nach der Definition gilt die sogenannte Dreierregel. Diese Regel äußert sich in exzessiven Schreiattacken, die pro Tag für mindestens drei Stunden andauern, in der Woche an mindestens drei Tagen auftreten, wobei dieser Zustand für mindestens drei Wochen anhält.

In der Regel beginnen die exzessiven Schreiattacken in der zweiten Lebenswoche und enden meist nach ungefähr drei Monaten. Dreimonatskoliken sind keine Krankheit, sondern stellen einen Zustand dar.

Ursachen

Die eindeutigen Ursachen für die Dreimonatskoliken sind nicht klar. Obwohl die exzessiven Schreiattacken als Dreimonatskoliken bezeichnet werden, müssen nicht unbedingt Koliken zugrunde liegen. Heute werden viele Erklärungsansätze diskutiert, wobei man wahrscheinlich für jedes Baby individuelle Ursachen annehmen muss.

So werden unter anderem psychosoziale Ursachen diskutiert. Das Baby hat nämlich zur Kommunikation mit den Eltern nur die Möglichkeit, sich mit Schreien zu äußern. Normalerweise klappt die Kommunikation, weil sich Eltern und Säugling intuitiv verständigen können.

Ist diese Kommunikation jedoch gestört, kann es nach dieser Theorie zum exzessiven Schreien kommen. Sogar minimale Kommunikationsprobleme zwischen den beiden Elternteilen wirken sich oft auf die Beziehung zu ihrem Kind aus. Das Kind schreit exzessiv und die krampfartigen Schreiattacken werden wiederum oft missverstanden, wobei man als Ursache Koliken vermutet.

Nach einer anderen Theorie kann das sogar sein, denn in den ersten Lebensmonaten des Säuglings treten durch Wachstumsprozesse ständige Veränderungen auf, die auch den Darm betreffen. So ist die Darmflora z. B. noch nicht richtig ausgeprägt. Es können Durchfälle, Blähungen und Darmkoliken auftreten.

Auch falsches Füttern kann zu vermehrtem Luftschlucken führen und dem Säugling Beschwerden bereiten. Vermutlich gibt es für die Dreimonatskoliken keine einheitlichen Ursachen.

Wann zum Arzt?

Im Normalfall gelten die Dreimonatskoliken als wenig besorgniserregend. Es handelt sich um einen natürlichen Entwicklungsverlauf und ein Arztbesuch ist daher in diesen Situationen nicht notwendig. Ein Arzt wird erst benötigt, wenn die Symptome zu einem späteren Zeitpunkt als nach den ersten drei Lebensmonaten auftreten oder sie länger als drei Monate anhalten. Darüber hinaus müssen ärztliche Untersuchungen durchgeführt werden, wenn die Koliken die normale Intensität und Häufigkeit von 3x täglich deutlich überschreiten.

Treten neben dem Schreien des Säuglings weitere Beschwerden auf, sollte ein Arzt konsultiert werden. Wird die Nahrungs- oder Flüssigkeitszufuhr vollständig abgelehnt, kommt es zu einer Abnahme des Gewichts. Diese muss ärztlich untersucht werden. Es besteht ein lebensgefährlicher Zustand, sodass eine Kontrolle sowie eine Überwachung der Lebensmittelaufnahme notwendig sind.

Ein Arztbesuch ist notwendig, wenn eine starke Angst und Unsicherheit seitens der Eltern vorhanden sind. Fürchten sich die Eltern um den Gesundheitszustand des Neugeborenen, sehen sie sich überfordert mit der Situation oder haben sie ein ungutes Gefühl, sollte gemeinsam mit dem Kind ein Arzt konsultiert werden. Hält das Dreitagefieber länger als fünf Tage an, muss ein Arzt aufgesucht werden. Darüber hinaus ist es ratsam, wenn ein Arzt kontaktiert wird, sobald die Körpertemperatur deutlich über 40 Grad Celsius liegt.

Diagnose und Verlauf

Die Dreimonatskoliken beginnen meist in der zweiten Lebenswoche des Kindes und äußern sich in anfallsartigen Schreiattacken besonders nach einer Mahlzeit oder durch stundenlanges Schreien am Nachmittag oder Abend. Es sieht so aus, als ob sich das Baby vor Schmerzen krümmt, wobei es oft einen aufgeblähten Bauch hat. Das Kind lässt sich in dieser Phase nicht beruhigen. Dieses Symptom impliziert Koliken als Ursache des Schreiens. Nach drei Monaten sind die Dreimonatskoliken verschwunden.

Wenn der Säugling unter Dreimonatskoliken leidet und zu exzessiven Schreiattacken neigt, sollte unbedingt der Arzt aufgesucht werden. Er wird differenzialdiagnostische Untersuchungen durchführen, um im Sinne einer Ausschlussdiagnose organische Ursachen auszuschließen. Dazu wird er zunächst mit einer Anamnese beginnen und nachfragen, wann die Schreiattacken auftreten. So ist für ihn zum Beispiel wichtig zu wissen, wann und wie lange sie andauern und ob sie einen Bezug zu den Mahlzeiten haben. Wie sind die Essgewohnheiten, der Stuhlgang und welche Nahrung bekommt der Säugling?

Zum Ausschluss solcher Erkrankungen, wie Mittelohrentzündung, Harnwegsentzündung und Darmentzündungen sowie von Einstülpungen, Refluxkrankheiten, Verstopfungen, Hirnerkrankungen oder auch Knochenbrüche werden eventuell noch Ultraschalluntersuchungen, Röntgenaufnahmen und Stuhl- oder Bluttests notwendig. Führen alle Untersuchungen zu einem negativen Ergebnis, kann man auf normale Dreimonatskoliken schließen, die nach drei Monaten wieder abklingen.

Behandlung und Therapie

Eine wirksame Therapie gegen Dreimonatskoliken gibt es nicht. Normalerweise sind nach drei Monaten die exzessiven Schreiattacken beendet. Jeder Fall ist anders und erfordert individuelle Lösungen.

Sogenannte Schreiambulanzen können hilfreich sein, um die Eltern in dieser schweren Zeit zu entlasten. Dort werden auch Beratungen angeboten, um die intuitiven Fähigkeiten der Eltern zu stärken, auf die Signale des Kindes angemessen reagieren zu können.

Weiterhin soll das Kind in Ruhe trinken und auch aufstoßen können. Zu klären ist auch, ob eine Kuhmilchallergie vorliegt, um die Ernährung entsprechend anzupassen.

Bei Blähungen helfen Kümmel und Fencheltee. Es können auch Medikamente gegen Blähungen, wie Dimeticon-Tropfen aus der Apotheke verabreicht werden, um die im Darm vorhandenen Gasblasen aufzulösen.

Auch die Gabe von Lactobakterien hat sich bewährt, um eine normale Darmflora aufzubauen. Alle diese Maßnahmen können dazu beitragen, die Zeit während der Dreimonatskoliken erträglich zu gestalten.


Vorbeugung

Zur Vorbeugung vor den Dreimonatskoliken gibt es keine allgemeingültigen Maßnahmen. Empfohlen wird, den Babys einen ruhigen Tagesablauf zu gönnen, denn Routine gibt ihnen Sicherheit. Wichtig ist auch, das Kind nicht einfach schreien zu lassen, sondern es auch mal trösten und vor allem einen liebevollen Kontakt herstellen. Auch zarte Bauchmassagen im Uhrzeigersinn mit Babyöl haben sich bewährt. Weiterhin sollte in dieser Zeit auf das Rauchen verzichtet werden. Diese und viele weitere Maßnahmen können die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Dreimonatskoliken verringern, sie aber nicht vollständig verhindern.

Quellen

  • Deutsche Gesellschaft für pädiatrische Infektiologie: DGPI Handbuch: Infektionen bei Kindern und Jugendlichen, 6. Auflage, Georg Thieme Verlag, 2013
  • Schellenberg, I. et al.: Kinderkrankheiten von A-Z: Wo Naturheilverfahren wirken - wann Schulmedizin nötig ist, 2. Auflage, TRIAS, 2012
  • Stauber, M., Weyerstahl, T.: Duale Reihe Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme, Stuttgart 2013
  • Herold, G: Innere Medizin. Eigenverlag, Köln 2014
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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