Schleudertrauma
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Ein Schleudertrauma bezeichnet die durch eine traumatische Überstreckung des Kopfes nach hinten auftretenden Symptome (z.B. Autounfall). Typische Beschwerden nach einem Schleudertrauma sind Verletzungen der Muskulatur sowie Schäden an Bändern und Bandscheiben.
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Was ist ein Schleudertrauma?
In den meisten Fällen beschränken sich die Folgen eines Schleudertraumas auf Weichteilverletzungen wie Muskelzerrungen und Verletzungen von Bändern und Bandscheiben. Die hierdurch verursachten Symptome können vielfältig sein.
Häufigste Entstehung eines Schleudertraumas ist nach Verkehrsunfällen mit Heckaufprall. Bei den meisten Patienten verschwinden die Symptome nach einigen Wochen oder Monaten vollständig. Bei einem sehr geringen Teil der Betroffenen können die Beschwerden nach einem Schleudertrauma chronisch werden.
Ursachen
Häufigste Ursache für ein Schleudertrauma sind Verkehrsunfälle. Ein Schleudertrauma tritt insbesondere dann auf, wenn der Fahrer auf ein stehendes Hindernis oder einen langsameren Wagen auffahrt und dabei zunächst nach vorn und dann in der Gegenbewegung zurückgeschleudert wird und bei Unfällen mit Heckaufprall.
Weitere verursachende Ereignisse sind oftmals Sportunfälle oder die Benutzung von Fahrgeschäften wie Autoscooter oder Achterbahn auf einem Rummel. Dem Grunde nach kann aber auch bei jeder anderen Situation, bei der eine ruckartige Überstreckung der Halswirbelsäule eintreten kann, ein Schleudertrauma auftreten.
Symptome und Verlauf
Typische Symptome:
Ein Schleudertrauma kann vielfältige Symptome verursachen. In der Regel ist das erste Problem, welches der Patient wahrnimmt eine eingeschränkte Beweglichkeit des Kopfes und der Halswirbelsäule. Dieses Symptom kann unmittelbar nach dem traumatischen Ereignis oder auch bis zu zwei Tage verzögert auftreten.
Nackenverspannung und Nackensteifigkeit im Halswirbelsäulenbereich sowie Kopfschmerzen sind ebenfalls typische frühe Symptome eines Schleudertraumas. Je nach der Schwere des Traumas kann eine Vielzahl weiterer Beschwerden auftreten. Denkbar sind beispielsweise Schwindel, Übelkeit, Sehstörungen, Gangunsicherheit, Zittern oder auch Ohrgeräusche.
Im weiteren Verlauf können sich Schlafstörungen und depressive Verstimmungen einstellen. Bei leichten Schleudertraumen klingen die Symptome innerhalb weniger Tage bis Wochen ohne weitere Behandlung ab.
Häufig wird jedoch auch beobachtet, dass die durch das Schleudertrauma verursachten Schmerzen stärker werden, ohne dass dies medizinisch erklärbar ist. Bei einem schweren Schleudertrauma können auch Knochenbrüche, Wirbelsäulen- und Bandscheibenverletzungen auftreten. In wenigen Fällen können die Beschwerden länger als sechs Monate andauern, dann spricht man von einem chronischen Verlauf.
Wann zum Arzt?
Stellen sich nach einem Unfall, einer ruckartigen Bewegung, einer Überstreckung des Kopfes oder nach schweren Sturz Beschwerden ein, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Kommt es innerhalb weniger Minuten bereits zu einer Linderung der Symptome, genügt bei vielen Patienten eine ausreichende Ruhe und Schonung. Ein Arzt muss in diesen Fällen nicht konsultiert werden, da es oftmals nach einem erholsamen Nachtschlaf zu einer Spontanheilung kommt. Halten die Beschwerden an, wird ein Arzt benötigt, da es zu inneren Verletzungen oder Brüchen gekommen sein kann, die in bildgebenden Verfahren abgeklärt werden müssen. Schwindel, Schmerzen am Hals oder Einschränkungen der Bewegungsmöglichkeiten sind untersuchen zu lassen.
Nehmen die Beschwerden zu, wird ein Arzt schnellstmöglich benötigt. Kopfschmerzen, Probleme beim Halten des Gleichgewichts oder Gangunsicherheiten weisen auf Unregelmäßigkeiten hin, die Anlass zur Besorgnis liefern. Verspannungen der Muskulatur, Schweißausbrüche oder Störungen der Konzentration sind Hinweise, denen nachgegangen werden sollte. Bei einer Bewusstlosigkeit des Betroffenen ist ein Notarzt zu rufen. Unmittelbar parallel dazu müssen Erste-Hilfe-Maßnahmen eingeleitet werden. Werden Störungen der Gedächtnistätigkeit bemerkt, kommt es zu einem Verlust der Merkfähigkeit oder können kaum neue Informationen gespeichert werden, ist ein Arztbesuch zu empfehlen. Ohrgeräusche, Einschränkungen der Sehkraft oder Probleme beim Schluckakt sind ebenfalls ärztlich untersuchen zu lassen.
Diagnose
Die Diagnosestellung erfolgt nach einer umfassenden Untersuchung des Patienten. Hierfür werden die Ursache ermittelt und die vorliegenden Beschwerden ausführlich erfragt. Der Hergang des Erlebten ist meist sehr aufschlussreich, um mögliche Verletzungen einzugrenzen oder Erkrankungen ausschließen zu können. Häufig gab es unmittelbar vor dem Auftreten der ersten Symptome eine ruckartige Bewegung, einen Sturz oder Unfall. Die plötzliche Überstreckung des Kopfes kann ebenfalls eine Ursache sein, die zu den Beschwerden führte. Bei einigen Patienten entwickeln sich die Unregelmäßigkeiten erst wenige Tage nach dem auslösenden Ereignis.
Charakteristisch für ein Schleudertrauma ist eine schleichende Zunahme der Beschwerden über mehrere Stunden oder Tage. Nach einer umfassenden Anamnese werden über verschiedene Tests die Bewegungsmöglichkeiten der Halswirbelsäule sowie des oberen Rückens überprüft. Dafür wird die Kipp- sowie Drehbewegung des Kopfes genau nachvollzogen und kontrolliert.
Können schwere Verletzungen nicht ausgeschlossen werden, kommt es zu einer weiteren Untersuchung und damit zur Nutzung bildgebender Verfahren. Im Normalfall sind die Beschreibungen des Patienten über den Hergang der Beschwerden sowie die Testung der Bewegungseinschränkungen von Kopf und Nacken ausreichend für eine Diagnosestellung. Neben den körperlichen Einbußen der Bewegung klagen Patienten häufig über psychische Probleme, Ohrgeräusche oder Schluckbeschwerden. Diese müssen bei der Diagnosestellung ebenfalls berücksichtigt werden.
Komplikationen
Bei einem Schleudertrauma ist nur in seltenen Fällen mit Komplikationen zu rechnen. Die Mehrzahl der Patienten erleben bereits innerhalb weniger Tage eine Linderung der Beschwerden und nach einigen Wochen eine vollständige Genesung.
Liegen psychische Erkrankungen oder eine emotionale Labilität des Patienten vor, treten bei den Betroffenen meist Verzögerungen der Heilung ein. Die Rückbildung der Beschwerden setzt erst nach mehreren Monaten oder gar nicht ein. Es kann zu einem chronischen Krankheitsverlauf kommen, bei dem über Jahre Einschränkungen der Bewegungsmöglichkeiten vorhanden sind oder sich weitere Beschwerden einstellen. Neben Ohrgeräuschen, Einbußen der geistigen Leistungsfähigkeit und einem verringerten Sehvermögen, können Kopfschmerzen auftreten oder Schlafstörungen vorhanden sein. Damit ist die Lebensqualität stark eingeschränkt und die Bewältigung des Alltags ist deutlich erschwert.
Bei einigen Patienten kommt es neben dem Schleudertrauma zu Frakturen der Wirbel. Dadurch ist eine Instabilität des Wirbelsäule vorhanden, die untersucht und behandelt werden muss. Kommt es aufgrund der Beschwerden zu Entzündungen oder Schwellungen, ist mit einer zusätzlichen Verschlechterung des Allgemeinzustands zu rechnen. Es können verschiedene Erkrankungen vorliegen, die abgeklärt werden müssen.
Als weitere Komplikationen werden bei einem Schleudertrauma Lähmungen oder der Verlust des Bewusstseins dokumentiert. Eine notärztliche oder intensivmedizinische Betreuung ist notwendig, damit das Überleben des Patienten gesichert wird.
Behandlung und Therapie
Bei dem Verdacht, dass ein Schleudertrauma vorliegt, sollte zur Abklärung immer ein Arzt aufgesucht werden. Der Arzt kann anhand der Schilderung des Unfallhergangs und einer eingehenden Untersuchung die Verdachtsdiagnose bestätigen oder verwerfen. Im Regelfall werden Röntgenaufnahmen angefertigt, manchmal wird eine Computertomographie oder Magnetresonanztomographie (MRT) durchgeführt. In den meisten Fällen heilen die Folgen eines Schleudertraumas ohne weitere Therapie vollständig aus.
Der Patient sollte seinen Alltag möglichst aktiv gestalten und eine Schonhaltung vermeiden, sofern keine schwerwiegenden Verletzungen festgestellt wurden. Auch die Verwendung von Halskrausen oder das Einhalten von Bettruhe sind in diesen Fällen nicht nötig. Gegen die Schmerzen und Verspannungen kann auch medikamentös vorgegangen werden. Der Arzt verschreibt je nach Befund Schmerzmittel oder Muskelrelaxantien.
Eine Schmerzlinderung und bessere Beweglichkeit kann auch durch physiotherapeutische Behandlungen erzielt werden. Man geht davon aus, dass bei Patienten, die leichte Bewegungsübungen durchführen die Probleme seltener chronisch werden, als bei Patienten, deren Halswirbelsäule ruhiggestellt wurde.
Aussicht und Prognose
Die Prognose des Schleudertraumas ist günstig. Da es sich im Normalfall um eine leichte Verletzung der Muskulatur im Halsbereich handelt, ist innerhalb weniger Tage mit einer Abnahme der Beschwerden zu rechnen. Wird eine medizinische Versorgung in Anspruch genommen, heilt das Trauma schnell und ohne Folgeerscheinungen aus. Nach wenigen Wochen ist eine Beschwerdefreiheit des Patienten zu erwarten, wenn es zu keinen weiteren Verletzungen oder Beschädigungen der Wirbel gekommen ist. Die Nackensteifheit, Ohrgeräusche oder Kopfschmerzen sind bei einer medikamentösen Behandlung nach wenigen Stunden reduziert und sollten nach spätestens zwei Monaten vollständig abgeklungen sein. Kommt es im Verlauf des Lebens zu einem erneuten Schleudertrauma, ist die Prognose unverändert günstig.
Ohne eine medizinische Behandlung ist anfänglich mit einer weiteren Zunahme der Beschwerden zu rechnen. Kann eine Ruhigstellung des Kopfes selbständig und eigenverantwortlich durchgeführt werden, klingen die Beschwerden meist zeitverzögert ab. Eine Linderung tritt ein, wird jedoch häufig erst nach mehreren Monaten dokumentiert.
Bei weniger als 20 Prozent der Erkrankten kommt es zu einem chronischen Krankheitsverlauf. Hier ist die Prognose verschlechtert, da diese Patienten meist über mehrere Jahre über Beschwerden oder Einschränkungen klagen. Zudem liegt häufig eine psychische Labilität oder Grunderkrankung vor, die einen negativen Einfluss auf die Heilung des Schleudertraumas hat.
Vorbeugung
Die Lehne sollte möglichst senkrecht stehen, damit der Abstand zwischen dem Hinterkopf und der Kopfstützte gering gehalten wird.
Anzustreben ist ein Abstand von weniger als vier Zentimetern, um das Überstrecken des Kopfes abzufangen.
Die Oberseite der Kopfstütze sollte mit der Schädeldecke auf gleicher Höhe sein und keinesfalls zu niedrig eingestellt werden.
Es gibt auch bereits Kopfstützen, die sich bei einem Heckaufprall dem Kopf entgegen bewegen.
Quellen
- Rüther, W. & Lohmann, C.H.: Orthopädie und Unfallchirurgie, Urban & Fischer, 20. Auflage, 2014
- Heisel, J.: Physikalische Medizin - Praxiswissen Halte- und Bewegungsorgane, Georg Thieme Verlag, 1.Auflage, 2005
- Wülker N. Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme Verlag. 2. Auflage 2010.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
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