Chronisches Schmerzsyndrom
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Etwa jeder fünfte Patient leidet am chronischen Schmerzsyndrom. Dies sind Schmerzen, die lange andauernd und die auf keine physische Beeinträchtigung mehr zurück zu führen sind. Medikamente helfen in diesem Fall meist nicht ausreichend.
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Was ist das chronische Schmerzsyndrom?
Als chronisches Schmerzsyndrom werden Schmerzen bezeichnet, die länger als drei Monate anhalten. Sie gehen dabei weder auf die Heilung einer Wunde noch auf einen Tumor zurück. Gefühlte Beeinträchtigung und tatsächlich vorhandene gesundheitliche Störung entsprechen einander nicht. Oft treten sie als Schmerzen im Rücken oder in den Gelenken auf. Sie werden häufig von psychischen Beeinträchtigungen wie Angst, Depression, Müdigkeit, Erschöpfung, Herz-Kreislauf-Beschwerden oder posttraumatischen Belastungsstörungen begleitet. Daher können sie nur in der Zusammenarbeit von verschiedenen medizinischen Fachdisziplinen behandelt werden.
Ursachen
Ebenfalls in dieser Kategorie zu finden sind Beschwerden, in denen ein Schmerz ungewöhnlich lang und intensiv auftritt. Er steht in keinem Verhältnis zur auslösenden Erkrankung. Dies wird als komplexes regionales Schmerzsyndrom (CRPS) bezeichnet. Zweitens treten Schmerzen auf, die körperlich zum Teil erklärt werden können, aber mit einer psychischen Erkrankung einher gehen. So liegt in diesem Fall beispielsweise eine Gewebeschädigung wie ein Bandscheibenvorfall vor, die über den Rücken bis ins Bein hinein ausstrahlt.
Eine unzureichende Krankheitsbewältigung, eine Angststörung oder eine depressive Störung kann dazu beitragen, diesen Schmerz zu intensivieren. Drittens treten chronische Schmerzen auch dann auf, wenn die Primärerkrankung eine psychische Störung ist. Gerade bei einer Depression, einer Angststörung oder einer posttraumatischen Belastungsstörung können diese hinzukommen und die Auswirkungen der Krankheit verschlimmern.
Wann zum Arzt?
Anhaltende Schmerzzustände sollten stets von einem Arzt abgeklärt werden. Sie sind ein Hinweis auf vorliegende Erkrankungen, die diagnostiziert und behandelt werden müssen. Halten die Schmerzen über mehrere Wochen an, gelten sie als chronisch. Sie sollten regelmäßig ärztlich überwacht und kontrolliert werden. Nehmen die Schmerzen an Intensität oder Umfang zu, ist ein Arzt von den Veränderungen zu unterrichten. Die Einnahme von schmerzstillenden Medikamenten ist grundsätzlich mit einem Arzt abzusprechen und genau zu dosieren. Es drohen weitere Erkrankungen oder Nebenwirkungen, die ausgeschlossen werden müssen.
Kommt es zu Schlafstörungen, Konzentrations- und Aufmerksamkeitsdefiziten oder einer andauernden Müdigkeit, ist ein Arztbesuch notwendig. Können berufliche wie private alltägliche Aufgaben nicht mehr wie gewohnt erfüllt werden, sind ärztliche Untersuchungen einzuleiten, um die Ursache der Beschwerden zu diagnostizieren. Treten zu den Schmerzen weitere Symptome auf, ist ein Arzt aufzusuchen. Zu ihnen gehören Übelkeit, Erschöpfung, ein allgemeines Unwohlsein oder Magen-Darm-Probleme.
Bei einer seelischen und emotionalen Belastung ist ebenfalls ein Arzt zu konsultieren. Stimmungsschwankungen, ein aggressives Verhalten oder eine Apathie sind besorgniserregend und müssen beobachtet sowie behandelt werden. Ohne eine ärztliche Unterstützung kann es zu psychischen Erkrankungen wie Angststörungen oder Depression kommen. Chronische Schmerzen, die sich nach einer Amputation einstellen, sollten ebenfalls stets von einem Arzt abgeklärt werden.
Symptome und Verlauf
Typische Symptome des chronischen Schmerzsyndroms:
Das chronische Schmerzsyndrom entsteht aus einer bereits vorliegenden Erkrankung. Die Schmerzen halten aber noch lange, das heißt mehr als drei Monate, nach der Abheilung der eigentlichen Erkrankung an. Im Verlauf werden sie zur Hauptkrankheit und beeinträchtigen die Lebensqualität erheblich. Chronische Schmerzen können sich ganz unterschiedlich anfühlen: stechend, brennend, hell, bohrend oder dumpf.
Diagnose
Die Diagnose ist nicht so leicht. Zunächst wird die Form und Dauer der Schmerzen aufgenommen, um andere Ursachen wie noch nicht erkannte Ursachen aus zu schließen. Hierbei ist es wichtig, die Auslöser heraus zu finden. Das können einerseits bestimmte Belastungssituationen sein, aber andererseits auch durch Medikamente verursacht werden. Auch die begleitenden Symptome wie Übelkeit und Schwindel sollten Erwähnung finden. Das Herausfinden der Art der Beeinträchtigung, beim Wohlbefinden, der Alltagsfunktion, der Aktivität, dem Sozialleben, der Stimmung oder dem Schlaf, hilft bei der anschließenden Therapie.
Komplikationen
In den meisten Fällen kann ein chronisches Schmerzsyndrom nicht mit Hilfe von Medikamenten oder Schmerzmitteln eingeschränkt werden, sodass der Patient dauerhaft an Schmerzen leidet. Dadurch wird der Alltag des Betroffenen stark eingeschränkt und es kommt zu psychischen Beschwerden und zu Bewegungseinschränkungen. Gewöhnliche körperliche Belastungen und sportliche Aktivitäten sind für den Patienten ebenfalls nicht mehr möglich. Der Betroffene leidet an einem allgemeinen Krankheitsgefühl und ist ständig müde und erschöpft. Nicht selten kommt es auch zu Schwindel und zu einer Übelkeit.
Weiterhin breiten sich in vielen Fällen Schmerzen auch in andere Körperregionen aus und können damit zu Beeinträchtigungen an anderen Stellen des Körpers führen. Die meisten Betroffenen ziehen sich dabei aus dem sozialen Leben zurück und nehmen an diesem nicht mehr aktiv teil. In den meisten Fällen benötigen die Patienten eine psychologische Behandlung beim chronischen Schmerzsyndrom. Diese kann Depressionen und Verstimmungen heilen. Weiterhin werden Medikamente eingesetzt, um die Schmerzen zu lindern. In der Regel treten bei der Behandlung keine weiteren Komplikationen mehr auf. Ob die Lebenserwartung des Patienten durch das Schmerzsyndrom eingeschränkt ist, hängt stark von der Ursache der Schmerzen ab.
Behandlung und Therapie
Wichtig bei der Behandlung und der Therapie des chronischen Schmerzsyndroms ist eine Zusammenarbeit zwischen verschiedenen medizinischen Fachdisziplinen. Zunächst muss der Arzt individuell mit dem Patienten herausfinden, welche Behandlung den größten Erfolg verspricht. Schmerzlindernde Medikamente gibt es in zwei Varianten: Enthalten sie keine Betäubungsmittel wie Acetylsalicylsäure, Ibuprofen oder Paracetamol, sind sie leichter erhältlich. Ihre Wirkung erschöpft sich in Härtefällen relativ schnell, denn sie wirken nicht im Gehirn, sondern hemmen die Schmerzentstehung und deren Leitung zum Gehirn.
Sind Nerven oder Nervenknoten hypersensibel, hilft es, wenn in ihre Nähe Betäubungsmittel injiziert werden. So leiten sie weniger Schmerzinformationen an das Gehirn weiter, was ebenfalls ein Nachlassen des Schmerzes nach sich zieht. Physiotherapeutische Maßnahmen zielen darauf, den Muskeltonus durch Wärme- und Kältebehandlungen sowie elektrotherapeutische Verfahren oder Massagen herab zu setzen. Sie regen die Durchblutung an. Gleichzeitig wirkt diese Behandlung durch ihre Entspannung positiv auf das Gemüt.
Bei der transkutanen elektrischen Nervenstimulation werden auf der Haut freie Nervenenden stimuliert, die einen Gegenreiz zum Schmerz auslösen und ihn so abmildern. Diese Behandlung kann zu Hause durchgeführt werden und hat sich gerade bei Langzeitpatienten bewährt. In der Homöopathie finden schmerzlindernde und entspannende Kräuter Anwendung. Dies kann durch Methoden der körperlichen und geistigen Entspannung wie autogenes Training, Hypnose und Meditation sowie Akupunktur, Akupressur und Osteopathie ergänzt werden.
Vorbeugung
Chronische Schmerzen bedeuten viel Stress, die schnell in eine negative emotionale Spirale münden kann. Entspannungstechniken können gegen die psychische Belastung helfen. So sind autogenes Training, Meditation, Yoga, progressive Muskelentspannung und Achtbarkeitstraining dazu prädestiniert, diesen Teufelskreis zu durchbrechen. Sie bewirken eine größere emotionale Ausgeglichenheit, die den Umgang mit Schmerzen erleichtern.
Quellen
- Dilling, H. & Freyberger, H.J.: Taschenführer zur ICD-10-Klassifikation psychischer Störungen, Huber Verlag, 6. Auflage 2012
- Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2012
- Tölle, R., Windgassen, K.: Psychiatrie. Springer, Berlin 2014
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
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