Antidepressiva

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Ein Antidepressivum bzw. Antidepressiva sind Psychopharmaka, die vor allem bei depressiven Erkrankungen (Depression), aber auch z.B. bei Angststörungen, Panikattacken, Zwangsneurosen, Schmerzen, Entzugserscheinungen oder Schlafstörungen zum Einsatz kommen.

Inhaltsverzeichnis

Wie wirken Antidepressiva?

Weshalb es zu depressiven Erkrankungen kommt, ist noch nicht hundertprozentig wissenschaftlich erwiesen. Doch es gibt verschiedene Thesen dazu. Eine besagt zum Beispiel, dass während einer Depression der Hirnstoffwechsel gestört ist.

Wenn Serotonin, Noradrenalin und andere Botenstoffe nicht im Gleichgewicht sind, ändert sich das emotionale Empfinden und auch die Denkstruktur. Deshalb greifen viele Antidepressiva an dieser Stelle ein und verändern den Hirnstoffwechsel.

Dadurch können die Botenstoffe länger in den Nervenzellen zur Verfügung stehen. Die Antidepressiva haben unterschiedliche Wirkungen und daraus folgend auch unterschiedliche Nebenwirkungen. Eine grobe Unterteilung der Antidepressiva ist die in die Gruppen der klassischen und der modernen.

Klassische Antidepressiva

Die klassischen Antidepressiva sind schon länger auf dem Markt und greifen in mehrere Botenstoffsysteme ein. Sie sind zwar nicht so gut verträglich, doch dafür sehr wirksam. Deshalb werden sie heutzutage im Grunde nur bei schweren Depressionen angewandt.

Trizyklischen Antidepressiva (Trizyklika)

Zu dieser Gruppe gehören die trizyklischen Antidepressiva. Sie werden Patienten mit chronischen Schmerzen, Zwangssyndromen, Panikattacken, Bulimie und Angststörungen verordnet.

Durch diese Trizyklika wird die Wiederaufnahme von Serotonin und Dopamin in ihre Speicher blockiert. Sie wirken stimmungsaufhellend, entspannend und antriebssteigernd. Die Wirkung tritt nach zwei bis sechs Wochen Einnahme ein. Mundtrockenheit, Verstopfung und Gewichtszunahme sind hier die typischen Nebenwirkungen.

Tetrazyklischen Antidepressiva

Eine weitere Gruppe sind die tetrazyklischen Antidepressiva. Diese sind insgesamt etwas schwächer in der Wirkung und besser verträglich. Sie beeinflussen den Noradrenalin-Spiegel im Gehirn und fördern den Antrieb.

In der Regel werden sehr häufig älteren Menschen verabreicht, die unter Antriebsschwäche leiden, weil sie den Kreislauf kaum belasten.

Zusätzlich können sie angstlösend und beruhigend wirken und eine Besserung der Stimmungslage tritt nach circa zwei Wochen ein. Aufgrund der beruhigend Wirkung können diese Antidepressiva auch beim Einschlafen helfen.

MAO-Hemmer (Mono-Amino-Oxikdas-Hemmer)

Die letzte Gruppe der klassischen Antidepressiva sind die MAO-Hemmer (Mono-Amino-Oxikdas-Hemmer). Naturgemäß wird durch die beiden Enzyme MAO-A und MAO-B Noradrenalin und Serotonin im Körper abgebaut. Werden diese Enzyme jedoch durch –Antidepressiva gehemmt, dann steigt der Anteil an Serotonin und Noradrenalin im Gehirn.

Diese Antidepressiva können u. a. dann eingesetzt werden, wenn andere zuvor keine Wirkung gezeigt haben. Allerdings sind sie nicht so gut verträglich, denn der Abbau von anderen Botenstoffen wird ebenfalls gehemmt und es kann beispielsweise zu erhöhtem Blutdruck kommen.

Die Patienten sollten auch, um Gesundheitsstörungen vorzubeugen bestimmte Diätvorschriften einhalten. Auf reifen Käse, Weintrauben und Rotwein sollte beispielsweise verzichtet werden. Auftretende Nebenwirkungen können des Weiteren sein: Übelkeit und Kopfschmerzen.


Moderne Antidepressiva

Antidepressiva (SSRI) und (SNRI)

Zu den modernen Antidepressiva gehören die SSRI (Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer) und SNRI (Selektive Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer). Die erste Gruppe verhindert, dass der Botenstoff Serotonin wieder in seine Speicher aufgenommen wird.

Diese Antidepressiva werden bei leichten bis mittelschweren Depressionen verschrieben. Sie wirken stimmungsaufhellend, aktivierend und angstlösend und sind gut verträglich. Die zweite Gruppe blockiert die Wiederaufnahme von Noradrenalin durch die Nervenzellen. Auch sie werden bei leichten bis mittelschweren Depressionen verschrieben und steigern den Antrieb.

Antidepressiva (SSNRI)

Als weitere Form von Antidepressiva gibt es die SSNRI. Das sind Selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer. Hier ist die Wirkung ebenfalls stimmungsaufhellend und antriebssteigernd.

Atypische Antidepressiva

Und zu guter Letzt gibt es die atypischen Antidepressiva, die die Konzentration von Serotonin und Noradrenalin nicht hemmen, sondern erhöhen. Neben der stimmungsaufhellenden, beruhigenden und angstlösenden Wirkung steigern diese Medikamente die Libido.

Quellen

  • Payk, T.: Checkliste Psychiatrie und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Dilling, H. & Freyberger, H.J.: Taschenführer zur ICD-10-Klassifikation psychischer Störungen, Huber Verlag, 6. Auflage 2012
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Bergner, T. M. H.: Burnout-Prävention. Schattauer, Stuttgart 2012
  • Tölle, R., Windgassen, K.: Psychiatrie. Springer, Berlin 2014

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021

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