Hypnose

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei der Hypnose handelt es sich um ein psychotherapeutisches Verfahren, das einen tiefen Entspannungszustand induziert. Hypnose kann bei der Behandlung von Angst-, Schmerz- und Schlafstörungen sowie psychosomatischen und anderen Beschwerden zum Einsatz kommen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Hypnose?

Sobald der Patient im Entspannungszustand ist, kann der Hypnotiseur bestimmte Themenbereiche mit dem Patienten bearbeiten und dadurch Probleme u.a. lösen.

Hypnose ist ein Psychotherapie-Verfahren, das durch Tiefenentspannung und einen veränderten Bewusstseinszustand gekennzeichnet ist, wobei Patienten gleichzeitig ihre Aufmerksamkeit ablenkungsfrei auf einen bestimmten Gegenstand richten können. Die Hypnose ist der Trance sehr ähnlich.

Während der Hypnose erfährt der Patient eine Rückentwicklung (Regression) des Denkens, Fühlens und Wollens. Die Hypnose gehört zu den ältesten psychotherapeutischen Verfahren. Im Europa der Neuzeit erlebte sie im 19. Jahrhundert dank der Psychoanalyse ihre Blütezeit. Die moderne Hypnotherapie geht vor allem auf Milton H. Erikson zurück.

Anwendungsgebiete

Typische Anwendungsgebiete der Hypnose:

  • Schmerzstörungen
  • Psychosomatische Beschwerden

Zu den häufigsten Anwendungsgebieten der Hypnose gehören Angststörungen wie spezifische Phobien oder Bewertungsangst. Auch psychosomatische Beschwerden und Schlafstörungen stellen eine Indikation dar. Darüber hinaus können Patienten mit Schmerzstörungen oder Nikotinabhängigkeit von der Hypnose profitieren; insbesondere bei der Raucherentwöhnung, aber auch bei anderen Anwendungsformen, ist auf eine wissenschaftlich fundierte Ausbildung des Hypnotiseurs zu achten. In der Therapie der dissoziativen Identitätsstörung oder multiplen Persönlichkeitsstörung kommt die Hypnose ebenfalls oft zum Einsatz.

Mithilfe des Therapeuten finden Patienten während der Trance häufig einen leichteren Zugang zu abgespaltenen (dissoziierten) Persönlichkeitsanteilen und können auf diese Weise die Innenkommunikation aufbauen bzw. stärken, was langfristig eine Zusammenführung verschiedener Persönlichkeitsanteile oder -splitter ermöglicht. Auch bei einer Reihe von körperlichen Beschwerden kann Hypnose indiziert sein, zum Beispiel im Rahmen einer zahnärztlichen Behandlung oder bei körperlichen Schmerzen.

Welche Methoden und Verfahren gibt es?

Bei der Leerhypnose induziert der Hypnotiseur eine Trance, lässt den Patienten eine Zeit lang darin verweilen (für gewöhnlich einige Minuten) und nimmt die Hypnose anschließend zurück. Eine Leerhypnose dient im Wesentlichen der Entspannung und kann unter Umständen der Vorbereitung einer längeren und intensiveren Hypnosesitzung dienen. Die analytische Hypnose stammt aus der Psychoanalyse und bedient sich dementsprechend ihrer Techniken; analytische Hypnotherapeuten arbeiten unter anderem mit Methoden wie dem freien Assoziieren oder dem Aufdecken unbewusster Konflikte.

Die Hypnotherapie hingegen basiert maßgeblich auf den Erkenntnissen von Milton H. Erikson; zum Teil dient dieser Begriff jedoch auch der allgemeinen Beschreibung hypnotischer Verfahren im Rahmen der Psychotherapie. Bei der Hypnokatharsis reagieren Patienten Affekte ab und können verdrängte Erlebnisse wiedererleben, wobei sie dem Hypnodrama zum Teil ähnelt, das sich auf dem Psychodrama-Konzept beruht. Personen, die sich selbst in Hypnose versetzen können, praktizieren Selbst-Hypnose.

Was muss der Patient beachten?

Patienten sollten sich im Voraus vergewissern, ob ein Therapeut eine ausreichende Qualifikation für die Anwendung von hypnotischen Verfahren besitzt. Neben ausreichend ausgebildeten Fachkräften bieten zum Teil auch unzureichend geschulte Personen entsprechende Dienstleistungen an. Bei unzureichendem Vertrauen zwischen Patient und Behandler ist eine Hypnose in der Regel nur schwer möglich und erfordert unter Umständen ist zunächst eine Verbesserung der therapeutischen Beziehung. Auf der anderen Seite kann die Hypnose jedoch auch zu einer größeren Abhängigkeit des Patienten vom Hypnotiseur führen und die empfundene Nähe zum Behandler verstärken.

Im Vorfeld führt der Hypnotiseur in der Regel ein Vorgespräch mit dem Patienten, um den Hintergrund zu erfragen und die Indikation festzustellen. Darüber hinaus müssen Therapeuten, die mit Hypnose arbeiten, das Vorhandensein von Kontraindikationen prüfen, da diese zu Komplikationen führen können. Persönlich können sich Patienten auf eine Hypnose vorbereiten, indem sie sich mental auf die bevorstehende Sitzung einstellen. Die Hypnose kann nicht gegen den Willen des Hypnotisierten erfolgen; auch unbewusste Widerstände können dabei in Erscheinung treten.

Wie läuft eine Hypnose ab?

Zu Beginn bittet der Therapeut den Patienten in der Regel, sich zu setzen oder hinzulegen und die Augen zu schließen. Anschließend induziert der Hypnotiseur mithilfe von einfachen Anweisungen einen Entspannungszustand, den er schrittweise vertieft. Während der Hypnose kann der Therapeut mithilfe von Suggestionen bestimmte, vorher festgelegte und vereinbarte Themenbereiche mit dem Patienten zu bearbeiten.

Die Vorarbeit erfolgt in der Regel gemeinsam, wobei der Patient dir Richtung der hypnotherapeutischen Sitzung vorgibt; während der eigentlichen Hypnose übernimmt der Patient eine eher passive Rolle und reagiert auf die dargebotenen Suggestionen. Diese Art der Beeinflussung von außen hat das Ziel, tief in der Psyche verankerte Inhalte des Denkens, Fühlens und Wollens zu verändern. Im Rahmen einer Schmerz-Behandlung kann die Suggestion beispielsweise den Schmerz in den Fokus nehmen; der Hypnotiseur veranschaulicht möglicherweise den Schmerz zunächst mit einem mentalen Bild und kann dem Patienten anschließend suggerieren, wie die mentale Repräsentation – damit auch der Schmerz – nach und nach verschwindet.

Zum Schluss nimmt der Hypnotiseur die Hypnose zurück und der Patient geht wieder in den wachen zustand über. Im Anschluss an eine Hypnose sollte sich der Hypnotisierte ausreichend Zeit nehmen, um mögliche Reste der Bewusstseinseinsenkung abklingen zu lassen. In der Regel führt der Hypnotiseur eine Nachsorgesitzung durch, bei der u. a. die Auswirkungen der Suggestionen zur Sprache kommen.

Wer übernimmt die Kosten?

Findet die Hypnose im Rahmen einer Psychotherapie bei ausreichender Indikation statt, sind die Kosten für Hypnosesitzung(en) in der Regel durch die Therapiebewilligung abgedeckt. Soll die Behandlung sich auf die Hypnose beschränken, können Patienten ebenfalls einen Antrag bei der Krankenkasse stellen; bei entsprechender Indikation und Qualifikation des Therapeuten übernimmt die Krankenkasse in der Regel auch in diesem Fall die Kosten. Bei Hypnose als Instrument zur Persönlichkeitsentwicklung und Selbstfindung handelt es sich hingegen um eine Eigenleistung: Die Kosten für derartige Hypnosesitzungen trägt der Klient in der Regel selbst.


Risiken, Komplikationen und Nebenwirkungen

Hypnose kann bei Personen mit entsprechender Prädisposition Psychosen auslösen. Patienten, die unter Schizophrenie oder einer anderen psychotischen Störung leiden, sollten den Hypnotiseur deshalb darauf hinweisen. Auch akute manische Episoden, schwere Depression und schwere depressive Verstimmung gehören zu den Kontraindikationen. Während der Hypnose besteht das Risiko, die Regression zu weit voranzubringen. Eine unvollständige Rücknahme der Hypnose, bei der der Patient nicht vollständig erwacht, kann der induzierte Dämmerungszustand teilweise anhalten. Umstritten ist, ob Patienten unter Hypnose Verbrechen begehen können; auch unter Hypnose handeln Patienten allerdings nicht gegen ihre eigenen Überzeugungen.

Quellen

  • Payk, T.: Checkliste Psychiatrie und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Dilling, H. & Freyberger, H.J.: Taschenführer zur ICD-10-Klassifikation psychischer Störungen, Huber Verlag, 6. Auflage 2012
  • Bergner, T. M. H.: Burnout-Prävention. Schattauer, Stuttgart 2012
  • Tölle, R., Windgassen, K.: Psychiatrie. Springer, Berlin 2014

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021

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