Elektrotherapie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unter dem Begriff Elektrotherapie oder Elektrostimulation werden Anwendungen zusammengefasst, bei denen elektrischer Strom therapeutische Nutzung findet. Dabei durchfließen Wechsel- oder Gleichströme den menschlichen Körper.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Elektrotherapie?

Bei Nackenbeschwerden kann eine Elektrotherapie helfen. Durch die Elektrostimulation wird die Durchblutung angeregt.

Die Elektrotherapie bildet einen Teilbereich der Physiotherapie. Zum Einsatz gelangt sie zumeist in begleitender Form, um beispielsweise Schmerzen zu lindern. Für die Elektrobehandlung eingesetzt wird ein spezielles Elektrotherapiegerät. Dieses führt dem Patienten den Strom über angeschlossene Elektroden zu.

Erstmals für therapeutische Zwecke genutzt wurden 1764 elektromagnetische Wechselfelder. Sie dienten zum Verbessern der Durchblutung sowie zum Erwärmen des Körpers, um die Heilung von Wunden und Knochen zu fördern.

Der deutsche Pharmakologie-Professor Christian Heinrich Ernst Bischoff (1781-1861) von der Universität Jena beschrieb 1801 erstmals elektrotherapeutische Methoden zur Behandlung von neurologischen Erkrankungen. Bischoff selbst griff auf Silberelektroden zur Behandlung von Organen zurück.

Anwendung und Funktion

Durch die Elektrotherapie lässt sich eine Vielzahl an Einsatzgebieten abdecken. Dabei fällt die Wirkung des Verfahrens je nach Form und Art der Behandlung unterschiedlich aus. Den Strom führen die Therapeuten über Elektroden den Patienten zu, wobei sich entweder ein einzelnes Körperteil oder mehrere Körperstellen auf einmal behandeln lassen.

Zu den bedeutendsten Verfahren der Elektrotherapie zählt die Galvanisation, bei der Gleichstrom zur Anwendung gelangt, um die Durchblutung von Muskeln und Haut zu stimulieren, Schmerzen zu lindern sowie das Zellwachstum anzuregen.

Eine andere elektrotherapeutische Methode stellt die Niederfrequenztherapie bis zu 1000 Hertz dar, durch die Muskelfasern und Nerven zur Kontraktion angeregt werden. Im Falle von geschwächter Muskulatur sind niederfrequente Ströme in der Lage, die Muskeln zu stimulieren und zu stärken.

Bei der Anwendung von Interferenzstrom oder mittleren Frequenzen kommt es zur Überlagerung von zwei Frequenzen. Auf diese Weise wirkt der Strom zunächst anregend und entfaltet anschließend einen entspannenden Effekt. Gleichzeitig lässt sich die Durchblutung fördern und Schwellungen werden verringert.

Bestandteil der Elektrotherapie ist außerdem die Kurzwellentherapie. Zu ihren mannigfaltigen Indikationen gehören Schmerzzustände, verspannte Muskeln, Atemwegserkrankungen, Entzündungen der Ohren, chronische Bronchitis, gynäkologische Beschwerden sowie Erkrankungen des Bewegungsapparates.

Als weitere sinnvolle Anwendungsgebiete der Elektrotherapie gelten der Abbau von Schwellungen, eine Schwächung der Muskeln nach operativen Eingriffen, Lähmungen im Beckenbodenbereich, degenerative Veränderungen an der Wirbelsäule, chronische Entzündungen, Arthrose oder statische Defizite.

Mithilfe der Elektrotherapie ist es auch möglich, Medikamente in den Körper einzubringen. Da zahlreiche Arzneistoffe elektrisch geladen sind, beschleunigt der fließende Strom ihr Eindringen in die Haut. Zu diesem Zweck findet zuvor das Aufbringen von wässrigen Lösungen, Gelen, Salben oder Emulsionen auf die Haut statt.

Methoden und Verfahren

Die Elektrotherapie umfasst unterschiedliche Behandlungsformen. Von besonderer Bedeutung sind die hydrogalvanischen Bäder, bei denen Teilbereiche des Körpers oder sogar der gesamte Organismus geringem Gleichstrom innerhalb von speziellen Wannen ausgesetzt werden, die mit Wasser gefüllt sind. Auf diese Weise ist eine wirksame Linderung von Ischialgien oder rheumatischer Arthritis möglich.

Zur Behandlung von Muskelverspannungen dient die niederfrequente Gleichstrombehandlung. Bei diesem Verfahren legt der Therapeut dem Patienten zwei Elektroden über und unter der Körperstelle an, die es zu behandeln gilt. Dadurch kommt es zu einer Quer- oder Längsdurchströmung des Körpers.

Als Elektrogymnastik bekannt ist die niederfrequente Wechselstrombehandlung, die zur Therapie von Lähmungserscheinungen oder Muskelschwäche dient. Als besonders wirksam gelten die niederfrequenten Wechselströme nach dem Ersetzen der vorderen Kreuzbänder am Kniegelenk.

Ebenfalls Teil der Elektrotherapie ist das TENS-Verfahren. TENS steht für Transkutane Elektrische Nervenstimulation. Bei dieser Methode erfolgt eine gesteuerte Gegenirritation zu lokalen Schmerzherden. Mit dem TENS-Verfahren wird ein örtlich reduziertes Schmerzempfinden bewirkt, was den Schmerz ausschaltet. Zur Behandlung werden an den betroffenen Körperstellen Elektroden angebracht. Mithilfe eines Steuergerätes lässt sich dann durch unterschiedliche Programme Strom in den Körper leiten.

Was muss der Patient beachten?

Das Anbringen von Elektroden auf die Haut im Rahmen der Elektrotherapie bewirkt deren starke Beanspruchung. Daher wird empfohlen, im Anschluss an die Behandlung nicht-parfümierte Feuchtigkeitscreme auf die entsprechenden Hautstellen zu geben, um deren Austrocknen entgegenzuwirken.

Bei einer Elektrotherapie, die zur Behandlung von Schmerzreizen dient, ist es ratsam, alle zehn Sitzungen für etwa zwei Wochen zu pausieren. Patienten, die über einen Herzschrittmacher verfügen, sollten auf eine Elektrotherapie in der Herzgegend besser verzichten. Gleiches gilt für Menschen, in deren Körper sich Metallimplantate oder Endoprothesen befinden. Für Frauen wird das Tragen von Hormonspiralen als zu riskant für eine Elektrotherapie eingestuft.

Beim Anbringen der Elektroden ist deren Aufkleben auf entzündete Bereiche oder offene Wunden unbedingt zu vermeiden.

Ablauf und Durchführung

Ob zur Elektrotherapie eine Galvanisation, eine Reizstrombehandlung oder eine Kurzwellentherapie zur Anwendung kommt, hängt von den Beschwerden des Patienten ab. Durch den behandelnden Physiotherapeuten werden zwei Elektroden auf der Haut angebracht. In den Körper gelangt der Strom über die Wirkelektrode, während die Bezugselektrode für das Schließen des Stromkreises sorgt.

Das Polen und Platzieren der Elektroden richtet sich nach der Art der Behandlung. Ihre Befestigung kann durch Klettschlussbänder, ein Gummilochband oder das Selbstklebeverfahren erfolgen. Darüber hinaus besteht eine Verbindung zu den Stromkabeln.

Die Elektrotherapie wird die ganze Zeit über vom Physiotherapeuten überwacht. Dabei befragt er den Patienten, ob die Behandlung einen angenehmen Verlauf nimmt. Kommt es zu Problemen, beendet der Therapeut die Elektrostimulation umgehend. In der Abschlussphase der Elektrotherapie reduziert der Physiotherapeut die Intensität des Stroms nach und nach.

Letzter Schritt ist das Abschalten des Elektrotherapiegeräts und das Entfernen der Kabel. Außerdem wird überprüft, ob der Patient eventuell Verbrennungen oder Hautveränderungen erlitten hat.


Eigenleistung oder Krankenkasse - wer übernimmt die Kosten?

Die gesetzlichen Krankenkassen kommen in der Regel nicht für eine Elektrotherapie auf. Bei bestimmten Erkrankungen oder Beschwerden kann zumindest eine partielle Kostenübernahme stattfinden. Aus diesem Grund sollte der Patient vor der Behandlung bei seiner Krankenkasse nachfragen.

Risiken, Gefahren und Komplikationen

Risiken bei einer Elektrotherapie entstehen vorwiegend durch eine zu hoch eingestellte Stromstärke. Dadurch kann es zu Herzrhythmusstörungen, Verbrennungen oder Verätzungen kommen.

Bei frühschwangeren Frauen besteht die Gefahr, dass das ungeborene Kind durch die Elektrobehandlung geschädigt wird. Darüber hinaus sind Störungen des Berührungsempfindens oder eine Stromallergie im Bereich des Möglichen.

Quellen

  • Rüther, W. & Lohmann, C.H.: Orthopädie und Unfallchirurgie, Urban & Fischer, 20. Auflage, 2014
  • Heisel, J.: Physikalische Medizin - Praxiswissen Halte- und Bewegungsorgane, Georg Thieme Verlag, 1.Auflage, 2005
  • Wülker N. Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme Verlag. 2. Auflage 2010.
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2012
  • Imhoff, A.B. et al.: Checkliste Orthopädie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2014

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021

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