Hodenschwellung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 23. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Schwellungen und Verhärtungen des Hodens können auf eine ernsthafte Erkrankung hinweisen. Wenn die Hodenschwellung zusätzlich von Schmerzen begleitet wird, ist der Gang zum Arzt ein absolutes Muss, um Komplikationen und eine spätere Unfruchtbarkeit zu verhindern.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Hodenschwellung?

Anatomie der männlichen Geschlechtsorgane.

Der Begriff Hodenschwellung bezeichnet keine eigenständige Erkrankung, sondern ist ein Symptom, das bei einer Vielzahl von Erkrankungen der männlichen Geschlechtsorgane auftreten kann.

Dabei sammelt sich Flüssigkeit im Hoden oder Nebenhoden und verursacht dadurch die Hodenschwellung, die nur einen oder aber auch beide Hoden betreffen kann. Je nach Grunderkrankung geht die Schwellung des Hodens mit oder ohne Schmerzen einher. Darüber hinaus können weitere Symptome wie Rötungen des Hodens, Fieber oder Harnwegsinfektionen auftreten.

Ursachen

Die Ursachen für eine Hodenschwellung sind vielfältig. Ein absoluter Notfall, der mit plötzlich auftretenden starken Schmerzen verbunden ist und ein sofortiges Handeln erfordert, ist die sogenannte Hodentorsion. Durch eine plötzliche Eindrehung des Samenstrangs wird die Durchblutung des Hodens unterbrochen, was innerhalb kürzester Zeit zu einem Absterben des Organs führen kann. Vor allem Kinder und Jugendliche sind hiervon betroffen.

Bei älteren Patienten ist oft eine Nebenhodenentzündung Ursache für eine Hodenschwellung. Ausgelöst wird die Infektion meist durch Viren oder Bakterien, die über die Harnröhre in den Körper gelangen und über die Samenwege bis zu den Nebenhoden aufsteigen.

Ebenfalls sehr schmerzhaft ist eine Hodenentzündung, die häufig Folge einer Mumps-Erkrankung ist, aber auch durch Windpocken, das Pfeiffersche Drüsenfieber oder Malaria verursacht werden kann. Neben den typischen Symptomen wie Hodenschwellung, Rötung des Hodensacks, Fieber und Abgeschlagenheit können sich in der Samenflüssigkeit oder auch im Urin Blutspuren zeigen.

Deutlich seltener treten schmerzfreie Hodenschwellungen auf. Diese können auf einen Wasserbruch – eine Flüssigkeitsansammlung in der Hodenhülle, eine Nebenhodenzyste oder einen Hodentumor hinweisen. Da viele Ursachen eine Schwellung des Hodens auslösen können, sollte zur Einleitung einer entsprechenden Behandlung immer ein Urologe zu Rate gezogen werden.

Wann zum Arzt?

Eine einseitige oder beidseitige Schwellung an den Hoden ist ein ernst zunehmendes Symptom und sollte in jedem Fall ärztlich abgeklärt werden. Wenn die Schwellung mit Schmerzen, Rötungen, Quetschungen oder Verhärtungen einhergeht, sollte umgehend ein Mediziner konsultiert werden. Aber auch ohne Begleiterscheinungen ist eine Schwellung am Hodensack bedenklich und sollte untersucht werden.

Schwellungen am Hodensack, die schmerzfrei verlaufen, gelten als Leitsymptom für Hodenkrebs und sollten daher mit äußerster Vorsicht bewertet werden. Auch die weiteren möglichen Ursachen für eine Schwellung an diesen männlichen Geschlechtsorganen können unbehandelt zu schwerwiegenden Folgen führen. Wenn zeitnah reagiert wird, bestehen jedoch für die meisten Patienten mit der richtigen Behandlung gute Heilungschancen. Schamgefühle sind bei diesem Symptom absolut unangebracht.

Eine Schwellung in diesem Bereich liegt im seltensten Fall eine Ursache zu Grunde, die keiner medizinischer Behandlung bedarf. Um die Hodenschwellung aufzulösen und irreversible Schädigungen zu vermeiden, sollte in eigenem Interesse so schnell wie möglich ein Urologe aufgesucht werden.

Diagnose und Verlauf

In einem ersten Anamnesegespräch wird sich der Arzt danach erkundigen, welche weiteren Symptome der Patient neben der Hodenschwellung hat und unter welchen Umständen diese auftreten. Dann folgen eine gründliche Inaugenscheinnahme der Hoden und eine vorsichtige Tastuntersuchung, die je nach Ursache der Hodenschwellung sehr schmerzhaft sein kann.

Durch das Abtasten des Hodens kann der Urologe eine Hodentorsion von einer Hoden- oder Nebenhodenentzündung unterscheiden, da das Anheben des Hodens bei einer Hodentorsion als sehr schmerzhaft, bei einer Hoden- oder Nebenhodenentzündung aber als schmerzlindernd empfunden wird. Zusätzlich werden Blut- und Urinproben genommen und zur Analyse ins Labor geschickt.

Um gefährliche Erkrankungen wie Hodentumore oder Hodentorsion zu erkennen, kann eine Ultraschalluntersuchung veranlasst werden. Hier zeigt sich auch, ob die Hoden durch eine Entzündung bereits vergrößert sind und sich gegebenenfalls Abszesse gebildet haben. Lässt sich trotz der genannten Untersuchungsmethoden die Ursache für die Schwellung des Hodens nicht eindeutig feststellen, ist eine Operation erforderlich, um schwerwiegende Erkrankungen auszuschließen oder den Hoden zu retten.

Komplikationen

Eine Hodenschwellung entsteht meist durch eine entzündliche Reaktion im Bereich des Hodens. Dies betrifft vor allem eine Entzündung des Hodens an sich (Orchitis), aber auch des Nebenhodens (Epididymitis). Diese Infektion beeinträchtigt vor allem die Fruchtbarkeit (Infertilität). Außerdem kann sich die Entzündung über den gesamten Körper ausbreiten und so zu einer Sepsis führen. Dies führt in den meisten Fällen unbehandelt zum Tode des Patienten.

Auch kann sich der Hoden um die eigene Achse drehen (Hodentorsion) und so die Blutversorgung vermindern. Dies führt zu einer Mangelversorgung des Hodens mit Sauerstoff und beeinträchtigt so die Qualität der Spermien, was bis hin zu einer Unfruchtbarkeit führen kann. Daneben werden auch Nerven geschädigt, so dass es zu starken Schmerzen kommt. Begünstigt wird eine Hodentorsion durch eine offene Verbindung des Hodens zum Bauchraum, durch welche Flüssigkeit in den Hoden fließen kann (Hydrocele). Dadurch kommt es zu starken Spannungs- und Druckgefühlen.

Eine weitere Komplikation der offenen Verbindung kann das Eintreten von Darmschlingen sein (Indirekter Leistenbruch), die eine ähnliche Symptomatik wie die Hodentorsion verursachen können, da die Gefäßversorgung beeinträchtigt werden kann. Auch einige Hodentumoren können die Durchblutung und damit die Spermienqualität des Hodens beeinträchtigen. Der Hodenkrebs kann im schlimmsten Falle metastasieren und andere Organe befallen. Auch einige Zysten können, wenn sie groß genug sind, die Durchblutung einschränken und so zur Unfruchtbarkeit führen.

Behandlung und Therapie

Die Behandlung der Hodenschwellung hängt ganz entscheidend von seiner Ursache ab. Wird eine Hodentorsion diagnostiziert, muss innerhalb der ersten sechs Stunden nach Auftreten der ersten Symptome operiert werden, um eine nachhaltige Schädigung des Organs zu verhindern. Dabei wird der betroffene Hoden entzwirbelt und wieder in eine normale Position gelegt.

Vorbeugend wird zusätzlich der Hoden mit dem Hodensack vernäht. Der Hoden erholt sich etwa 20 bis 30 Minuten nachdem die Durchblutung wiederhergestellt wurde. Ist die Hodenschwellung auf eine bakteriell bedingte Nebenhodenentzündung oder eine Hodenentzündung zurückzuführen, werden Antibiotika und entzündungshemmende Schmerzmittel verabreicht. Zusätzlich lindern strikte Bettruhe, Kühlung und das Ruhigstellen und Hochlagern des Hodens die Beschwerden.

Ein regelmäßiger Besuch beim Urologen ist während der Behandlung unabdingbar, um die Bildung von Abszessen rechtzeitig zu erkennen. Nach etwa 10 Tagen ist die Entzündung abgeklungen. Hodenschwellungen aufgrund von Wasserbruch oder Nebenhodenzysten bedürfen in der Regel keiner Behandlung, solange dadurch keine Schmerzen oder kein starkes Druckgefühl entsteht.

Bei Beschwerden kann eine Operation Abhilfe schaffen. Ist ein Hodentumor ursächlich für die Schwellung des Hodens, wird in einer Operation Gewebe entnommen und untersucht. Wenn der Tumor bösartig ist, müssen Hoden und Samenstrang entfernt werden.


Aussicht und Prognose

In den meisten Fällen handelt es sich bei der Hodenschwellung nur um ein temporäres Symptom, das nicht dauerhaft auftritt und in der Regel nach einigen Stunden wieder verschwindet. Allerdings ist die Hodenschwellung in der Regel mit relativ starken und vor allem unangenehmen Schmerzen verbunden. Die Ursachen der Hodenschwellung kann über den weiteren Verlauf dieser Beschwerde entscheiden. Nicht selten können schwere Verletzungen oder Kraftausübungen auf die Hoden zu Impotenz oder zu irreversiblen Schäden an den Hoden des Betroffenen führen.

Ebenso kann eine Hodenschwellung durch eine Entzündung auftreten und verringert dabei enorm die Lebensqualität des Betroffenen. Auch durch die verringerte Durchblutung kann es dabei zu Potenzbeschwerden kommen, die im schlimmsten Falle irreversibel sind. Ebenso kann sich die Infektion in den Hoden unbehandelt auch in die anderen Regionen des Körpers ausbreiten und auch dort zu Beschwerden führen. Weiterhin kann die Hodenschwellung auch durch einen Tumor verursacht werden, wobei der Tumor entfernt werden muss. Allerdings kann hierbei ein positiver Krankheitsverlauf nicht garantiert werden.

Vorbeugung

Den besten Schutz vor einer Hodenschwellung bietet eine gesunde Lebensweise. Bei wechselnden Geschlechtspartnern ist die Verwendung von Kondomen unverzichtbar, um eine Ansteckung mit Keimen zu verhindern. Wer risikoreiche Sportarten wie Eishockey betreibt, sollte zur Vorbeugung ernsthafter Verletzungen immer einen Hodenschutz tragen.

Eine frühzeitige Behandlung einer Blasenentzündung oder Prostataentzündung verhindert das Übergreifen der Infektion auf die Nebenhoden und eine Impfung gegen Mumps, Masern und Röteln ist ein wirksames Mittel gegen Hodenentzündung.

Tritt trotz aller Vorsichtsmaßnahmen eine Hodenschwellung auf, sollte nicht mit Hausmittel experimentiert, sondern unverzüglich ein Urologe aufgesucht werden.

Quellen

  • Gasser, T.: Basiswissen Urologie. Springer, Berlin 2015
  • Hofmann, R., (Hrsg.): Endoskopische Urologie. Springer, Berlin 2009
  • Schmelz, H.-U. et al.: Facharztwissen Urologie, Springer Verlag, 2014
  • Jocham, D. & Miller, K.: Praxis der Urologie, Georg Thieme Verlag, 2007

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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