Windpocken

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Krankheiten Windpocken

Bei Windpocken, in der Medizin auch als Varizellen bezeichnet, handelt es sich um eine hoch ansteckende Infektionskrankheit (Tröpfcheninfektion), die durch durch das Varizella-Zoster-Virus hervorgerufen wird und häufig bei Kindern auftritt.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Windpocken?

Roter, stark juckender Hautausschlag ist ein typisches Symptom der Windpocken.

Die Windpocken, die in der Fachsprache auch als Varizellen und umgangssprachlich als Spitzblattern, Wasserpocken oder Schafblattern bezeichnet werden, betreffen vor allem Kinder zwischen drei und neun Jahren.

Windpocken werden über Tröpfcheninfektion (z.B. über die Atemluft) übertragen, und sind daher hochansteckend. Da die Windpocken zu den häufigsten Kinderkrankheiten gehören wird eine vorbeugende Impfung empfohlen. Erkrankt ein Jugendlicher oder Erwachsener an Windpocken, verläuft die Krankheit meist problematischer als es bei einem Kind der Fall ist.

Meist sind Kinder zwischen drei und zehn Jahren betroffen. Die Diagnose von Windpocken ist für den behandelnden Arzt leicht. Betroffene haben den für diese Krankheit charakteristischen, juckenden Hautauschlag (Exanthem), der sich in roten Flecken, Hauerhebungen und Bläschen am Rumpf und im Gesicht äußert. Der Ausschlag breitet sich langsam auf den ganzen Körper aus.

Das Varizella-Zoster-Virus lässt sich außerdem direkt im Bläschensaft feststellen. Weiterhin kann der Arzt Teile des Erregers oder gebildete Antikörper in einer Blutuntersuchung erkennen. Erste Anzeichen von Windpocken sind in vielen Fällen Fieber sowie Kopf- und Gliederschmerzen. Ist der Kehlkopf mit betroffen, sind Betroffene heiser.

Ursachen

Die Windpocken sind höchst ansteckend und werden durch so genannte Varizella-Zoster-Viren ausgelöst.

Eine Ansteckung ist durch Tröpfcheninfektion möglich – somit kann man sich sehr schnell infizieren, wenn man mit einer an Windpocken erkrankten Person Kontakt hat, mit ihr spricht oder angehustet wird.

In der Luft, auf Textilien oder Gegenständen können sich die Viren jedoch nur einige Minuten lang halten und sterben dann ab. Die Inkubationszeit der Windpocken beträgt etwas mehr als zwei Wochen.

Schon zwei Tage bevor der charakteristische Ausschlag der Windpocken zum Vorschein kommt, können sich andere Personen bereits bei der infizierten Person anstecken.

Die Gefahr einer Ansteckung ist erst dann gebannt, wenn die Bläschen zu hundert Prozent verkrustet sind und kein Sekret mehr aus ihnen austritt. Ab dem Zeitpunkt des Ausbruchs der Windpocken dauert die Erkrankung etwa eine Woche bis zehn Tage lang. Kommt es jedoch zu Komplikationen, wie beispielsweise einer Lungenentzündung, kann sich jedoch auch länger hinziehen. Betroffene, die Windpocken einmal hatten, bleiben übrigens ein Leben lang immun dagegen.

Symptome

Typische Symptome von Windpocken:

Typische Symptome der Windpocken sind stark juckende Hautausschläge, die am gesamten Körper auftreten können, sowie Fieber und Gliederschmerzen. Der Ausschlag, der im Zuge einer Infektion mit Windpocken auftritt, hat die Form von kleinen roten Flecken, die sich innerhalb einiger Stunden zu Bläschen entwickeln und sich in der Folge nach ein bis zu zwei Tagen verkrusten. Die Bläschen sind mit Flüssigkeit gefüllt, entzünden sich beim Aufkratzen und können Narben hinterlassen. Die Bläschen, die in ihrer Anzahl sehr stark variieren, können sich innerhalb von drei bis sechs Tagen neu bilden.

Diagnose und Verlauf

Windpocken sind meist schon durch eine Anamnese zu diagnostizieren. Sie führen zu einem charakteristischen Hautausschlag, der alleine durch Ansehen des Patienten zur Diagnose führen kann. Oftmals werden die Windpocken von Fieber begleitet, nur in wenigen Fällen sind keine klassischen Symptome sichtbar.

Sollte dies der Fall sein, lassen sich die Windpocken ebenfalls durch eine Untersuchung des Bläscheninhalts nachweisen. Dieser wird auf die für Windpocken typischen Viren hin untersucht.

Alternativ dazu kann eine Laboruntersuchung erfolgen. Dafür werden die Varizellen-Antikörper im Blut nachgewiesen. Allerdings ist eine solch umfangreiche Untersuchung zur Diagnose der Windpocken nur selten notwendig.

Die Windpocken gehen zu Beginn der Erkrankung meist mit leichtem Fieber und Kopfschmerzen einher.

Nach etwa ein bis zwei Tagen zeigen sich die ersten Pickelchen, die typischerweise rötlich gefärbt sind. Diese treten in der Regel zuerst am Rumpf auf.

Die Pickelchen füllen sich binnen weniger Stunden mit Flüssigkeit und fangen an, zu jucken. Nach wenigen Tagen verkrusten die so gebildeten Bläschen. Der komplette Körper kann von dem typischen Ausschlag innerhalb kürzester Zeit betroffen sein. Dabei verläuft die Erkrankung in Schüben, so dass dauernd neue Bläschen nachkommen.

Nach etwa zehn Tagen fallen die Krusten ab, helle Flecken bleiben zurück. Diese verschwinden jedoch nach einigen Wochen ebenfalls von selbst. In seltenen Fällen können Windpocken eine Lungenentzündung hervorrufen.

Der Erreger, das Varizella-Zoster-Virus (VZV), ist hochgradig ansteckend und verursacht bei der ersten Infektion Windpocken. Bei einer erneuten Infektion oder als Sonderform des Wiederauftretens (endogenes Rezidiv) löst das Virus Gürtelrose aus. Dies führt beim Betroffenen zur typischen Hautveränderung, die den Arzt die Diagnose von Windpocken erleichtert.

Komplikationen

Windpocken sind eine häufig bei Kindern auftretende Erkrankung, die in vielen Fällen ohne Komplikationen verläuft. Dennoch gibt es Fälle, die einen unerwünscht schweren Verlauf nehmen können. Dies betrifft unter anderem Patienten mit einem geschwächten Immunsystem oder schlechtem Allgemeinzustand. Senioren und Kleinstkinder, Schwangere sowie Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und anderen chronischen Erkrankungen sowie Krebs sind vom Arzt daher besonders engmaschig zu kontrollieren.

Eine Komplikation, die bei Windpocken auftreten kann, ist die bakterielle Superinfektion. Das bedeutet, dass sich auf zur durch Viren ausgelöste Windpocken-Erkrankung ein weiterer Infekt gesellen kann. Dies passiert häufig, wenn die Bläschen auf der Haut durch den Juckreiz aufgekratzt werden und die in ihnen enthaltene infektiöse Flüssigkeit freigesetzt wird. Unschöne Narbenbildung auf der Haut kann hier die Folge sein.

Auch weitere Krankheiten können auf dem Boden von Windpocken entstehen. Dazu gehören unter anderem die Hirnhaut- und Lungenentzündung. Gegen Windpocken-bedingte Symptome darf bei Kleinkindern kein ASS gegeben werden. Es kann sonst bei einer Viruserkrankung zum Reye-Syndrom kommen, dass mit Erbrechen und Krampfanfällen einhergeht. Diese Komplikation von Windpocken kann durch richtige Medikation im Vorfeld bereits vermieden werden. Auch durch Flüssigkeitsmangel sind Krämpfe und Verwirrtheit möglich. Daher ist auch bei Windpocken auf eine ausreichende Zufuhr an Flüssigkeit zu sorgen, die auch den Kreislauf stabil hält.


Behandlung und Therapie

Da Windpocken vor allem bei Kleinkindern und Schulkindern auftreten und diese dazu neigen, die Bläschen, die durch Windpocken hervorgerufen werden, aufzukratzen, sollte man in jedem Fall einen Arzt konsultieren, um weitere Infektionen zu verhindern.

Dieser wird in weiterer Folge anhand der klassischen Symptome die Erkrankung feststellen und üblicherweise eine Salbe, Puder oder Tropfen verschreiben, die den Zweck haben den Juckreiz zu lindern und die Austrocknung der Bläschen voranzubringen.

Gegen das Fieber, das bei Windpocken häufig auftritt, helfen Medikamente, die Paracetamol enthalten, oder kalte Essigwickel für die Waden. Darüber hinaus gilt es, vor allem während der akuten Phase der Windpocken, besonders auf Hygiene zu achten, weiche, locker sitzende Kleidung zu tragen und sich vorrangig in kühlen Räumen aufzuhalten.

Klingen die Windpocken nicht nach zehn Tagen ab oder kommt es zu Komplikationen, kann außerdem ein Virostatikum verschrieben werden. Gegen entzündete Hautstellen kann der Arzt in schweren Fällen außerdem ein Antibiotikum verordnen.

Vorbeugung

Zur Vorbeugung der Windpocken sollte man schon im Kleinkindalter gegen die Krankheit geimpft werden. Mittlerweile gibt es außerdem eine kombinierte Impfung gegen die vier Kinderkrankheiten Mumps, Masern, Windpocken und Röteln. Wird dies in den ersten Lebensjahren verabsäumt, sollte man sich trotzdem später noch impfen lassen, da die Windpocken mit zunehmendem Alter einen schwierigeren Verlauf haben können.

Speziell Personen, bei denen Windpocken ernsthafte Auswirkungen haben können, wie Personen, die an Leukämie oder Neurodermitis leiden, sollten sich ebenso immunisieren lassen. Dies gilt auch für Angestellte im Krankenhausbetrieb und andere Personen, die häufigen Umgang mit Kranken haben. Grundlegend sind vor allem Personen, die ein schwaches Immunsystem haben, anfälliger für Windpocken.

Quellen

  • Deutsche Gesellschaft für pädiatrische Infektiologie: DGPI Handbuch: Infektionen bei Kindern und Jugendlichen, 6. Auflage, Georg Thieme Verlag, 2013
  • Schellenberg, I. et al.: Kinderkrankheiten von A-Z: Wo Naturheilverfahren wirken - wann Schulmedizin nötig ist, 2. Auflage, TRIAS, 2012
  • Stauber, M., Weyerstahl, T.: Duale Reihe Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021

Sie sind hier: Startseite Krankheiten Windpocken

Das könnte Sie auch interessieren