Viren
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Viren (Singular: das Virus, lat. virus = "Schleim, Saft, Gift") sind infektiöse Krankeitserreger, die zur Vermehrung eine Wirtzelle benötigen. Auch wenn Viren, die Infektionen und Krankheiten auslösen, so klein und einfach aufgebaut sind, dass wir sie nicht sehen können, kommt jeder Mensch, tagtäglich mit Viren in Kontakt. Sie sind überall und wir geben sie durch Husten, Niesen oder einen einfachen Handschlag an andere weiter.
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Was sind Viren?
Viren sind sehr einfach aufgebaut. Sie bestehen nur aus Erbmaterial (DNA oder RNA), welche außen von einer Art Schutzhülle aus Eiweißen und teilweise Fetten besteht.
Viren haben keinen eigenen Stoffwechsel und können sich somit nicht ohne weitere Hilfe vermehren. 1892 wurde die Existenz von Viren erstmals bewusst durch den russischen Wissenschaftler Dimitrij I. Iwanowsky nachgewiesen. In den vierziger Jahren konnten Viren dank des Elektronenmikroskops erstmals sichtbar gemacht werden.
Eigenschaften
Die durchschnittliche Größe eines Virus-Partikels liegt zwischen 20 und 300 Nanometern und ist damit um ein Vielfaches kleiner als die der Bakterien.
Da Viren keine eigenen Zellorganellen besitzen, sind sie im Gegensatz zu den Bakterien nicht in der Lage sich selber fortzupflanzen. Für ihre Fortpflanzung benötigen sie einen Wirt. In diesem können die Viren dann in Zellen eindringen und dort ihr Erbmaterial freigeben. Dieses Erbmaterial enthält den „Bauplan“ für das Virus-Partikel.
Somit wird die Wirtszelle gezwungen, die Nukleinsäuren des Virus abzulesen und dadurch neue Viren, welche als Virion bezeichnet werden, zu produzieren. Diese Virione werden dann aus der Zelle geschleust und können weitere Zellen des Wirtes befallen. Einige der Zellen gehen dabei zugrunde.
Besonders gefährdet sind die Zellen der menschlichen Schleimhäute, da diese keine äußere Schutzschicht, wie beispielsweise die Haut, besitzen. Bei jeder Virusart stellen die infizierten Wirtszellen unterschiedlich viele Viren her. Zum Beispiel kann eine Zelle, welche mit dem Herpes-Virus befallen ist 50-100 Viren produzieren und beim Polio-Virus sind es dagegen bis zu 1000.
Viren sind normalerweise wirtsspezifisch, das bedeutet, dass ein Virus nur bestimmte Organismen befällt. Viren, die Bakterien befallen nennt man Bakteriophagen, die Pflanzen infizieren heißen Phytoviren, die Tiere anstecken, werden als animale Viren bezeichnet und die Menschen befallen sind humane Viren.
Aufbau
Bezogen auf den Aufbau der Viren sind meistens zwei Arten, selten eine Dritte, zu unterscheiden:
1. Viren bestehen aus dem genannten Erbmaterial, welches entweder aus DNA (Desoxyribonukleinsäure) oder RNA (Ribonukleinsäure) besteht. Dieses Erbgut liegt entweder als Ring oder fadenförmig vor.
2. Das Erbmaterial wird von einem Kapsid umgeben, welches aus mehreren Kapsomeren besteht und als Schutz dient. Die Anordnung der Kapsomere ist für die vier verschiedenen Formen des Virus von ausschlaggebender Bedeutung (würfelförmig, schraubenförmig, fadenförmig oder aus mehreren Dreiecksflächen bestehend).
3. Manche Viren besitzen zusätzlich zum Kapsid noch eine weitere Hülle, welche sich aus Lipiden zusammensetzt.
Übertragung und Ansteckung
Viren werden über verschiedene Wege übertragen. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen direkter und indirekter Übertragung.
Kontakt- bzw. Schmierinfektion: durch fäkal verunreinigte Nahrung oder anderer Dinge und durch den Direktkontakt bei Mensch und Tier, Beispiele: Hepatitis B, Poliovirus
Tröpfcheninfektion: durch Schnupfen und Husten, Beispiele: Masern, Mumps, Röteln
Austausch von Körperflüssigkeiten: direkter Schleimhaut- oder Blutkontakt (Geschlechtsverkehr, Nadelstich), Beispiele: HIV, chronische Hepatitis
blutsaugende Insekten: Blutkontakt, Beispiele: HIV, Malaria
Virusinfektionen
Antibiotika helfen leider nur gegen Bakterien und nicht gegen Viren. Es werden aber bereits spezielle antivirale Mittel, welche als Virostatika bezeichnet werden, eingesetzt. Diese zielen auf den Vermehrungsvorgang (z.B. das Anheften des Virus an der Wirtszelle) ab. Diese Virostatika sind aber bisher auf wenige Virusgruppen beschränkt, da sie einige unerwünschte Nebenwirkungen aufweisen.
Ein viel eingesetztes Virostatika ist das Aciclovir, welches dem Herpes-simplex-Virus ("Lippenbläschen", Genitalherpes) und den Varicella-Zoster-Viren (Windpocken) Heilung verschafft.
Gegen die lebensbedrohliche Krankheit HIV gibt es auch Virostatika (Zidovudin, Didanosin), welche das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen, doch eine vollständige Heilung ist noch nicht möglich.
Beim Novovirus, welcher zu heftigem Erbrechen und Durchfall führt, können auch nur die Symptome behandelt werden.
Vorbeugung
Bei einer Ansteckung mit Viren kann man vorbeugende Maßnahmen ergreifen, wie zum Beispiel gründliches Händewaschen, wobei man aufpassen sollte, dies auch nicht allzu oft zu tun, da dann der Säureschutzmantel der Haut zerstört wird und diese dann leichter zugänglich für Viren wird.
Viele Erkrankungen können von vornherein durch eine Schutzimpfung vermieden werden. Wichtige Impfungen sind zum Beispiel: Hepatitis A und B und bei Kindern eine Impfung gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken.
Beim Geschlechtsverkehr unbedingt zusätzlich mit Kondomen verhüten.
Quellen
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
- Thomas, C. et al.: Atlas der Infektionskrankheiten. Schattauer Verlag, Stuttgart 2010
- Groß, U.: Kurzlehrbuch Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Thieme, Stuttgart 2009
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
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