Blutvergiftung (Sepsis)
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Eine Blutvergiftung wird in der Fachsprache als Sepsis bezeichnet, das ist griechisch und bedeutet soviel wie Verwesung oder Fäulnis. Bei einer Blutvergiftung kommt es zu einer Entzündungsreaktion im Körper, die sich über die Blutbahn im gesamten Organismus verbreitet und je nach Stärke der Erkrankung in unterschiedliche Schweregrade eingeteilt wird.
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Was ist eine Blutvergiftung (Sepsis)?
Bei einer Blutvergiftung (Sepsis) ist das Immunsystem nicht in der Lage, eine durch Bakterien ausgelöste ursprüngliche Infektion im Körper örtlich zu bekämpfen, sodass sich die Krankheitserreger und über die Blutbahn des Körpers ausbreiten und die Sepsis schwere Schäden an den Organen anrichten kann.
Eine außer Kontrolle geratene Infektion im Körper durch Bakterien, Pilze oder Viren kann schnell lebensgefährlich werden. Dabei kann schon eine kleine Schürfwunde, durch die Schmutz ins Blut gelangt, Ursache für eine folgenschwere Blutvergiftung sein, an der allein in Deutschland jährlich etwa 150.000 Menschen erkranken.
Ursachen
Ist das Immunsystem jedoch z.B. aufgrund der Schwächung des Körpers durch eine andere Krankheit nicht in der Lage, die Erreger lokal am Infektionsherd zu bekämpfen, vermehren diese sich und breiten ihre Giftstoffe über die Blutbahn aus. Darauf reagiert das Immunsystem mit einer verstärkten Ausschüttung von Abwehrstoffen, die wiederum die erhöhte Aktivierung anderer Botenstoffe bewirkt.
Die Reaktionen des Körpers setzen sich somit in einer negativen Kettenreaktion fort, die sich nicht auf die Bekämpfung der eigentlichen Infektion beschränkt, sondern den Körper im Ganzen angreift. Die ursprüngliche Infektion sowie vor allem die unangemessene Reaktion des Organismus sind somit ursächlich für eine Sepsis.
Wann zum Arzt?
Eine Blutvergiftung (Sepsis) löst zahlreiche gefährliche Symptome aus. Bei den nachfolgenden Anzeichen sollten Betroffene umgehend einen Mediziner konsultieren. Eine Blutvergiftung macht sich vor allem durch erhitzte Haut sowie Hautausschlägen bemerkbar. Daneben tritt häufig Fieber über 38 Grad auf, das von Schüttelfrost begleitet ist. Allerdings neigen insbesondere junge Patienten bei einer Sepsis zur Untertemperatur unter 36 Grad. In der Regel ist Verwirrtheit sowie eine beschleunigte Atmung festzustellen.
Ein Mediziner sollte in jedem Fall kontaktiert werden, wenn ein beschleunigter Herzschlag oder ein schlechter Allgemeinzustand wahrzunehmen ist. Eine Blutvergiftung zeichnet sich im Regelfall durch eine blasse oder graue Hautfarbe aus. Je nachdem, welche Organe von der Infektion betroffen sind, treten weitere Symptome wie Kurzatmigkeit und eitriger Auswurf auf. Darüber hinaus machen sich oftmals Schmerzen beim Urinieren oder ein veränderter Harngeruch bemerkbar.
Des Weiteren sollten Betroffene einen Mediziner konsultieren, wenn sie kräftige Kopfschmerzen, eine gesteigerte Lichtempfindlichkeit der Augen oder einen Schiefhals feststellen. In einigen Fällen löst eine Blutvergiftung Unterleibschmerzen aus. Sobald sich die Haut gelblich verfärbt oder immer weniger Harn ausgeschieden wird, ist ein Besuch beim Mediziner unerlässlich.
Symptome und Verlauf
Die Gefährlichkeit einer Blutvergiftung wird dadurch verstärkt, dass sie oftmals nicht rechtzeitig erkannt wird. Die Symptome ähneln zunächst denen einer einfachen Infektion, es treten meist Fieber, Schmerzen und Unwohlsein auf. Auch Verwirrtheit und eine Nierenfunktionsstörung in Form von verminderter Harnausscheidung können auf eine Sepsis hinweisen.
Innerhalb weniger Stunden kann sich die Krankheit dramatisch verschlimmern. Bleibt die Blutvergiftung unbehandelt, kann ein septischer Schock auftreten, bei dem der Blutdruck stark abfällt und sich der Puls erhöht. Wird die Blutvergiftung nicht entsprechend medikamentös behandelt, kann sie die Organe derart befallen, dass diese nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden und schließlich nicht mehr richtig arbeiten. Im schlimmsten Fall führt sie zu einem Multiorganversagen und zum Tod.
Eine Sepsis äußert sich entgegen der weit verbreiteten Meinung nicht durch einen roten Strich, der vom Entzündungsherd Richtung Herz wandert. Tritt dieses Symptom auf, handelt es sich um eine Entzündung der Lymphbahnen. Diese Lymphangitis wird fälschlicherweise ebenfalls oft als Blutvergiftung bezeichnet, ist aber von dieser abzugrenzen. Zwar wird die Entzündung der Lymphbahnen ebenfalls durch Bakterien verursacht, es bestehen bei dieser Erkrankung jedoch weitaus bessere Heilungschancen. Zu beachten ist jedoch, dass aus einer mit Komplikationen verbundenen Lymphangitis eine Blutvergiftung entstehen kann.
Diagnose
Um eine Blutvergiftung diagnostizieren zu können, bedarf es einiger Untersuchungen. Leider gibt es kein eindeutiges Kriterium, das auf eine Sepsis hinweist. Erst beim Auftreten mehrerer bedeutsamer Untersuchungsergebnisse kann der Arzt die Diagnose Blutvergiftung relativ sicher stellen. Zunächst muss die Krankengeschichte des Patienten betrachtet werden und es müssen körperliche Untersuchungen vorgenommen werden.
Das Auftreten von erhöhter Körpertemperatur, beschleunigter Atem- und Herzfrequenz sowie niedrigen Blutdruckwerten kann schon ein erster Hinweis sein. Weiteren Aufschluss gibt eine Blutuntersuchung. Es wird festgestellt, ob sich Erreger im Blut befinden, die eine Infektion auslösen könnten. Die Anzahl der weißen Blutkörperchen wird überprüft; bei einer Blutvergiftung kann die Zahl erhöht aber auch erniedrigt sein.
Weiterhin kann man im Blut erkennen, ob bereits Schädigungen an Organen vorhanden sind. Da bei einer Sepsis meist die Nieren betroffen sind, erhält man über den Kreatininwert Aufschluss über die Funktionstüchtigkeit der Nieren. Gibt es eine Verletzung, die eventuell als Infektionsherd angesehen werden kann, so muss die Wunde hinsichtlich Rötung, Schwellung, Hitze und Schmerzhaftigkeit überprüft werden.
Ist keine sichtbare äußere Verletzung vorhanden, so kann der Arzt eventuell mit einer Ultraschall- oder Röntgenuntersuchung den Infektionsherd im Innern des Körpers ausfindig machen. Auch Spiegelungen werden eingesetzt. Weitere Methoden um die Diagnose Blutvergiftung zu stellen sind die Untersuchung von Urin-, Gewebe- oder Liquorproben oder ein Wundabstrich.
Komplikationen
Durch eine Blutvergiftung drohen rasch auftretende schwere Komplikationen, die ohne rechtzeitige Behandlung den Tod der betroffenen Person zur Folge haben können. So besteht die Gefahr, dass sich aus der Blutvergiftung eine schwere Sepsis entwickelt und bereits nach kurzer Zeit zu einem septischen Schock führt. Ein großes Problem der Blutvergiftung ist ihr schneller Verlauf. So erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass die Sepsis tödlich endet, mit jeder Stunde die vergeht, um einen Prozent. Außerdem lassen sich die Symptome der Sepsis nicht immer rasch genug einschätzen und korrekt zuordnen. Die Ausbreitung der Blutvergiftung über den Körper erfolgt via Blutbahn, sodass lebensnotwendige Organe schon nach wenigen Stunden geschädigt werden. Dazu gehören vor allem Lunge, Herz und Leber, deren Versagen droht.
Ein weiteres Risiko der Sepsis sind zusätzliche schwerwiegende Gesundheitsbeeinträchtigungen, die sich lebensbedrohlich auswirken können, wie ein Kreislaufschock. Des Weiteren ist das Versagen der Nieren möglich, weil eine wirksame Behandlung nicht mehr rechtzeitig beginnen kann. Lebensgefahr besteht für den Patienten ferner durch das Versagen von Leber und Lunge, was wiederum den raschen Tod des Betroffenen bedeutet. Aber auch wenn der Patient eine schwere Blutvergiftung überlebt, ist es wahrscheinlich, dass er noch Monate später unter den Auswirkungen der Infektion leidet. Dabei handelt es sich zumeist um Bewegungsstörungen, Muskelschwäche und Nervenschäden.
Behandlung und Therapie
Bei Verdacht auf eine Sepsis sollte daher umgehend ein Arzt aufgesucht werden. Dieser kann etwa mit bildgebenden Verfahren wie Ultraschalluntersuchungen oder Computertomografie darauf schließen, ob eine Blutvergiftung vorliegt.
Diese wird meist im Krankenhaus mit Antibiotika und ggf. auch chirurgischen Maßnahmen behandelt, zudem wird mit Infusionen und Medikamenten der Kreislauf stabilisiert. Höchste Priorität hat das Verhindern des Organversagens.
Um einer Sepsis vorzubeugen, sollte allgemein auf ein intaktes Immunsystem geachtet werden. Auch bei kleinen Verletzungen sollte die Wunde stets gesäubert und desinfiziert werden. Zudem sollten Infektionen umgehend professionell behandelt werden. Auch eine Impfung gegen Krankheitserreger kann einer Blutvergiftung vorbeugen.
Quellen
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Bieber, C. et al.: Duale Reihe Innere Medizin, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2012
- Böhm M, Hallek M, Schmiegel W (Hrsg): Innere Medizin, begr. von Classen M, Diehl V, Kochsiek K, 6. Auflage, München Elsevier Urban & Fischer Verlag 2009
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
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