Häufiges Wasserlassen nachts
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 23. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Häufiges Wasserlassen nachts unterbricht zu ungünstigen Zeiten die regenerative Phase des menschlichen Körpers. Einzelne Unterbrechungen ziehen meist keine schwerwiegenden Konsequenzen nach sich. Kommt es jedoch zu einer Häufung des Harndranges während der Nachtruhe, leiden Betroffene unter spürbarem Schlafentzug. Nykturie ist besonders bei älteren Menschen jenseits des 60 Lebensjahres anzutreffen. Hinter dem lästigen Symptom verbergen manchmal ernsthafte Erkrankungen.
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Was ist häufiges Wasserlassen nachts?
Der Begriff Nykturie bezeichnet regelmäßigen Drang zum Toilettengang mitten in der Nacht. Menschen besitzen einen unruhigen Schlaf und erwachen durch den ständigen Druck im Blasenbereich sehr leicht. Junge Personen sind in aller Regel nicht von Nykturie betroffen. Mit steigendem Alter ändert sich die Wahrscheinlichkeit zur Neigung des nächtlichen Wasserlassens. Während die bloße Trinkmenge einen nachvollziehbaren Einfluss auf den Harndrang ausübt, spielt der starke Konsum von Getränken bei Nykturie nicht immer eine tragende Rolle.
Menschen mit einem gestörten Harndrang suchen daher mehrmals pro Nacht das Badezimmer auf. Trotz entleerter Blase verschwindet das markante Druckgefühl im Anschluss nicht. Zu unterscheiden ist dabei die Nykturie von der Enuresis (nächtlichem Einnässen), die sich außerdem durch unwillkürlichen Urinverlust im Bett definiert. Angesichts der penetranten Charakteristik der Symptomatik produziert die Krankheit neben körperlicher Erschöpfung auch auf psychischer Ebene eine enorme Belastung.
Der dringend benötigte, erholsame Schlaf entfällt oder wird spürbar beeinträchtigt. Als direkte Folge entwickeln sich Kopfschmerzen, Konzentrationsprobleme und chronische Müdigkeit. Dauerhaft artet der Schlafentzug in Depressionen aus oder verstärkt eine bereits vorhandene Grunderkrankung. Ältere Menschen leiden zugleich oft an starken Einschränkungen ihrer Mobilität. Für diese erweist sich das wiederholte Aufsuchen der Toilette in der Nacht als ausgesprochen anstrengend.
Ursachen
Eine bereits ausgeprägte Herzinsuffizienz legt den Grundstein für diesen vermehrten Harndrang. Als Grund hierfür sind Beinödeme durch die herabgesetzte Pumpenstärke des Herzens zu nennen. Diese Wassereinlagerungen baut der Körper während der Ruhephase in der Nacht vermehrt ab. Dadurch kommt es zu einer ungewöhnlich raschen Auslastung von Niere und Blase. Herzprobleme dieser Art verursachen weitere Symptome wie Atemnot, generelle Abgeschlagenheit und herabgesetztes Leistungsvermögen.
Des Weiteren steht Diabetes mellitus in direktem Zusammenhang mit nächtlichem Wasserlassen. Unter dem Einfluss der Zuckerkrankheit konsumieren Betroffene mehr Flüssigkeit im Vergleich zu gesunden Menschen. Zusätzlich übt ein erhöhter Blutzuckerspiegel einen harntreibenden Einfluss auf den Stoffwechsel aus. Typische Begleitsymptome zur Nykturie sind hierbei ein intensives Durstgefühl, plötzlich eintretende Schwäche und unbeabsichtigter Gewichtsverlust.
Eine Ansammlung von Albumin im Urin deutet dagegen auf eine Nierenschädigung hin. Dieses Protein wirkt entwässernd und beschleunigt das Auffüllen der Blase beträchtlich. Urologische Ursachen wie eine vergrößerte Prostata engen den Harnweg durch Auflagedruck ein. Derartige Ausprägungen sind vor allem bei älteren Männern zu beobachten. In seltenen Fällen zeigt die Blase eine eingeschränkte Aufnahmekapazität. Verantwortlich für die internen Blockaden zeichnen sich oft Kristallablagerungen oder in seltenen Fällen auch Tumore. Spontan auftretende Nykturie allerdings auch einem gewöhnlichen Infekt geschuldet sein. Ein leicht brennender Schmerz in den Harnröhren während des Austretens gilt als klares Erkennungszeichen.
Krankheiten
- Altersschwäche
Wann zum Arzt?
Häufiger nächtlicher Harndrang ist für die Betroffenen nicht nur lästig, er kann auch Symptom für ernsthafte Erkrankungen sein, die eine ärztliche Behandlung erforderlich machen. Häufigste Ursache für ein vermehrtes Wasserlassen ist eine Infektion der ableitenden Harnwege, insbesondere der Harnblase und der Harnleiter. Aufgrund des kürzeren Harnleiters sind Frauen deutlich häufiger von Blasenentzündugnen betroffen als Männer. Solche Infektionen werden in aller Regel durch Kolibakterien verursacht und mit Antibiotika behandelt.
Therapiert werden sollte auch die sogenannte Reizblase. Hierbei handelt es sich um eine funktionelle Störung der Harnblase ohne organische Ursache. Bei Männern kann der verstärkte Harndrang auch auf eine vergrößerte Prostata hindeuten. Hier handelt es sich zwar in der Regel um eine gutartige Geschwulst, die aber trotzdem zeitnah behandelt werden sollte. Darüber hinaus ist häufiges nächtliches Wasserlassen typisch für eine beginnende Diabetes Typ 2, da der Körper versucht, die überschüssige Zuckermenge im Blut über den Urin auszuscheiden.
Wenn Harnwegserkrankungen und Veränderungen der Prostata ausgeschlossen werden können, sollte deshalb stets auf Diabetes getestet werden. Häufiger nächtlicher Harndrang kann des Weiteren eine Herzinsuffizienz (Herzschwäche) indizieren. Der Begriff bezeichnet eine Funktionsstörung des Herzens, infolge derer nicht mehr ausreichend Blut in den Kreislauf gepumpt wird. In diesen Fällen kann für den Patienten Lebensgefahr bestehen, eine zeitnahe ärztliche Behandlung ist unumgänglich.
Diagnose und Verlauf
Nykturie und die damit zusammenhängende Grunderkrankung ermittelt in der Regel der Hausarzt. Nicht immer sind urologische Ursachen gegeben. Daher dient der Allgemeinmediziner bei diesem Problem als übergeordnete Anlaufstelle zur Koordination der Untersuchung. Allgemeine Fragen zum Allgemeinbefinden und möglichen Vorerkrankungen gehören dazu. Verhärtet sich der Verdacht in eine spezielle Richtung, folgt zur Falsifizierung eine gründliche Untersuchung beim Facharzt. Als Erstes steht die Schilderung der Krankheitsgeschichte im Vordergrund.
Fragen bezüglich der Häufigkeit und Intensität des Harndranges sind zu erwarten. Zusätzlich folgen Fragen über mögliche Grunderkrankungen, die zur Nykturie geführt haben könnten. Bei dem Check des allgemeinen Gesundheitszustandes fokussiert der behandelnde Arzt zunächst die grundlegenden Körperfunktionen. Der Griff zum Stethoskop zur Überprüfung des Herzens bestätigt oder eliminiert erste Verdachtsmomente bei diesem Organ. Durch Abtasten der Prostata ist für den Arzt eine fortgeschrittene Vergrößerung gut erkennbar.
Resultiert aus dem Vorgespräch und der ersten Begutachtung kein befriedigendes Ergebnis, ist eine nachgehende Untersuchung direkt in der Praxis. Blutzuckertests oder EKG stellen eine denkbare Option dar. Die Analyse der Ströme und Kondition des Herzens auf einem Fahrradergometer zielt auf mögliche Probleme wie die Herzschwäche ab. Urin- und Blutproben liefern klare Messwerte über den darin enthaltenen Zuckeranteil. Bei positivem Befund ist an Diabetes oder eine urologische Funktionsstörung zu denken. Eine Ultraschalluntersuchung deckt ansonsten nicht einsehbare Bereiche der Niere, Prostata und Blase auf.
Komplikationen
Viele Patienten glauben, dass häufiges Wasserlassen nachts hauptsächlich mit dem zunehmenden Alter zu tun hat. Medizinisch ist der nächtliche Harndrang keine isolierte Störung, sondern ein deutlicher Warnhinweis des Körpers. Er macht darauf aufmerksam, dass eine oder mehrere gesundheitliche Komplikationen vorliegen. Mit einigen unerwünschten Entwicklungen sind die Betroffenen vertraut. Der schlechte Schlaf, die morgendliche Müdigkeit und die Konzentrationsschwäche tagsüber sind ständige Begleiter. Gefährlich wird es, wenn die Aufmerksamkeit im Straßenverkehr leidet oder der ältere Patient nachts schwer stürzt.
Viele andere Komplikationen des häufigen nächtlichen Wasserlassens sind für den Patienten nicht erkennbar. Erhöhter Blutdruck oder eine mögliche Herzschwäche fallen in diese Kategorie. Der Körper produziert den Urin jetzt vorzugsweise nachts, vermehrter Harndrang ist die Folge. Andere Patienten leiden an der Zuckerkrankheit, wissen es indes nicht. Sie trinken tagsüber mehr als ein Gesunder, weshalb der Körper verstärkt Urin produziert. Ein weiterer erschwerter Verlauf geht von vorgeschädigten Nieren aus. Bestimmte Medikamente erhöhen ebenfalls die Urinmenge. Gelegentlich ist der nächtliche Harndrang ein Hinweis auf eine hartnäckige Blasenentzündung. Speziell bei Männern steht das häufige Wasserlassen oftmals mit Prostataerkrankungen in Verbindung. Ein Gespräch mit dem Arzt hilft, vorhandenen Komplikationen auf den Grund zu gehen.
Behandlung und Therapie
Nach einer erfolgreichen Untersuchung stehen die Chancen auf eine spürbare Besserung des Harndranges allgemein gut. Zielführend ist die Beseitigung oder Eindämmung der verursachenden Erkrankung hinter der Nykturie. Gegen Herzschwächen empfiehlt sich eine medikamentöse Therapie. Begleitend kann je nach Fall auch behutsam ausgeübter Sport und eine Ernährungsumstellung die Herzleistung langfristig stabilisieren. Abhängig von der Schwere einer Infektion der Harnwege entscheidet der Arzt über die Gabe eines Antibiotikums.
Mit dem Rückgang der Entzündung von Blase oder Harnröhre klingt auch der nächtliche Toilettendrang rasch ab. Neigt die Blase zu einer regen Aktivität selbst zu Ruhezeiten aufgrund einer Fehlsteuerung, hilft gezieltes Training. Bewusstes Ignorieren des Dranges zwingt die Blase ihre Form zu halten und sich mit der Zeit anzupassen. Nach wenigen Monaten weist diese bereits eine vergrößerte Aufnahmekapazität vor. Schwere operative Eingriffe erfolgen hingegen nur bei massiver Vergrößerung der Prostata und Krebsverdacht. Zu diesem Zweck verweist der Arzt den Patienten in die entsprechende Fachabteilung eines Klinikums.
Bestimmte Medikamente mit Alphablockern unterstützen zudem die Blasenfunktion bei einer Blockade. Durch deren entspannende Auswirkung auf den beteiligten Muskel gelingt die Entleerung effektiver und schmerzfreier. Diabetiker erwartet meist eine Neueinstellung ihres Zuckerwerts. Durch die gezielte Regulation des Blutzuckerspiegels nimmt die wassertreibende Wirkung ab. Neben einer gezielten Ernährung ergänzen Medikamenten wie Insulinpräparate und Tabletten die Therapie. Bestehendes Übergewicht muss mittelfristig auf ein gesundes Niveau sinken. Das persönliche Mitwirken des Patienten ist hier unverzichtbar. Dessen Disziplin bleibt ausschlaggebend für Erfolg oder Misserfolg im Umgang mit Diabetes.
Aussicht und Prognose
Die Entwicklung des häufigen Wasserlassens hängt von Faktoren wie Lebensalter, Trinkgewohnheiten sowie Erkrankungen ab. Bei Kindern und alten Menschen gelten die Beschwerden als normal. Während Kinder im Laufe des Lebens im Normalfall lernen, wie sie ihren Schließmuskel trainieren können, lässt die Stabilität der Muskulatur im hohen Alter nach. Bei Kindern ist daher von einer Heilung bis zum Beginn der Vorpubertät auszugehen. Die Prognose bei älteren Menschen ist hingegen weniger optimistisch, da oftmals keine Heilung bis zum Lebensende erreicht wird. Eine Spontanheilung tritt auf, wenn die Beschwerden durch falsche Trinkgewohnheiten resultieren. Wird einige Stunden vor dem Nachtschlaf auf die Aufnahme von hohen Mengen an Flüssigkeit verzichtet, kann es bereits am Folgetag zu einer vollständigen Beschwerdefreiheit kommen.
Ist der Betroffene erkrankt, ist die Prognose an die jeweilige Krankheit gebunden. Dauerhafte Schäden der Nieren gelten oftmals als irreparabel und können nur durch die Transplantation eines neuen Organs gelindert werden. Infektionskrankheiten werden medikamentös behandelt und gelten im Normalfall innerhalb einiger Wochen als vollständig geheilt. Chronische Krankheiten werden ebenfalls mit Medikamenten behandelt. Dennoch ist eine vollständige Beschwerdefreiheit meist nicht gegeben. Bei psychischen Problemen kann der Heilungsprozess einige Monate oder Jahre andauern. Notwendig sind hier die Krankheitseinsicht und die erfolgreiche Absolvierung einer Therapie.
Vorbeugung
Manche Menschen empfinden Nykturie als beschämende Belastung und ein Zeichen von Altersschwäche. Dies kann zu einer verzögerten Konsultation des Arztes und zu späten Abklärung möglicher Ursachen führen. Dabei tritt nächtlicher Harndrang in einem breiten Anteil der Bevölkerung auf und gilt nicht als exotische Erkrankung. Vom Aussitzen der Symptome aufgrund persönlicher Vorbehalte ist strikt abzuraten.
Quellen
- Gasser, T.: Basiswissen Urologie. Springer, Berlin 2015
- Hof H, Dörries R. Duale Reihe: Medizinische Mikrobiologie. Thieme Verlag. 4. Auflage(2009)
- Schmelz, H.-U. et al.: Facharztwissen Urologie, Springer Verlag, 2014
- Jocham, D. & Miller, K.: Praxis der Urologie, Georg Thieme Verlag, 2007
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 23. Februar 2024
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