Harndrang

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. Oktober 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Harndrang bezeichnet man die Notwendigkeit die Blase zu leeren. Unter häufigem Harndrang versteht man das übermäßige Bedürfnis die Toilette aufzusuchen, um Wasser zu lassen. Hält der übermäßig auftretende Handrang über einen längeren Zeitraum an, kann dies auf eine andere Grunderkrankung hindeuten.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Harndrang?

Reizblase? Häufig leiden Frauen unter verstärktem Handrang.

Unter häufigem Harndrang leiden sehr viele Menschen. Er hat die verschiedensten Ursachen und zwingt die Betroffenen, sehr oft zur Toilette zu gehen, um Wasser zu lassen. In vielen Fällen kommt es aber schon vorher zum Urinverlust, der so genannten Harninkontinenz.

Die Patienten müssen sich mit Harninkontinenzeinlagen schützen, um nicht in die Kleidung einzunässen. Dieser Blasenreiz kann akute oder chronische Ursachen haben und er kann auch psychisch bedingt sein. In besonders ausgeprägten Fällen können schon kleinste Mengen Urin, die sich in der Blase angesammelt haben, den Blasenreiz auslösen.

Ursachen

Die Ursachen für verstärkten Harndrang können vielfältig sein. Ein naheliegender Grund ist die vermehrte Aufnahme, insbesondere harntreibender Flüssigkeiten (z.B. Kaffee).

Zudem können andere Grunderkrankungen, wie Diabetes mellitus oder Diabetes insipidus als Begleitsymptom häufigen Harndrang auslösen. Auch psychische Belastung (Stress) oder "wassertreibende" Medikamente können einen verstärkten Blasenreiz verursachen.

Bakterielle und virale Harnwegsinfekte, wie die Blasenentzündungen, oder die Nierenbeckenentzündungen sind häufig die Ursache von ungewöhnlich starkem Harndrang.

Aber auch Krebserkrankungen der Blase können ständigen Harndrang auslösen. Bei Männern ist eventuell eine Vergrößerung der Prostata für den Blasenreiz verantwortlich.

Häufig leiden Frauen, bedingt durch die kürzere Harnröhre, häufiger unter übermäßigem Harndrang als Männer. Vom chronischen Blasenreiz sind auch mehr Frauen als Männer betroffen. Dies betrifft vor allem Frauen, die mehrere Kinder geboren haben. Durch die Belastungen während der Schwangerschaft kommt es zu einer Senkung der Gebärmutter. Dadurch entsteht ein ständiger Druck auf die Blase, was den mechanischen Reiz auf die Blase auslöst.

Wann zum Arzt?

Harndrang ist ein natürliches Phänomen und bedarf in der Regel keiner ärztlichen Behandlung. Bei ständigem oder gestörtem Harndrang sollte zur Abklärung der Ursachen jedoch ein Arzt hinzugezogen werden. Treten immer wieder Probleme beim Wasserlassen auf oder bleiben die Beschwerden länger als maximal vier Wochen bestehen, liegt womöglich eine Reizblase oder ein schwereres Grundleiden vor, welches in jedem Fall einer fachärztlich Abklärung bedarf.

Akute Schmerzen beim Wasserlassen und andere Begleitsymptome deuten auf eine Blasenfunktionsstörung hin, die selbstständig nicht zu behandeln ist. Fällt das Wasserlassen schwer oder kommt es begleitend zu stechenden Schmerzen, ist oftmals eine Blasen-, Prostata- oder Harnröhrenentzündung die Ursache. Der Gang zum Urologen empfiehlt sich, wenn die Beschwerden beim Harndrang ohne erkennbaren Grund auftreten.

Treten die Beschwerden nach dem Verzehr bestimmter Lebensmittel auf, liegt unter Umständen eine Allergie vor, die von einem Arzt diagnostiziert werden muss. Generell müssen längerfristige Probleme beim Wasserlassen vom Hausarzt oder einem Urologen behandelt werden.

Diagnose und Verlauf

Besteht vermehrter Harndrang über einen längeren Zeitraum und ohne ersichtlichen Grund, ist es sinnvoll einen Arzt aufzusuchen. Dieser wird versuchen, in einem ausführlichen Patientengespräch (Anamnese) die Gründe für die Beschwerden einzugrenzen. Hierzu fragt er den Patienten nach dem genauen Beschwerdebild. Außerdem ist es wie bei jedem Arztbesuch wichtig, alle übrigen Erkrankungen des Patienten zu erfassen, um andere mögliche Krankheitsbilder auszuschließen.

Der Arzt fragt z.B.: Unter welchen Umständen, wie häufig, und in welcher Menge wird Urin abgegeben? Wie sieht es aus mit den Ess- und Trinkgewohnheiten (übermäßiger Kaffee- oder Alkoholkonsum)? Zur weiteren Diagnostik gehört u.a. die Untersuchung Blut und Urin des Patienten. Hierbei wird der Urin auf Bakterien, Eiweiß, Blut und Zellablagerungen untersucht. Dabei wird auch das spezifische Gewicht und die Konzentration des Urins bestimmt.

Sind die bisherigen Diagnosemethoden erfolglos, sollte der Hausarzt den Patienten zum Facharzt (Urologen) überweisen, der die genauen Ursachen des Harndrangs abklärt. Hierzu können eine Reihe von Untersuchungen durchgeführt werden: Die Untersuchung des Urins, eine Blutentnahme, ein Ultraschall von Nieren, Blase und auch der Prostata, verschiedene Röntgenaufnahmen, und eventuell eine Blasenspiegelung und Computertomografie (CT) der Blase.

Komplikationen

Ein verstärkter Harndrang kann dadurch entstehen, wenn zu viel getrunken wurde. Es können aber auch andere Ursachen vorhanden sein, die einige Komplikationen mit sich ziehen können. So entsteht zum Beispiel zu viel Urin bei einem Diabetes. Neben einem vermehrten Harnfluss, der eine Austrocknung (Exsikkose) des Körpers zur Folge haben kann, entstehen beim Diabetes unbehandelt charakteristische Komplikationen. Durch einen erhöhten Zuckerspiegel können sich vor allem kleinere Gefäße verschließen.

Typisch sind dies Gefäße im Bereich der Netzhaut, am Fuß und in der Niere. So kann es zu einer diabetischen Retinopathie führen, die im schlimmsten Falle in eine Erblindung enden können. Am Fuß sind vor allem Nerven betroffen, dadurch spürt der Betroffene kleinere Wunden am Fuße nicht mehr, so dass sich diese vergrößern können und so bis zum Absterben des gesamten Fußes führen können, dem diabetischen Fuß. In der Niere kann sich der Diabetes bis hin zum Nierenversagen (Niereninsuffizienz) entwickeln.

Auch eine Harnwegsinfektion führt zu einem verstärkten Harndrang. Diese meist durch Bakterien verursachte Erkrankung heilt meist ohne Komplikationen ab, vor allem wenn diese unkompliziert ist. In den schlimmsten Fällen kann die Infektion in eine Urosepsis führen, das heißt sie breitet sich im gesamten Körper aus und kann so zu einem Massenorganversagen führen. Unbehandelt sterben über die Hälfte aller Betroffenen am septischen Zustand.

Behandlung und Therapie

Sind Bakterien die Ursache von verstärktem Harndrang (Harnwegsinfekt) kann mit Antibiotika behandelt werden. Ist ein Virus für die Blasenentzündung verantwortlich, kommen Virostatika zum Einsatz. Der Hausarzt wird auch eine Ultraschalluntersuchung der Nieren durchführen. Besteht auch nur der geringste Verdacht auf eine Krebserkrankung, wird der Patient wohl in eine Klinik eingewiesen werden.

Ist der Blasenreiz bei Frauen durch eine Beckenbodenschwäche entstanden, wird man zunächst versuchen, Krankengymnastik zu verordnen. Hilft das nicht, kann operativ ein Ring um die Blase gelegt oder der Beckenboden angehoben werden. Prostataerkrankungen des Mannes werden ebenfalls medikamentös oder operativ behandelt.

Liegt keine körperliche Grunderkrankung vor, kann dem übermäßigen Harndrang mit einem Blasentraining entgegnet werden. Prinzip ist hierbei die bewusste Unterdrückung des Blasenreizes.

Gerade Menschen, die von Blasenreiz betroffen sind, neigen dazu, zu wenig zu trinken, was den Harndrang zusätzlich verstärkt und Entzündungen Vorschub leistet. Leidet der Patient an einer psychisch bedingten Blasenschwäche, der so genannten Stressharninkontinenz, kann eventuell ein Yogakurs Abhilfe schaffen.

Es gibt verschiedene pflanzliche Mittel, die helfen, die Blase zu stärken. Kürbiskerne sind eines davon, denn sie haben nachgewiesene positive Wirkung auf die menschliche Blase.

Der Verzehr von Kürbiskernen oder die Verwendung von Kürbiskernöl in der Küche rufen in der Regel keine Nebenwirkungen hervor. Bevor der Patient Medikamente, auch wenn sie pflanzlicher Art sind, einnimmt, sollte dies immer in Abstimmung mit dem behandelnden Arzt erfolgen.


Aussicht und Prognose

In der Regel handelt es sich beim Harndrang um ein gewöhnliches Symptom und um eine richtige Funktion des Körpers. Der Harndrang selbst stellt damit keine Beschwerde oder Komplikation dar und muss daher auch nicht behandelt werden. Allerdings können manche Menschen an einem verstärkten Harndrang leiden, wodurch die Lebensqualität deutlich eingeschränkt wird. In den meisten Fällen tritt dieser erhöhte Harndrang aufgrund verschiedener Grunderkrankungen auf, die dann behandelt werden müssen.

Die Beckenbodenmuskulatur kann mit Hilfe verschiedener Übungen gestärkt werden. Damit kann der Betroffene dem erhöhten Harndrang entgegenwirken und die Beschwerden lindern. Im schlimmsten Falle kann es auch zu einem vollständigen Nierenversagen kommen, bei welchem der Betroffene dann auf eine Transplantation oder auf eine Dialyse angewiesen ist.

Ein erhöhter Harndrang kann auch durch verschiedene Stoffe auftreten, wie zum Beispiel durch Alkohol oder durch Kaffee. Dabei handelt es sich in der Regel ebenfalls um gewöhnliche Symptome, die nicht weiterhin behandelt werden müssen. Der weitere Verlauf eines verstärkten Harndranges hängt daher stark von der Grunderkrankung ab, sodass eine allgemeine Voraussage in der Regel nicht möglich ist.

Vorbeugung

Da eine vermehrter Harndrang zu spürbaren Beeinträchtigungen im alltäglichen Leben führen kann, wird vor allem dem Bereich der Vorbeugung ein besonders hohes Maß an Aufmerksamkeit beigemessen.

Wie bereits erwähnt wurde, kann eine Pollakisurie auf einer Infektion im Bereich der Harnwege basieren. Aus diesem Grund darf der Aspekt der Hygiene nicht vernachlässigt werden. Nur so kann ein Eindringen von Bakterien in den Bereich der Harnwege vermieden werden.

Gleichzeitig sollten sowohl der Bereich der Blase als auch der Bereich der Nieren stets warmgehalten werden. Gemäß den Aussagen von führenden Medizinern zeichnet sich beispielsweise Kälte immer wieder für das Auftreten einer Blasenentzündung verantwortlich.

Damit es gar nicht erst zu einer Pollakisurie kommt, wird eine gesunde Lebensweise als äußerst wichtig angesehen. Stress sollte im Rahmen einer gesunden Lebensweise so gut wie möglich vermieden werden. Die erwähnten Maßnahmen stellen lediglich eine Empfehlung dar. Nicht selten kommt es dennoch zu einer Pollakisurie.

Je nach Ursache, können betroffene Patienten einiges für ihre Blase und gegen den Harndrang tun. Warme, luftdurchlässige Kleidung schützt ein wenig vor neuerlichen Infekten. Die Patienten müssen immer genügend Flüssigkeit zu sich nehmen. Bärentraubenblättertee, Birkenblätter und Löwenzahn helfen, den Urogenitaltrakt zu stärken. Alles, was die Blase zusätzlich reizt, ist zu vermeiden. Dazu gehören Kaffee und Cola, aber auch scharfe Speisen.

Quellen

  • Gasser, T.: Basiswissen Urologie. Springer, Berlin 2015
  • Hofmann, R., (Hrsg.): Endoskopische Urologie. Springer, Berlin 2009
  • Schmelz, H.-U. et al.: Facharztwissen Urologie, Springer Verlag, 2014
  • Jocham, D. & Miller, K.: Praxis der Urologie, Georg Thieme Verlag, 2007

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 18. Oktober 2024

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