Bewusstseinsstörung
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. August 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Bewusstseinsstörungen bezeichnen eine Abweichung vom normalen Bewusstsein. Der Betroffene zeigt dabei verlangsamte, überhaupt keine oder auch unpassende Reaktionen auf seine Umwelt. Diese schwere neurologische Störung kann durch unterschiedliche Auslöser hervorgerufen werden und bedarf unbedingt einer medizinischen Behandlung.
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Was sind Bewusstseinsstörungen?
Unter dem Begriff Bewusstseinsstörungen verstehen Experten eine neurologische Störung, die es dem Betroffenen unmöglich macht, seine Umwelt auf gewohnte Weise wahrzunehmen und/oder entsprechend auf sie zu reagieren. Diese Störung zählt zu den psychopathologischen Symptomen und kann sich auf verschiedenste Weise äußern. So kann es zu einer Veränderung der Wahrnehmung, Schläfrigkeit, Benommenheit oder Apathie kommen.
Bewusstseinsstörungen müssen vom Betroffenen aber nicht immer negativ empfunden werden, sondern können sich beispielsweise auch durch eine unnatürlich gesteigerte Wachheit bis hin zu ekstatischen Empfindungen äußern. Experten unterscheiden qualitative Bewusstseinsstörungen, die sich auf die Bewusstseinsklarheit bzw. die Bewusstseinsinhalte beziehen, und quantitative Bewusstseinsstörungen, bei denen es um den Wachheitsgrad des Betroffenen geht.
Ursachen
Zu den möglichen Auslösern für Bewusstseinsstörungen gehören beispielsweise Verletzungen, bei denen ein Schädel-Hirn-Trauma verursacht wurde. Gehirnerschütterungen oder ein Schädelbasisbruch können so zu Bewusstseinsstörungen führen, ebenso wie ein erhöhter Hirndruck oder auch ein Schlaganfall.
Epileptische Anfälle rufen oftmals ebenfalls Bewusstseinsstörungen hervor. Auch ein deutlich erhöhter bzw. verminderter Blutzuckerspiegel kann dazu führen, dass das Bewusstsein des Betroffenen vorübergehend getrübt ist.
Letztendlich ist auch eine Vergiftung oder auch der Konsum bestimmter Medikamente bzw. Drogen eine mögliche Ursache für unterschiedliche geartete Bewusstseinsstörungen. Oftmals handelt es sich bei den Symptomen um vorübergehend auftretende Störungen, die durch entsprechende medizinische Maßnahmen wieder beseitigt werden können.
Unter Umständen kann es aber sein, dass die Beeinträchtigung des Bewusstseins von Dauer ist und nicht wieder behoben werden kann. Dies hängt vor allem davon ab, wie stark und in welcher Weise das Gehirn des Patienten beschädigt wurde.
Krankheiten
Wann zum Arzt?
Treten Bewusstseinsstörungen auf, sollte unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden. Da diese sich wiederholen können, ist nicht voraussehbar, in welchen Situationen sie auftreten. In einigen Fällen herrscht sogar Lebensgefahr. Sollte sich während des Führens eines PKWs eine Bewusstseinsstörung einstellen, droht ein Unfall, der den Betroffenen sowie andere Menschen in eine lebensbedrohliche Situation bringt.
Die Bewusstseinsstörung kann dazu führen, dass der Betroffene umkippt und stürzt. Es besteht jederzeit Verletzungsgefahr. Eine Bewusstseinsstörung kann ein Symptom für eine schwere Erkrankung sein. Die Grunderkrankung muss ermittelt und diagnostiziert werden. Oftmals liegt eine Funktionsstörung des Gehirns oder anderer Organe vor. Je nach betroffenem Areal im Gehirn oder Organ können Einblutungen oder Schwellungen im Organismus aufgetreten sein. Manchmal handelt es sich um schleichende Vorgänge, die wiederum lebensbedrohliche Zustände auslösen können.
In schweren Fällen droht ein Schlaganfall. Dieser ist verbunden mit lebenslangen Beschwerden wie Lähmungen. Darüber hinaus kann er einen tödlichen Verlauf haben. Wurde ein Organ im Körper beschädigt, kommt es zu einer Belastungsreaktion im Organismus. Das Herz muss stärker arbeiten. Als Nebenwirkung tritt oft eine Bewusstseinsstörung ein. Die Schädigung kann durch einen Unfall ausgelöst werden oder sich über Einblutungen langsam und schleichend entwickeln. Manchmal besteht kein direkter zeitlicher Zusammenhang zwischen einem Vorfall und der Bewusstseinsstörung. In allen Fällen ist ein Aufsuchen eines Arztes unerlässlich.
Diagnose und Verlauf
Ein Arzt kann Bewusstseinsstörungen oftmals bereits anhand einer weniger Untersuchungen diagnostizieren. Spricht ein Patient nicht, nur verzögert oder in einer unangemessenen Weise darauf, wenn er angesprochen wird, kann dies bereits auf Bewusstseinsstörungen hindeuten. Einfache Fragen und mechanische Tests geben ebenfalls Auskunft darüber, ob das Bewusstsein des Patienten getrübt oder gestört ist.
Der Verlauf von Bewusstseinsstörungen ist abhängig von der jeweiligen Ursache, welche die Beschwerden hervorruft. Unter Umständen bessert sich der Zustand des Betroffenen von selbst wieder. Es kann aber auch vorkommen, dass er dauerhaft unter den Bewusstseinsstörungen leidet oder dass diese sich insofern verschlimmern, dass ein selbstständiges Leben und Bewältigen des Alltags nicht mehr möglich ist. Liegt den Symptomen eine körperliche Erkrankung zugrunde, kann diese schlimmstenfalls tödlich enden.
Komplikationen
Die Komplikationen einer Bewusstseinsstörung sind stark abhängig von der vorliegenden Ursache. Sie können von einem kurzen wenig besorgniserregendem Aussetzer bis zu einer lebensbedrohlichen Situation reichen. Befindet sich der Betroffene in einem Zustand der Unterzuckerung kann er bereits Bewusstseinsstörungen erleiden. Ein gesunde Mensch kann diesen Zustand unkompliziert durch die Aufnahme von zuckerhaltigen Lebensmitteln regulieren.
Treten die Bewusstseinsstörungen häufiger aufgrund einer Unterzuckerung auf, sollte jedoch überprüft werden, ob eine Diabeteserkrankung vorliegt. Für einen diagnostizierten Diabetiker ist eine Bewusstseinsstörung ein Hinweis darauf, dass er die Einnahme des Insulins vergessen hat oder die Dosierung angepasst werden muss. Die Bewusstseinsstörung kann mit Krampfanfällen verbunden sein oder diese auslösen. Schwere Formen der Bewusstseinsstörung führen dazu, dass Betroffene ihren Alltag nicht mehr ohne fremde Hilfe bewältigen können.
Sie erleben Einschränkungen in der Fortbewegung, beim Verrichten alltäglicher Aufgaben und müssen sehr stark darauf achten, welche Schritte sie als nächstes tun wollen. Erkrankte befinden sich in der permanenten Gefahr, das Bewusstsein zu verlieren und sich gleichzeitig in einer lebensbedrohlich Situation zu befinden. Dies kann beim Überqueren der Straße ebenso geschehen, wie im Umgang mit offenem Feuer beim Anzünden einer Kerze. Eine besonders schwere Komplikation ist das Delir. Dieser Zustand wird als Notfall eingestuft und bedarf einer sofortigen intensivmedizinischen Betreuung.
Behandlung und Therapie
Wurden eindeutig Bewusstseinsstörungen diagnostiziert und auch die individuelle Ursache für die Beschwerden herausgefunden, kann der behandelnde Arzt eine angemessene Therapie einleiten. Je nach Schwere der Symptome kann es dabei notwendig sein, den Patienten stationär zu behandeln.
Ist eine psychische Erkrankung die Ursache für die Bewusstseinsstörungen, findet eine Langzeittherapie statt, die sich aus Gesprächen und weiteren Maßnahmen zusammensetzt. Sie kann auch medikamentös begleitet werden. Werden die Beschwerden durch ein Absinken des Blutdrucks oder einen unausgeglichenen Blutzuckerspiegel verursacht, kann durch das Anregen des Kreislaufs oder die Gabe von Traubenzucker eine Normalisierung des Zustands erreicht werden.
Durch Verletzungen verursachte Bewusstseinsstörungen können unter Umständen eines operativen Eingriffs bedürfen, um bleibende Schäden zu verhindern. Hier ist oftmals eine längere stationäre Therapie vonnöten.
Eine Vergiftung muss ebenfalls unbedingt sofort behandelt werden, da sonst das Leben des Patienten in Gefahr sein kann. Hier kann es notwendig werden, den Magen auszupumpen und/oder eine Neutralisierung der die Symptome verursachenden Substanz durch die Gabe entsprechender Mittel zu erreichen.
Ein Schlaganfall erfordert nicht selten anschließende Rehabilitierungsmaßnahmen, um die entstandenen Schäden vollständig oder zumindest teilweise zu beseitigen. Inwiefern die körperlichen Beschwerden und auch die Bewusstseinsstörungen dauerhaft sind, hängt in diesem Fall davon ab, wie schwer der Schlaganfall war.
Aussicht und Prognose
Die Prognose ist abhängig von der vorliegenden Ursache. Bei ausheilenden Erkrankungen wie einem Hitzeschlag oder einem Sonnenstich hört die Störung des Bewusstseins auf, sobald eine Heilung der Grunderkrankung eingetreten ist. Tritt die Störung bei Erkrankungen wie einer Diabetes mellitus oder bei hohem Blutdruck auf, kommt es zu einer Linderung der Beschwerden, sobald der Patient medikamentös eingestellt ist. Eine Nichteinhaltung der Dosierung erhöht das Risiko, erneut eine Bewusstseinsstörung zu erleiden.
Bei chronischen Erkrankungen wie einer Panikstörung oder einer Epilepsie tritt die Bewusstseinsstörung auf, sobald sich der Zustand des Patienten verschlimmert oder eine verschriebene Medikation nicht eingehalten wird. Liegen irreparable Gehirnschädigungen vor, ist abhängig von dem betroffenen Hirnareal von einem konstanten Krankheitsverlauf auszugehen. Eine Heilung ist in diesen Fällen auszuschließen, da zerstörtes Hirngewebe nicht wieder herzustellen ist.
Tritt die Bewusstseinsstörung als Nebenwirkung von anderen Medikamenten auf, kommt es zu einer Spontanheilung, sobald die Medikamente abgesetzt werden. Wird die Bewusstseinsstörung durch einen Schlaganfall oder ein Delir ausgelöst, führt die Behandlung des Auslösers zu einer dauerhaften Linderung der Bewusstseinsstörung. Bei dem Vorliegen psychischer Erkrankungen reduziert sich die Störung, sobald die Ursache gefunden und psychotherapeutisch behandelt wurde. Bei einer Vergiftung durch Alkohol oder Drogen heilt die Bewusstseinsstörung, sobald der ursächliche Stoff aus dem Körper abtransportiert wurde.
Vorbeugung
Bewusstseinsstörungen, die durch den Konsum bestimmter Medikamente oder Drogen hervorgerufen werden, kann durch einen Verzicht auf diese Substanzen bzw. eine entsprechende Therapie vorgebeugt werden. Allgemein ist eine gesunde Lebensweise mit ausgewogener Ernährung und ausreichend Bewegung zu empfehlen, um Erkrankungen und mögliche Bewusstseinsstörungen zu vermeiden.
Quellen
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
- Masuhr K., Masuhr, F., Neumann, M.: Duale Reihe Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
- Mattle, H., Mumenthaler, M.: Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
- Payk, T., Brüne, M.: Checkliste Psychiatrie und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart 2013
- Bewermeyer, H.: Neurologische Differenzialdiagnostik, Schattauer Verlag, 2011
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 16. August 2024
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