Alkoholschmerz
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 23. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Beim Alkoholschmerz handelt es sich um keine eigenständige Erkrankung, sondern um ein Symptom einer Krebserkrankung: Menschen, die während des Konsums einer geringen Menge Alkohol oder unmittelbar danach Schmerzen im Bereich bestimmter Lymphknoten verspüren, leiden mit hoher Wahrscheinlichkeit an Morbus Hodgkin. Die sehr selten auftretende Erkrankung der Lymphdrüsen ist nach dem englischen Arzt Thomas Hodgkin benannt, der das Krankheitsbild 1832 erstmalig umfassend beschrieb.
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Was ist Alkoholschmerz?
Als Alkoholschmerz bezeichnet man einen starken, unmittelbar im Zusammenhang mit dem Genuss von Alkoholika auftretenden Schmerz, der bei etwa 10 Prozent der an Morbus Hodgkin Erkrankten auftritt. Er ist ein typisches Symptom dieser bösartigen Form des Lymphdrüsenkrebses. Beim Hodgkin-Lymphom - wie diese Erkrankung auch noch genannt wird - befallen die Krebszellen die Lymphknoten im gesamten Körper und breiten sich von dort aus in die Organe aus. Die meisten von einem Morbus Hodgkin Betroffenen sind etwa 30 Jahre oder über 70 Jahre alt. Auch Kinder können an dem Krebs erkrankt sein.
Bei Männern kommt die Erkrankung etwas häufiger vor als bei Frauen. Die medizinische Forschung konnte bisher noch nicht herausfinden, worin der Zusammenhang zwischen dem Lymphdrüsenkrebs und dem Trinken von Alkohol besteht. Der Alkoholschmerz ist jedoch ein sehr deutlicher Hinweis darauf, dass sich der Patient im Frühstadium des Hodgkin-Lymphoms befindet. Er tritt in Form von Hals- und Schulterschmerzen auf, wenn er den ersten Schluck Alkohol zu sich nimmt und verschwindet dann schnell wieder. Das geschieht bei jedem Alkoholgenuss.
Ursachen
Außerdem kommt es bei Menschen, die infolge einer Organ- oder Knochenmark-Spende Immunsuppressiva einnehmen müssen, ebenfalls vermehrt zum Auftreten des Lymphdrüsen-Krebses. Seit etwa 10 Jahren diskutiert die medizinische Forschung auch genetische Mutationen als Ursache der Krebserkrankung. So könnte beispielsweise eine Störung des Transkriptase-Faktors E2A zu einer Fehlbildung der B-Lymphozyten (weißen Blutkörperchen) führen. Auch eine Deaktivierung von Tumor-Suppressor Genen durch Antigene des Epstein-Barr-Virus könnte für das Entstehen der bösartigen Krebserkrankung verantwortlich sein.
Wann zum Arzt?
Bei dem Eintreten eines Alkoholschmerzes ist grundsätzlich ein Arzt zu konsultieren. Da der Alkoholschmerz die Eigenschaft hat, dass er bei dem anfänglichen Konsum von Alkohol auftritt und im späteren Verlauf nachlässt, wird er von vielen Menschen nicht ernst genommen. In vielen Fällen verbirgt sich hinter dem Schmerz eine ernste Erkrankung, die behandelt werden muss.
Liegt eine Erkrankung wie Morbus Hodgkin vor, kommt es im weiteren Verlauf zu zusätzlichen Beschwerden und Begleiterscheinungen. Bei einem Alkoholschmerz ist der Körper oft Giftstoffen ausgesetzt, die er nicht aus eigener Kraft abtransportieren kann. Sie führen zu weiteren Erkrankungen und Symptomen, wie eine Leistungsminderung, Veränderungen des Hautbildes oder Organproblemen.
Bilden sich Schwellungen am Hals oder unter den Achseln im Bereich der Lymphe, müssen weiterführende Untersuchungen eingeleitet werden. Der Alkoholschmerz ist in diesen Fällen ein Warnsignal für eine vorliegende Erkrankung des Lymphsystems. Treten neben dem Alkoholschmerz motorische Störungen ein, ist ein Notarzt zu rufen.
Der Alkoholschmerz kann ein Anzeichen für eine beginnende Alkoholerkrankung oder Sucht sein. Wird die Körperpflege vernachlässigt und kommt es zu einer starken Gewichtsabnahme, sollte ein Arzt kontaktiert werden. In diesen Fällen ist sehr oft die Unterstützung des sozialen Umfeldes notwendig, da es zum Krankheitsbild des Alkoholismus gehört, dass die vorliegende Situation verkannt wird.
Diagnose und Verlauf
Außer mit heftigem Alkoholschmerz zeigt sich der Lymphdrüsenkrebs noch mit anderen, weniger spezifischen Krankheitsanzeichen. Bei 9 von 10 Patienten kommt es zu einer nicht schmerzhaften Schwellung der beeinträchtigten Lymphdrüsen am Hals, in den Achselhöhlen, der Leistenregion, im Bauchraum oder/und im Mittelfeld des Brustkorbs. Hinzu kommen unangenehmes nächtliches Schwitzen, Fieber und eine starke Gewichtsabnahme (mehr als ein Zehntel des Körpergewichts innerhalb eines halben Jahres).
Später zeigen sich beim Patienten noch eine Vergrößerung von Leber und Milz mit gestörter Verdauung und Übelkeit, ein starker Leistungsabfall mit Abgeschlagenheit und Müdigkeit sowie Juckreiz und andere Hauterkrankungen. Der Patient leidet am Pel-Epstein-Fieber: Bis zu eine Woche andauernde Fieber-Episoden wechseln mit fieberfreien Phasen ab. Weitere M. Hodgkin Symptome sind ein gestörter Hormonhaushalt sowie Beschwerden der ableitenden Harnwege und des Nervensystems. Bei manchen Patienten kommt es außerdem zu einer Häufung von Infektionen.
Im fortgeschrittenen Stadium des Krebses wird das Knochenmark befallen, was eine Anämie (Blutarmut) zur Folge hat. Der Patient zeigt eine deutlich sichtbare Hautblässe und wird körperlich schwächer. Der fortschreitende Mangel an Blutplättchen macht sich mit einer erhöhten Blutungsneigung bemerkbar. Der Befall der Lunge führt zu Atemwegsproblemen. Störungen des Nervensystems zeigen sich in Seh- und Sprachstörungen. Der Erkrankte sieht Doppelbilder. Außerdem sind bisweilen Persönlichkeitsveränderungen Folge des Morbus Hodgkin.
Nach der üblichen Anamnese betastet der untersuchende Arzt die Lymphknoten des Patienten. Anschließend führt er eine äußerliche körperliche Untersuchung durch, indem er sich die Haut genauer anschaut. Außerdem ist noch eine Blutuntersuchung erforderlich. Leidet der Kranke an dem Lymphdrüsen-Krebs, findet der Arzt in seinem Blut eine veränderte Anzahl von Blutzellen und Anzeichen einer entzündlichen Veränderung im Körper: Der Patient hat einen Mangel an Lymphozyten, zu wenig rote Blutkörperchen und Blutplättchen (Thrombozyten), eine erhöhte Blutsenkungsgeschwindigkeit und höhere CRP-Werte. Eine Biopsie (Gewebeentnahme) des Lymphknoten-Gewebes liefert den endgültigen Beweis: Die Untersuchung auf Krebszellen ist positiv. Beim Patienten mit Morbus Hodgkin finden sich im Lymphgewebe einkernige Hodgkin-Zellen und zweikernige Sternberg-Reed-Riesenzellen.
Komplikationen
Alkoholschmerz kann zu Komplikationen wie starken Schmerzen, Fieber oder einer erhöhten Schweißproduktion verbunden sein. Insbesondere beim Nachtschlaf kann es zu einem Anstieg der Schweißflusses kommen. Die allgemeine Leistung und das gewohnte Energieniveau sind bei dem Betroffenen herabgesetzt. Da das Immunsystem geschwächt ist, kommt es zunehmend zu weiteren Krankheiten. Hierbei kann es sich um Virus- oder Bakterienerkrankungen handeln. Ebenso sind Pilzinfektionen und Stoffwechselstörungen erwartbar.
Der Betroffene leidet zunehmend unter einem Gewichtsverlust, der in kurzer Zeit ein starkes Ausmaß annehmen kann. Schmerzen in der Nähe der Lymphknoten treten in der Hals- und Schulterregion auf und breiten sich weiter aus in den Leisten- und Bauchraum. Der Alkoholschmerz kann dazu führen, dass Organe wie die Milz oder die Leber Anschwellungen erleiden und Funktionsstörungen auslösen. In schweren Fällen kommt es zu einem Organversagen. Störungen des Nervensystems können auftreten. Diese führen meist zu weiteren Komplikationen wie Autoimmunschäden oder Empfindsamkeiten.
Ebenso kann der Alkoholschmerz Hormonstörungen auslösen. Diese können sich bei Frauen im Ausbleiben der Monatsblutung äußern. Bei beiden Geschlechtern kann es zu Problemen bei der Sexualität und der Fortpflanzung kommen. Im weiteren Verlauf des Alkoholschmerzes können verschiedene Hauterkrankungen auftreten. Diese sind meist verbunden mit einem unangenehmen Juckreiz und führen zu einer Ausbreitung von gebildeten Bläschen oder Hautveränderungen.
Behandlung und Therapie
Früher bedeutete die Diagnose Morbus Hodgkin für die Betroffenen den sicheren Tod. Heutzutage ist die bösartige Lymphdrüsen-Erkrankung jedoch mithilfe der Strahlen- und der Chemotherapie heilbar. Die Prognose, den Krebs zu besiegen, ist insbesondere bei Kindern mindestens gut, wenn nicht sogar sehr gut. Allerdings wendet der Onkologe bei dieser Patientengruppe eine andere Behandlungsmethode an, da bei ihnen der Wachstumsprozess noch nicht abgeschlossen ist. Besonders problematisch ist der starke Befall mit Krebszellen, der ein wesentlich größeres Bestrahlungsfeld erfordert: Die Strahlendosen selbst können im höheren Lebensalter eine andere Form von Krebs verursachen. Erschwerend kommt hinzu, dass sich bestimmte krebshemmende Medikamente (Zytostatika) negativ auf die Fortpflanzungsfähigkeit auswirken. Aus diesem Grund behandelt der Krebsspezialist männliche Kinder anders als weibliche.
Spätere Stadien erfordern eine umfassende Chemotherapie. Der Behandlungserfolg wird mithilfe bildgebender Verfahren wie CT, MRT und PET (Positronen-Emissions-Tomografie) kontrolliert. Sie kommt nur dann zum Einsatz, wenn Computertomografie und Kernspin-Tomografie keine eindeutigen Hinweise auf einen Rückgang des Krebsgeschehens liefern.
Aussicht und Prognose
Die Prognose des Alkoholschmerzes ist abhängig von der zugrunde liegenden Ursache. Bei einem bösartigen Lymphdrüsenkrebs muss dieser erst restlos entfernt werden, um den Alkoholschmerz zu lindern. Da der Lymphdrüsenkrebs gute Heilungschancen hat, ist davon auszugehen, dass bei einer dauerhaften Entfernung des Tumors auch der Alkoholschmerz verschwinden wird.
Ist der Alkoholschmerz gebunden an einen regelmäßig stattfindenden Alkoholgenuss, so wird der Schmerz meist beseitigt, sobald der Konsum eingestellt wird. Mit ärztlicher Unterstützung sollte abgeklärt werden, wie stark der Alkoholkonsum einzustufen ist. Liegt eine Suchterkrankung vor, sollte das Absetzen der Alkoholzufuhr unter ärztlicher Betreuung und nach vorheriger Aufklärung erfolgen. Ein Entzug ist langwierig, aber bei vorhandenem Willen und richtiger medizinischen Versorgung des Patienten, ist er meist erfolgreich. Eine Spontanheilung des Alkoholschmerz ist nicht zu erwarten, da es sich hierbei um keine isoliert auftretende Erkrankung handelt.
Die Ursachen müssen geklärt und beseitigt werden, um den Alkoholschmerz zu heilen. Sobald eine Grunderkrankung gefunden wurde und als geheilt gilt, leiden die Patienten meist auch nicht mehr unter dem Alkoholschmerz. Unbehandelt ist mit einer Verschlimmerung des Gesundheitszustandes und auch des Alkoholschmerzes zu rechnen. Das Leistungsniveau wird weiter herabgesetzt und die Belastungen der Organe steigt. Es kann bei einem Nichteingreifen dazu führen, dass der Erkrankte ein Organversagen erleidet.
Vorbeugung
Eine Vorbeugung des Alkoholschmerzes ist nur dann möglich, wenn der Betroffene auf den Konsum von alkoholischen Getränken verzichtet. Das ändert jedoch nichts an der bei ihm vorhandenen Krebserkrankung, die er schnellstmöglich behandeln lassen sollte.
Quellen
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2011
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
- Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
- Arastéh, K., et al.: Duale Reihe. Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 23. Februar 2024
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