Immunsuppressiva
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Bei Immunsuppressiva handelt es sich um Medikamente, die die normalen Funktionen unseres Immunsystems herabsetzen. Sie werden vor allem zur Behandlung von Autoimmun- und Krebserkrankungen sowie bei Organtransplantationen angewandt.
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Was sind Immunsuppressiva?
Immunsuppressiva sind Substanzen, die bei bestimmten Erkrankungen aus therapeutischen Gründen eine Unterdrückung des körpereigenen Immunsystems bewirken. Es handelt sich bei den Immunsuppressiva um zahlreiche unterschiedliche Wirkstoffe, die das Immunsystem möglichst gezielt an der Erkrankung entsprechenden Stellen unterdrücken.
Neben natürlichen, im Körper selbst gebildeten Immunsuppressiva gibt es pflanzliche und pharmazeutisch hergestellte Immunsuppressiva. Körpereigene Immunsuppressiva üben wichtige Funktionen aus, um das Immunsystem vor Eindringlingen oder Entzündungen zu schützen.
Die künstlichen Immunsuppressiva dienen einer Reihe von grundlegenden Therapien bei Krebs- und Autoimmunerkrankungen sowie Organtransplantationen, haben vielfach aber auch schwerwiegende Risiken und Nebenwirkungen.
Medizinische Anwendung
Bei Autoimmunerkrankungen wie Rheuma, Multiple Sklerose oder Morbus Crohn kann im Idealfall durch den Langzeit-Einsatz von Immunsuppressiva wie Monoklonalen Antikörpern die Krankheit zum Stillstand kommen. Allerdings muss hierbei immer das Verhältnis von Risiken und Nutzen ernsthaft erwogen werden.
Auch aus der Therapie von Krebserkrankungen sind Immunsuppressiva in Form von Zytostatika nicht wegzudenken. Da Tumorzellen sich im Vergleich zu gesunden Zellen besonders schnell teilen, haben diese Immunsuppressiva die Aufgabe, die Zellteilung der Tumorzellen zu verhindern oder ganz auszuschalten und somit deren auf Wachstum und Vermehrung basierenden Zellstoffwechsel zu stören.
Formen, Gruppen und Wirkstoffe
Es gibt zahlreiche Gruppen von Immunsuppressiva zur Behandlung unterschiedlicher Erkrankungen. Die Immunsuppressiva der synthetischen Glukokortikoide wie z.B. Decortin® oder Dexamethason Azupharma® basieren auf Kortisol und umfassen ein breites Spektrum verschiedener Wirkstoffe. Diese umgangssprachlich Kortison genannten Immunsuppressiva hemmen Entzündungsreaktionen im Körper und werden unter anderem bei Organtransplantationen, Asthma, Ekzemen, Morbus Crohn, Multipler Sklerose und Rheumaerkrankungen angewandt.
Zytostatika wie ADRIBLASTIN® oder ENDOXAN Cy® sind Immunsuppressiva, die insbesondere zur Chemotherapie bei Krebserkrankungen verwendet werden. Diese Gruppe von Immunsuppressiva schließt zahlreiche sehr unterschiedliche Wirkstoffe ein. Dazu zählen vor allem die Antimetaboliten, die Alkylierende Zytostatika, Topoisomerase-Hemmstoffe und Mitosehemmstoffe. All diesen Substanzen ist eigen, dass sie das Zell- und damit Tumorwachstum hemmen.
Bei der Gruppe der künstlich hergestellten Monoklonalen Antikörper handelt es sich um Immunsuppressiva, die sowohl zur Vorbeugung von Transplantatabstoßung (z. B. Orthoclone-OKT3® oder Zenapax®) als auch zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen und von Krebserkrankungen (z. B. Herceptin® oder Avastin® ) eingesetzt werden. Außerdem werden diese Immunsuppressiva auch zu diagnostischen Zwecken in der Medizin genutzt.
Pflanzliche, natürliche und pharmazeutische Alternativen
Zu den pflanzlichen Immunsuppressiva zählt das verschreibungspflichtige entzündungshemmende Colchinin, ein Mittel gegen Gicht. Die Vinca-Alkaloide aus dem Madagaskar-Immergrün werden als Zytostatika eingesetzt. Die Glukokortikoide wiederum werden in natürlicher Form im Körper selbst produziert. Hier kommt diesen Hormonen die Funktion zu, den Fett-, Kohlenhydrat- und Eiweißstoffwechsel zu regulieren und bei Verletzungen Entzündungen zu verhindern.
Ihre stark entzündungshemmende Wirkung Immunsuppressiva üben die Glukokortikoide vor allem bei rheumatischen Erkrankungen aus, indem sie Entzündungen in Gelenken bremsen. Auch Antikörper sind vom Körper selbst gebildete natürliche Immunsuppressiva (Immunglobuline), die unser Immunsystem als Reaktion auf körperfremde Substanzen wie Viren, Bakterien oder Pilze bildet, um eine körpereigene Abwehr auszulösen und Entzündungen zu hemmen.
Bei Fehlreaktionen unseres Immunsystems allerdings, bei denen Antikörper fälschlich körpereigene Zellen attackieren, kommt es zu schwerwiegenden Autoimmunerkrankungen wie Multipler Sklerose, Rheuma oder Typ-1-Diabetes, die wiederum mit Immunsuppressiva behandelt werden können.
Risiken und Nebenwirkungen
Bei vielen Zytostatika kommt hinzu, dass sie einerseits Tumorzellen zerstören, aber auch gesunde Zellen beeinträchtigen. Der gesamte Stoffwechsel kann durch die Behandlung mit Immunsuppressiva in Mitleidenschaft gezogen werden. Dies kann Symptome wie Bluthochdruck, Gewichtszunahme, Mineralverluste im Knochen, Abnahme der Hautdicke, Flüssigkeitsstau im Gewebe, Diabetes sowie Magen- und Darmbeschwerden hervorrufen.
Ist die körperliche Abwehr durch eine schwerwiegende Erkrankung und gleichzeitige Behandlung mit Immunsuppressiva geschwächt, haben sogenannte opportunistische Erreger wie Viren, Bakterien, Pilze und Parasiten leichteres Spiel und können eine Infektion auslösen. Das bedeutet, dass Betroffene durch eine Behandlung mit Immunsuppressiva möglicherweise an Kandidose (Pilzerkrankung), Enzephalitis (Gehirnentzündung), Lungenentzündung oder Tuberkulose erkranken können.
Quellen
- Aktories, K. et al.: Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie, 12. Auflage, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017
- E. Burgis: Allgemeine und spezielle Pharmakologie. 3. Auflage, Elsevier GmbH, München 2005
- Lüllmann, H. et al.: Pharmakologie und Toxikologie: Arzneimittelwirkungen verstehen - Medikamente gezielt einsetzen. 18. Auflage, Thieme Verlag, Stuttgart 2016
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
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