Chemotherapie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Chemotherapie' wird ein medikamentöses Behandlungsverfahren bezeichnet, dass als Therapie von Krebserkrankungen und schwerwiegenden Infektion durchgeführt wird. Unterschieden wird dabei die Anwendung zur kurativen, adjuvanten und palliativen Therapie.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Chemotherapie?

Bei der Chemotherapie werden neben Krebszellen auch gesunde Zellen zerstört, was zu Nebenwirkungen führt. Übelkeit, Erbrechen und Haarausfall sind einige der möglichen Nebenwirkungen.

Bei der Chemotherapie handelt es sich um ein medikamentöses Therapieverfahren von bösartigen Krebserkrankungen und Infektionskrankheiten. Umgangssprachlich wird die Chemotherapie als 'Chemo' bezeichnet und wird dabei auf Krebserkrankungen bezogen.

Diese Therapie kann angewendet werden, um den Gesundheitszustand nach bereits erfolgten Therapieverfahren zu bewahren (kurative Therapie), als ergänzendes Therapieverfahren (adjuvante Therapie) oder als begleitende Therapie bei unheilbaren Erkrankungen (palliative Therapie).

Bei der Chemotherapie werden pharmakologische Substanz dem Organismus zugeführt, um gezielt pathologische Zellen zu zerstören oder ihr Wachstum zu hemmen. Die zugeführten Substanzen werden bei der Krebstherapie als Zytostatika und bei der Therapie einer Infektion als Antibiotika, Virustatika, Anthelminthika und Antimykotika bezeichnet.

Bei bösartigen Tumoren werden häufig Substanzen verwendet, welche auf die Zellteilung wirken. Tumorzellen reagieren empfindlicher auf eine gestörte Zellteilung als gesunden körpereigenen Zellen. Die dafür zugeführte Substanz wirkt sich jedoch auch auf die Teilungsfähigkeit gesunder Körperzellen aus. Dadurch werden die typischen Nebenwirkungen, wie beispielsweise Haarausfall und Durchfall, hervorgerufen.

Werden infektiöse Erkrankungen mit einem Chemotherapeutikum therapiert, wird sich der eukaryotische und prokaryotische Aufbau zunutze gemacht. Bei der Therapie von bösartigen Krebszellen mit Antikörpern und Zytokinen handelt es sich nicht um eine Zerstörung oder Hemmung, sondern um eine Maßnahme zur Immunisierung durch Interleukine und Interferone.

Anwendung und Funktion

Wenn eine örtliche Therapie nicht mehr ausreicht, um die pathologischen Zellen zu zerstören, muss eine Chemotherapie durchgeführt werden. Durch die Chemotherapie ist es möglich, auf den gesamten Organismus einzuwirken. Besonders bei Krebserkrankungen, die bereits nachweislich Metastasen gebildet haben, ist dies ein großer Vorteil.

Bei leukämischen Erkrankungen und bösartigen Lymphomen ist beispielsweise bekannt, dass diese sich sofort über viele Körperregionen verteilen. Ohne eine Therapie, mittels einem Chemotherapeutikums, wäre das erreichen aller Regionen nahezu unmöglich.

Bei anderen Krebserkrankungen kann eine Chemotherapie ergänzend zu anderen Maßnahmen durchgeführt werden. Wurde ein bösartiger Tumor operativ entfernt, wird eine Chemotherapie mit der Gabe eines Zytostatika durchgeführt, um das Rückfallrisiko (Rezidiv) zu minimieren.

Eine Chemotherapie ist absolut indiziert bei Brustkrebs (auch ohne Metastasen), Chorionkarzinom, maligne Lymphome, Hodentumore, akute leukämische Erkrankungen und Morbus Hodgkin (maligner Tumor des Lymphsystems). Bei diesen Krebserkrankungen kann eine Chemotherapie eine dauerhafte Heilung hervorrufen und somit ein Rezidiv mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit verhindern.

Eine Therapie anhand eines Chemotherapeutikums sollte jedoch nicht durchgeführt werden, wenn ein maligner Tumor mit hoher Wahrscheinlich komplett operativ oder durch Bestrahlung beseitigt werden kann. Grundsätzlich sollte abgewogen werden, ob ein massiver Eingriff auf den Organismus notwendig ist. Die Chemotherapie birgt Nebenwirkungen, die unter Umständen schwerer ausfallen können, als das eigentliche Tumorleiden. Zu dem sollte immer der allgemeine Zustand des Patienten und die Funktionsfähigkeit der inneren Organe bedacht werden, um eine adäquate Therapie zu wählen.

Methoden und Verfahren

Die Anwendungsmethode unterscheidet sich in der Verwendung verschiedener pharmakologischer Wirkstoffe. Wichtig für die Auswahl des Wirkstoffes ist das Therapieziel und der gewünschte Wirkmechanismus. Dabei werden 6 Hauptgruppen unterscheiden.

Hormone: einige Formen von Tumorzellen werden durch Hormone zur Weiterentwicklung stimuliert. In der Chemotherapie können Gegenspieler-Hormone zum hemmen der Stimulation dem Organismus zugeführt werden

▪ Alkylanzien: zerstören die Desoxyribonukleinsäure (DNA) der krankhaften Zellen

▪ Antimetaboliten: sind Substanzen die sich als 'falsche Bausteine' in die DNA integrieren und somit das krankhafte Erbgut der Zellen zerstören.

Enzyme: Enzyme sind Proteine, die physiologische chemische Reaktionen positive beeinflussen. Sie entziehen dem Organismus Substanzen, die ein Tumor benötigt, um seine Zellen zu vermehren. Häufig wird diese Art der Chemo bei lymphatischen leukämischen Erkrankungen eingesetzt. Das entscheidende Protein für eine erfolgreiche Therapie ist das Asparaginase-Enzym.

▪ Antibiotika: einige Antibiotika wirken stark hemmend auf die Zellteilung und somit auch auf die Vermehrung pathologischer Zellen. Diese speziellen Antibiotika sind deshalb auch für die Therapie bei Krebs geeignet.

▪ Platin-Verbindungen: Metallische Verbindungen innerhalb der Desoxyribonukleinsäure schaffen Querverbindungen und stören so die Zellvermehrung und das Verdoppeln des Erbguts.

Was muss der Patient beachten?

Patienten mit einer Erkrankung, die einer Chemotherapie bedarf, werden umfangreiche Nachsorgeprogramme angeboten. Es ist sinnvoll dieses anzunehmen, um einen lückenlosen Verlauf zu protokollieren. Die Nachsorgeprogramme beinhalten überwiegend regelmäßige Kontrollen durch den behandelnden Facharzt, um gegebenenfalls weitere Therapien anzuordnen.

Des weiteren sollten die Nebenwirkungen möglichst gering gehalten werden, um die Lebensqualität des Patienten zu sichern. Neben der medizinischen Überwachung kann eine psychologische Betreuung hilfreich sein und positiv zur Genesung beitragen. Zusätzlich können Krebsberatungseinrichtungen und Selbsthilfegruppen aufgesucht werden. Auch durch sportliche Aktivitäten und einer Ernährungsumstellung kann Einfluss auf den Krankheitsverlauf genommen werden.

Häufig geht die eigentliche Behandlung direkt in die Verlaufskontrolle und Nachsorgeuntersuchungen über. Das ist jedoch von der Art der Erkrankung und dem Stadium abhängig und muss individuell gestaltet werden.

Ablauf und Durchführung

Häufig wird eine Chemotherapie in Behandlungszyklen durchgeführt. Der Patient erhält dabei die pharmakologische Substanz in Form von Tabletten, Injektionen oder Infusionen mehrmals an einem Tag oder gesplittet auf mehrere Tage. Anschließend wird etwa 2-4 Wochen pausiert, damit die zugeführte Substanz im Organismus seinen Wirkmechanismus entfalten kann. Dieser Zeitraum dient auch zur Erholung des Patienten, der durch die aggressiven Substanzen erhebliche Nebenwirkungen erleiden kann.

Nach dem Ablauf der Pause wird dieser Zyklus etwa 2-3 mal wiederholt. Wird das Chemotherapeutikum mehrmals täglich verabreicht, dauert eine solche Therapie etwa 6 Stunden. Während der kompletten Chemotherapie ist eine sorgfältige und lückenlose Betreuung und Kontrolle des Patienten wichtig. Nur so kann der behandelnde Arzt frühzeitig Eingreifen, wenn es zu schwerwiegenden Nebenwirkungen oder Komplikationen kommt.

Ambulante Chemotherapie.

Eine Chemotherapie kann stationär oder ambulant erfolgen. Mittlerweile werden immer mehr Chemotherapien aufgrund der geringeren Nebenwirkungen ambulant durchgeführt. Die ambulante Therapie erfolgt meist in einer onkologischen Praxis (Facharzt für Krebsmedizin) oder in der Ambulanz einer Klinik.

Wichtig ist dabei, dass der Patient dem Arzt ausführlich von aufgetretenen Nebenwirkungen berichtet. Ob die Chemotherapie letztendlich zu dem gewünschten Erfolg geführt hat, zeigt sich im laufe der Nachsorgeuntersuchung.


Eigenleistung oder Krankenkasse - wer übernimmt die Kosten?

Die Chemotherapie wird im vollem Umfang von der gesetzlichen Krankenkasse finanziert. Ausnahmen gibt es bei Chemotherapien mit unerforschten Substanzen, die keinen nachweislichen Erfolg erzielen.

Risiken, Gefahren und Komplikationen

Die Chemotherapie wirkt auf den gesamten Organismus und somit nicht nur auf krankhafte, sondern auch auf gesunde Zellen. Die Wirkung des Chemotherapeutikum zeigt sich relativ schnell durch unerwünschte Nebenwirkungen. Häufig sind diese Übelkeit, Erbrechen, Haarausfall, Erschöpfungszustände, depressive Phasen, Fieber und Infektionen (durch ein geschwächtes Immunsystem).

Häufig kommt es auch zu brüchigen Fingernägeln mit Rillenbildung, Rötungen und Schwellungen der Handflächen und Fußsohlen (Hand-Fuß-Syndrom) und zu einem brennenden, kribbelnden Taubheitsgefühl an den Händen und Füßen. Durch die Chemotherapie kann es zu einem frühzeitigen Klimakterium und eingeschränkter, bis hin zur Unfruchtbarkeit kommen.

Patienten leiden während der Behandlung auch an Entzündungen der Mundschleimhaut, Durchfall, Verstopfung, Ödembildungen in den Beinen und zur Blutungsneigung im Gewebe.

Die Nebenwirkungen treten jedoch patienten- und medikamentenabhängig individuell auf. Die Verträglichkeit kann vor der Chemotherapie nur oberflächlich eingeschätzt werden.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2011
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
  • Arastéh, K., et al.: Duale Reihe. Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021

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