Verschleppte Grippe

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. November 2018
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine verschleppte Grippe kann für den Organismus fatale gesundheitliche Auswirkungen nach sich ziehen. Wird ein grippaler Infekt also nicht ausreichend therapiert und auskuriert, kann sogar ein tödlicher Ausgang die Folge sein. Denn die Gefahren einer verschleppten Grippe werden meist unterschätzt, über die möglichen langfristigen Folgen machen sich die wenigsten Menschen Gedanken. Erkältungskrankheiten sind dennoch in den meisten Fällen harmlos, bei ausreichender Schonung und adäquater symptomatischer Therapie.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Verschleppte Grippe ?

Unter einer verschleppten Grippe wird ein nicht ausreichend auskurierter banaler Erkältungsinfekt verstanden, wie er meist durch Viren, in einigen Fällen aber auch durch Bakterien ausgelöst werden kann. Eine Vielzahl von Viren und Bakterien kann zu banalen Erkältungserkrankungen führen.

Die verschleppte, übergangene Grippe darf nicht verwechselt werden mit der echten Grippe, Influenza. Diese ernstzunehmende Krankheit tritt meist plötzlich mit schwerem Krankheitsgefühl und hohem Fieber auf und macht stets ein ärztliches Eingreifen erforderlich. Bei der verschleppten Grippe handelt es sich hingegen um die gesundheitlichen Folgen einer normalerweise harmlos verlaufenen Virusinfektion, die nicht oder nicht adäquat behandelt wurde. Denn bei ausreichender Schonung und Bettruhe heilen die meisten viral bedingten banalen Erkältungsinfekte folgenlos aus.

Ursachen

  Die Ursachen einer verschleppten Grippe sind Mikroorganismen, also vor allem Viren, aber auch bestimmte Bakterienarten. Echte Influenzaviren gehören also nicht zu den Ursachen für eine verschleppte Grippe. Darüber hinaus können banale Infekte der Atemwege auch durch sogenannte atypische Erreger verursacht werden, welche nicht den Viren aber auch nicht den Bakterien zugeordnet werden können. Zu dieser Gruppe von Erregern gehören beispielsweise pathogene Pilze oder Mykoplasmen. Diese opportunistischen Erreger-arten verursachen bei Menschen nur dann grippeähnliche Symptome, wenn das Immunsystem bereits geschwächt ist.

Menschen mit Grunderkrankungen wie Diabetes, Krebs oder Aids sind deshalb besonders gefährdet. Der Krankheitsverlauf ist dann langwierig und es kommt noch mehr darauf an, eine komplette Ausheilung herbeizuführen, damit der banale Infekt nicht verschleppt wird und dauerhafte Schäden im Körper anrichten kann. Es sind einige hundert Viren bisher bekannt, die banale Infekte und grippeähnliche Symptome verursachen können. Zu den Hauptverursachern viraler Erkältungsinfektionen gehören Rhinoviren, Coxsackieviren und Echoviren.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome einer verschleppten Grippe:

Kopfschmerzen, Husten sowie Gliederschmerzen sind typische Anzeichen bei einer Grippe. Wird eine Grippe nicht auskuriert, können sich die Bakterien und Viren im Körper weiter ausbreiten und eine Genesung dauert umso länger.

Die Symptome und der Verlauf eines übergangenen banalen grippalen Infektes wird von den Betroffenen oft nicht immer richtig eingeschätzt und zugeordnet. Denn wenn die akuten Grippesymptome wie Husten, Schnupfen, Heiserkeit, Gliederschmerzen, Kopfschmerzen, Fieber und Schwächegefühl wieder abgeklungen sind, denken viele Patienten, sie seien geheilt. Das ist bei einem Großteil der grippeähnlichen Erkrankungen auch tatsächlich der Fall, nicht jedoch bei der verschleppten Grippe. Denn bei der übergangenen Grippe können eine Vielzahl von Komplikationen und Folgeerkrankungen auch noch Monate oder Jahre nach der Akutphase auftreten. Zu den typischen folgenschweren bis hin zu tödlichen Komplikationen einer verschleppten Grippe gehören Bronchitis, Lungenentzündung, Hirnhautentzündung oder Herzmuskelentzündung. Besonders die beiden letztgenannten können unerkannt letal enden.

Wann zum Arzt?

Nicht jeder banale Grippeinfekt muss ärztlich behandelt werden, wenn sichergestellt ist, dass sich Betroffene ausreichend lange, also mindestens zwei Wochen, auskurieren. Der Arzt ist dann aufzusuchen, wenn grippeähnliche Symptome nicht nachlassen, sich verschlimmern oder der Allgemeinzustand dauerhaft reduziert sind. Immer dann, wenn nach spätestens acht Tagen nach Beginn einer Grippe die Symptome nicht nachlassen oder unklares Fieber auftritt, sollte ebenfalls der Arzt auf jeden Fall aufgesucht werden.

Denn nur durch spezielle Untersuchungen kann festgestellt werden, ob bereits eine verschleppte Grippe diagnostiziert werden kann. Ob der Organismus mit einer grippeähnlichen Erkrankung innerhalb eines Zeitfensters von zwei Wochen umgehen kann oder nicht, ist immer auch vom individuellen Immunstatus abhängig. Deshalb sollten auch alle Maßnahmen darauf hinauslaufen, das unspezifische Abwehrsystem zu stärken.

Diagnose

Bei der Diagnose einer verschleppten Grippe sind die Schleimhäute des Nasen- und Rachenraumes erheblich geschwächt durch den Virenbefall. Diagnostiziert der Arzt einen zähen gelblich- grünlichen Schleimauswurf, so besteht der Verdacht auf eine Superinfektion. Im Zuge der lokalen Abwehrschwäche durch den Virenbefall tritt also zusätzlich eine bakterielle Sekundärinfektion auf, die bereits darauf hindeutet, dass eine Grippe verschleppt wurde. Außerdem muss bei der Diagnose berücksichtigt werden, ob bereits ein systemischer Befall mit den Krankheitserregern festgestellt werden kann. Dazu sind umfangreiche Blutuntersuchungen mit Bestimmung der Entzündungswerte, des Blutbildes und gegebenenfalls ein Erregernachweis erforderlich. Immer dann, wenn der diagnostische Nachweis einer Erregungerausbreitung in das Blut oder in andere Körperregionen, wie Lunge, Herz oder Hirnhäute, geführt werden kann, muss von einer verschleppten Infektion ausgegangen werden.

Komplikationen

Die Komplikationen und Folgeschäden einer übergangenen Grippeerkrankung können folgenreich und schwer sein bis hin zum tödlichen Verlauf. Bei einer Verlagerung der Erreger auf die Nebenhöhlen kann ein chronisch- entzündlicher Verlauf die Folge sein. Aus einer Bronchitis kann als Komplikation eine Lungenentzündung resultieren. Bei starker Schwächung des Immunsystems mit Erregereinschleppung ins Blut kann eine Meningitis, also eine Hirnhautentzündung, als schwerwiegende Komplikation einer verschleppten Grippe auftreten. Die häufigste Komplikation einer übergangenen Grippe ist die Herzmuskelentzündung, Myokarditis. Diese kann unbehandelt die Pumpfunktion des Herzens dauerhaft reduzieren, zu Herzrhythmusstörungen und im schlimmsten Fall sogar zu Herzversagen führen.

Behandlung und Therapie

Eine Therapie mit Antibiotika ist nur bei wenigen grippalen Infekten erforderlich, denn die meisten grippeähnlichen Symptome werden durch Viren verursacht. Nur bei diagnostisch nachgewiesener bakterieller Genese oder bei Superinfektionen sind Antibiotika als Therapie sinnvoll. Eine verschleppte Grippe bedeutet, dass in der akuten Phase keine angemessene und ausreichende Schonung erfolgt. Die Erkrankung kann dann nicht vollständig ausheilen, sodass es zu folgenschweren Komplikationen kommen kann.

Ganz gleich, wie harmlos eine Erkältungskrankheit auch erscheinen mag, körperliche Anstrengungen jeder Art sollten in der Akutphase auf jeden Fall vermieden werden. Damit eine Grippe nicht übergangen wird, sollten Maßnahmen zur Stärkung des Immunsystems eingeleitet werden. Um den Körper von den Krankheitszeichen zu entlasten, ist in vielen Fällen zusätzlich eine symptomatische Therapie mit Schmerzmitteln, Hustenlösern oder fiebersenkenden Medikamenten erforderlich.


Aussicht und Prognose

Immer dann, wenn eine banale Grippeerkrankung komplett überwunden ist, ist die Prognose positiv, denn dann ist nicht mit Folgeerkrankungen zu rechnen. Bei einer verschleppten Grippe hängen Aussichten und Prognose vor allem von einer zeitnahen Diagnose ab. Denn nur dann können durch eine adäquate Therapie irreversible Folgeschäden beispielsweise an den Herzklappen, am Lungengewebe oder an den Hirnhäuten vermieden werden.

Vorbeugung

Einer verschleppten Erkältungskrankheit kann am besten dadurch vorgebeugt werden, dass sie ausreichend lange und adäquat auskuriert wird. Mit Bettruhe, hoher Flüssigkeitszufuhr, leichter gesunde Ernährung und vorsichtig kurzen Spaziergängen bei Bewegungsdrang hat das körpereigene Immunsystem beste Voraussetzungen, um die Infektion selbst zu überwinden und ganz auszuheilen.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Groß, U.: Kurzlehrbuch Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2013
  • Suttorp, N. et al.: Infektionskrankheiten: verstehen, erkennen, behandeln, Georg Thieme Verlag, 1. Auflage, 2003
  • Probst, R.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2008
  • Trautmann, A.: Allergologie in Klinik und Praxis. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 14. November 2018

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