Rheumatische Erkrankungen
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 23. September 2018Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Rheumatische Erkrankungen sind weit verbreitet. Die Medizin unterscheidet zwischen mehr als 400 Rheumaleiden. In der Medizin spricht man auch von "Beschwerden des rheumatischen Formenkreises". Meist handelt es sich um chronisch-schmerzhafte Entzündungsprozesse des Bewegungsapparates. Von rheumatischen Krankheiten kann jeder Mensch in jedem Alter betroffen sein.
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Was sind Rheumatische Erkrankungen?
Unter dem Sammelbegriff Rheumatische Erkrankungen oder Rheuma werden zwischen 200 und 400 verschiedene Erkrankungen zusammengefasst, was von der jeweiligen Einteilung abhängt. Diese uneinheitliche Einstufung geht auf unterschiedliche Definitionen der Rheumatologie zurück.
Dabei wird zwischen fünf verschiedenen Gruppen differenziert. Dazu gehören entzündlich-rheumatische Erkrankungen, Weichteilrheumatismus, degenerative Erkrankungen, Rückenbeschwerden (Osteopathie) sowie Stoffwechselerkrankungen, die mit Rheumabeschwerden einhergehen.
Entzündlich-rheumatische Erkrankungen
Von entzündlich-rheumatischen Erkrankungen ist die Rede, wenn das körpereigene Immunsystem Antikörper gegen Strukturen des Organismus bildet, woraufhin dieser mit Entzündungen reagiert. Zu diesen rheumatischen Erkrankungen zählen u. a. die rheumatoide Arthritis, die Psoriasis-Arthritis und Morbus Bechterew. An Rheuma haben sie einen Gesamtanteil von etwa 10 Prozent.
Weichteilrheumatismus
Der Weichteilrheumatismus befällt die Weichteile des Organismus wie Muskeln, Sehnen und innere Organe wie bei der Fibromyalgie. Mit ca. 40 Prozent hat der Weichteilrheumatismus einen erheblichen Anteil an den Rheumaleiden.
Als degenerative Erkrankung wird Gelenkverschleiß wie eine Arthrose bezeichnet. Betroffen sind vorwiegend das Knie, die Schulter und die Hüfte. An Rheuma sind die degenerativen Erkrankungen bis zu 50 Prozent beteiligt.
Von der Rheuma-Liga werden auch Rückenbeschwerden den Rheumaerkrankungen zugerechnet, sodass sie eine eigene Gruppe bilden.
Rheumatische Stoffwechselerkrankungen
Eine weitere Rheumaform stellen die rheumatischen Stoffwechselerkrankungen dar. Sie tragen auch die Bezeichnung pararheumatische Erkrankungen. Zu ihnen gehören u. a. Osteoporose (Knochenschwund), Gicht und Rachitis. Die rheumatischen Erkrankungen haben Veränderungen von Gelenk- oder Knochenstoffwechsel zur Folge.
Häufigkeit & Verbreitung
Rheuma kann grundsätzlich in sämtlichen Altersgruppen auftreten. So leiden mitunter schon Kinder unter rheumatischen Erkrankungen. Allein in Deutschland müssen Jahr für Jahr bis zu 15 Prozent aller Bundesbürger aufgrund von rheumatischen Beschwerden einen Arzt aufsuchen. 5 Prozent aller Patienten leiden unter Rückenschmerzen, 3 Prozent an Weichteilrheumatismus oder Arthrose sowie 1 Prozent an rheumatisch-entzündlichen Erkrankungen. Frauen sind dreimal häufiger von rheumatischen Erkrankungen betroffen als das männliche Geschlecht.
Ursachen
Die am häufigsten vorkommende Rheumaerkrankung ist die rheumatoide Arthritis. Bei diesem Leiden bilden sich fälschlicherweise spezielle Andockstellen auf den Körperzellen aus. Diese HLA-Rezeptoren stellen ein Ziel für das Abwehrsystem dar, sodass die Zellen von Gefäßen, Gelenken, Haut und Verdauungsregion als feindlich eingestuft und entsprechend attackiert werden.
Liegt eine Stoffwechselerkrankung vor, wird diese zumeist durch einen Überschuss an Harnsäure wie bei Gicht oder einen Mangel an Vitamin D bzw. Kalzium wie beim Knochenschwund ausgelöst. Dadurch kommt es an den Gelenken und Knochen zu Veränderungen. Schmerzen an Rücken und Nacken entstehen wiederum durch Muskelverspannungen und Fehlbelastungen. Dabei kann es sich um monotone Bewegungen oder eine falsche Sitzposition handeln. Infolgedessen treten Beschwerden wie ein Hexenschuss oder eine Ischialgie auf.
Symptome und Verlauf
Typische Symptome von Rheumatischen Erkrankungen:
- Gelenksteifheit
Die häufigste rheumatische Erkrankung stellt die rheumatoide Arthritis dar. Sie macht sich zunächst durch allgemeine Beschwerden wie Appetitlosigkeit, Müdigkeit und leichtes Fieber bemerkbar. Im weiteren Verlauf schwellen die Gelenke an und röten sich. Außerdem treten Überwärmung und Gelenksteifheit auf. Letztere zeigt sich vor allem in den Morgenstunden. Die Symptome verlaufen entweder schleichend oder setzen ganz plötzlich ein.
Am häufigsten leiden symmetrische Gelenke wie das Handgelenk, das Fußgelenk, das Schultergelenk oder das Kniegelenk unter den Beschwerden. Im Anfangsstadium sind besonders die Zehen- und Fingergelenke betroffen. Hält die Rheumaerkrankung länger an, kommt es zum Verformen der Gelenke, die an Beweglichkeit zunehmend einbüßen. Darüber hinaus leidet der Betroffene unter erheblichen Schmerzen, die sich besonders in der Nacht zeigen.
Rheumatische Erkrankungen verlaufen unterschiedlich. Nicht selten erfolgt aufgrund der unspezifischen Symptome erst eine späte Diagnose. Rheuma ist nicht heilbar. Dennoch ist eine wirksame Therapie durch moderne Behandlungsverfahren möglich, sodass sich Entzündungen und Schmerzen lindern lassen. Allerdings besteht in schweren Fällen das Risiko einer Invalidität sowie einer kürzeren Lebenserwartung.
Verlauf
Der Verlauf des Krankheitsbildes bei Rheuma ist abhängig von der betreffenden rheumatischen Erkrankung und kann daher sehr unterschiedlich sein. Die Krankheit schreitet jedoch zumeist in den ersten sechs Jahren am schnellsten voran. Sind durch das Rheuma die Gelenke betroffene, kommt es zu Schmerzen, Schwellungen und Ergüssen in den Gelenken.
Im weiteren Verlauf ist mit einem Funktionsverlust der betroffenen Gelenke und Fehlstellungen zu rechnen. Durch Rheuma verursachte Gefäßentzündungen und Knoten können sich auch in anderem Gewebe und der Lunge festsetzen. Dies kann zu Durchblutungsstörungen und offenen Geschwüren führen. Eine Erkrankung mit Rheuma führt häufig zu einer erhöhten Anfälligkeit für andere Erkrankungen. Besonders hervorzuheben sind hier Herzerkrankungen, Blutungen im Magen-Darm-Trakt, Tumorerkrankungen und Infektionen.
Häufige Rheumatische Krankheitsbilder
Die Medizin rechnet mehr als 400 unterschiedliche Krankheiten dem rheumatischen Formenkreis zu. Zu den wichtigsten rheumatischen Erkrankungen gehören:
- die rheumatoide Arthritis, auch chronische Polyarthritis genannt
- die Psoriasis-Arthritis
- Morbus Bechterew (Spondylitis ankylosans)
- die reaktive Arthritis wie Morbus Reiter aufgrund von bakteriellen Infektionen
- die juvenile idiopathische Arthritis
- Kollagenosen wie Sklerodermie, Lupus erythematodes, Polymyositis, Dermatomyositis oder das Sjögren-Syndrom
- degenerative rheumatische Erkrankungen wie Arthrosen und Sehnenscheidenentzündungen
- rheumatische nichtentzündliche Weichteilerkrankungen wie die Fibromyalgie
- Stoffwechselstörungen mit rheumatischen Beschwerden wie Gicht oder Hämochromatose
Diagnose
Zur Diagnose einer rheumatischen Erkrankung befasst sich der Arzt zunächst mit der Krankengeschichte des Patienten. Dabei erkundigt er sich danach, an welchen Körperstellen die Beschwerden auftreten und ob Gelenksteifigkeit oder Begleiterscheinungen an Augen, Haut und Organen vorliegen, um die Rheumaart zu bestimmen.
Nächster Schritt ist die körperliche Untersuchung, in deren Rahmen der Arzt nach geschwollenen Gelenken, entzündeten Großzehengelenken und Einschränkungen der Beweglichkeit sucht. Dabei kontrolliert er sämtliche Gelenke. Um die Knochendichte zu überprüfen, erfolgt eine Osteodensitometrie. Zur Abklärung der Ursache des Knochenabbaus werden Blut- und Hormonuntersuchungen vorgenommen. So lassen sich durch eine Blutuntersuchung die angreifenden Autoimmun-Antikörper ermitteln.
Weitere Untersuchungsverfahren zur Bestimmung der Rheumaerkrankung sind eine Gewebeentnahme (Biopsie), Röntgenaufnahmen, eine Sonographie, eine Computertomographie (CT) sowie eine Magnetresonanztomographie (MRT).
Behandlung und Therapie
Aufgrund der verschiedenen Ursachen fällt auch die Behandlung von rheumatischen Erkrankungen unterschiedlich aus. Eine Vielzahl der Rheumaleiden verläuft schubartig. Mithilfe von Medikamenten kann die verstärkte Entzündungsaktivität positiv beeinflusst werden. Zu den gängigsten Schmerzmitteln zählen nicht-steroidale Antirheumatika. Als Entzündungshemmer gelangt Kortison zum Einsatz. Hilfreich gegen die Schmerzen sind zudem Kälteanwendungen.
Einen weiteren wichtigen Bestandteil der Rheumabehandlung bildet die Bewegungstherapie. Sie sollte selbst dann durchgeführt werden, wenn die Bewegungsabläufe Schmerzen bereiten, weil sie dem Voranschreiten der Bewegungseinschränkungen entgegenwirkt.
In manchen Fällen kann es erforderlich sein, zerstörte Gelenke durch ein künstliches Gelenk zu ersetzen, wozu eine Operation erforderlich ist. Dabei werden sowohl Hüft- oder Knieprothesen als auch Bandscheibenprothesen in der Halswirbelsäulenregion eingesetzt.
Vorbeugung
Quellen
- Heisel, J.: Physikalische Medizin - Praxiswissen Halte- und Bewegungsorgane, Georg Thieme Verlag, 1.Auflage, 2005
- Mayer, C. et Siems, W.: 100 Krankheitsbilder in der Physiotherapie, Springer Medizin Verlag, 1.Auflage, 2011
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2012
- Imhoff, A.B. et al.: Checkliste Orthopädie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2014
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 23. September 2018
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