Fibromyalgie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 3. Dezember 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Langanhaltenden Schmerzen in den Muskeln, Sehnenansätzen und Gelenken mehrerer Körperregionen können auf Fibromyalgie hindeuten. Aufgrund unauffälliger Laborwerte und fehlender Veränderungen im Röntgenbild, haben Betroffene meist eine jahrelange Leidensgeschichte hinter sich, bevor die richtige Diagnose gestellt wird.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Fibromyalgie?

Die Symptome einer Fibromyalgie können vielfältig sein.

Fibromyalgie als Sonderform des Weichteil-Rheumatismus ist eine chronische nicht-entzündliche Erkrankung des Bewegungsapparates, die durch starke Schmerzen in der Muskulatur und in den Sehnenansätzen gekennzeichnet ist.

Neben Symptomen wie Schlafstörungen, Schwellungsgefühlen in den Händen, Füßen und im Gesicht, Ängstlichkeit und depressiven Verstimmungen lässt sich eine erhöhte Druckempfind lichkeit in den Tender Points (Schmerzdruckpunkte) feststellen. Von der Fibromyalgie sind überwiegend Frauen im Alter von 30 bis 40 Jahren betroffen.

Ziel der Behandlung ist es, den Patienten dabei zu unterstützen, mit den Beschwerden zurechtzukommen: Obwohl die Fibromyalgie keine Schäden an Gelenken und anderen Strukturen des Bewegungsapparats hervorruft, sind die Schmerzen oft auch nach 10 oder 15 Jahren in der gleichen Intensität wie zu Beginn der Erkrankung vorhanden.

Ursachen

Trotz intensiver Forschung sind die Ursachen, die zu einer Erkrankung mit Fibromyalgie führen, noch weitgehend ungeklärt. Gegenwärtig existieren verschiedene Theorien über die Entstehung der Fibromyalgie, Einigkeit besteht aber darin, dass ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren ursächlich für die Erkrankung ist.

Da das Auftreten einer Fibromyalgie gehäuft in Familien zu beobachten ist, gehen einige Wissenschaftler von einer genetischen Veranlagung der Krankheit aus. Auch vorangegangene Autoimmunerkrankungen, Virusinfektionen oder entzündlich-rheumatische Systemerkrankungen werden als Auslöser diskutiert. Als weitere mögliche Ursache kommt eine Störung der Schmerzverarbeitung im Gehirn in Betracht.

Aufgrund einer dauerhaften Signalisierung eines Schmerzreizes an die Nervenzellen reagiert der Betroffene bereits auf schwache Reize zunehmend empfindlicher. Die Untersuchung des Nervenwassers von Fibromyalgie-Patienten hat zudem gezeigt, dass es eine stark erhöhte Konzentration des an der Schmerzweiterleitung beteiligten Botenstoffes Substanz P aufweist und zur Sensibilisierung bestimmter Nervenzellen im Rückenmark für Schmerzreize beiträgt.

Einige Wissenschaftler vermuten einen Zusammenhang zwischen anhaltender körperlicher und psychischer Überlastung und dem Auftreten einer Fibromyalgie. Bedingt durch dauerhaften Stress im Job und in der Familie gönnen sich Betroffene keine Ruhepause, was zu psychosomatischen Störungen wie chronischen Schmerzen führen kann.

Wann zum Arzt?

In der Regel sollte bei der Fibromyalgie immer ein Arzt aufgesucht werden. Eine Behandlung ausschließlich mit häuslichen Mitteln oder mit Mitteln der Selbsthilfe ist nicht zu empfehlen und führt auch nicht zu einem positiven Krankheitsverlauf. Der Arzt ist vor allem dann aufzusuchen, wenn Sehnen und Muskeln stark schmerzen. Diese Schmerzen können dabei entweder in Form von Druckschmerzen oder Ruheschmerzen auftreten und den Alltag des Betroffenen einschränken. Vor allem Beine, Arme und der Rücken sind von den Schmerzen betroffen.

Im Allgemeinen sollte immer bei brennenden Schmerzen ein Doktor konsultiert werden, um Folgeschäden zu vermeiden. Ein Besuch beim Arzt ist auch dann notwendig, wenn es neben den Schmerzen selbst auch zu Depressionen, Schlaflosigkeit oder zu Panikattacken kommt. Bei psychischen Beschwerden, die aufgrund der Schmerzen entstehen können, ist die Behandlung durch einen Psychologen empfehlenswert. Sollten die schmerzen für den Patienten nicht mehr erträglich sein, so kann auch das Krankenhaus aufgesucht oder ein Notarzt gerufen werden.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome:

Neben dauerhaften starken Schmerzen an mehreren Körperstellen wie den Armen und Beinen, dem Rücken, dem Nacken oder dem Brustkorb leiden Betroffene bei einer Fibromyalgie oft unter Konzentrationsstörungen, Übelkeit, Magen-Darm-Beschwerden, Herz- und Kreislaufbeschwerden, Taubheitsgefühlen, Spannungskopfschmerzen und Hautirritationen. Häufig lassen sich auch Schlafstörungen beobachten, weshalb sich Fibromyalgie-Patienten nicht erholt und chronisch müde fühlen.

Kalte Finger und Zehen, ein Schwellungsgefühl in Händen, Füßen und/oder im Gesicht sowie eine Morgensteifigkeit in den Gliedern sind charakteristisch für das Krankheitsbild. Da die Schmerzen trotz Behandlung in der Regel weiterhin bestehen bleiben, haben Betroffene vielfach Angstzustände und bilden in der Folge Depressionen aus, die dazu führen, dass sie sich von Familie und Freunden zurückziehen.

Diagnose

Tender Points geben dem Arzt wichtige Informationen zur Diagnose einer Fibromyalgie.

Um eine Fibromyalgie zu diagnostizieren, befragt der Arzt den Betroffenen zunächst ausführlich dazu, wie intensiv und an welchen Körperstellen die Schmerzen auftreten und welche Beschwerden sonst noch bestehen.

Daran schließt sich eine körperliche Untersuchung an, bei der der Arzt auf 18 definierte Punkte (Tender Point) drückt:

  • Nacken
  • Halswirbelsäule
  • Schultermuskulatur
  • Rippen
  • Oberarm
  • Beckenknocken
  • Hüfte
  • Knie

Löst der Fingerdruck an mindestens elf Punkten Schmerzen aus, ist das ein Hinweis auf eine erhöhte Druckschmerzempfindlichkeit des ganzen Körpers. Eine anschließende Laboruntersuchung dient vor allem der Ausschussdiagnostik.

Anders als bei der Fibromyalgie mit ihren unauffälligen Laborwerten, lassen sich im Blut unter anderem Entzündungen wie rheumatoide Arthritis, Muskelerkrankungen oder Funktionsstörungen der Schilddrüse nachweisen.

Komplikationen

Eine Fibromyalgie kann auf der Symptomebene zu Komplikationen führen, wenn sie zusammen mit Erkrankungen wie Rheuma auftritt. Das Zusammentreffen mehrerer Erkrankungen erschwert die Diagnosestellung. Bei echtem Rheuma wird das generalisierte Weichteilrheuma oft nicht erkannt oder bei der Therapie nicht ausreichend berücksichtigt. Problematisch bei der Fibromyalgie ist zudem, dass sie eine eigenständige Therapie über die Dauer der Beschwerden erfordert. Es kommt - im Unterschied zum Rheuma - bei der generalisierten Tendopathie nicht zu geschädigten Gelenken, sondern vorwiegend zu Ganzkörper-Schmerzen. Diese können so beträchtlich ausfallen, dass eine dauerhafte Schmerztherapie nötig wird. Problematisch ist, dass vonseiten der Ärzte oft die Psyche als Schmerz verursachend angesehen wird. Die Betroffenen gelten als Hypochonder.

Das chronische Schmerzsyndrom führt außerdem zu verschiedenen Funktionsstörungen. Diese können im Bereich des Verdauungssystems oder der Psyche liegen und müssen entsprechend behandelt werden. Gelegentlich wird eine begleitende Störung innerhalb des Serotonin-Stoffwechsels beobachtet. Oft können solche Störungen trotz einer Behandlung nicht ausreichend behoben werden. Bei einem schweren Beschwerdebild kann eine Komplikation darin bestehen, dass die Betroffenen wegen starker Schmerzen und dadurch bedingter funktioneller Einschränkungen dauerhaft nicht mehr arbeitsfähig sind. Problematisch ist dabei, dass die Fibromyalgie ärztlicherseits oft als eine eingebildete Erkrankung bewertet wird. Das schafft weitere Komplikationen und Probleme im Leben der Betroffenen.

Behandlung und Therapie

Eine Fibromyalgie gilt derzeit als nicht heilbar. Daher zielt die Therapie in einem dreistufigen Prozess darauf ab, zu einer Linderung der Symptome beizutragen und Fibromyalgie-Patienten eine Hilfestellung zu geben, mit den Beschwerden zurechtzukommen. Die etwa sechs Monate dauernde Basis-Therapie umfasst eine umfangreiche Aufklärung der Betroffene über Krankheitsbild, Auslöser, Verlauf, und Therapieformen der Fibromyalgie, ein Herz-Kreislauf-Training wie Nordic Walking, Schwimmen oder Radfahren, das Erlernen von Entspannungsübungen für einen besseren Umgang mit Stress sowie eine Verhaltenstherapie.

Tritt nach sechs Monaten keine Besserung der Symptome ein, sodass der Fibromyalgie-Patient in seinem Alltag weiterhin stark eingeschränkt ist, schließt sich eine 6-monatige weiterführende Behandlung an, die durch eine Vielzahl aufeinander abgestimmter Therapieformen geprägt ist. Die multimodale Therapie kombiniert aktive Bewegung, Krankengymnastik, Übungen zur Entspannung, Verhaltenstherapie (auch in Gruppen) und Medikamente.

Eine Langzeittherapie ist notwendig wenn die Muskel- und Gelenkschmerzen unvermindert auch nach der weiterführenden Behandlung anhalten. Da diese Beschwerden lebenslang bestehen können, zielt diese Therapiestufe auf die Stärkung der Eigenaktivität des Fibromyalgie-Patienten. Ein speziell auf ihn abgestimmter Behandlungsplan ermöglicht die Integration verschiedener Methoden in den Alltag.

Neben der Wiederholung der multimodalen Therapie können Hypnotherapie, gesundheitsfördernde Aktivitäten wie das Treffen von Freunden, Wärmetherapie, Massagen, Akupunktur, Homöopathie und eine vegetarische Ernährung zu einer Linderung der mit der Fibromyalgie verbundenen körperlichen und psychischen Belastungen beitragen.


Vorbeugung

Da die Ursachen der Fibromyalgie nicht eindeutig bestimmt werden können, kann man der Erkrankung auch nicht vorbeugen. Zur Vermeidung der Verankerung starker Schmerzen im „Schmerzgedächtnis“ des Gehirns, die nach Operationen oder Verletzungen auftreten, müssen Ärzte und Patienten auf eine angemessene Schmerzbehandlung achten. Ist die Fibromyalgie bereits ausgebrochen, kann ausreichende körperliche Bewegung gepaart mit Entspannung und gesundem Essen die Symptome lindern.

Quellen

  • Rüther, W. & Lohmann, C.H.: Orthopädie und Unfallchirurgie, Urban & Fischer, 20. Auflage, 2014
  • Heisel, J.: Physikalische Medizin - Praxiswissen Halte- und Bewegungsorgane, Georg Thieme Verlag, 1.Auflage, 2005
  • Wülker N. Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme Verlag. 2. Auflage 2010.
  • Imhoff, A.B. et al.: Checkliste Orthopädie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2014

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 3. Dezember 2021

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