Chronische Polyarthritis

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Oktober 2018
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei der chronischen Polyarthritis handelt es sich um eine entzündliche systemische Erkrankung. Besser bekannt ist sie unter der Bezeichnung rheumatoide Arthritis oder Rheuma. Zu den Hauptmerkmalen der chronischen Polyarthritis gehört eine Entzündung der Gelenke. Dabei reicht die Bandbreite von entzündlichen Gelenkschwellungen bis hin zur Gelenkzerstörung. Der Verlauf der rheumatoiden Arthritis zeigt sich individuell sehr unterschiedlich.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Chronische Polyarthritis?

Die chronische Polyarthritis bezeichnet eine Gelenkerkrankung, die sich zunehmend auf weitere Gelenke ausbreitet. Eine rechtzeitige Therapie ist daher vonnöten.

Die chronische Polyarthritis (CP) oder rheumatoide Arthritis (RA) stellt die am häufigsten vorkommende chronische entzündliche Gelenkerkrankung dar. Sie kann sich auf den gesamten Körper auswirken. Von ihr in Mitleidenschaft gezogen werden in erster Linie die Gelenke. So ist mit der Bezeichnung Arthritis eine Gelenkentzündung gemeint. Ebenso möglich sind Beeinträchtigungen von inneren Organen, der Haut oder den Augen. Von einer chronischen Polyarthritis ist in der Medizin die Rede, wenn Schmerzen an mehr als fünf Gelenken auftreten.

In der Regel geht Gelenkrheuma fast immer in eine chronische Polyarthritis über. Im Laufe der Zeit breitet sich die Entzündung auf weitere Gelenke aus. Im Prinzip kann sich eine chronische Polyarthritis in jedem Lebensalter zeigen. Sie gilt nicht als typische Alterserkrankung. In den meisten Fällen setzt die rheumatoide Arthritis bei Männern im Alter zwischen 65 und 75 und bei Frauen zwischen 55 und 64 Jahren ein. In Deutschland leiden ca. 0,5 bis 1 Prozent aller Bundesbürger unter der Krankheit. Menschen über 55 sind mit einem Anteil von 2 Prozent häufiger betroffen. Bei Frauen tritt die chronische Polyarthritis drei Mal häufiger auf als bei Männern.

Ursachen

  Bis heute ließ sich nicht klären, wodurch die chronische Polyarthritis hervorgerufen wird. Zahlreiche Mediziner vermuten, dass eine Infektion als denkbarer Auslöser infrage kommt. Gesichert ist diese Erkenntnis jedoch nicht. Einen bedeutenden Einfluss auf den Verlauf der Krankheit sowie den Umfang der Entzündungen haben genetische Faktoren und Auswirkungen aus der Umwelt.

Aufgrund noch unbekannter Faktoren erfolgt bei einer chronischen Polyarthritis eine Fehlsteuerung des menschlichen Immunsystems. Dabei bilden sich Zytokine, die zu den Botenstoffen zählen und eine Gelenksinnenhautentzündung verursachen. Die Entzündung hat wiederum das Verdicken der Gelenksinnenhaut zur Folge. Weil Abwehrzellen verstärkt einwandern und bindegewebsbildende Zellen sich vermehren, kommt es zu einem sogenannten Pannus. Gemeint ist damit tumorähnliches Gewebe. Es bewirkt das Überwuchern sowie das Zerstören des Knorpels.

Im Falle einer chronischen Polyarthritis bilden sich zudem Auto-Antikörper. Zu deren bekanntesten Vertretern zählen die Rheumafaktoren sowie cyclische citrullinierte Peptide (CCP-Antikörper). Als spezifisch gilt das Vorhandensein von Rheumafaktoren für die chronische Polyarthritis nicht. So zeigen sie sich auch bei anderen Krankheiten. Außerdem lässt sich nicht bei jeder rheumatoiden Arthritis ein Rheumafaktor nachweisen. Es gibt bestimmte Risikofaktoren, die das Entstehen einer chronischen Polyarthritis begünstigen. Dies sind vor allem Übergewicht und Tabakkonsum.

Arthrose und Polyarthritis können einander bedingen. Eine nicht therapierte Arthritis kann zu Arthrose führen. Links: gesundes Gelenk Mitte: Athritis (Gelenkentzündung) Rechts: Arthrose (Knorpelverschleiß im Gelenk)

Symptome und Verlauf

Typische Symptome einer chronischen Polyarthritis:

  • Morgensteifigkeit

Eine chronische Polyarthritis wird von den typischen Beschwerden einer dauerhaften Gelenkentzündung begleitet. Dabei handelt es sich u. a. um allgemeine Symptome wie ein leichter Anstieg der Körpertemperatur, Müdigkeit und Abgeschlagenheit. Als typisch gilt zudem eine Morgensteifigkeit an den Gelenken, die wenigstens eine Stunde lang andauert. Außerdem leiden die Betroffenen am Morgen sowie in der Nacht unter Gelenkschmerzen. Des Weiteren schwellen in der Regel die Fingermittelgelenke sowie die Fingergrundgelenke an, was besonders in der Anfangsphase der Entzündung der Fall ist.

Im weiteren Verlauf bilden sich Rheumaknoten. Damit gemeint sind derbe Knötchen unter der Haut. Sie zeigen sich beim Voranschreiten der Entzündung meist an der Ellenbogenstreckseite. Als typisch für die chronische Polyarthritis gilt, dass sie schubweise verläuft und über Jahre hinweg voranschreitet. Eine Ausheilung ist nur in seltenen Fällen zu verzeichnen.

Wann zum Arzt?

Bei einer chronischen Polyarthritis sollte möglichst rasch ein Arzt aufgesucht werden. So schreitet die Erkrankung innerhalb der ersten zwei Jahre besonders stark voran. Wird in diesem Zeitraum mit einer Behandlung begonnen, erhöht dies die Erfolgschancen. Nach einer Empfehlung der DGRh (Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie) sollte ein Rheumatologe zu Rate gezogen werden, wenn in einem Zeitraum von sechs Wochen Schmerzen und Schwellungen an mehr als zwei Gelenken auftreten.

Diagnose

Eine chronische Polyarthritis zu diagnostizieren fällt nicht immer leicht. Meist begeben sich die Patienten zunächst zu ihrem Hausarzt. Aufgrund der unspezifischen Beschwerden erfolgen mitunter Fehldiagnosen. Bestehen jedoch innerhalb der Familie schon bekannte CP-Fälle, findet eine Überweisung an einen Rheumatologen statt, der über das nötige Fachwissen verfügt. Zur Diagnostik einer rheumatoiden Arthritis erfolgt der Nachweis der entzündlichen Gelenksschwellungen. Um die Diagnose abzusichern, führt der Rheumatologe Röntgen- und Laboruntersuchungen durch.

Beim Röntgen lassen sich typische Veränderungen wie Defekte an der Knorpel-Knochengrenze oder gelenksnaher Knochenschwund (Osteoporose) entdecken. Im frühen Stadium kann zudem eine Kernspintomographie (MRT) sinnvoll sein, um Entzündungen an der Gelenksinnenhaut rasch nachzuweisen. Die Blutuntersuchungen fördern oftmals eine Entzündung zutage, die mit einem C-reaktiven Protein (CRP) oder verstärkter Blutsenkungsgeschwindigkeit einhergeht.

Komplikationen

Durch eine chronische Polyarthritis können sich Komplikationen ergeben. Dabei handelt es sich meist um Gelenkergüsse. Ebenfalls denkbar ist ein Übergreifen der Entzündung auf Organe wie Herz und Lunge. Durch das Voranschreiten der Gelenkentzündungen droht schlimmstenfalls Invalidität.

==Behandlung und Therapie==  Je eher eine chronische Polyarthritis behandelt wird, desto besser. So droht durch das Voranschreiten der Erkrankung die Zerstörung der Gelenke. Darüber hinaus sollte die Therapie von einem Facharzt für internistische Rheumatologie vorgenommen werden. Trotz aller Bemühungen ist es noch immer nicht möglich, eine Heilung der rheumatoiden Arthritis zu erreichen. Der Schwerpunkt der Behandlung besteht deswegen darin, die Krankheitsaktivitäten unter Kontrolle zu bringen und die Beschwerden, die durch die Symptome entstehen, zu reduzieren.

Zu diesem Zweck erfolgt eine Therapie mit schmerzlindernden und entzündungshemmenden Arzneimitteln. Dazu gehören nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Paracetamol, Ibuprofen, Diclofenac, Celecoxib oder Naproxen. Durch die Gabe der Schmerzmittel kommt es zur Besserung der Beschwerden, sodass sich der Patient wieder leichter bewegen kann. Eine noch bessere Wirkung als die nicht-steroidalen Antirheumatika erzielen Kortisonpräparate, die einen intensiven schmerzlindernden und entzündungshemmenden Effekt entfalten.

Die Gabe des Kortisons wird empfohlen, bis die Wirkung der sogenannten Basistherapeutika einsetzt. Diese verfügen über die Eigenschaft, den Verlauf der Krankheit zu verlangsamen und wirken der Versteifung der Gelenke entgegen. Gängige Arzneistoffe sind Methotrexat, Chloroquin, Sulfasalazin und Leflunomid. Aufgrund ihrer unterschiedlichen Wirkung auf den Menschen ist eine individuelle Auswahl der Basistherapeutika erforderlich. Zur Ergänzung der Therapie gelten krankengymnastische Übungen, eine Ergotherapie sowie physikalische Behandlungen als sinnvoll.


Aussicht und Prognose

Eine genaue Prognose lässt sich bei einer chronischen Polyarthritis nicht wagen, weil der Krankheitsverlauf individuell unterschiedlich abläuft und sich nicht präzise bestimmen lässt. Beginnt die Therapie frühzeitig und wird sie konsequent durchgeführt, ist zumeist eine erfolgreiche Behandlung möglich, die zum Stillstand der Gelenkzerstörungen führt.

Vorbeugung

Einer chronischen Polyarthritis lässt sich nicht vorbeugen, weil ihre Ursachen nicht bekannt sind. Als hilfreich gilt jedoch das Einschränken von Risikofaktoren wie Übergewicht und Tabakkonsum.

Quellen

  • Rüther, W. & Lohmann, C.H.: Orthopädie und Unfallchirurgie, Urban & Fischer, 20. Auflage, 2014
  • Wülker N. Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme Verlag. 2. Auflage 2010.
  • Mayer, C. et Siems, W.: 100 Krankheitsbilder in der Physiotherapie, Springer Medizin Verlag, 1.Auflage, 2011
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2012
  • Imhoff, A.B. et al.: Checkliste Orthopädie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2014

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 27. Oktober 2018

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