Antirheumatika
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Antirheumatika sind Medikamente, die zur Unterdrückung der entzündlichen Vorgänge und zur Schmerztherapie bei rheumatischen Erkrankungen eingesetzt werden. Zu den Antirheumatika gehören sowohl ausschließlich symptomatisch wirkende Medikamente als auch Medikamente, die den Krankheitsverlauf positiv verändern können.
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Was sind Antirheumatika?
Von den Antirheumatika sind drei Wirkstoffgruppen bekannt. Man unterscheidet die steroidalen, die nichtsteroidalen und die langsam wirkenden Antirheumatika. Alle drei Medikamentengruppen besitzen unterschiedliche chemische Strukturen und entfalten deshalb unterschiedliche Wirkungen.
Zu den steroidalen Antirheumatika zählen z. B. Kortison und Prednisolon. Beides sind sogenannte steroidale Immunsuppressiva, die einen direkten Einfluss auf das Krankheitsgeschehen haben.
Die nichtsteroidalen Antirheumatika wirken zwar als Schmerzmittel, beeinflussen aber nicht das Krankheitsbild. Die lang wirkenden Antirheumatika wiederum haben wie die steroidalen Wirkstoffe einen immunsuppressiven Einfluss auf das Immunsystem, wirken aber sehr langsam.
Medizinische Anwendung, Wirkung und Gebrauch
Um eine solche Erkrankung ursächlich bekämpfen zu können, muss das Immunsystem direkt beeinflusst werden. Eine Verbesserung des Krankheitsverlaufes würde sich durch eine Dämpfung der überschießenden Fehlreaktion des Immunsystems ergeben. Dafür bietet sich z. B. Kortison an.
Im Körper wird Kortison als steroidales Hormon bei Stressreaktionen in erhöhtem Maße gebildet. Dabei bereitet es den Körper auf die Notfallsituation vor und hemmt in diesem Rahmen bestehende Entzündungsreaktionen. Diese Wirkung macht man sich mit dem Kortison haltigen Medikamenten zunutze. Die Wirkung tritt schnell ein, ist aber mit vielen Nebenwirkungen verbunden.
Langsam wirkende Antirheumatika, wie z. B. Azathioprin, haben zwar auch einen immunsuppressiven Einfluss, aber die Wirkung tritt erst nach Wochen oder gar Monaten ein. Nichtsteroidale Antirheumatika wiederum dämpfen durch die Hemmung von Prostaglandinen nur die Schmerzempfindung, unterdrücken aber nicht den rheumatischen Prozess.
Formen, Gruppen und Wirkstoffe
Wie bereits erwähnt, kennt man drei große Gruppen von Antirheumatika. Zur ersten schnell wirkenden Gruppe gehören die Glukokortikoide, wie Kortison und Prednisolon. Beide Medikamente werden je nach Krankheitsbild unterschiedlich appliziert. Das kann in Form von Tabletten oder Kapseln sein. Oft werden aber auch Kortison haltige Salben und Cremes verwendet. Dauerhafte Anwendung von Kortison kann jedoch zu schwerwiegenden Nebenwirkungen führen.
Nichtsteroide Antirheumatika wirken auch schnell schmerzlindernd und entzündungshemmend. Sie sind häufig in Tabletten oder Kapseln, aber auch in Salben, enthalten. Bekannt sind die Wirkstoffgruppen der Salicylate, Propionsäureverbindungen, Essigsäureverbindungen, Oxicame und selektive Cyclooxygenase-2-Hemmer. Salicylate, wie Salicylsäure sind schwer verträglich und werden meist bei Einreibungen angewendet. Zu den Propionsäureverbindungen gehören u. a. die Schmerzmittel Ibuprofen, Ketoprofen und Naproxen. Vertreter der Essigsäureverbindungen sind z. B. Aceclofenac, Bromfenac, Diclofenac, Acemetacin oder Indometacin. Sie wirken stark entzündungshemmend.
Ähnliche Wirkungen wie die Essigsäureverbindungen entfalten die Oxicame Piroxicam und Meloxicam. Sie besitzen jedoch eine völlig andere chemische Struktur. Deutlich in ihrer Wirkung unterscheiden sich von den anderen nichtsteroidalen Antirheumatika die selektiven Cyclooxygenase-2-Hemmer, auch Coxibe genannt, zu denen u. a. die Medikamente Celecoxib, Etoricoxib, Valdecoxib und Parecoxib gehören. Während alle anderen nichtsteroidalen Wirkstoffe sowohl Cyclooxygenase-1 als auch Cyclooxygenase-2 hemmen, gilt das für diese Wirkstoffgruppe nicht. Diese hemmt nur Cyclooxygenase-2, weshalb es bei dieser relativ neuen Wirkstoffgruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika nicht zu einer erhöhten Blutungsneigung kommt.
Pflanzliche, natürliche und pharmazeutische Alternativen
Weiterhin besitzt die Weidenrinde gute antirheumatische Wirkungen. Sie wird als Tee aufgebrüht, der fiebersenkend, schmerzlindernd und antirheumatisch wirkt. In der Weidenrinde ist der Wirkstoff des Aspirins enthalten.
Auch Brennnesseln werden antirheumatische Wirkungen nachgesagt. Brennnesseln entfalten ihre Wirkung auch durch ihren Gehalt an wertvollen biologisch aktiven Stoffen. Zusätzlich enthalten sie wichtige Antioxidanzien, wie Flavonoide und Vitamine. Häufig werden sie in Salaten verwendet.
Zur langfristigen Behandlung der rheumatischen Erkrankungen eignen sich jedoch am besten die langsam wirkenden immunsuppressiven Medikamente, wie z. B. Azathioprin. Diese entfalten ihre Wirkung erst nach einer langen Einnahmezeit von mehreren Wochen oder Monaten. Die lang wirkenden Antirheumatika können krankheitsbedingte Veränderungen wieder rückgängig machen.
Risiken und Nebenwirkungen
Der Einsatz von Antirheumatika ist immer mit erheblichen Nebenwirkungen verbunden. Kortison haltige Medikamente können bei längerer Anwendung zu Diabetes, Fettsucht und dauerhafte Schwächung des Immunsystems führen. Nichtsteroidale Antirheumatika hemmen die Blutgerinnung. Bei längerer Anwendung können deshalb Blutungen im Magen-/Darmtrakt auftreten. Lang wirkende Antirheumatika haben weniger Nebenwirkungen und ersetzen daher bei langwieriger Rheumatherapie die Kortison haltigen Medikamente.
Quellen
- Aktories, K. et al.: Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie, 12. Auflage, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017
- E. Burgis: Allgemeine und spezielle Pharmakologie. 3. Auflage, Elsevier GmbH, München 2005
- Lüllmann, H. et al.: Pharmakologie und Toxikologie: Arzneimittelwirkungen verstehen - Medikamente gezielt einsetzen. 18. Auflage, Thieme Verlag, Stuttgart 2016
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
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