Frühjahrsmüdigkeit

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Frühjahrsmüdigkeit bezeichnet eine charakteristische Stimmungslage, die im Frühling von vielen Menschen typischerweise als ein Zustand von Schwächung erlebt und von Müdigkeit geprägt ist. Frühjahrsmüdigkeit wird nicht als diagnostizierbare Krankheit sondern vielmehr als ein Phänomen des jahreszeitlichen Wechsels angesehen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Frühjahrsmüdigkeit?

Im Frühjahr kommt es gehäuft zu einer Stimmungslage, die von Müdigkeit und Antriebslosigkeit geprägt ist.

Die Symptome der Frühjahrsmüdigkeit tauchen vor allem in der nördlichen Hemisphäre in der Regel von Mitte März bis Mitte April auf und können abhängig vom Gesamtzustand einer betroffenen Person mehr oder weniger stark ausgeprägt sein.

Charakteristisch für die Frühjahrsmüdigkeit sind Müdigkeit trotz ausreichenden Schlafes, Empfindlichkeit gegenüber Wetterveränderungen, Schwindel, Reizbarkeit, Kopfschmerzen, schmerzende Gelenke sowie ein gewisser Antriebsmangel.

Vor allem wetterfühlige Menschen sind von der Frühjahrsmüdigkeit viel öfter betroffen. Schlafforscher gehen davon aus, dass bis zu 70 Prozent der deutschen Bevölkerung unter Frühjahrsmüdigkeit leiden. Da vor allem Menschen mit niedrigem Blutdruck anfällig sind, betreffen die Symptome von Frühjahrsmüdigkeit eher Frauen als Männer und eher ältere Menschen als Jüngere.

Ursachen

Über die Ursachen der Frühjahrsmüdigkeit sind sich die Mediziner und Schlafforscher nicht abschließend einig. In den meisten Fällen wird auf den Hormonhaushalt verwiesen. Demnach werden über den Winter hinweg die körpereigenen Reserven des "Glückshormons" Serotonin, dessen Produktion vom Tageslicht abhängig ist, erschöpft. So kann das „Schlafhormon" Melatonin verstärkt wirken und Frühjahrsmüdigkeit hervorrufen.

Gleichzeitig regelt der Körper im Frühjahr seinen Hormonspiegel nach und setzt Endorphine sowie die Sexualhormone Östrogen und Testosteron frei. Diese Umstellung stellt eine schwere Belastung für den Körper dar, der darauf mit einem Müdigkeitsgefühl, der typischen Frühjahrsmüdigkeit, reagiert. In den kälteren Monaten verlangsamt sich zudem der Stoffwechsel, wodurch die Aufnahme von Nährstoffen aus der Nahrung erschwert wird.

Vor allem in der Umstellungsphase benötigt der Körper jedoch mehr Vitamine und Proteine. Sind diese nicht vorhanden, reagiert das durch den Winter geschwächte Immunsystem auf den Energiemangel mit Frühjahrsmüdigkeit. Gleichzeitig verweisen Experten auf den Klimaumschwung im Frühling. So führen die steigenden Temperaturen zu einer Erweiterung der Blutgefäße und damit zu einem sinkenden Blutdruck mit Frühjahrsmüdigkeit.

Krankheiten

Wann zum Arzt?

Die Frühjahrsmüdigkeit betrifft nicht jeden Menschen gleichermaßen. Manche Menschen leiden beinahe gar nicht unter ihr, bei anderen tritt sie ab einem gewissen Lebensalter auf und andere haben sie schon ihr ganzes Leben lang. Frühjahrsmüdigkeit ist an sich nicht problematisch und meistens kein Grund den Arzt aufzusuchen.

Ausnahmen hiervon sind Fälle von Frühjahrsmüdigkeit, in denen sie so stark ausgeprägt ist, dass die Wahrnehmung der alltäglichen Aufgaben darunter leidet. Extreme Schwierigkeiten morgens aufzustehen bis hin zu Schlafmangel sind ernst zu nehmen. Hellhörig werden sollte man aber auch bei plötzlich auftretender Frühjahrsmüdigkeit, die vorher nicht da war. Daher ist es ratsam die Meinung des Arztes einzuholen.

Natürlich ist es grundsätzlich nicht falsch einen Arzt aufzusuchen, wenn die Frühjahrsmüdigkeit zwar schon immer da war und sich auch nicht großartig verändert hat, aber schlichtweg belastend ist. Es gibt Aufbaukuren und hilfreiche Tipps für den Alltag, die der Arzt seinem Patienten an die Hand geben kann, um die Frühjahrsmüdigkeit positiv zu beeinflussen. Dadurch fällt es leichter, trotzdem erholsamen Schlaf zu finden und nicht allzu sehr unter ihr zu leiden.

Diagnose und Verlauf

Erste Anzeichen für Frühjahrsmüdigkeit sind Appetitlosigkeit, ständige Müdigkeit, auch ein gewisse Verdrießlichkeit, die sich in ausdauernde Gereiztheit auswachsen kann. Im weiteren Verlauf einer Frühjahrsmüdigkeit stellt sich ein gewisses Gefühl von Schlappheit, mitunter auch Abgeschlagenheit ein.

Dies sollte im Laufe des Frühjahrs abklingen. Liegt kein Übergewicht oder ausgeprägter Konsum von Nikotin oder Alkohol vor und ist der Nachtschlaf ausreichend, sollte bei chronischer Müdigkeit jedoch ein ausführlicher Gesundheitscheck durchgeführt werden. Im Gegensatz zur harmlosen Frühjahrsmüdigkeit kann Müdigkeit auch auf tiefer liegende medizinische Ursachen deuten. Dazu gehören Anämie, Diabetes, Nieren- und Schilddrüsenerkrankungen, medikamentöse Nebenwirkungen oder Depressionen.

Komplikationen

Die Frühjahrsmüdigkeit ist Ausdruck einer ganz normalen körperlichen Umstellung. Daher handelt es sich in der Regel um eine harmlose Angelegenheit, die selten mit Komplikationen verbunden ist. Allerdings leiden wetterfühlige Menschen häufig stärker unter den Symptomen der Frühjahrsmüdigkeit. Des Weiteren haben Personen mit niedrigem Blutdruck größere Probleme, mit den Folgen fertig zu werden. Bei ihnen kann es durchaus durch einen zu starken Blutdruckabfall auch mal zu einem Kreislaufkollaps kommen, der aber in der Regel auch harmlos ist.

Auch bei älteren Menschen steigt das Risiko, im Frühjahr Kreislaufprobleme zu bekommen. Das Gleiche gilt auch für Personen, die sich eher häufig zuhause aufhalten und sportlich wenig aktiv sind. Da sich bei Wärme die Blutgefäße ausdehnen, haben neben den Personen mit niedrigem Blutdruck auch Untrainierte größere Probleme mit den Auswirkungen der Frühjahrsmüdigkeit. Allerdings kann die Müdigkeit auch schwerwiegendere Ursachen haben. Zugrunde liegende Erkrankungen können dann zur verstärkten Müdigkeit besonders im Frühjahr führen.

Bei bereits bestehenden Beschwerden ist der Organismus oftmals nicht in der Lage, die normalen Umstellungen zu verkraften. Bei hartnäckiger und anhaltender Müdigkeit kann auch eine psychische Erkrankung dahinterstecken. Oft ist die Müdigkeit dann mit Abgeschlagenheit, Fieber oder Schwitzen verbunden. Des Weiteren treten auch Konzentrationsstörungen, Kopfschmerzen oder Gelenkschmerzen auf. In diesen Fällen verstärkt die witterungsbedingte Frühjahrsmüdigkeit nur bereits bestehende Symptome. Die Ursache dieser Beschwerden muss dringend durch einen Arzt geklärt werden.

Behandlung und Therapie

Die Möglichkeiten, einer Frühjahrsmüdigkeit zu begegnen, sind vielfältig. Eine gesunde Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Fisch ist immer empfehlenswert. Ausreichende Trinkmengen sowie die Vermeidung von Süßigkeiten und fetthaltigen Lebensmitteln entlasten den Stoffwechsel und wirken Trägheit und Frühjahrsmüdigkeit entgegen. Vitamine wie B12, B6, B1, B2, C und D sowie Mineralstoffe und Spurenelemente wie Eisen, Mangan, Magnesium und Kupfer heben den Energielevel.

Als Tonikum und Nahrungsergänzung zur Steigerung von Vitalität, mentaler und körperlicher Aktivität eignen sich Gelee Royal, Ginseng, Guarana sowie Goji Beeren. Gleichzeitig sind zur Vermeidung von Frühjahrsmüdigkeit eine gewisse Harmonisierung und Entspannung bei ausreichender Bewegung an frischer Luft angeraten, um Verstimmungen abzureagieren und das Wohlbefinden zu steigern.

Ebenso wie frische Luft vermögen auch lebhafte Farben bei der Auswahl der Kleidung oder der Zusammenstellung der Lebensmittel die Laune zu heben. Zur Bekämpfung der Frühjahrsmüdigkeit eignen sich homöopathische Arzneimittel. In der Regel empfiehlt sich die zweimal tägliche Einnahme von jeweils 5 Globuli in einer C 30 Potenz über einen Zeitraum von 2 - 3 Wochen hinweg.

Cinchona ist eines der besten homöopathischen Arzneimittel zur Behandlung einfacher körperlicher Müdigkeit, Schwindel und Übelkeit, während sich calium phosphoricum eignet, wenn die Frühjahrsmüdigkeit bereits beim Erwachen verspürbar und mit Reizbarkeit, Überempfindlichkeit gegen Lärm, Kopfschmerzen und Schlafstörungen verbunden ist. Acidum phosphoricum ist angezeigt, wenn die Frühjahrsmüdigkeit von Gleichgültigkeit, Langsamkeit und Trägheit geprägt ist.


Aussicht und Prognose

In der Regel handelt es sich bei der Frühjahrsmüdigkeit um ein gewöhnliches Symptom. Diese Beschwerde muss daher nicht unbedingt von einem Arzt untersucht und behandelt werden und verschwindet in den meisten Fällen wieder von alleine. Die Behandlung der Frühjahrsmüdigkeit kann auch mit Mitteln der Selbsthilfe durchgeführt werden und schränkt die Beschwerden dieser Krankheit ein. Allerdings kann kein allgemeiner Verlauf vorausgesagt und auch kein positiver Verlauf garantiert werden, da die Frühjahrsmüdigkeit nicht bei allen Menschen eingeschränkt werden kann.

Vor allem bei Rauchern können die Symptome verstärkt auftreten und sich negativ auf die Lebensqualität des Betroffenen auswirken. Ebenso kann eine gesunde Ernährung und eine allgemeine gesunde Lebensweise sich sehr positiv auf die Frühjahrsmüdigkeit auswirken und diese deutlich verringern. In der Regel sind vor allem ältere Menschen oder Frauen in den Wechseljahren von der Frühjahrsmüdigkeit betroffen und können daher an Kreislaufbeschwerden oder an allergischen Anfällen leiden. Diese Beschwerden können ebenso mit Hilfe von Medikamenten verhindert werden. In den meisten Fällen verschwinden die Beschwerden wieder nach einer kurzen Zeit und führen zu keinen weiteren Komplikationen.

Vorbeugung

Eine stabile Gesundheit und ein gesunder Lebensstil sichern den Energiehaushalt des Körpers und sind die beste Basis, Frühjahrsmüdigkeit erst gar nicht aufkommen zu lassen. Eine ausgewogene Ernährung besteht aus frischem Obst und Gemüse, komplexen Kohlenhydraten, fettarmen Milchprodukten sowie moderaten Mengen an magerem Fleisch, Geflügel und Fisch. Der Konsum fettreicher Lebensmittel und Süßigkeiten sowie andauernder Stress und nervliche Belastung sollten so weit als möglich vermieden werden. Jegliche Art körperlicher Aktivität wie Qigong, Walking, Radfahren oder Schwimmen ist ebenfalls eine gute Möglichkeit, Frühjahrsmüdigkeit vorzubeugen.

Quellen

  • Payk, T.: Checkliste Psychiatrie und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Dilling, H. & Freyberger, H.J.: Taschenführer zur ICD-10-Klassifikation psychischer Störungen, Huber Verlag, 6. Auflage 2012
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Bergner, T. M. H.: Burnout-Prävention. Schattauer, Stuttgart 2012

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 14. November 2021

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