Das männliche Geschlechtsorgan
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 23. September 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Der Penis ist ein Teil der männlichen Fortpflanzungsorgane, die nach außen hin sichtbar sind. Erkrankungen des männlichen Geschlechtsorgans umfassen ein breites Spektrum, darunter entzündliche Erkrankungen wie Prostatitis, gutartige Vergrößerungen wie die Benigne Prostatahyperplasie (BPH) und bösartige Tumore wie Prostatakrebs. Auch Infektionen, beispielsweise durch sexuell übertragbare Krankheiten, können die Hoden, die Prostata oder den Penis betreffen. Symptome wie Schmerzen, Veränderungen beim Wasserlassen oder Schwellungen sollten immer ärztlich abgeklärt werden, um Komplikationen oder ernsthafte Erkrankungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
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Definition
Wie bei der Frau gibt es beim Mann nach außen hin sichtbare Geschlechtsorgane sowie im Körper liegende, unsichtbare Bestandteile des Fortpflanzungssystems. Der Penis ist dazu gedacht, die männlichen Fortpflanzungszellen von ihrem Entstehungsort im Hoden direkt an den Muttermund zu führen. Von dort aus können sie alleine weiter voran zur Eizelle gelangen und brauchen keine weitere Hilfe mehr.
Wären Spermazellen jedoch außerhalb der Scheide, hätten sie keine Überlebenschance. Anders als bei der Frau handelt es sich beim Penis auch um das zentrale Organ zur Abführung von Urin. Harnröhre und Samenleiter sind beim Mann dasselbe, während sie bei der Frau unterschiedlich sind. Damit erfüllt der Penis zwei Funktionen.
Anatomie
Der Schwellkörper bildet den nach außen hin sichtbaren Teil des Penis und liegt zu einem guten Stück auch im Bauchraum verankert. Er ist von feinen Blutgefäßen und lockerem Gewebe durchzogen, das gut durchblutet werden kann. Die Erhöhung der Durchblutung sorgt für die Erektion des Penis, sie wird durch Botenstoffe ausgelöst und durch enzymatischen Abbau dieser Stoffe wieder beendet.
Streng genommen gehören die Hoden nicht mehr zum Penis, werden jedoch in der Umgangssprache gerne dazugerechnet, da sie ebenfalls nach außen hin sichtbar sind. Durch Schwellkörper und Eichel zieht sich der Samenleiter, der gleichzeitig auch Teil der Harnröhre ist. Die Eichel wird zusätzlich durch die Vorhaut geschützt, die im nicht erigierten Zustand über ihr liegt.
Funktion
Der Penis hat zwei zentrale Aufgaben: die Fortpflanzung und das Urinieren. Beim Mann sind Harnröhre und Samenleiter im Penis dasselbe, beide Stoffe werden durch die gleiche dünne Röhre im Inneren des Penis abgeführt. Bei der Fortpflanzung übernimmt der Penis eine wichtige Aufgabe in der Fortpflanzungsstrategie des Menschen.
Anders als etwa Vögel legen Menschen keine Eier, sondern schützen ihren Nachwuchs so lange im Inneren ihres eigenen Körpers, bis er weit genug entwickelt ist, um auf die Welt zu kommen. Das bedeutet, dass auch die Befruchtung einer Eizelle nicht wie bei Fischen, Amphibien oder Reptilien außerhalb des Körpers stattfinden kann, sondern dass die Spermien zur Eizelle kommen müssen.
Der Penis transportiert die Spermienflüssigkeit so nah wie möglich an die Eizelle und entlässt sie auf Höhe des Muttermundes in den weiblichen Körper. Um bis dorthin vorzudringen, ist die lange Form des Penis notwendig. Dort befinden sich die Spermien in einem Milieu, in dem sie gut überleben können, während sie außerhalb des Körpers nicht lange lebensfähig wären.
Erkrankungen
- Vorhautriss
Vor allem bei kleinen Jungen entwickeln sich durchs Wachstum Vorhautverengungen, die in der medizinischen Fachsprache als Phimose bezeichnet werden. Die Vorhaus ist zu eng für die Eichel und stört ihre gesunde Durchblutung, sodass sie entfernt werden muss. Weiterhin kommt es im Kindes- und Jugendalter gelegentlich zur Hodentorsion, die zwar nichts direkt mit dem Penis zu tun hat, jedoch mit den äußeren Geschlechtsorganen.
Bei Beginn der sexuellen Aktivität kann es zu Verletzungen kommen, wenn etwa neue Praktiken ausprobiert werden. Am häufigsten sind Verletzungen und Risse der Vorhaut, da diese an vorderster Stelle des Penis sitzt und daher häufig hohe Kräfteeinwirkung vertragen muss. Dasselbe kann bereits bei der Selbstbefriedigung passieren.
Andere Geschlechtskrankheiten sorgen ebenfalls für sichtbare Symptome am Penis, etwa Rötungen, offene oder eiternde Wunden. Es muss ermittelt werden, welcher Erreger die Symptome ausgelöst hat, jedoch ist eine sexuelle Übertragung bei direkter Betroffenheit des Penis eine nahe liegende Ursache.
Bestenfalls handelt es sich lediglich um eine Überreizung des Penis, die bei Geschlechtsverkehr ebenfalls vorkommen kann und noch harmlos ist. Sie kann gut mit Salbe behandelt werden.
Vorhautverengung (Phimose)
Vorhautverengung, medizinisch als Phimose bezeichnet, ist ein Zustand, bei dem die Vorhaut des Penis nicht über die Eichel zurückgezogen werden kann. Dies kann zu Beschwerden führen, insbesondere bei sexueller Aktivität oder beim Wasserlassen. Man unterscheidet zwischen einer physiologischen und einer pathologischen Phimose. Die physiologische Phimose ist bei Kindern häufig und verschwindet in der Regel bis zur Pubertät. Die pathologische Phimose tritt bei Jugendlichen oder Erwachsenen auf und erfordert in der Regel eine Behandlung.
Ursachen
- Physiologische Ursachen: Bei Neugeborenen und Kleinkindern ist eine Phimose oft normal, da die Vorhaut noch an der Eichel haftet und mit der Zeit von selbst zurückgehen kann.
- Entzündungen: Wiederholte Entzündungen der Vorhaut (Balanitis) oder der Eichel können zur Vernarbung und Verengung führen.
- Narbenbildung: Verletzungen oder mechanische Reizungen können Narben verursachen, die die Vorhaut verengen.
- Diabetes mellitus: Menschen mit Diabetes haben ein höheres Risiko für Infektionen und damit verbundene Vorhautverengungen.
Symptome und Verlauf
- Schwierigkeiten beim Zurückziehen der Vorhaut.
- Schmerzen beim Wasserlassen oder beim Geschlechtsverkehr.
- Entzündungen oder Rötungen der Vorhaut.
- Bei Kindern kann die Vorhaut beim Urinieren ballonartig anschwellen.
- Wenn sich die Phimose im Erwachsenenalter entwickelt, kann sie zu schmerzhaften Rissen der Vorhaut oder einer Paraphimose führen (die Vorhaut lässt sich nicht mehr über die Eichel nach vorne ziehen).
Komplikationen
- Paraphimose: Ein medizinischer Notfall, bei dem die zurückgezogene Vorhaut die Eichel abschnürt und zu einer schmerzhaften Schwellung führt.
- Rezidivierende Infektionen: Häufige Entzündungen der Vorhaut oder Eichel.
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr: Dies kann das Sexualleben beeinträchtigen.
- Erhöhtes Risiko für Peniskrebs: Chronische Entzündungen und schlechte Hygiene können das Risiko erhöhen.
Wann zum Arzt?
- Wenn die Vorhaut schmerzhaft verengt ist oder sich nicht zurückziehen lässt.
- Bei wiederkehrenden Entzündungen oder Schmerzen im Bereich der Vorhaut.
- Bei Verdacht auf Paraphimose oder Schwierigkeiten beim Wasserlassen.
- Wenn die Phimose die sexuelle Funktion beeinträchtigt.
Diagnose
Der Arzt stellt die Diagnose in der Regel durch eine körperliche Untersuchung. Dabei wird überprüft, ob sich die Vorhaut zurückziehen lässt und ob Anzeichen von Entzündungen oder Narbenbildungen vorliegen. In seltenen Fällen können weitere Untersuchungen notwendig sein, um Infektionen auszuschließen.
Behandlung
- Konservative Therapie: Regelmäßige sanfte Dehnungsübungen der Vorhaut und lokale Anwendung von kortisonhaltigen Salben können bei leichten Formen helfen.
- Operative Therapie: Bei hartnäckigen oder ausgeprägten Fällen kann eine Vorhautbeschneidung (Zirkumzision) notwendig sein. Es gibt auch weniger invasive Methoden wie die Teilbeschneidung oder das Lösen von Verklebungen.
- Ballondilatation: In seltenen Fällen kann eine Erweiterung der Vorhaut mit einem speziellen Ballonkatheter durchgeführt werden.
Prognose
Die Prognose hängt von der Ursache und der Schwere der Phimose ab. In den meisten Fällen kann eine konservative oder operative Behandlung das Problem erfolgreich lösen. Nach einer Zirkumzision gibt es in der Regel keine Rückfälle.
Prävention
- Gute Hygiene: Regelmäßiges Waschen des Genitalbereichs, insbesondere unter der Vorhaut, kann Entzündungen und Infektionen vorbeugen.
- Frühzeitige Behandlung von Entzündungen: Infektionen der Vorhaut oder Eichel sollten rechtzeitig behandelt werden, um Narbenbildungen zu verhindern.
- Vermeidung von übermäßigem Zurückziehen der Vorhaut bei Kindern: Bei Kindern sollte die Vorhaut nicht gewaltsam zurückgezogen werden, da dies zu Verletzungen führen kann.
Insgesamt ist die Vorhautverengung eine häufige Erkrankung, die je nach Ausprägung und Symptomen konservativ oder operativ behandelt werden kann.
Gutartige Prostatavergrößerung (Benigne Prostatahyperplasie)
Die gutartige Prostatavergrößerung, auch als Benigne Prostatahyperplasie (BPH) bekannt, ist eine nicht-krebsartige Vergrößerung der Prostata. Die Prostata ist eine kleine Drüse, die sich unterhalb der Blase und vor dem Rektum befindet und einen Teil der Samenflüssigkeit produziert. Bei einer BPH vergrößert sich das Prostatagewebe und kann die Harnröhre einengen, was zu Problemen beim Wasserlassen führt.
Ursachen
Die genauen Ursachen der BPH sind nicht vollständig geklärt, aber hormonelle Veränderungen spielen eine zentrale Rolle. Mit zunehmendem Alter steigt die Produktion des Hormons Dihydrotestosteron (DHT), das das Wachstum der Prostata fördert. Auch ein Ungleichgewicht zwischen Testosteron und Östrogen könnte das Wachstum der Prostata beeinflussen. Genetische Faktoren und familiäre Vorbelastung können ebenfalls das Risiko erhöhen.
Symptome und Verlauf
Die Symptome der BPH entwickeln sich meist schleichend und können variieren. Zu den häufigsten Beschwerden zählen:
- Schwierigkeiten beim Wasserlassen (schwacher Harnstrahl, unterbrochener Harnfluss)
- Häufiger Harndrang, besonders nachts (Nykturie)
- Nachträufeln oder Gefühl einer unvollständigen Blasenentleerung
- Dranginkontinenz (plötzlicher, starker Harndrang)
- Schmerzen beim Wasserlassen sind seltener, können aber vorkommen.
Der Verlauf der BPH ist oft langsam und nicht progressiv. Die Beschwerden können sich über Jahre hinweg verstärken, bleiben bei vielen Männern aber auch auf einem stabilen Niveau.
Komplikationen
Unbehandelt kann eine BPH zu ernsthaften Komplikationen führen:
- Akuter Harnverhalt (Unfähigkeit, Wasser zu lassen)
- Harnwegsinfektionen durch unvollständige Blasenentleerung
- Nierenschäden durch Rückstau von Urin in die Nieren (Hydronephrose)
- Blut im Urin (Hämaturie)
Wann zum Arzt?
Ein Arztbesuch ist ratsam, wenn:
- Schwierigkeiten oder Schmerzen beim Wasserlassen auftreten.
- Häufiger nächtlicher Harndrang die Schlafqualität beeinträchtigt.
- Blut im Urin sichtbar ist.
- Ein akuter Harnverhalt auftritt. Je früher eine BPH diagnostiziert wird, desto besser können Komplikationen verhindert werden.
Diagnose
Die Diagnose erfolgt durch eine Kombination verschiedener Untersuchungen:
- Anamnese: Erhebung der Krankengeschichte und der Symptome.
- Körperliche Untersuchung: Abtasten der Prostata über das Rektum (digital-rektale Untersuchung).
- Urin- und Bluttests: Zum Ausschluss von Infektionen und zur Bestimmung des PSA-Wertes (Prostata-spezifisches Antigen).
- Ultraschall: Zur Messung des Prostatavolumens und zur Beurteilung der Blasenentleerung.
- Uroflowmetrie: Messung der Harnflussrate.
- Blasenspiegelung (in bestimmten Fällen): Um Harnröhrenverengungen auszuschließen.
Behandlung
Die Behandlung richtet sich nach dem Schweregrad der Symptome und der Lebensqualität des Betroffenen:
- Abwartendes Verhalten: Regelmäßige Kontrollen ohne sofortige Behandlung bei leichten Symptomen.
- Medikamentöse Therapie: Alpha-Blocker (z.B. Tamsulosin): Entspannen die Muskulatur der Prostata und Blase.
- 5-Alpha-Reduktase-Hemmer (z.B. Finasterid): Verkleinern die Prostata.
- PDE-5-Hemmer (z.B. Tadalafil): Können bei gleichzeitig bestehenden Erektionsproblemen helfen.
- Minimal-invasive Verfahren: Mikrowellenthermotherapie oder Lasertherapie: Verkleinern das Prostatagewebe.
Operative Eingriffe: TUR-P (Transurethrale Resektion der Prostata): Entfernung von Prostatagewebe durch die Harnröhre.
- Offene Prostatektomie: Bei sehr großer Prostata oder Komplikationen.
Prognose
Die Prognose ist in den meisten Fällen gut. Eine BPH ist keine lebensbedrohliche Erkrankung, kann aber die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Mit geeigneter Behandlung lassen sich die Symptome meist gut kontrollieren und Komplikationen vermeiden.
Prävention
Es gibt keine sichere Methode zur Vorbeugung einer BPH, aber einige Maßnahmen können das Risiko reduzieren:
- Gesunde Ernährung mit viel Obst, Gemüse und wenig Fett.
- Regelmäßige körperliche Aktivität.
- Vermeidung von übermäßigem Alkohol- und Koffeinkonsum, da diese Substanzen die Blase reizen können.
- Regelmäßige ärztliche Kontrollen, insbesondere bei familiärer Vorbelastung.
Ein bewusster Lebensstil und rechtzeitige ärztliche Beratung können helfen, die Auswirkungen einer BPH zu minimieren und die Lebensqualität zu erhalten.
Quellen
- Gasser, T.: Basiswissen Urologie. Springer, Berlin 2015
- Hof H, Dörries R. Duale Reihe: Medizinische Mikrobiologie. Thieme Verlag. 4. Auflage(2009)
- Hofmann, R., (Hrsg.): Endoskopische Urologie. Springer, Berlin 2009
- Schmelz, H.-U. et al.: Facharztwissen Urologie, Springer Verlag, 2014
- Jocham, D. & Miller, K.: Praxis der Urologie, Georg Thieme Verlag, 2007
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 23. September 2024
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