Urin (Harn)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Urin ist ein flüssiges Ausscheidungsprodukt des Menschen und wird auch als Harn bezeichnet. Er wird in den Nieren gebildet und verlässt über die ableitenden Harnwege den Körper. Durch den Urin werden Stoffwechselabbauprodukte ausgeschieden.

Inhaltsverzeichnis

Definition

Je höher die Menge an Harn in der Harnblase ist, desto stärker ist der Harndrang. Mit der Harnausscheidung werden Stoffwechselendprodukte entsorgt.

Bei Urin handelt es sich um ein Ausscheidungsprodukt, welches durch einen Filtrations- und Resorptionsprozess in den Nieren gewonnen wird. Über die Harnleiter gelangt der Urin zur Harnblase und wird dort gesammelt.

Bei der Miktion wird er dann über die Harnröhre abgegeben und ausgeschieden. Der Urin dient unter anderem der Ausscheidung von Wasser, Harnstoff und Harnsäure. Der Urinstatus, eine labordiagnostische Untersuchung des Urins, ist eine Routineuntersuchung und liefert erste Hinweise auf Erkrankungen des Urogenitalsystems und des Stoffwechsels.

Anatomie

In den Nieren entsteht bei der Harngewinnung zunächst ein sogenanntes Ultrafiltrat des Blutplasmas. Dieses besteht aus Wasser und gelösten Stoffen. Das Blut wird in den Nierenkörperchen filtriert und das Ultrafiltrat gelangt dann in das Röhrchensystem der Niere. Größere Teilchen passen nicht nur den Filter und verbleiben somit im Blut.

Die Flüssigkeit, die hier gewonnen wird, wird auch als Primärharn bezeichnet. Pro Tag produziert ein erwachsener Mensch etwa 180 bis 200 Liter Primärharn. Der Primärharn beinhaltet aber nicht nur Wasser und Stoffwechselendprodukte, sondern auch Glukose, Aminosäuren und Elektrolyte. Diese benötigt der Körper und sie sind deshalb eigentlich nicht zur Ausscheidung bestimmt. Deshalb werden in einem darauffolgenden Kanälchensystem Wasser und wiederverwendbare Inhaltsstoffe zurückgewonnen.

Übrig bleibt der Endharn, der dann über das Nierenbecken in die Harnleiter und die Harnblase gelangt. Pro Tag scheidet ein gesunder erwachsener Mensch einen bis anderthalb Liter Urin aus. Dieser Prozess der Urinproduktion wird auch Diurese genannt.

Funktion

Der Urin dient der Entsorgung von Stoffwechselendprodukten. Dazu gehören insbesondere der Harnstoff und die Harnsäure. Harnstoff ist das Endprodukt des Eiweißstoffwechsels und entsteht somit beim Abbau von Proteinen und Aminosäuren. Harnsäure ist wiederum das Endprodukt des Purinstoffwechsels.

Purine sind Nukleinsäuren, die in den Zellkernen vorkommen und beim Zellabbau freigesetzt werden. Purine sind aber auch in vielen tierischen Lebensmitteln und in Hülsenfrüchten enthalten. Der Urin enthält zudem geringe Mengen an Glukose. Ein erhöhter Glukoseanteil im Harn ist ein Hinweis auf einen Diabetes mellitus.

Je 100 Milliliter Urin werden zwei bis acht Milligramm Proteine ausgeschieden. Die maximale tägliche Ausscheidungsmenge liegt bei 100 bis 150 Milligramm.

Bei normaler Ernährung liegt der pH-Wert zwischen 4,5 und 7,5 und damit eher im sauren Bereich. Die Dichte des Urins beträgt zwischen 1010 und 1030 g/l. Bei hoher Flüssigkeitszufuhr oder bei Dehydration können die Werte niedriger bzw. höher sein.

Mithilfe der Urinausscheidung werden aber auch der Wasser- und der Elektrolythaushalt des Körpers im Gleichgewicht gehalten. Je mehr ein Mensch trinkt, desto mehr Urin scheidet er in der Regel auch aus. Mit dem Urin werden auch überschüssige Elektrolyte ausgeschieden. Weitere Bestandteile des Urins sind organische Säuren, Hormone, Farbstoffe, wasserlösliche Vitamine und Kreatinin.

Normalerweise ist Urin so gut wie keimfrei. Nach der Miktion wird er allerdings durch die Keime, die sich in der Harnröhre befinden, kontaminiert und enthält so beim Austritt aus der Harnröhre ungefähr 10000 Keime pro Milliliter.

Der Urin eines gesunden Menschen ist klar und leicht gelblich. Höher konzentriert kann er auch bernsteinfarben sein. Frischer Urin ist normalerweise geruchslos. Seinen typischen Geruch nach Ammoniak erhält er erst durch spätere bakterielle Zersetzung.


Erkrankungen

  • Blasenkarzinom
  • Dunkler Urin
  • Harnleitersteine

Der Urinstatus kann Hinweise auf verschiedene Erkrankungen liefern. Bei Erkrankungen der ableitenden Harnwege, zum Beispiel bei Harnwegsinfekten, kann Nitrit im Urin gefunden werden. Nitrit entsteht durch Bakterienwirkung aus Nitrat und weist auf eine bakterielle Vermehrung innerhalb der Harnwege hin.

Auch Blut im Urin kann ein Hinweis auf eine Infektion sein. Allerdings kann Blut im Urin auch Folge eines Blasenkarzinoms oder einer Glomerulonephritis sein. Die Glomerulonephritis ist eine abakterielle Entzündung der Nierenkörperchen.

Bei Entzündungen der Nieren, bei Nierensteinen oder bei Nierentumoren finden sich zudem auch Proteine im Urin. Hier spricht man von einer Proteinurie.

Bei Lebererkrankungen oder bei Gallengangskarzinomen kann sich der Urin bierbraun verfärben. Auch bei hämolytischen Erkrankungen, also bei Erkrankungen, die einen vermehrten Abbau von roten Blutkörperchen bedingen, kann der Urin dunkel sein.

Bilden sich in der Niere Kristalle aus Kalziumoxalaten oder aus Harnsäure, so entstehen Harnsteine. Bei Harnleitersteinen kommt es zu heftigen Koliken mit Schmerzen im Bereich der Flanke, im Unterbauch oder in der Leiste. Häufig tritt zeitgleich ein starker Harndrang auf. Eventuell ist der Urin durch Blutbeimengungen rötlich verfärbt. Liegt gleichzeitig eine Harnwegsentzündung vor, kann auch die Körpertemperatur erhöht sein.

Quellen

  • Gasser, T.: Basiswissen Urologie. Springer, Berlin 2015
  • Hof H, Dörries R. Duale Reihe: Medizinische Mikrobiologie. Thieme Verlag. 4. Auflage(2009)
  • Jocham, D. & Miller, K.: Praxis der Urologie, Georg Thieme Verlag, 2007

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021

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