Darmschleimhaut

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 24. September 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Darmschleimhaut spielt eine wesentliche Rolle im menschlichen Körper. Liegt eine Schädigung der Darmschleimhaut vor, sorgt dies im weiteren Verlauf für verschiedene Symptome und unterschiedliche Krankheitsbilder. Mitunter spielt eine geschädigte Darmschleimhaut sogar eine wesentliche Rolle für Darmkrebs.

Inhaltsverzeichnis

Definition

Die Darmschleimhaut schützt vor Erregern, hilft bei der Verdauung und unterstützt das Immunsystem.

Die Darmschleimhaut (medizinisch: Mukosa) bildet die innerste der vier Darmschichten und kleidet den gesamten Darm aus. Auf Grund der Tatsache, dass die Schleimhaut - je nach Darmabschnitt - unterschiedlich aufgebaut ist, kann sie sich perfekt an den Dünn-, Dick- sowie Enddarm anpassen. Eine gesunde Darmschleimhaut spielt eine wesentliche Rolle im menschlichen Körper; diverse Symptome und Krankheitsbilder werden oftmals von einer erkrankten Darmschleimhaut hervorgerufen.

Anatomie

Die Darmschleimhaut schützt den Darm nicht nur vor Erregern, sondern hilft ihm bei der Verdauung und unterstützt das Immunsystem. Die Schleimhaut selbst liegt auf der Bindegewebeschicht auf, die in weiterer Folge von der Muskulatur umgeben wird. Zwischen der Muskulatur und der Schleimhaut befinden sich die Nervenfasern.

Die Schleimhaut selbst besteht aus drei Schichten. Die erste Schicht ist das Zylinderepithel, die zweite Schicht die Lamina propria mucosae und die dritte Schicht die Lamina muscularis mucosae. Die Epithelzellen weisen sogenannte Mikrovilli auf, welche auch als sogenannter Bürstensaum bezeichnet werden und zur Vergrößerung der Oberfläche dienen. Der Bürstensaum ist von einer Glykokalyx umgeben, welche eine Selbstverdauung verhindert.

Funktion

Die primäre Aufgabe der Schleimhaut liegt darin, dass sie die Bestandteile aus dem Wasser und der Nahrung aufnimmt. Dabei bildet die Schleimhaut sogenannte spezifische Enzyme, welche in weiterer Folge die Nährstoffe spalten. Somit können die Nährstoffe aufgenommen und im weiteren Verlauf an das Blut abgegeben werden. Dabei verläuft die Aufnahme über die aktive oder passive Resorption.

Bei einer passiven Resorption gelangen die Nahrungsbestandteile in den Darminnenraum. Bei der aktiven Resorption hingegen können die Bestandteile in die Zellen der Schleimhaut gelangen. Des Weiteren schützt die Darmschleimhaut den Körper vor schädlichen Bakterien sowie Parasiten, welche aus der Umwelt bzw. der Nahrung in den Körper gelangen.

Die Darmflora selbst verfügt über 400 bis 500 Bakterienstämme, welche sich aber erst im Laufe des Lebens ansiedeln bzw. bei Neugeborenen etwa noch gar nicht vorhanden sind. Die Darmflora achtet darauf, dass sich im weiteren Verlauf keine schädlichen Mikroorganismen einsieden und die Schleimhaut befallen.

Die Darmschleimhaut ist auch für das Immunsystem von enormer Bedeutung. Schlussendlich enthält die Schleimhaut rund 70 Prozent jener Zellen, welche Antikörper produzieren. Aus diesem Grund wird auch gerne vom darmasozzierten Immunsystem gesprochen. Dringen Krankheitserreger ein, so kann das Immunsystem jene erkennen und in der weiteren Folge vernichten. Das Immunsystem besitzt die Gabe, dass es zwischen den nützlichen Bakterien und den schädlichen Stoffen unterscheiden kann.


Erkrankungen

Entzündete Darmregion bei Morbus Crohn.

Die Darmflora kann - auf Grund ungesunder Ernährung, Medikamenten (Antibiotika, Kortison) oder auch im Rahmen einer Chemo- wie Strahlentherapie - natürlich geschädigt werden. Mitunter können auch Stress, psychische Belastungen oder Schmerzmittel dafür sorgen, dass die Darmschleimhaut angegriffen wird.

Liegt eine länger anhaltende Schädigung vor, führt das in weiterer Folge zu einer Veränderung der Schleimhaut. Jene kann etwa giftige Stoffe nicht mehr aufhalten; somit dringen Erreger in die Schleimhaut und somit in weiterer Folge in den Darm ein.

In weiterer Folge liegt eine Störung der Darmfunktionen vor; schädliche Keime verbreiten sich und sorgen für verschiedene Symptome bzw. Krankheitsbilder. Der Patient kann etwa unter Blähungen, saures Aufstoßen, Darmkrämpfen sowie auch unter Koliken leiden; in vielen Fällen wird jedoch zuerst gar nicht eine Veränderung der Darmschleimhaut vermutet.

Es gibt mitunter auch chronisch-entzündliche Erkrankungen des Darms. Dazu zählen etwa Morbus Crohn, eine Entzündung der Darmschleimhaut sowie auch die Colitis Ulcerosa oder auch etwaige Allergien. All jene Faktoren schwächen im Krankheitsverlauf das Immunsystem.

Bei Morbus Crohn ist sogar eine Entzündung des ganzen Verdauungstraktes möglich. Bei der Colitis Ulcerosa hingegen liegt der Bereich der Entzündung am Ende des Dickdarms bzw. beim Enddarm. Betrifft die Entzündung jedoch nur den Wurmfortsatz, spricht der Mediziner von der klassischen Blinddarmentzündung.

Unbehandelte Darmentzündungen begünstigen den Darmkrebs. Wichtig ist, dass - schon bei den ersten Anzeichen - ein Arzt konsultiert wird, damit jener dafür sorgt, dass die Darmschleimhaut wieder aufgebaut wird bzw. etwaige Bakterien den Darm verlassen.

Chronische Darmentzündung

Chronische Darmentzündungen, auch als chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED) bezeichnet, umfassen eine Gruppe von Erkrankungen, die durch eine lang anhaltende Entzündung des Magen-Darm-Trakts gekennzeichnet sind. Die beiden häufigsten Formen sind Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Während Morbus Crohn den gesamten Verdauungstrakt von Mund bis After betreffen kann, ist die Colitis ulcerosa auf den Dickdarm beschränkt.

Ursachen

Die genauen Ursachen von CED sind nicht vollständig geklärt, jedoch wird angenommen, dass eine Kombination aus genetischen, immunologischen und Umweltfaktoren eine Rolle spielt:

  • Genetische Faktoren: Menschen mit einer Familiengeschichte von CED haben ein höheres Risiko, an einer dieser Erkrankungen zu leiden.
  • Immunologische Faktoren: Eine fehlgeleitete Immunantwort, bei der das Immunsystem fälschlicherweise körpereigene Darmzellen angreift, wird als Auslöser vermutet.
  • Umweltfaktoren: Rauchen, Ernährung, Infektionen und bestimmte Medikamente können das Risiko erhöhen oder einen Schub auslösen.

Symptome und Verlauf

Die Symptome variieren je nach Art der Erkrankung und Schwere der Entzündung:

  • Durchfall, häufig auch blutig bei Colitis ulcerosa

Der Verlauf ist in der Regel chronisch-rezidivierend, was bedeutet, dass sich Phasen der Besserung (Remission) und Verschlechterung (Schübe) abwechseln. Morbus Crohn kann zu Verengungen (Stenosen) und Fisteln führen, während Colitis ulcerosa das Risiko für Darmkrebs erhöht.

Komplikationen

Unbehandelt oder bei schweren Verläufen können folgende Komplikationen auftreten:

  • Darmperforation: Durchbruch der Darmwand, eine lebensbedrohliche Situation.
  • Fisteln: Abnorme Verbindungen zwischen Darm und anderen Organen oder der Haut.
  • Stenosen: Verengungen des Darms, die zu einem Darmverschluss führen können.

Wann zum Arzt?

Man sollte einen Arzt aufsuchen, wenn folgende Symptome auftreten:

  • Anhaltender Durchfall, besonders wenn er blutig ist.
  • Schwere Bauchschmerzen oder Krämpfe
  • Fieber und allgemeines Krankheitsgefühl

Besonders bei Verdacht auf CED oder bei bestehenden Erkrankungen mit neuen oder schweren Symptomen ist eine ärztliche Abklärung dringend erforderlich. Diagnose

Die Diagnose erfolgt durch eine Kombination verschiedener Untersuchungen:

  • Anamnese und körperliche Untersuchung
  • Stuhluntersuchungen: Auf Entzündungsmarker wie Calprotectin.
  • Endoskopie: Koloskopie zur Beurteilung der Darmschleimhaut und Entnahme von Gewebeproben (Biopsie).
  • Bildgebende Verfahren: MRT oder CT zur Beurteilung tieferer Darmabschnitte und möglicher Komplikationen.

Behandlung

Die Therapie richtet sich nach der Art und Schwere der Erkrankung:

  • Medikamentöse Behandlung:
  • Aminosalicylate: Besonders bei Colitis ulcerosa.
  • Immunsuppressiva: Unterdrücken die Immunantwort.
  • Biologika: Zielgerichtete Therapie zur Hemmung spezifischer Entzündungsfaktoren.
  • Ernährungsumstellung: Spezielle Diäten und Nahrungsergänzung können die Symptome lindern.
  • Chirurgische Eingriffe: Bei Komplikationen wie Stenosen oder bei therapierefraktären Verläufen.

Prognose

Die Prognose variiert stark und hängt von der individuellen Erkrankung und der Behandlungsstrategie ab. Viele Betroffene können durch eine adäquate Therapie eine gute Lebensqualität erreichen und lange beschwerdefreie Phasen erleben. Bei schwerem Verlauf oder Komplikationen kann die Lebensqualität jedoch stark beeinträchtigt sein.

Prävention

Eine spezifische Prävention zur Vermeidung von CED gibt es nicht. Dennoch können einige Maßnahmen helfen, das Risiko zu senken oder Schübe zu verhindern:

  • Rauchstopp: Besonders bei Morbus Crohn ein wichtiger Faktor.
  • Gesunde Ernährung: Ausgewogene, entzündungshemmende Ernährung.
  • Stressmanagement: Stress kann Schübe auslösen, daher sind Techniken zur Stressbewältigung hilfreich.

Insgesamt ist eine engmaschige ärztliche Betreuung wichtig, um Komplikationen zu vermeiden und die Lebensqualität zu erhalten.

Wie lässt sich eine gestörte Darmflora wieder aufbauen?

Die Darmflora, auch Mikrobiom genannt, besteht aus Billionen von Bakterien, Viren und Pilzen, die im Darm leben und eine wesentliche Rolle für unsere Gesundheit spielen. Eine gestörte Darmflora, auch Dysbiose genannt, kann durch Faktoren wie ungesunde Ernährung, Antibiotika, Stress oder Erkrankungen verursacht werden. Diese Störung kann zu Verdauungsproblemen, einem geschwächten Immunsystem und anderen gesundheitlichen Beschwerden führen. Zum Glück gibt es verschiedene Maßnahmen, um das Gleichgewicht der Darmflora wiederherzustellen und damit das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern.

Ursachen einer gestörten Darmflora

  • Ungesunde Ernährung: Eine Ernährung, die reich an Zucker, gesättigten Fetten und verarbeiteten Lebensmitteln ist, kann das Wachstum schädlicher Bakterien fördern und nützliche Bakterien verdrängen.
  • Antibiotika: Antibiotika töten nicht nur schädliche, sondern auch nützliche Bakterien ab, was das Gleichgewicht im Darm stören kann.
  • Stress: Chronischer Stress kann die Darmflora negativ beeinflussen, indem er die Produktion von Magensäure und die Darmbewegungen verändert.
  • Erkrankungen: Magen-Darm-Erkrankungen wie das Reizdarmsyndrom (RDS), Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa können die Zusammensetzung der Darmflora beeinträchtigen.
  • Schlechte Schlafgewohnheiten und Bewegungsmangel: Diese Faktoren können ebenfalls die Darmgesundheit beeinträchtigen.

Symptome einer gestörten Darmflora

  • Unverträglichkeiten gegenüber bestimmten Lebensmitteln
  • Häufige Infektionen aufgrund eines geschwächten Immunsystems

Maßnahmen zum Wiederaufbau der Darmflora

  • Ernährungsumstellung: Ballaststoffreiche Ernährung: Ballaststoffe fördern das Wachstum nützlicher Bakterien. Gute Quellen sind Vollkornprodukte, Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte und Nüsse.
  • Probiotika: Diese lebenden Mikroorganismen unterstützen die Darmgesundheit. Sie sind in fermentierten Lebensmitteln wie Joghurt, Kefir, Sauerkraut, Kimchi und Miso enthalten.
  • Präbiotika: Präbiotika sind unverdauliche Nahrungsbestandteile, die das Wachstum gesunder Darmbakterien fördern. Sie kommen in Lebensmitteln wie Chicorée, Knoblauch, Zwiebeln, Spargel und Bananen vor.
  • Reduzierung von Zucker und verarbeiteten Lebensmitteln: Diese fördern das Wachstum schädlicher Bakterien und sollten daher vermieden werden.

Probiotika und Präbiotika als Nahrungsergänzung:

  • Probiotika-Präparate: Diese enthalten spezifische Bakterienstämme wie Lactobacillus und Bifidobacterium, die helfen können, das Gleichgewicht der Darmflora wiederherzustellen.
  • Präbiotische Nahrungsergänzungsmittel: Sie enthalten Ballaststoffe wie Inulin oder Oligofruktose, die nützliche Bakterien im Darm füttern.

Stressmanagement:

  • Stressabbau durch Meditation, Yoga oder Atemübungen kann helfen, die Darmgesundheit zu verbessern, da Stresshormone den Verdauungstrakt negativ beeinflussen können.
  • Ausreichender Schlaf ist ebenfalls wichtig, da sich der Darm während der Ruhephasen regeneriert.

Regelmäßige Bewegung:

  • Körperliche Aktivität fördert eine gesunde Darmfunktion und unterstützt das Wachstum nützlicher Darmbakterien.
  • Schon 30 Minuten moderate Bewegung pro Tag, wie Spazierengehen oder leichtes Joggen, können positive Effekte auf die Darmgesundheit haben.

Ausreichende Flüssigkeitszufuhr:

  • Viel Wasser trinken hilft, die Verdauung zu unterstützen und Giftstoffe aus dem Körper zu spülen.
  • Auch Kräutertees wie Kamille oder Fenchel können beruhigend auf den Darm wirken.

Verzicht auf schädliche Substanzen:

  • Der Konsum von Alkohol, Nikotin und übermäßigem Koffein kann die Darmflora negativ beeinflussen und sollte reduziert oder vermieden werden.

Langfristige Maßnahmen

  • Nachhaltige Ernährungsgewohnheiten: Die Einführung und Aufrechterhaltung einer ballaststoffreichen, pflanzlichen Ernährung ist entscheidend für eine stabile Darmgesundheit.
  • Vermeidung unnötiger Antibiotika: Antibiotika sollten nur bei tatsächlichem Bedarf und nach ärztlicher Verordnung eingenommen werden.
  • Regelmäßige Gesundheitschecks: Bei anhaltenden Problemen mit der Verdauung oder bei Verdacht auf eine schwerwiegende Erkrankung sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Zusammenfassung

Der Aufbau einer gesunden Darmflora ist ein Prozess, der Geduld und eine bewusste Lebensweise erfordert. Durch eine ausgewogene Ernährung, die Einnahme von Pro- und Präbiotika, Stressreduktion und einen gesunden Lebensstil kann die Darmflora nachhaltig gestärkt werden. Eine gesunde Darmflora unterstützt nicht nur die Verdauung, sondern trägt auch wesentlich zu einem starken Immunsystem und einem allgemeinen Wohlbefinden bei.

Quellen

  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Arastéh, K., et al.: Duale Reihe. Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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