Antioxidantien

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Antioxidantien sind Substanzen, die in natürlicher Form in bestimmten Lebensmitteln (Obst, Gemüse, etc.) vorkommen, aber auch synthetisch hergestellt werden können. Ihre gesundheitsfördernde Wirkung konnte in diversen klinischen Studien nachgewiesen werden.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Antioxidantien?

Antioxidantien sind chemische Verbindungen, die den Körper vor oxidativem Stress schützen. Er wird durch ein Übermaß an freien Radikalen verursacht. Das sind besonders aggressive Sauerstoffmoleküle, die durch Umweltgifte, Genussmittel, UV-Strahlen, Abgase und Medikamente freigesetzt werden. Den instabilen Sauerstoffverbindungen fehlt ein Elektron, das sie sich aus Zellmembranen und Zell-DNA stehlen.

Das Übermaß an oxidativem Stress verursacht diverse Erkrankungen und vorzeitiges Altern. Da der Körper sie jedoch nur in geringem Umfang selbst herstellen kann, müssen die Antioxidantien ihm über die Nahrung oder über Nahrungsergänzungsmittel zugeführt werden. Antioxidantien kommen in Obst und Gemüse, Getreide, Saaten (Nüssen, Mandeln), Pflanzenölen, Gewürzen (Zimt, Gewürznelken) und manchen Mikroalgen vor.

Der Verbraucher sollte darauf achten, dass die von ihm gekauften Lebensmittel BIO-Qualität haben. Da in natürlichen Lebensmitteln meist mehrere Antioxidantien vorkommen, die synergetisch wirken, haben sie einen höheren gesundheitlichen Wert als Vitaminpräparate. Antioxidantien sind entweder Wasser oder fettlöslich.

Wirkung und medizinische Anwendung

Antioxidantien wirken als Radikalfänger und schützen den Körper somit vor zu schneller Alterung und Erkrankungen (Entzündungen, Herzkreislauferkrankungen, Allergien, Krebs etc.). Sie geben den gefährlichen Sauerstoffmolekülen ein Elektron und deaktivieren es auf diese Weise. Damit sie jedoch nicht selbst chemisch instabil werden, ersetzen ihnen andere Antioxidantien das fehlende negative Teilchen. Dadurch erhalten sie ihre anti-oxidativen Eigenschaften zurück. So reaktiviert beispielsweise Vitamin E Vitamin C.

In ihrer natürlichen Form wirken Antioxidantien synergetisch. Das in Weintraubenkernen enthaltene OPC beispielsweise unterstützt die anti-oxidativen Eigenschaften von Vitaminen und umgekehrt. Da die Antioxidantien im Obst und Gemüse in verschiedenen Formen und Vorstufen vorkommen, sind sie für den Körper außerdem noch besser verwertbar als künstliche Vitamine. Die anti-oxidative Wirkung wird in ORAC-Einheiten angegeben. Ernährungsexperten empfehlen, täglich 5.000 ORAC-Einheiten über naturbelassene Lebensmittel zuzuführen. Fettlösliche Antioxidantien wie Beta-Carotin sollten mit etwas Fett schonend gegart werden. (BIO-)Obst wird am besten vor dem Verzehr nicht geschält, da sich viele Antioxidantien in oder unter der Schale befinden.

Formen und Gruppen

Antioxidantien werden in mehrere Gruppen eingeteilt. Es gibt sie in Form von Vitaminen (C, E, Beta-Carotin und andere Carotinoide wie Lutein, Zeaxanthin, Lycopin und Astaxanthin), Mineralstoffen (Selen, Zink, Eisen), Enzymen (Superoxiddismutase), Eiweißverbindungen (Glutathion), sekundären Pflanzenstoffen, Sulforaphan und Phenolsäuren (Ellagsäure). Carotinoide sind in Tomaten, Möhren, Spinat und Grünkohl reichlich vorhanden, Vitamin C kommt in der Aronia-Beere, Acerola-Kirsche, Zitrusfrüchten, Kiwis und Paprika vor.

Vitamin E ist in Maiskeim- und Kokosöl enthalten. Selen, Zink und Eisen sind erst als Bestandteil von Enzymen anti-oxidativ. Schwefelverbindungen (Allicin) kommen in Knoblauch, Zwiebeln und Schnittlauch vor. Sekundäre Pflanzenstoff Antioxidantien sind in Kirschen, Weintrauben, Rotkohl, Leinsamen, Sojabohnen und in Traubenkernen enthalten.

Dosierung

Ernährungswissenschaftler empfehlen, zur ausreichenden Versorgung mit Antioxidantien täglich 5 Portionen Obst und Gemüse zu konsumieren (pro Portion etwa 100 g). Das geschieht vorzugsweise mit frischen Produkten der Saison. Antioxidantien in Form von Nahrungsergänzungsmitteln (Kapseln, Pulver, Tabletten) werden entsprechend den Angaben auf der Packungsbeilage eingenommen. Sie können jedoch kein Ersatz für eine gesunde und ausgewogene Ernährung sein. Bei akuten oder chronischen Erkrankungen kann der Bedarf des Patienten an Antioxidantien erhöht sein. Außerdem ist die Dosierung der Antioxidantien oft von der jeweiligen medizinischen Indikation abhängig.

Pflanzliche, natürliche und pharmazeutische Alternativen

Eine Alternative zu den in natürlichen Lebensmitteln vorkommenden Antioxidantien stellen natürliche Nahrungsergänzungsmittel und synthetisch hergestellte Vitaminpräparate dar. Die natürlichen Nahrungsergänzungsmittel werden aus Früchten gewonnen und sind beispielsweise als Presssaft oder Pulver in Naturkostläden, Reformhäusern, Apotheken und im Internet erhältlich (Acerolakirschen Pulver, Acai Saft oder Fruchtmark).

Vitamin und Mineralstoffpräparate werden meist in Kapsel oder Tablettenform verkauft. Außerdem gibt es noch die synthetisch hergestellten Gallate und Zitrate, die Lebensmitteln zugesetzt werden, um sie haltbar zu machen. Gallate sind Ester der Gallussäure und werden auf dem Lebensmittel mit den Bezeichnungen E310, E311 und E312 angegeben. Die Salze der Zitronensäure (Zitrate) werden meist mittels Biotechnologie aus dem Schimmelpilz Aspergillus niger gewonnen und fungieren als Antioxidations- und Säuerungsmittel zugleich. Die Antioxidantien verhindern vorzeitiges Verderben von Marmeladen, Desserts, Getränken, Gemüse und Obstkonserven etc.


Wechselwirkungen und Nebenwirkungen

Natürliche Antioxidantien haben keine Nebenwirkungen. Synthetisch hergestellte Einzelsubstanzen können jedoch unter bestimmten Umständen selbst oxidativen Stress verursachen. Wie eine dänische Meta-Studie zeigte, konnten Vitamin-E-Präparate die Sterblichkeit um 4% erhöhen. Künstliches Beta-Carotin und Vitamin A sorgten sogar für 7 bzw. 16% mehr Todesfälle. Die Patienten starben an genau den Erkrankungen, die die Vitamine ursprünglich verhindern helfen sollten.

Die Finnland-Studie ergab, dass starke Raucher, die künstliches Beta-Carotin verabreicht erhielten, deutlich häufiger an Lungenkrebs verstarben. Bei ihnen sollte das Präparat Krebs vorbeugend wirken. Auch eine zu hohe Dosis kann sich über einen längeren Zeitraum zugeführt schädigend auswirken: Die freien Radikale haben auch wichtige Funktionen im Körper, die durch die übermäßig konsumierten Antioxidantien blockiert werden.

Zu hoch dosierte ACE-Säfte können bei Schwangeren zu missgebildeten Föten führen. Kinder bekommen mit künstlichen Vitaminen Durchfall, Übelkeit und Hautausschläge.

Synthetisch hergestellte Zitronensäure und Zitrate können bei empfindlichen Menschen Allergien verursachen und sollten von Personen mit Schimmelpilz-Allergie nicht konsumiert werden. Künstliche Gallate führen bei Asthmatikern unter Umständen ebenfalls zu Überempfindlichkeitsreaktionen.

Quellen

  • Aktories, K. et al.: Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie, 12. Auflage, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017
  • E. Burgis: Allgemeine und spezielle Pharmakologie. 3. Auflage, Elsevier GmbH, München 2005
  • Lüllmann, H. et al.: Pharmakologie und Toxikologie: Arzneimittelwirkungen verstehen - Medikamente gezielt einsetzen. 18. Auflage, Thieme Verlag, Stuttgart 2016

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021

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