Metabolische Alkalose
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Von einer nicht respiratorischen oder metabolischen Alkalose wird gesprochen, wenn eine stoffwechselbedingte Erhöhung des pH-Wertes im Blut über einen bestimmten Wert hinaus vorliegt. Im Gegensatz zur Azidose, einer akuten oder chronischen Übersäuerung des Blutes, ist die Alkalose eine akute Unterfunktion.
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Was ist metabolische Alkalose?
Definiert wird die metabolische Alkalose als Vorliegen einer pH-Wert-Erhöhung durch zwei Faktoren: Entweder kam es über längere Zeit zu einer langsamen Erhöhung der Bikarbonat-Werte im Blut. Oder es kam zu einem stufenweisen Abbau bzw. Verlust von Wasserstoffionen. Es mangelt durch verschiedene medikamentöse Behandlungen, bestimmte medizinische Interventionen oder tagelanges Erbrechen nach einer Chemotherapie an bestimmten Stoffen im Blut.
Der daraus resultierende Zustand kann lebensbedrohliche Ausmaße annehmen.Wenn der pH-Wert des Blutes über einem Wert von 7,43 liegt, sprechen Fachleute von einer Alkalose. Ist diese stoffwechselbedingt, wird der Begriff "metabolische Alkalose" verwendet. Im Unterschied dazu ist Medizinern die "respiratorische Alkalose" bekannt. Hier wird der Anstieg des pH-Wertes durch den Atem verursacht.
Ursachen
Es geht bei beiden Formen der metabolischen Alkalose oft um Folgeerscheinungen aus der Einnahme bestimmter Medikamente. Die metabolische Additions-Alkalose entsteht nach der Einnahme von pharmazeutischen Präparaten, die eine basische Wirkung haben. Als Beispiel seien Citrate sowie laktat- oder natriumbikarbonathaltige Medizinpräparate genannt. Die Subtraktions-Alkalose kann nach dem Auspumpen des Mageninhalts ebenso auftreten wie nach einer Therapie mit einem sogenannten Schleifendiuretikum.
Auch ein Abführmittel-Missbrauch kann eine metabolische Alkalose nach sich ziehen. Lange anhaltendes Erbrechen - beispielsweise als Folge einer Chemotherapie oder wegen einer Bulimie-Erkrankung - kann zu einer metabolischen Alkalose dieses Typs führen. Auch bei einem Versagen der Leber, bestimmten hormonellen Erkrankungen oder dem nephrotischen Syndrom, einer Nierenerkrankung, kann es als Folge zu einer metabolischen Subtraktionsalkalose kommen.
Symptome und Verlauf
Typische Symptome einer metabolischen Alkalose:
- Hypoventilation
- Teilnahmslosigkeit
Die Symptomatik und der Verlauf der metabolischen Alkalose entwickeln sich verschieden. Der Organismus versucht zunächst, einen Kompensationsmechanismus in Gang zu setzen. Es kommt beispielsweise zur verminderter Atmung bzw. Hypoventilation. Ist als Folgeerscheinung der metabolischen Alkalose bereits eine Elektrolytstörung namens Hypokaliämie eingetreten, entwickeln sich ventrikuläre Herzrhythmusstörungen.
Die Kaliumdefizite führen unerkannt und bei zunehmender Tendenz zu lebensgefährlichen Erkrankungs-Zuständen. Es kommt als Folge der zunehmenden pH-Wert-Veränderungen zu Hypotonie bzw. einem Blutdruckabfall und Schwächegefühlen, zu Krämpfen, Verwirrungszuständen oder Teilnahmslosigkeit. Der Betroffene kann in einen schlafähnlichen Zustand verfallen. Dieser ist schwer zu beenden, solange die Grundstörung nicht erkannt wurde. Je länger der Verlust lebenswichtiger Stoffe oder die Aufnahme störender Substanzen unerkannt bleibt oder verharmlos und verschwiegen wird, desto dramatischer kann der Verlauf der metabolischen Alkalose sein.
Bei einer Chemotherapie, einer lange andauernden Kortisonbehandlung oder nach der Gabe von Schleifendiuretika rechnet ein behandelnder Mediziner mit solchen Folgeerscheinungen. Bei einer verschwiegenen Magersucht- oder Bulimie-Erkrankung werden die frühen Symptome dieser Störung aber oft ignoriert. Der stoffwechselbedingte Basenüberschuss des menschlichen Blutes kann lebensbedrohlich werden.
Diagnose
Die Diagnose dieser gravierenden Störung des Säuren-Basen-Haushalts kann anhand einer verminderten Atmung und über die Blutwerte festgestellt werden. Die Blutgasanalyse und die Erhebung des Säure-Basen-Status sind probate Diagnosemittel der behandelnden Mediziner. Steigt der pH-Wert des Blutes über 7,44, ist die Alkalose erwiesen. Die Übersäuerung oder Azidose des Blutes bestätigt sich bei einem pH-Wert von 7,36 und weniger.
Bei bekannten Erkrankungen wie Magersucht, bei Abführmittelmissbrauch oder Bulimie müssen Mediziner mit einer metabolischen Alkalose rechnen. Diese Erkrankungen haben aber teils eine hohe Dunkelziffer, da sie nicht eingestanden werden. Auch lange anhaltender Durchfall oder ständiges Erbrechen nach Chemotherapien stellen Risiken dar. Hier ist die Diagnose unproblematisch, da die Elektrolytentgleisung voraussehbar ist.
Behandlung und Therapie
Die Therapie dieser meistens schon gravierenden Elektrolyt-Entgleisung erfolgt häufig als Infusionstherapie. Zweck der Maßnahme ist der Ausgleich des Defizits bzw. Überschusses an Substanzen, die im Blut gelöst sind. Der abgesunkene pH-Wert, der durch die metabolische Alkalose entstand, muss schonend und zügig wieder auf sein normales Level gebracht werden.
Diese medizinische Maßnahme kann auch die Gabe kleiner Mengen von verdünnter Salzsäure über einen Katheder erfordern. Damit soll ein Ausgleich der verlorenen Ionen erfolgen. Die Zufuhr von Kalium und Chlorid muss ebenfalls im klinischen Umfeld erfolgen. Auf keinen Fall kann man eine so gravierende Elektrolytstörung wie die metabolische Alkalose selbst behandeln.
Vorbeugung
Patienten mit Krebs, die eine Chemotherapie durchstehen müssen, werden ärztlicherseits meist gut überwacht. Achtsamkeit auf Anzeichen einer metabolischen Alkalose sind dennoch angebracht. Das Säure-Basen-Gleichgewicht ist wichtig genug, um es intakt zu halten. Auf die Kompensationsmechanismen des Körpers - die sogenannte Homöostase - sollte man sich bei einer metabolischen Alkalose nicht verlassen.
Quellen
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2011
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
- Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
- Arastéh, K., et al.: Duale Reihe. Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
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