Lippenentzündung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 24. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Lippenentzündung, auch als Cheilitis bezeichnet, ist in der Regel keine einheitliche Erkrankung. Vielmehr stellt die Lippenentzündung ein Symptom für eine andere Grunderkrankung dar.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Lippenentzündung?

Bei einer Lippenentzündung schmerzen die Lippen. Meistens sind die Lippen trocken und spröde.

Die Lippenentzündung (Cheilitis) ist in mehrere Formen aufgeteilt. Es gibt unter anderem die Cheilitis granulomatosa, die Cheilitis exfoliativa sowie die Cheilitis actinea. In einigen Fällen ist die Cheilitis ein Bestandteil einer anderen Erkrankung. So kann sie unter anderem bei einer Stomatitis (Entzündung der Mundschleimhaut) oder auch beim so genannten Melkersson-Rosenthal-Syndrom auftreten.

In einigen Fällen ist die Cheilitis (Lippenentzündung) aber auch eine eigenständige Erkrankung. Dabei ist die häufigste Form die so genannte Cheilitis simplex. Die Lippenentzündung hat generell verschiedene Erscheinungsformen. So kann sie unter anderem von Schwellungen, Rötungen, Blasen, Rhagadenbildung (Risse) oder auch Geschwüren geprägt sein.

Ist die Lippenentzündung hartnäckig und dauert lange an, sollte möglichst ein Arzt aufgesucht werden, denn der Hintergrund der Erkrankung kann durchaus einen ernsten Charakter haben.

Ursachen

Eine Lippenentzündung hat verschiedene und vielfältige Ursachen. In der Regel wird sie aufgrund von allergischen Reaktionen, viralen sowie auch bakteriellen Infektionen, andauernde Strahlung (z. B. bei Sonnenbrand), durch ein regelmäßiges Lecken oder aber durch eine so genannte Präkanzerose (Gewebsveränderung mit dem Risiko einer malignen Entartung) einhergehen. Auch ein Tumor kann Ursache für eine Lippenentzündung sein.

Weitere Ursachen können auch so genannte Systemerkrankungen (Melkersson-Rosenthal-Syndrom) sein. Das Melkersson-Rosenthal-Syndrom zeigt sich anhand von Schwellungen an Lippen sowie Augen, an Gesichtslähmungen sowie an einer zerfurchten Zunge. Die Ursache für dieses Syndrom ist jedoch nicht bekannt. Eine Lippenentzündung kann aber auch im Zusammenhang mit Morbus Crohn auftreten, einen Eisenmangel oder aber eine Unverträglichkeit gegen ein bestimmtes Medikament als Ursache haben.

Vor allem die Cheilitis simplex entsteht durch Allergien oder eine mechanische Beanspruchung (ständiges Lecken oder Benutzung eines Schnullers). Auch Nebenwirkungen von Behandlungen mit Medikamenten können für diese Form ursächlich sein. Eine Cheilitis actinica liegt vor, wenn die Lippenentzündung durch UV-Licht entsteht.

Wann zum Arzt?

Entzündliche Veränderungen an den Lippen in Form von Farbe, Größe oder Oberflächenstruktur sollten nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Harte Lipppenränder zum Beispiel können ein Alarmzeichen für Hautkrebs sein, der unter Umständen im Mundinneren seinen Ursprung hat.

Insgesamt spröde und harte Lippen sind mit einem Sonnenschaden in Verbindung zu bringen. Doch auch sie können als präkanzerös/präkarzinomatös (potenziell in Krebs übergehend) bezeichnet werden. Diese Wendung sollte vor allem dann ärztlich behandelt werden, wenn die Oberfläche der Lippe sich verdünnt, rötet und wunde Stellen in Form von Geschwüren dazukommen.

Bilden sich unregelmäßig verteilte Flecken in Braun-Schwarz, kann es sich um das Peutz-Jeghers-Syndrom handeln. Hier ist gastroenterologisch abzuklären, ob sich im Magen-Darm-Trakt Polypen bilden oder bereits vorhanden sind. Trockene und eingerissene Lippen bei Kindern bis ungefähr zum achten Lebensjahr können ein Indiz für das seltene Kawasaki-Syndrom sein. Vor allem in Verbindung mit einer geröteten Mundschleimhaut ist hier der Facharzt für Kinderkrankheiten gefragt.

Eine Cheilitis (Lippenentzündung) durch ein zahnmedizinisches oder infektiöses Problem kann mit einer Ausdehnung der Entzündung sowie Artikulationsproblemen einhergehen und sollte ursächlich behandelt werden.

Bläschen auf der Außenseite können auf eine Herpesinfektion hinweisen und ein weißlicher Belag auf eine Pilzinfektion. Beide Symptome führen zu einer (stark) erhöhten Säureempfindlichkeit der Lippen. In beiden Fällen ist der Arzt gefragt.

Eine Lippenentzündung bei Grunderkrankungen wie Diabetes, Eisenmangel oder einer Immunschwächekrankheit kann sehr unterschiedlich verlaufen und sollte von den behandelnden Ärzten begutachtet werden.

Liegen systemische Ursachen vor (z. B. Diabetes mellitus, Eisenmangel, Immunschwäche), entsteht in der Regel eine Cheilitis angularis, die vorrangig durch schmerzende Risse in den Mundwinkeln geprägt ist. Durch bakterielle Infektionen werden weitere, aber seltene Formen der Lippenentzündung hervorgerufen.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome:

Die Symptome einer Lippenentzündung sind – entsprechend den Ursachen sowie Grunderkrankungen – sehr unterschiedlich. Die Cheilitis simplex äußert sich vor allem durch gerötete, raue sowie spannende Lippen, wobei es gelegentlich auch zu Schuppen, Rissen oder gar Geschwüren kommen kann.

Selten kann bei einer Lippenentzündung eine Bildung von Bläschen beobachtet werden, wobei vor allem säurehaltige Getränke und Speisen zu einem brennenden Schmerz führen. Die chronische Cheilitis actinica stellt eine Präkanzerose dar, die ein Plattenepithelkarzinom betrifft.

Von schmerzhaften Rissen in den Mundwinkeln ist die Cheilitis angularis geprägt. Die mit dem Melkersson-Rosenthal-Syndrom zusammenhängende Cheilitis granulomatosa äußert sich in Form einer Schwellung der Lippen. Bei Lippenentzündungen, die durch Bakterien hervorgerufen werden, können Geschwüre, schleimig-eitriges Sekret oder auch Verkrustungen auf den Lippen als Symptome genannt werden. Je nach Ursache der Lippenentzündung, gestaltet sich auch der Verlauf. Liegt eine Grunderkrankung vor, die behandelt wird, dann ist die Prognose gut.

Diagnose

Die Diagnose Lippenentzündung kann durch den Arzt bereits durch Augenschein erfolgen. Die eigentliche Herausforderung bei der Diagnosestellung ist die Ursachenfindung für die Lippenentzündung. Der Arzt wird deshalb auch nach weiteren Symptomen und möglichen Erkrankungen fragen sowie vorhandene Vorerkrankungen für die Ursachenfindung einbeziehen.

Entsprechend der vorliegenden Verdachtsdiagnose werden dann in der Regel auch Untersuchungen im Labor durchgeführt, bei der auch eine Differenzialdiagnose zu möglichen Vorerkrankungen erfolgt. Zudem kann ein Abstrich an der betroffenen Stelle bei der Bestimmung von bakteriellen Erregern behilflich sein, auch Blutuntersuchungen können Aufschluss über die Ursache einer Lippenentzündung geben.

Komplikationen

Eine Lippenentzündung ruft im Normalfall keine ernstzunehmenden Symptome hervor. Liegt den Beschwerden allerdings eine schwere Erkrankung zugrunde, kann es in deren Verlauf zu weiteren Komplikationen kommen. Typischerweise leiden die Patienten an schuppigen und spröden Lippen. Dadurch ist die Nahrungsaufnahme erschwert und es besteht ein erhöhtes Risiko für Blutungen und Infektionen im Bereich der Lippen und der Mundwinkel. Wenn Erreger in die verletzte Haut eindringen, können unter Umständen Geschwüre entstehen.

Liegt der Entzündung ein Lippenherpes zugrunde, kann es bei fehlender Behandlung zu weiteren Entzündungen im Bereich von Lungen, Gehirn, Herz und Augen kommen. Zudem besteht akute Ansteckungsgefahr. Bleibt die Therapie der Herpeserkrankung aus, nimmt auch die Lippenentzündung zu und führt zu starken Schäden an den Lippen bis hin zur Narbenbildung.

Bei der Behandlung einer Lippenentzündung gehen die Risiken von den eingesetzten Arzneimitteln aus. Cremes und Salben können unter Umständen weitere Hautreizungen hervorrufen oder sogar zu einer allergischen Reaktion führen. Zudem besteht immer ein gewisses Risiko, dass Neben- und Wechselwirkungen auftreten.

Behandlung und Therapie

Die Therapie einer Lippenentzündung erfolgt generell nach der vorliegenden Ursache. Eine Behandlung mit pflegenden Salben oder auch Cremes ist bei einer Cheilitis simplex oft ausreichend. Hier können zumindest über einen kurzen Zeitraum auch kortisonhaltige Salben angewendet werden. Bei aufgesprungenen und nässenden Regionen helfen antiseptische Auflagen, die wundheilende Zusätze enthalten.

Liegt eine Cheilitis angularis vor, dann wird in der Regel zuerst die auslösende Ursache behandelt, außerdem wird auf die betroffenen Stellen Zinkpaste oder auch Vaselinsalbe aufgetragen. Dadurch bessern sich die Symptome oft schon. Hierbei ist darauf zu achten, ob eine Infektion mit Pilzen oder Bakterien vorliegt und ob ein Antibiotikum oder ein Antimykotikum eingesetzt werden muss.

Sind schwere Infektionen die Ursache für eine Lippenentzündung kann unter Umständen neben einer systemischen Behandlung mit Antibiotika eine operative Behandlung notwendig werden. Lippenentzündungen mit autoimmunologischer Ursache werden mit Medikamenten behandelt.


Vorbeugung

Einer Lippenentzündung kann nur begrenzt vorgebeugt werden. Wichtig hierbei ist auch immer die Ursache. Wenn Allergien beim Betroffenen vorliegen, dann sind die jeweiligen Allergene zu meiden. Wer generell unter empfindlicher Haut leidet, sollte diese nicht zu lange einer Sonneneinstrahlung aussetzen und Sonnenbrand vermeiden. Liegt eine Autoimmunkrankheit vor, so sollte zuerst diese behandelt werden. Wichtig ist dabei auch eine ausgewogene und gesunde Ernährung sowie körperliche Aktivität.

Quellen

  • Furter, S., Jasch, K.C.: Crashkurs Dermatologie. Urban & Fischer, München 2007
  • Dirschka, T., Hartwig, R., Oster-Schmidt, C. (Hrsg.): Klinikleitfaden Dermatologie. Urban & Fischer, München 2010
  • Rassner, G.: Dermatologie – Lehrbuch und Atlas. Urban & Fischer, München 2009
  • Ellsässer, S.: Körperpflege und Kosmetik. Springer, Berlin 2008
  • Abeck, D.: Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin: Klinik, Diagnose, Therapie, Springer Verlag, 2. Auflage, 2011

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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