Herpes
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Herpes (Herpes simplex) bezeichnet eine durch das Herpes-simplex-Virus hervorgerufene Virusinfektion. Herpes-Viren haben die unangenehme Eigenschaft im menschlichen Körper zu verweilen und lebenslang zeitweilig wieder hervorzubrechen. Lippenherpes ist die bekannteste Herpes-Form.
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Was ist Herpes?
Bei der Gruppe der Herpesviren handelt es sich um eine sehr große und verschiedenartige Gruppe von Krankheitserregern. Zu diesen Erregern gehören auch das Cytomegalievirus (CMV) oder das Varizella-Zoster-Virus - letzteres ist für die Erkrankung mit Windpocken im Kindes- und mit der Gürtelrose im Erwachsenenalter verantwortlich.
Hauptsächlich bekannt als Herpesvirus ist allerdings das Herpes-Simplex-Virus, von dem die eine Variante den Lippenherpes (Herpes Simplex Typ I) und die andere Variante den Genitalherpes (Herpes Simplex Typ II) verursacht.
Ein leichtes Kribbeln, ein kleines Bläschen – dies sind erste Anzeichen für eine Herpesinfektion. Was primär als optische Beeinträchtigung wahrgenommen wird, ist im Grunde viel mehr und sollte nicht unterschätzt werden.
Ursachen
HSV-2 ist dagegen Verursacher für Infektionen im Genitalbereich. Einmal infiziert leiden, die Betroffen ein Leben lang unter Herpes. Die Viren verbleiben im Körper, nisten sich in den Nervenknoten ein und können dort bis zum nächsten Ausbruch - unbemerkt vom Immunsystem - verharren.
Eine Reaktivierung der Viren kann unterschiedliche Ursachen haben. Meist geht dem Ausbruch des Herpes ein geschwächtes Immunsystem voraus. Auch Lebensmittelallergien können eine Reaktivierung auslösen. Das Gleiche wird von übermäßiger Sonneneinstrahlung, Erkältungskrankheiten oder psychischem Stress behauptet.
Allen Herpes-Viren gemeinsam ist aber ihre Fähigkeit zur Persistenz, also zum unbehelligten Verbleib im menschlichen Körper ohne Verursachung jedweder Symptome.
Von Zeit zu Zeit brechen die Infektionen dann immer wieder hervor und verursachen die bekannten Hautausschläge. Nur in dieser Phase der Erkrankung ist das Virus dann auch übertragbar, und zwar immer durch direkten Hautkontakt.
Der Genitalherpes (Typ II) wird derweil über Geschlechtsverkehr übertragen und macht sich durch Hautläsionen an Scheide oder Eichel bemerkbar. Während fast 90% der Bevölkerung laut Antikörpernachweis mindestens einmal Kontakt mit Herpesviren gehabt haben müssen, berichten etwa 40% der Erwachsenen über eine einmalige Reaktivierung in Form eines Lippenherpes. Nur bei etwa 10% tritt eine solche Reaktivierung häufiger auf.
Wann zum Arzt?
Herpes ist eine Infektionskrankheit, die im Normalfall keine ärztliche Behandlung erfordert. Die betroffene Person stellt in der Regel einen starken Juckreiz und eine Blasenbildung fest, die häufig auch mit Schmerzen verbunden ist. Wer die betroffene Stelle sauber und rein hält, der kann mit einem sehr angenehmen Krankheitsverlauf rechnen. Allerdings kann es bei Herpes auch zu unerwarteten Komplikationen kommen, die unter Umständen auch von einem Arzt behandelt werden müssen. Bei einer verunreinigten Herpes-Infektion kann es sehr schnell zu einer eitrigen Entzündung kommen.
Wenn die Bildung von Eiterflüssigkeit zu erkennen ist, dann sollte der Besuch beim Arzt nicht auf die lange Bank geschoben werden. Wer in so einem Fall auf einen Besuch beim Arzt verzichtet, der geht ein sehr großes Risiko ein. Sehr schnell kann aus einer Infektion mit Herpes eine offene Wunde entstehen. Gelangt in diese Wunde Dreck hinein, so besteht sogar die Gefahr einer Blutvergiftung. Wer eine solche Komplikation im Keim ersticken möchte, der sollte schnellstmöglich einen Arzt aufsuchen. Durch entsprechende Medikamente kann die bestehende Infektion effektiv bekämpft und gelindert werden.
Symptome und Verlauf
Die Erstinfektion mit dem Herpes Simplex-Virus Typ I erfolgt nicht in der Form des Lippenherpes, sondern in Form einer generalisierten Entzündung der Mundhöhle (Stomatitis aphthosa). Diese fühlt sich für den Betroffenen an wie eine Mandelentzündung oder eine erkältungsbedingte Rachenentzündung, grenzt sich von diesen aber durch die sogenannten Aphten, weiße Bläschen auf der Schleimhaut, ab.
Die Erkrankung dauert wenige Tage und verschwindet dann von selber. Was bleibt, sind die Herpes-Viren, die sich entlang von Nervenzellen in die Nervenganglien der sensorischen Gesichtsnerven zurückziehen und dort vom Immunsystem unbehelligt in eine Art "Winterschlaf" fallen.
Von dort können die Viren nun jederzeit und ein Leben lang reaktiviert werden - dies geschieht vor allem dann, wenn das menschliche Immunsystem geschwächt ist, sei es durch Stress, Alter, HIV-Infektion, immunsupprimierende Medikamente zum Beispiel bei Autoimmunerkrankten oder vor Organtransplantationen.
Sobald das Virus reaktiviert wird, sucht es sich seinen Weg zurück entlang der Nervenfaser und tritt an deren Ende dann als Lippenherpes in Erscheinung. Auch diese Erkrankung ist selbstlimitierend, kann aber jederzeit wieder hervortreten.
Eine Herpesinfektion sollte innerhalb von 10 bis 14 Tagen abklingen. Beginnt man frühzeitig mit der Behandlung, kann der Heilungsprozeß beschleunigt werden. Problematisch wird eine Herpeserkrankung, wenn der Erreger streut und sich auf andere Hautregionen ausbreitet. Ein besonders gefährlicher Befall des Herpes tritt auf, wenn das Auge in Mitleidenschaft gezogen wird. Spätestens jetzt ist ein Arzt aufzusuchen.
Diagnose
Um Herpes zu diagnostizieren, fragt der Arzt nach den vorliegenden Beschwerden. Typische Symptome bei Lippenherpes sind kleine Bläschen mit eitrigen und verkrustete Belägen im Bereich der Lippen oder Nase. Handelt es sich um Herpes an den Genitalien, haben die Betroffenen meistens Schmerzen beim Urinieren oder beim Geschlechtsverkehr sowie einen wässrigen Ausfluss. Bei Vorliegen einer Lippenherpes sind bisweilen auch die Lymphknoten des Patienten geschwollen. Stark verkrustet sind die Bläschen, wenn die Krankheit schon einige Tage besteht. Oft reichen dem Arzt das Gespräch und das Ansehen der Bläschen, um Herpes zu diagnostizieren. Befindet sich die Krankheit noch in einem sehr frühen Stadium, kann der Arzt zur Sicherung der Diagnose weitere Untersuchungen einleiten.
Mithilfe eines Abstrichs aus den Bläschen lässt sich der Krankheitserreger eindeutig nachweisen. Aus diesem Abstrich werden die Viren auf Zellen gezüchtet und später identifiziert. Darüber hinaus sind Laboruntersuchungen möglich. Um festzustellen ob es sich um das Herpes Virus Typ 1 oder Typ 2 handelt ist immer die Blutuntersuchung notwendig. Liegt eine Infektion mit dem Herpesvirus vor, lassen sich im Blut des Patienten Antikörper nachweisen. Bei Herpes Viren vom Typ 1 besteht keine Infektion mit Behandlungsbedarf.
Bei Verdacht auf Vorliegen einer Gehirnentzündung lässt sich die DNA der Herpesviren im Hirnwasser nachweisen.
Komplikationen
Ob und welche Komplikationen zu erwarten sind, hängt davon ab, mit welchem Vertreter aus der Familie der Herpes-Viren eine Betroffener infiziert ist bzw. welche gerade aktiv sind. Infektionen im Mund und Rachenraum mit dem Herpes-simplex-Virus vom Typ 1 heilen in aller Regel ab, ohne dass es zu ernsthaften Komplikationen kommt. Grundsätzlich kann dieses Virus aber alle möglichen Zellen schädigen. Eine Reaktivierung des Herpes-simplex-Virus vom Typ 2 geht meist mit sehr unangenehmen Bläschen in der Genitalregion einher. Beide Typen von Herpesviren können auf die Lunge und das Gehirn übergreifen und dort schwere Entzündungen auslösen. In diesen Fällen gelangen die Viren meist in die Nase und wandern dann entlang der Geruchsnerven ins Gehirn. Dort infizieren sie sehr häufig den Schläfenlappen, was für den Patienten lebensgefährlich werden kann. Für diesen Infektionsverlauf typisch sind ein steifer Nacken, Fieber und neurologische Begleiterscheinungen wie Verhaltensänderungen und Wahrnehmungsstörungen.
Das Varizella-Zoster-Virus, das für die Gürtelrose verantwortlich ist, kann auf sensible Nervenregionen im Auge und im Ohr übergreifen. In diesen Fällen drohen, insbesondere dann, wenn eine zeitnahe Therapie mit antiviralen Wirkstoffen unterbleibt, schwere Komplikationen bis hin zu einer Einschränkung oder dem Verlust des Seh- und Hörvermögens. Schwere Komplikationen können außerdem auftreten, wenn sich Frauen während der Schwangerschaft erstmals mit dem Zytomegalie-Virus (CMV) infizieren. Dieses Herpes-Virus kann nicht nur Fehlgeburten auslösen, sondern auch schwere Missbildungen beim Fötus bewirken.
Behandlung und Therapie
Behandeln kann man die Virusinfektion mit Herpes-Viren mit dem Medikament Aciclovir. Viele Ärzte verzichten aber auf die Verschreibung des Medikaments, da es mit Nebenwirkungen behaftet sein kann und ein Erfolg der Therapie keineswegs sicher ist.
Ein Einsatz von Aciclovir ist also immer Abwägungssache. Insbesondere um Komplikationen wie die gefürchtete Herpesencephalitis, ein Befall von Nervenzellen im gesamten Gehirn, zu vermeiden, hat Aciclovir aber durchaus seine Berechtigung.
Des Weiteren lässt sich ein Lippenherpes nicht sicher therapieren. Versucht werden kann die Behandlung der Lippenläsion mit wirkstofffreien Lippenpflastern. Diese sollen mithilfe von Hydrokolloiden die Herpesbläschen feucht bedecken und zu einer schnelleren Abheilung führen.
Behandelt werden sollte insbesondere der Genitale Herpes bei Schwangeren - andernfalls besteht die Gefahr einer Infektion des Neugeborenen unter der Geburt, was zu schweren fieberhaften Krankheitserscheinungen mit Befall des Zentralen Nervensystems führen kann (Herpes-Encephalitis).
Vorbeugung
Bei aktivierter Hautinfektion sollte die Benutzung gemeinsamer Gläser, Zahnbürsten, Handtücher etc. unbedingt vermieden werden. Auch auf das Küssen sollten bei einer akuten Lippenherpes-Infektion verzichtet werden, da die Ansteckungsgefahr auf diese Weise besonders hoch ist.
Wichtig ist die Prävention in erster Linie bei Säuglingen und Kleinkindern, welche schwerere Krankheitserscheinungen aufweisen können. Hier sollte dringend ein Arzt kontaktiert werden.
Quellen
- Furter, S., Jasch, K.C.: Crashkurs Dermatologie. Urban & Fischer, München 2007
- Rassner, G.: Dermatologie – Lehrbuch und Atlas. Urban & Fischer, München 2009
- Abeck, D.: Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin: Klinik, Diagnose, Therapie, Springer Verlag, 2. Auflage, 2011
- Abeck, D. & Cremer, H.: Häufige Hautkrankheiten im Kindesalter: Klinik - Diagnose - Therapie, Springer Verlag, 3. Auflage, 2006
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
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