Geschwüre (Ulcera)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Geschwüre (Ulcera) sind das Resultat eines andauernden und fortschreitenden Prozesses. In Form von Schädigungen des Magen-Darmtraktes oder der Haut, stellen sie ein sehr schmerzhaftes Phänomen dar, welches zudem nicht ganz ungefährlich ist.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Geschwüre (Ulcera)?

Magengeschwüre sind mit starken Oberbauchschmerzen und Erbrechen verbunden.

Als Geschwür oder Ulkus bezeichnet man einen Defekt der Haut und/oder Schleimhaut, der je nach Ausmaß der Schädigung in seiner Tiefe variiert. Durchdringt ein Geschwür alle vorhandenen Wandschichten, kann es in Organen wie Magen oder Darm im schlimmsten Fall zum Durchbruch kommen. Dabei tritt der Inhalt des Magen-Darmtraktes in die Bauchhöhle ein, was sowohl zu einer schwerwiegenden systemischen Infektion, als auch zu innerlichen Verätzungen führen kann.

Die Entstehung eines Ulkus beschränkt sich jedoch nicht nur auf die inneren Organe: insbesondere die Haut ist an schlecht durchbluteten oder stark belasteten Stellen anfällig für die schmerzhafte Bildung eines Geschwürs.

Ursachen

Die Ursachen eines Geschwürs sind vielfältig. Eine wesentliche Rolle beim Magengeschwür spielt allerdings die Infektion mit dem Bakterium Helicobacter pylori. Umhüllt von einer Schutzschicht gelingt es diesem Bakterium die Magensäure zu durchdringen und zu Magenentzündungen, Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren, sowie Krebs zu führen. Etwa 60% der Menschen weltweit sind mit Helicobacter pylori besiedelt.

Kommt es darüber hinaus stressbedingt zu einer erhöhten Produktion von Magensäure, ist die Schleimhaut zusätzlich gereizt. Die Ulkusgefahr steigt. So vorteilhaft der Konsum von Kaffee bei der Prävention von Lebererkrankungen sein mag, so schädlich ist er insbesondere in Kombination mit Zigaretten und Schmerzmitteln, für die Schleimhaut von Magen und Zwölffingerdarm.

Eine weitere Ursache für Geschwüre stellt die unzureichende Lagerung von Menschen in Pflegeeinrichtungen dar. Die sehr dünne, verletzliche Haut wird durch den Druck beim Liegen zusätzlich in ihrer Durchblutung eingeschränkt. Dies führt zunächst zu Druckstellen, wenig später jedoch zum Geschwür. Das Alter, eine Zuckerkrankheit oder die chronische Schwäche der Venen sind ebenfalls relevante Risikofaktoren bei der Ulkusentstehung.

Wann zum Arzt?

Menschen ab dem 55. Lebensjahr sollten regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch nehmen, um Geschwüre frühzeitig zu erkennen. Davon ab ist eine medizinische Abklärung sinnvoll, wenn konkrete Warnzeichen bemerkt werden. Wer beispielsweise undefinierbare Schmerzen verspürt oder unter einer allgemeinen Abgeschlagenheit leidet, sollte diese Symptome abklären lassen. Meist liegt länger andauernden Beschwerden eine ernste Ursache zugrunde, die medizinisch abgeklärt und behandelt werden muss.

Ob es sich dabei um ein Geschwür handelt, kann der Arzt anhand einer Ultraschalluntersuchung oder einer Blutuntersuchung feststellen. Generell gilt also: beim Verdacht auf ein Geschwür wird am besten umgehend ein Arzt konsultiert. Je früher die Diagnose erfolgt, desto eher kann mit der Therapie begonnen werden und desto besser sind die Heilungsaussichten. Bleibt das Geschwür unbehandelt, kann es streuen und bösartige Tumore hervorrufen. Beschwerden wie eine Bauchfellentzündung oder ein Darmverschluss deuten darauf hin, dass ein Geschwür im Magen-Darm-Trakt sich geöffnet hat. In diesem Fall muss umgehend der Rettungsdienst alarmiert werden.

Diagnose und Verlauf

Ein Geschwür im Magen-Darmtrakt äußert sich durch krampfartige, drückende oder stechende Schmerzen unterhalb des Rippenbogens, die gehäuft nach links ausstrahlen. Typisch für ein Magengeschwür ist die deutliche Besserung der Beschwerden nach dem Essen. Treten die Schmerzen in erster Linie in Hungerphasen auf, handelt es sich sehr wahrscheinlich um ein Geschwür des Zwölffingerdarms.

Für die Diagnose des Ulkus im Magen-Darmtrakt muss ein Gespräch mit dem Arzt erfolgen. Fragen zum Medikamenten-, Cafe- , sowie Zigarettenkonsum sind hierbei zielführend. Aber auch die Ernährungsgewohnheiten sollten erfragt werden. Die endgültige Diagnosesicherung erfolgt jedoch durch die Magen-Darmspiegelung. Eine Komplikation der Ulkusbildung sind Blutungen, die operativ gestoppt werden müssen. Daneben kann es auch zur Entstehung bösartiger Geschwüre kommen.

Geschwüre der Haut machen sich als offene, nässende Stellen bemerkbar, die zum Teil auch bluten können. Eine Blickdiagnose ist hier meistens ausreichend. Zum Ausschluss einer gefährlichen Wundinfektion kann ein Abstich aus dem Wundsekret entnommen werden.

Komplikationen

Geschwüre können an verschiedenen Stellen des Körpers auftreten und dort zu einem Spannungs- oder Engegefühl führen. Bei einer Entfernung der Gewebeveränderungen können unliebsame Narben zurückbleiben. Eine Ausbreitung der Geschwüre kann zu einem Befall von wichtigen Organen führen, die dadurch in ihrer Funktionsfähigkeit eingeschränkt werden. Defekte treten auf und Körperfunktionen werden eingeschränkt.

Drücken die Geschwüre auf Blutbahnen, Nerven- oder Muskelfasern, tritt eine Unterversorgung von Organen oder Körperregionen auf. Stauungen im Organismus sind möglich, die zu einem lebensgefährlichen Zustand führen. Schmerzen und innere Blutungen treten bei einem starken Druck im Körperinneren auf.

Lösen sich Zellen oder Teile des Geschwürs, werden ebenfalls innere Blutungen ausgelöst. Blutergüsse und Verfärbungen der Haut sind die Folgen. Schwindel, Übelkeit und eine allgemeine Schwäche können auftreten. Bei großen Ablösungen des Gewebes muss eine operative Entfernung erfolgen, da der Körper den Abtransport nicht allein bewältigen kann.

Je nach Lage und Position Geschwürs, kann es bei einem Eingriff zu besonderen Herausforderungen kommen. Es besteht die Gefahr, gesunde Bereiche ungewollt zu verletzen oder nicht alle unerwünschten Gewebeveränderungen restlos entfernen zu können. Geschwüre können sich in einem rasanten Tempo neu ausbilden. In einigen Fällen treten bösartige Veränderungen des Gewebes auf, die ein sofortiges Eingreifen bedürfen.

Behandlung und Therapie

Die Behandlung des Geschwürs erfolgt, sofern sein Ursprung nicht die Haut ist, in erster Linie mit Protonenpumpenhemmern. Diese Medikamente verschreibt der Hausarzt für einen Zeitraum von 14 Tagen. Sie reduzieren über die Hemmung spezieller Pumpen der Magenschleimhaut die Säureproduktion. Sollten weiterhin Beschwerden auftreten oder sich sogar verschlimmern, ist eine Magen-Darmspiegelung unumgänglich. Bei dieser Untersuchung können unter Betäubung des Patienten Blutungen, Geschwüre oder auch bösartige Veränderungen erkannt werden.

Gleichzeitig erfolgt eine Entnahme von Gewebe und die Untersuchung auf das Bakterium Helicobycter pylori. Letzteres ist ein häufiger Auslöser chronischer Magenentzündungen, durch welche sich im Laufe der Zeit schmerzhafte Geschwüre ausbilden können. Stellt der Arzt während der Untersuchung ein blutendes Ulkus fest, welches nicht spontan zu stillen ist, kann eine Operation notwendig sein. Ebenso bei der Entdeckung bösartiger Neubildungen.

Das Ziel der langfristigen Beseitigung des Geschwürs kann allerdings nicht durch Medikamente allein erfolgen. Ein wesentlicher Faktor ist neben der Umstellung der Ernährung ein absoluter Verzicht auf Nikotin. Im Alltag muss Platz für Pausen und Erholung geschaffen werden, damit das Geschwür gänzlich abheilen kann und es nicht zu einer Verschlimmerung der Symptome oder erneuter Ulkusbildung kommen kann.

Die Behandlung von Hautulzera erfolgt durch Anlage eines polsternden Verbands. Insbesondere die regelmäßige Lagerung bei Bettlägerigkeit, ist für eine regelrechte Heilung des Geschwürs notwendig.


Vorbeugung

Zahlreiche Möglichkeiten stehen zur Vorbeugung eines Geschwürs zur Verfügung. Einige Krankenkassen bieten kostenfreie Entspannungskurse, Kochkurse oder Vorträge zum Thema Gesunde Ernährung an. Regelmäßige Entspannungsübungen reduzieren auf lange Sicht die Produktion der Magensäure, auch in belastenden Situationen. Der Verzicht auf übermäßigen Alkoholkonsum wirkt sich positiv auf die Produktion der aggressiven Säure aus, ebenso das Vermeiden sehr scharfer, fettiger oder stark gewürzter Speisen.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2011
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
  • Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
  • Arastéh, K., et al.: Duale Reihe. Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021

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