Lassa-Fieber

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die nach einem nigerianischen Ort benannte Viruserkrankung Lassa-Fieber kommt ausschließlich in Westafrika vor. Zumeist hat das Lassa-Fieber einen leichten Krankheitsverlauf. Die anfangs grippeähnlich verlaufende Erkrankung kann aber auch zu inneren Blutungen führen. In schweren Fällen führt Lassa-Fieber zum Tod.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Lassa-Fieber?

Eine Lassa-Fieber-Infektion lässt sich durch eine Blutuntersuchung feststellen. Fieber, Muskel- und Gelenkschmerzen sind typische Symptome.

Das Lassa-Fieber zählt wie Gelbfieber und Ebola zu den fieberhaften Infektionserkrankungen. Es wird wegen der möglicherweise auftretenden inneren Blutungen als hämorrhagisches Fieber bezeichnet (hämorrhagisch: von inneren Blutungen begleitet). Als hämorrhagisches Virusfieber zählt Lassa-Fieber in Deutschland zu den meldepflichtigen Krankheiten.

Die Krankheit wurde wissenschaftlich erstmals 1969 erfasst. Damals starben bei Fällen unerklärlicher Fiebererkrankungen zwei Missionsschwestern im nordnigerianischen Ort Lassa. Bei einer weiteren Erkrankten konnte in einer US-Klinik ein bis dahin unbekannter, die Krankheit auslösende Virus-Typ festgestellt werden. Jährlich erkranken etwa 100.000 bis 300.000 Afrikaner an dem Lassa-Fieber.

Ursachen

Bei dem Lassa-Fieber-Virus handelt es sich einen Virus, das aus Ribonukleinsäure (RNA) besteht. Dieses RNA-Virus findet sich häufig in Körpern von Natal-Vielzitzenmäusen (Mastomys natalensis). Die kleinen Nagetiere sind entfernt mit den Echten Ratten verwandt. Sie kommen fast auf dem gesamten afrikanischen Kontinent südlich der Sahara vor. Aber lediglich bei Natal-Vielzitzenmäusen in Westafrika wurde das Lassa-Fieber-Virus bisher nachgewiesen. Die Mäuse sind Kulturfolger.

Die Ansteckung mit dem Virus hängt in der Regel mit mangelnden Hygienebedingungen zusammen. Die Übertragung erfolgt als Tier-Mensch-Übertragung oder als Mensch-Mensch-Übertragung. Bei der Tier-Mensch-Übertragung kann das Virus als Schwebestoff durch die Atemluft in den Körper gelangen. Häufig wird das Virus auch durch die Aufnahme von mit Mäusekot oder -urin verunreinigter Nahrung übertragen. Infizierte Menschen können das Virus ebenfalls durch Körperausscheidungen und Schwebestoffe übertragen. Das ist aber regelmäßig nur dann der Fall, wenn die Infektion schon fortgeschritten ist. Erst bei ausgebrochenem Fieber entwickeln sich im menschlichen Körper genügend Viren, um ansteckend wirken zu können.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome des Lassa-Fiebers:

Die Inkubationszeit beim Lassa-Fieber beträgt in der Regel etwa ein bis zwei Wochen. Typische Symptome einer Infektion sind langsam steigendes Fieber und Abgeschlagenheit. Daneben treten häufig Muskel- und Gelenkschmerzen sowie Milz- und Lebervergrößerungen auf. Etwa nach dem sechsten Krankheitstag leiden viele Betroffene unter einem trockenen Husten, fleckigem Hautausschlag und erheblichen Halsschmerzen.

Oftmals kommen Brust- und Kopfschmerzen sowie Halslymphknoten-Schwellungen hinzu. Auch bilden sich häufig weißliche oder gelbliche Mandelbeläge. In 80 % der Fälle klingen die Beschwerden nach ein bis vier Wochen ab. In den schwereren Fällen treten innere Blutungen auf. Diese Blutungen beginnen zumeist in der zweiten Erkrankungswoche.

Unter Umständen werden durch das Lassa-Fieber daneben auch Bauchkrämpfe, Erbrechen, Blutdruckabfall, Nierenversagen und Gehirnentzündung ausgelöst. Die Sterblichkeit bei den schweren Fällen, die im Krankenhaus behandelt werden, liegt bei 10 – 20 %. Besonders gefährdet sind schwangere Frauen: Bei ihnen liegt die entsprechende Sterblichkeitsquote bei etwa 40 %.

Diagnose

Bei der Diagnose einer Lassa-Fieber-Infektion sind die ähnlichen Krankheitsbilder von Malaria, Typhus, septischem Fieber und Influenza differentialdiagnostisch zu berücksichtigen. Der Nachweis einer Lassa-Fieber-Infektion ist über Blutuntersuchungen möglich. Ungefähr eine Woche nach Ausbruch des Fiebers können im Blut Antikörper identifiziert werden. Möglich sind auch Nachweise durch Untersuchen von Speichel, Urin, Rückenmarksflüssigkeit oder Gewebeproben. Als geeignete Nachweis-Methode hat sich insbesondere die Reverse-Transkriptase-Polymerase-Kettenreaktion bewährt. Die Virus-Nachweise werden nur in durch besondere Schutzvorrichtungen gesicherten Labors durchgeführt.

Komplikationen

Zunächst ruft das Lassa-Fieber grippeähnliche Symptome wie hohes Fieber und Kopf-, Hals- und Muskelschmerzen hervor. Nach fünf bis acht Tagen kann eine hämorrhagische Blutungsneigung auftreten. Dadurch erhöht sich das Risiko für Blutungen und etwaige Folgen wie Blutarmut und Mangelerscheinungen. Gelangt der Erreger in die Lunge, kann es zu einer Lungenentzündung kommen. Dann besteht die Gefahr von Lungenabszessen sowie Eiter- oder Flüssigkeitsansammlungen im Bereich des Brust-/Rippenfells. Bei ausbleibender Behandlung verläuft eine Pneumonie häufig tödlich.

Weitere Begleiterscheinungen des Lassa-Fiebers sind unter anderem Ergüsse, Brustfellentzündungen und Meningismus, also schmerzhafte Nackensteifigkeit in Folge von Hirnhautreizungen. Außerdem kann es zu einer Hepatitis mit ernsthaften Leberstörungen sowie zu Verwirrung und Benommenheit kommen. Die Kreislaufprobleme bestehen meist noch lange der Erkrankung vor und stellen eine große Belastung für die Betroffenen dar. Bei der Behandlung des Lassa-Fiebers gehen die Risiken hauptsächlich von den verordneten Arzneimitteln aus. Antibiotika, Virostatika und Co. sind immer mit gewissen Neben- und Wechselwirkungen verbunden. Auch allergische Reaktionen sind möglich.

Behandlung und Therapie

Lassa-Fieber-Patienten gehören in intensive ärztliche Behandlung. Dabei wird insbesondere auf lebensgefährlich plötzliche Hypotonie (Blutdruckabfall) geachtet. Es wird versucht, die Symptome zu lindern und die Virus-Vermehrung zu stoppen oder zu reduzieren. Die Patienten müssen viel Flüssigkeit zu sich nehmen. Da sie häufig zu schwach sind, ausreichend zu trinken, erhalten sie in der Regel Infusionslösungen. Die Verabreichung von fiebersenkenden Mitteln wie Acetylsalicylsäure ist wegen der vorliegenden Blutungsneigungen nicht möglich.

Viele Patienten sind so geschwächt, dass sie künstlich beatmet werden müssen. Breitbandantibiotika werden zum Schutz gegen Bakterien und andere Erreger gegeben. Stellen sich Blutungen ein, sind Bluttransfusionen erforderlich. Als Virus-Hemmer haben sich Medikamente mit dem Wirkstoff Ribavirin bewährt. Dieses Nukleosidanalogon kann sowohl oral als auch intravenös verabreicht werden.

Die Ribavirin-Therapie muss möglichst frühzeitig beginnen. Bei Therapie-Beginn in einem fortgeschrittenen Stadium des Krankheitsverlaufs verringern sich die Genesungschancen dramatisch. Dann ist der Patient letztlich entscheidend auf sein eigenes Immunsystem angewiesen. Sonstige Medikamente zur Lassa-Virus-Bekämpfung als Ribavirin existieren zur Zeit nicht.

Die Patienten müssen streng isoliert werden. Ärzte und sonstige Personen, die bei der Behandlung in Kontakt mit den Patienten kommen, sind strikten Schutzmaßnahmen unterworfen. Dazu gehören Luftfilter und Schutzanzüge. Insbesondere ist ein hoher hygienischer Sicherheitsstandard erforderlich. Die personal- und kostenaufwändige Therapie ist in den betroffenen westafrikanischen Ländern nur selten möglich.


Vorbeugung

Anders als bei anderen Tropenkrankheiten gibt es gegen Lassa-Fieber keine Schutzimpfung. Menschen, die bereits einmal an Lassa-Fieber erkrankt sind, können sich wieder infizieren. Allerdings bricht dann die Krankheit bei ihnen nicht erneut aus. Die wichtigste Vorbeugungsmaßnahme stellt die Vermeidung von Kontakt mit infizierten Personen dar.

Nahrungsmittel sollten konsequent vor möglichen Kontakt mit Nagetieren geschützt sein. Bei Nahrungsaufnahme gilt die Regel: „Koche es, schäle oder lass es“. Die Gefahr, sich mich Lassa-Fieber-Viren anzustecken, kann auch in Kontakt mit geheilten Menschen gegeben sein. Bis zu einem Vierteljahr nach Gesundung können Viren mit der Samenflüssigkeit ausgeschieden werden. Daher empfiehlt sich sexuelle Enthaltsamkeit als Vorbeugungsmaßnahme.

Quellen

  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
  • Thomas, C. et al.: Atlas der Infektionskrankheiten. Schattauer Verlag, Stuttgart 2010
  • Groß, U.: Kurzlehrbuch Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Thieme, Stuttgart 2009

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021

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