Hyperthermie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei der Hyperthermie handelt es sich um ein Therapieverfahren, das der Behandlung bösartiger Tumorerkrankungen dient. Es wird in der Kombination mit Strahlen - und/oder Chemotherapie eingesetzt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Hyperthermie?

Hyperthermie bedeutet eine Überwärmung. Das heißt, dass die Temperatur im Körper kontrolliert erhöht oder systemisch ein „künstliches" Fieber erzeugt wird. Dies kann örtlich oder regional erfolgen. Bei Fieber handelt es sich um eine natürliche Abwehrreaktion des Organismus. Mit der Hyperthermie wird es für therapeutische Zwecke genutzt. Dadurch wird das Immunsystem gestärkt und die Selbstheilungskräfte angeregt. Auch die Durchblutung wird gesteigert.

Aufgrund der starken Bildung von Schweiß werden zudem Giftstoffe aus dem Körper ausgeschieden. Forscher haben ermittelt, dass die thermobiologischen Prozesse bei einer Temperatur ab 41,5°C dazu führen können, dass bösartige Gewebe langsamer wachsen oder die schädlichen Zellen sogar absterben können. Der Einsatz der Hyperthermie beruht auf folgender Tatsache: Tumorzellen sind im Vergleich zu gesunden Zellen hitzeempfindlicher.

Anwendungsgebiete

Typische Anwendungsgebiete der Hyperthermie:

  • Lymphknotenmetastasen
  • schwarzer Hautkrebs

Die Hyperthermie kommt insbesondere bei größeren, bereits in benachbartes Gewebe eingewachsenen Tumoren zum Einsatz. Diese können mittels Operation nicht mehr vollständig entfernt werden. Zudem ist die Hyperthermie ein gern genutztes Verfahren bei fortgeschrittenen Krebserkrankungen, bei denen eine Strahlen- oder Chemotherapie allein zur Behandlung nicht ausreicht. Die Hyperthermie kann beispielsweise bei folgenden Krebsarten als Begleitung zum Einsatz kommen:

  • ein örtlich fortgeschrittener Brustkrebs
  • wiederkehrende Tumoren der Brust
  • Kopf-Hals-Tumoren
  • Lymphknotenmetastasen
  • Gebärmutterhalskrebs im frühen Stadium
  • Darmkrebs im Enddarm
  • Harnblasen- und Prostatakrebs
  • schwarzer Hautkrebs
  • Hodenkrebs im jungen Alter

Welche Methoden und Verfahren gibt es?

Mit verschiedenen Verfahren werden entweder das betroffene Körperteil oder der gesamte Körper erwärmt. Vor über hundert Jahren wurde bereits erstmalig versucht, Tumoren durch eine Überwärmung daran zu hindern, weiter zu wachsen. Heutzutage ist die Hyperthermie eines der wenigen Verfahren, die in der biologischen und in der Schulmedizin angewendet wird. Der Begriff Hyperthermie umfasst zahlreiche zum Teil sehr unterschiedliche Methoden. Hierbei wird zwischen folgenden verschiedenen Formen unterschieden:

  • Oberflächenhyperthermie, die sich für Tumore eignet, die in oder auch dicht unter der Hautoberfläche liegen, die Durchblutung des Tumors soll dadurch verbessert werden, sodass die Empfindlichkeit gegenüber der Strahlen- und/oder Chemotherapie erhöht wird
  • Tiefenhyperthermie, um regionale, nicht resezierbare, therapierefraktäre oder rezidivierte solide Tumoren oder Metastasen zu behandeln, beispielsweise in der Leber, Lunge, in den Knochen etc.
  • Ganzkörperhyperthermie, mit der ausgebreitete Metastasen behandelt werden, die extreme Ganzkörperhyperthermie kommt insbesondere bei fortgeschrittenen Krebserkrankungen zum Einsatz
  • Perfusionshyperthermie, die bei Hohlorganen sowie im Bauchraum zum Einsatz kommt, die disseminiert mit Metastasen durchsetzt sind, zum Beispiel bei Eierstockkrebs sowie Bauchmetastasen von Eierstock-, Magen- oder Darmkrebs
  • Interstitielle Thermotherapie, um lokal zu behandeln, beispielsweise bei einem Prostatakarzinomen im Anfangsstadium

Bei diesen verschiedenen Verfahren können Temperaturen von 38,5 bis 43° erreicht werden.

Was muss der Patient im Vorfeld und bei der Nachsorge beachten?

Bei der Ganzkörperthermie, die auch unter einer Narkose durchgeführt wird, muss beachtet werden, dass eventuelle Auswirkungen der Narkose auftreten können, beispielsweise eine Müdigkeit, die verspürt wird. Es ist ratsam, sich auszuruhen und dem Körper genügend Zeit zu geben, sich zu erholen. Wird die Ganzkörperhyperthermie unter Narkose durchgeführt, bleibt der Betroffene zur Überwachung eine Nacht lang im Krankenhaus.

Zudem ist es wichtig, an der behandelten Körperstelle auf Schmerzen zu achten, da dies eventuell ein Anzeichen für Verbrennungen ist. Im Allgemeinen ist die Hyperthermie ein schonendes und modernes Verfahren in der Krebsbehandlung, das zu minimalen Nebenwirkungen und guten Ergebnissen führen kann, wenn es von einem Experten vorgenommen wird.

Durchführung - Wie läuft die Untersuchung ab?

Die Hyperthermie wird von gut ausgebildeten Ärzten in spezialisierten Zentren durchgeführt. Hierbei handelt es sich um Strahlentherapeuten/Radioonkologen. Vor der Behandlung wird mit dem Patienten ein ausführliches Gespräch geführt, in dem er über die Behandlung, Risiken und Nebenwirkungen aufgeklärt wird. Im Vorfeld erfolgt die umfassende Untersuchung. Der Arzt bestimmt mit der Hilfe einer computergesteuerten Bildgebung das zu erwärmende Areal.

Zudem wird die erforderliche Temperaturverteilung berechnet. Messsonden werden so nah wie möglich an den Tumor herangebracht, um die Temperatur zu messen. Die Hyperthermie kann auf Wunsch mit einem Beruhigungsmittel oder unter einer leichten Narkose durchgeführt werden. Anschließend wird die Wärme verabreicht. Die Behandlung dauert rund 60 bis 90 Minuten.

Wer übernimmt die Kosten?

Ob die Hyperthermie eine erfolgsversprechende Ergänzung ist, wird vom Arzt stets individuell entschieden. Geprüft muss im Vorfeld ebenso werden, ob die Krankenkasse für die Kosten aufkommt. Die Hyperthermie ist in Deutschland noch kein Standardverfahren, sodass die Krankenkassen die Behandlung nicht zahlen müssen. Doch sie können sich dazu bereit erklären, was grundsätzlich eine Einzelfallentscheidung ist.


Risiken, Komplikationen und Nebenwirkungen

Die Hyperthermie ist allgemein ein schonendes Verfahren, sodass schwerwiegende Nebenwirkungen nur sehr selten auftreten. Diese beziehen sich allerdings meistens auf Rötungen und Schwellungen. Verbrennungen kommen ebenso selten vor. Diese können zu Schmerzen führen. Die Anzeichen sollten Beachtung finden, um die Folgen zu verringern. Da die Ganzkörperthermie in einigen Fällen auch unter einer Narkose durchgeführt wird, sind Auswirkungen der Narkose möglich.

Im Vorfeld gilt zu beachten, dass die schonende Anwendung lediglich bei Personen gewährleistet ist, die ansonsten unter keinen weiteren Erkrankungen oder bestimmten körperlichen Vorbelastungen leiden, was vor allem der Fall ist, wenn die Ganzkörperthermie angewendet wird.

Für folgende Menschen ist die Hyperthermie nicht geeignet: Schwangere, immungeschwächte Menschen, schwere Infektionen, Patienten mit einer Herzschwäche oder einem Herzschrittmacher, Lungenerkrankungen, Schädigungen des Knochenmarks, Epilepsie, Thrombosen, Lymphödeme, Niereninsuffizienz, Schilddrüsenüberfunktion und Menschen mit metallischen Gelenkprothesen.

Bei implantiertem Material ist es möglich, dass sich dieses sehr stark aufheizt und somit geschädigt wird. Bei Schwangeren kann nicht abgeschätzt werden, wie sich die Hyperthermie auf den wachsenden Embryo auswirkt. Die Belastungen durch die Hyperthermie sind jedoch im Vergleich zum Einsatz der Chemo- und Strahlentherapie geringer.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2011
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Arastéh, K., et al.: Duale Reihe. Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021

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