Polyarthritis

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Etwa 1 Prozent der Bevölkerung leidet an chronischer Polyarthritis, einer äußerst schmerzhaften entzündlichen Gelenkerkrankung. Frauen sind von chronischer Polyarthritis etwa dreimal so häufig betroffen wie Männer.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Polyarthritis?

Chronische Polyarthritis: Gesunde Hand und Hand mit rheumatoider Arthritis.

Als Polyarthritis wird eine Entzündung mehrerer Gelenke bezeichnet. Man unterscheidet zwischen akuter Polyarthritis (auch rheumatisches Fieber genannt), die in der Regel durch Bakterien verursacht wird, und der chronischen Polyarthritis (auch rheumatoide Arthritis genannt).

Die chronische Polyarthritis ist eine den ganzen Körper betreffende Entzündungskrankheit, die alle von einer Gelenkinnenhaut (Synovialis) ausgekleideten Organe (Gelenke, Sehnenscheiden und Schleimbeutel) befallen kann.

Ursachen

Die Ursachen der chronischen Polyarthritis oder rheumatoiden Arthritis sind immer noch weitgehend ungeklärt. Es wird vermutet, dass sowohl Autoimmunprozesse als auch erbliche Veranlagung eine Rolle spielen, da vereinzelt eine familiäre Häufung der Krankheit auftritt. Auch Umwelteinflüsse wie das Rauchen und verschiedene Krankheitserreger, wie das Epstein-Barr-Virus, werden diskutiert.

Man nimmt an, dass es zu Beginn der Polyarthritis zu einer Fehlsteuerung des Immunsystems kommt: Es werden Immunzellen aktiviert, die den eigenen Körper angreifen und so eine Entzündung der Gelenkschleimhaut verursachen. In der Folge greift die Entzündung auf die Gelenkknorpel über und zerstört diese im Verlauf der Erkrankung, im fortgeschrittenen Stadium der chronischen Polyarthritis greift das entzündete Gewebe auch den umgebenden Knochen an und führt so zur Verformung oder Zerstörung des gesamten Gelenks.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome der Polyarthritis:

Zu Beginn der chronischen Polyarthritis treten häufig Krankheitssymptome auf, die nicht zuzuordnen sind: zum Beispiel Müdigkeit und Erschöpfung, Muskelschmerzen, Appetitlosigkeit oder leichtes Fieber.

Im Frühstadium der chronischen Polyarthritis kommt es dann zu Morgensteifigkeit und zu schmerzenden Gelenkentzündungen mit Schwellungen und manchmal auch Rötungen.

Betroffen sind anfänglich die Finger- und Zehengelenke, später kann sich die chronische Polyarthritis auch auf weitere Gelenke ausdehnen.

Im Spätstadium der chronischen Polyarthritis werden die Gelenke zerstört, es kommt zum Abbau der Muskeln und zur Verkrümmung und Fehlstellung der Gelenke. Am häufigsten sind Verformungen der Fingergelenke (75 Prozent), gefolgt von Knie- und Handgelenken.

Doch auch andere Organe können in diesem Zusammenhang im späteren Verlauf der chronischen Polyarthritis betroffen sein: dann kommt es zu Entzündungen von Herzwand oder Herzbeutel, selbst die Bindehaut des Auges kann in der Folge der Polyarthritis betroffen sein.

Arthrose und Polyarthritis können einander bedingen. Eine nicht therapierte Arthritis kann zu Arthrose führen. Links: gesundes Gelenk Mitte: Athritis (Gelenkentzündung) Rechts: Arthrose (Knorpelverschleiß im Gelenk)

Diagnose

Die Diagnose der chronischen Polyarthritis wird vom behandelnden Arzt anhand der folgenden ACR-Diagnosekriterien gestellt (das ACR/American College of Rheumatology ist die wissenschaftliche Vereinigung der US-amerikanischen Rheumatologen):

  • Morgensteifigkeit von mindestens einer Stunde über die Dauer von mindestens sechs Wochen
  • Schwellungen von mehr als drei Gelenken
  • Schwellungen von Hand-, Fingergrund- oder Fingermittelgelenken während mindestens sechs Wochen
  • Symmetrische Schwellungen von Hand-, Fingergrund- oder Fingermittelgelenken
  • typische Röntgenveränderungen an den Händen
  • subkutane Knoten (sogenannte Rheuma-Knoten)
  • positiver Rheumafaktor im Blut

Treten mindestens vier der sieben Kriterien auf, gilt die Diagnose der chronischen Polyarthritis als gesichert.

Behandlung und Therapie

Die Behandlung der chronischen Polyarthritis ruht auf vier Säulen, mit denen die Entzündung bekämpft, die Schmerzen gelindert und die Beweglichkeit der Gelenke erhalten werden soll.

Cortison-Therapie: Cortison ist ein körpereigenes Hormon, das bei der Therapie von chronischer Polyarthritis wegen seiner entzündungshemmenden Eigenschaften genutzt wird.

Schmerzmittel: Zur Behandlung der Schmerzen, die bei chronischer Polyarthritis auftreten, stehen verschiedene Schmerzmittel wie Ibuprofen® oder Diclofenac zur Verfügung. Neben der schmerzstillenden haben sie auch eine geringe entzündungshemmende Wirkung. Bei gleichzeitiger Cortison-Therapie werden die Medikamente meist mit Magenschutzpräparaten kombiniert.

Physiotherapie: Um die Beweglichkeit der Gelenke bei chronischer Polyarthritis zu erhalten, dürfen diese nicht ruhiggestellt werden, sondern müssen in Bewegung bleiben. Hier helfen Krankengymnastik, physikalische Anwendungen (wie Stangerbad und Fango) und Ergotherapie. Zur Ergotherapie gehört u.a. die Beratung zur schmerzfreien Gestaltung des Arbeitsplatzes und die Versorgung mit Schienen und Alltagshilfen, welche die betroffenen Gelenke schützen und es ermöglichen, trotz der chronischen Polyarthritis alltägliche Aufgaben selbständig zu erledigen.

Basistherapie: Neben Cortison und Schmerzmedikamenten werden bei der chronischen Polyarthritis sogenannte Basis-Therapeutika eingesetzt, die das Immunsystem stimulieren und den entzündungshemmenden Effekt des Cortisons unterstützen sollen. Am häufigsten wird Methotrexat eingesetzt, Alternativen sind Sulfasalazin oder Leflunomid.


Vorbeugung

Wer aufgrund von familiärer Vorbelastung eine Neigung zu chronischer Polyarthritis vermutet, sollte eine übermäßige Gelenkbelastung durch Sportarten wie Fußball oder Tennis vermeiden. Dennoch tut Bewegung auf jeden Fall gut: zum Beispiel durch Schwimmen, Wassergymnastik, Nordic Walking oder ganz normales Spazierengehen.

Auch Stress sollte möglichst vermieden werden – wenn das im Alltag nicht möglich ist, helfen Entspannungstechniken wie Yoga oder Autogenes Training. Ganz wichtig ist auch eine ausgewogene und vollwertige Ernährung, die gelenkbelastendes Übergewicht vermeiden hilft und den Körper mit allen nötigen Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen versorgt.

Quellen

  • Rüther, W. & Lohmann, C.H.: Orthopädie und Unfallchirurgie, Urban & Fischer, 20. Auflage, 2014
  • Wülker N. Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme Verlag. 2. Auflage 2010.
  • Mayer, C. et Siems, W.: 100 Krankheitsbilder in der Physiotherapie, Springer Medizin Verlag, 1.Auflage, 2011
  • Imhoff, A.B. et al.: Checkliste Orthopädie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2014

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 26. Februar 2024

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