Organsystem

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Ein Organsystem ist eine Gruppe von Organen, die funktionell zusammengehören. Die Organsysteme sind nicht streng voneinander abgegrenzt, sondern beeinflussen sich gegenseitig. Die Gruppierung von Organen ist aber Grundlage für eine systemische Betrachtung der anatomischen Gegebenheiten des Körpers.

Inhaltsverzeichnis

Definition

Die Verdauungsorgane stellen ein Organsystem dar. Alle Organe zusammen unterstützen die Verdauung, damit der Mensch zahlreiche Nährstoffe in das Blut aufnehmen und in einzelne Zellen transportieren kann.

Unter dem Begriff Organsystem werden Organe zusammengefasst, die Aufgaben übernehmen, die auf einen ähnlichen Zweck ausgerichtet sind.

Im menschlichen Körper differenziert man die Organe in das Herz-Kreislauf-System, das respiratorische System, das Nervensystem, den Verdauungsapparat, das Urogenitalsystem, das endokrine System, das Immunsystem, das lymphatische System, den Bewegungsapparat, die Sinnesorgane, die Haut und die Hautanhangsgebilde. Auch das Blut und die blutbildenden Organe stellen ein eigenes Organsystem dar.

Anatomie

Zum Herzkreislaufsystem, auch kardiovaskuläres System genannt, gehören das Herz und die Blutgefäße. Das Herzkreislaufsystem kann in ein Niederdruck- und ein Hochdrucksystem unterteilt werden. Im Niederdrucksystem ist der Blutdruck niedrig. Zu diesem System gehören die kleinsten Blutgefäße, die sogenannten Kapillaren, das rechte Herz, die Gefäße der Lunge, die Venen des Körpers und der linke Vorhof des Herzens.

Zum Hochdrucksystem gehören die linke Herzkammer und die Arterien. Hier herrscht physiologischerweise ein Blutdruck zwischen 70 und 120 mmHg. Das respiratorische System umfasst alle Organe, die mit der Atmung in Zusammenhang stehen. Das sind zum einen die oberen Atemwege mit Nase, Mundhöhle und Rachen und zum anderen die unteren Atemwege mit Kehlkopf, Luftröhre, Bronchien und Lungenbläschen.

Der Begriff Nervensystem umfasst alle Teile des menschlichen Körpers, die der Reizwahrnehmung, der Reizverarbeitung und der Steuerung von Reizen dienen. Nervenzellen, Neuronen und Gliazellen bilden das Nervensystem.

Zum Verdauungssystem zählen die Organe des oberen Verdauungstrakts und die Organe des unteren Verdauungstrakts. Zum oberen Verdauungstrakt gehören Mundhöhle, Zunge, Zähne, Rachen, Speicheldrüsen, Speiseröhre und Magen. Die unteren Verdauungsorgane sind Dünndarm, Bauchspeicheldrüse, Leber, Gallenblase, Dickdarm und Anus.

Die Organe des Urogenitalsystems sind Niere, Harnleiter, Harnblase und Harnröhre. Das endokrine System umfasst alle Organe, die Hormone produzieren. Dazu gehören Hypophyse, Epiphyse, Schilddrüse, die Nebenschilddrüsen und Nebennieren und die Langerhans-Inseln der Bauchspeicheldrüse. Immunsystem und lymphatisches System sind eng miteinander verknüpft.

Zum Immunsystem gehören Zellen wie die Granulozyten und Makrophagen oder auch T-Lymphozyten. Da sich diese im Blut fortbewegen, sind die auch gleichzeitig Teil des Blutsystems. Der Bewegungsapparat wird aus dem Skelettsystem und der Skelettmuskulatur gebildet.

Funktion

Jedes der Organsysteme übernimmt unterschiedliche Aufgaben im Körper. Bei den Aufgaben wird auch schnell deutlich, dass die Funktionen der einzelnen Organe eng verbunden sind und keines der Organsysteme eigenständig existieren könnte. Das Herz-Kreislauf-System dient der Aufrechterhaltung des Blutkreislaufs und damit der Versorgung aller anderen Organsysteme mit Blut.

Das respiratorische System dient der Atmung und dem Gasaustausch. Über das Atemsystem wird das Blut mit Sauerstoff versetzt und Kohlendioxid wird abgeatmet. Das Nervensystem ist für die Steuerung sämtlicher anderer Organsysteme zuständig. Es beeinflusst die Verdauung, die Atmung, steuert die Herztätigkeit und ist Voraussetzung für eine Erregung der Muskulatur. Ohne das Nervensystem wären keinerlei Bewegungen möglich.

Über das Urogenitalsystem werden Stoffwechselendprodukte mit dem Harn entsorgt. Zudem ist der Harntrakt wichtig für die Regulierung des Wasser- und Elektrolythaushalts. Zum Urogenitalsystem gehören aber auch die Geschlechtsorgane. Diese dienen der Fortpflanzung.

Im endokrinen System werden Hormone produziert. Hormone fungieren im Körper als Botenstoffe und beeinflussen zahlreiche Organe. Das Hormonsystem steht in enger Beziehung zum Nervensystem. Mithilfe der Sinnesorgane Auge, Ohr, Nase, Zunge und Haut ist es dem Menschen möglich, Reize aus der Umwelt aufzunehmen. Das Immunsystem schützt den Körper vor fremden Substanzen und Krankheitserregern.


Erkrankungen

  • Malabsorptionssyndrom

Jedes Organsystem kann erkranken. Erkrankt ein Organ, so beeinträchtigt dies häufig das gesamte Organsystem und in der Folge auch andere Organsysteme. Erkrankungen der Lunge können beispielsweise einen negativen Einfluss auf das Herz-Kreislauf-System haben. Umgekehrt kann eine Schwäche des linken Herzens einen Rückstau in die Lunge zur Folge haben und so das respiratorische System schädigen.

Erkrankungen des Verdauungstrakts, die mit einer verminderten Nährstoffaufnahme, einem sogenannten Malabsorptionssyndrom einhergehen, wirken sich durch den resultierenden Nährstoffmangel auf sämtliche Organsysteme aus.

Störungen im Nervensystem können zu Ausfällen im Bereich der Sinnesorgane oder im Bereich der Skelettmuskulatur führen. Auch hormonelle Regulationsstörungen mit Ursprung im endokrinen System äußern sich in Symptomen anderer Organsysteme. So kann eine Schilddrüsenüberfunktion beispielsweise Durchfall, Schwitzen, Haarausfall oder Nervosität hervorrufen.

Erkrankungen der Nebennierenrinde beeinflussen das Urogenitalsystem und darüber wieder das Herz-Kreislauf-System. Wird zum Beispiel in der Nebennierenrinde vermehrt das Hormon Aldosteron gebildet, so erfolgt in der Niere eine vermehrte Rückresorption von Natrium und Wasser. In der Folge steigt der Blutdruck an und belastet so insbesondere das linke Herz, welches gegen einen höheren Druck im Körperkreislauf anpumpen muss.

Auf Dauer schädigt dieser Zustand das linke Herz und es kommt eventuell zu einem Lungenödem. Dieses wiederum hat Auswirkungen auf das rechte Herz. Ist das rechte Herz geschädigt, staut sich das venöse Blut in den Körperkreislauf zurück und verursacht beispielsweise in der Leber Probleme.

Aus diesem Beispiel wird ersichtlich, wie die einzelnen Organsysteme ineinander verzahnt sind und welche Auswirkungen eine Störung in einem Organsystem auf den gesamten Körper haben kann.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2011
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
  • Arastéh, K., et al.: Duale Reihe. Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021

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