Harnleiter
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 24. Juni 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Zwischen der Harnblase und dem Nierenbecken liegt der Harnleiter, welcher als sogenannter Muskelschlauch die Verbindung darstellt, sodass der Urin abtransportiert werden kann. Mitunter kann der Harnleiter durch Krankheiten in seiner Funktion beeinträchtigt werden.
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Überblick: Was ist der Harnleiter?
Der Harnleiter, auch Ureter genannt, ist ein wichtiger Teil des menschlichen Harnsystems. Er ist ein schlauchförmiges Organ, das den Urin von den Nieren zur Harnblase transportiert. Der menschliche Körper hat zwei Harnleiter, je einen pro Niere. Diese etwa 25 bis 30 Zentimeter langen Röhren bestehen aus glatter Muskulatur und sind mit einer Schleimhaut ausgekleidet.
Der Transport des Urins erfolgt durch peristaltische Bewegungen, das heißt wellenförmige Kontraktionen der Muskulatur in den Wänden des Harnleiters. Diese Bewegungen sind unwillkürlich und sorgen dafür, dass der Urin kontinuierlich in die Harnblase gelangt, unabhängig von der Körperhaltung.
Die Harnleiter beginnen am Nierenbecken, dem Bereich der Niere, in dem der von den Nieren produzierte Urin gesammelt wird. Sie verlaufen hinter dem Bauchfell und münden schräg in die Harnblase. Diese schräge Mündung bildet eine Art Ventil, das den Rückfluss des Urins in die Nieren verhindert.
Erkrankungen der Harnleiter können vielfältig sein und reichen von angeborenen Fehlbildungen über Infektionen bis hin zu Steinen, die den Harnfluss blockieren können. Eine Blockade kann starke Schmerzen verursachen und im schlimmsten Fall zu einer Schädigung der Nieren führen. Diagnostische Verfahren wie Ultraschall, Röntgenaufnahmen oder eine Ureteroskopie werden genutzt, um Harnleitererkrankungen zu identifizieren und zu behandeln.
Insgesamt spielt der Harnleiter eine entscheidende Rolle im Harnsystem und trägt wesentlich zur Ausscheidung von Abfallstoffen aus dem Körper bei.
Definition
Der Ureter bzw. Harnleiter ist ein muskulär-schlauchartiges Hohlorgan, welches paarig angelegt ist und eine Länge von rund 25-30cm aufweist. Der Durchmesser liegt bei etwa 4 bis 7 mm. Der Harnleiter verbindet das Nierenbecken mit der Harnblase. Es handelt sich dabei um ein Hohlorgan, welches durch den Becken- sowie Bauchraum führt und drei physiologische Engstellen aufweist. In jenen bilden sich oftmals Harnleiter- sowie Nierensteine oder auch Entzündungen.
Anatomie
Die innere Schicht setzt sich aus der Tunica mucosa (einer Schleimhautschicht) zusammen, die mittlere Schicht bildet die Tunica muscularis, eine Schicht aus einer glatten Muskulatur und die äußere Schicht, die sogenannte Tunica adventitia, ist eine Verankerungsschicht aus Bindegewebe, welche eine Vernetzung mit umliegenden Strukturen ermöglicht.
Die Engstellen des Harnleiters befinden sich bei der Ureter-Überkreuzung mit dem Darmbein bzw. der Beckenarterie, beim uretero-vesikalem Übergang sowie beim Übergang vom Pelvis renalis in den sodann folgenden Harnleiter. Auf Grund der Muskulatur ist es möglich, dass die Harnblase zusammengedrückt und auch verschlossen werden kann, sodass der transportierte Harn nicht mehr in den Harnleiter zurückfließen kann.
Funktion
Der Harnleiter befasst sich vorwiegend mit dem Transport von Urin bzw. Harn, welcher vom Nierenbecken in die Harnblase mündet. Die glatte Muskulatur der Tunica muscularis kontrahiert sukzessive und kann damit gewährleisten, dass die Flüssigkeit (wie auf einem Fließband) in Richtung der Harnblase transportiert wird, selbst dann, wenn es entgegen dem Gefälle geht.
Die peristaltische Welle, die für den Auslöser des Transports sorgt, durchströmt zwischen ein- und viermal pro Minute die Harnleiter-Muskulatur und sorgt somit für eine Selbstreinigung des Hohlorgans. Während der Entleerung der Blase kontrahieren die unterschiedlichen Muskelschichten, die sich in der Harnblase befinden und verschließen gleichzeitig den Harnleiter-Eingang.
So ist es nicht möglich, dass ein Zurückfließen (Reflux) des Harns in den Harnleiter erfolgt. Ein Zurückfließen würde eine Nierenbecken- sowie auch Blasenentzündung mit sich bringen. Des Weiteren entstehen wehen- sowie krampfartige Muskelkontraktionen (Kolik), wenn Ablagerungen in den Engstellen steckenbleiben (beispielsweise Nierensteine).
Häufigste Erkrankungen der Harnleiter
Erkrankungen der Harnleiter können eine Vielzahl von Problemen verursachen und betreffen oft den normalen Harnfluss von den Nieren zur Harnblase. Zu den häufigsten Erkrankungen gehören Harnleitersteine, Infektionen (Harnwegsinfekte), Harninkontinenz, Verengungen (Stenosen) und Tumoren.
Harnwegsinfekte
Harnwegsinfekte (HWI) sind häufige bakterielle Infektionen, die verschiedene Teile des Harnsystems betreffen können, einschließlich der Harnröhre, der Harnblase, der Harnleiter und der Nieren. Sie treten häufiger bei Frauen als bei Männern auf, da die weibliche Harnröhre kürzer ist und sich näher am Anus befindet, was das Risiko einer bakteriellen Übertragung erhöht.
Ursachen
HWI werden meist durch Bakterien verursacht, die über die Harnröhre in die Harnblase gelangen und sich dort vermehren. Der häufigste Erreger ist Escherichia coli (E. coli), ein Bakterium, das normalerweise im Darm vorkommt.
Symptome
Die Symptome eines Harnwegsinfekts variieren je nach betroffenem Bereich. Eine Infektion der unteren Harnwege (Zystitis) äußert sich oft durch häufigen Harndrang, Brennen beim Wasserlassen, trüben oder stark riechenden Urin sowie Unterleibsschmerzen. Eine Infektion der oberen Harnwege (Pyelonephritis) kann schwerwiegender sein und zusätzlich Fieber, Schüttelfrost, Übelkeit und Flankenschmerzen verursachen.
Diagnose
Die Diagnose eines Harnwegsinfekts erfolgt durch die Analyse einer Urinprobe, bei der nach Bakterien und weißen Blutkörperchen gesucht wird. Eine Urinkultur kann dabei helfen, den spezifischen Erreger zu identifizieren und die geeignete Antibiotikabehandlung festzulegen. In komplizierten oder wiederkehrenden Fällen können weitere Untersuchungen wie Ultraschall oder eine Zystoskopie notwendig sein.
Behandlung
Die Behandlung erfolgt in der Regel mit Antibiotika, die je nach Schweregrad der Infektion und individuellem Patientenprofil ausgewählt werden. Zusätzlich wird empfohlen, viel Flüssigkeit zu trinken, um die Bakterien auszuspülen, und auf eine gute Hygiene zu achten, um erneute Infektionen zu vermeiden.
Prävention
Präventive Maßnahmen beinhalten ausreichende Flüssigkeitszufuhr, regelmäßiges Wasserlassen, besonders nach dem Geschlechtsverkehr, sowie die Vermeidung von reizenden Substanzen wie scharfen Seifen oder vaginalen Deodorants. Bei Frauen nach der Menopause kann eine lokale Östrogentherapie das Risiko von HWI senken.
Harnwegsinfekte sind oft unangenehm, können jedoch mit der richtigen Behandlung und Prävention effektiv kontrolliert und verhindert werden.
Harnsteine
Harnsteine, auch bekannt als Nierensteine oder Urolithiasis, sind feste Ablagerungen aus Mineralien und Salzen, die sich im Harnsystem bilden können. Diese Steine entstehen, wenn bestimmte Substanzen im Urin, wie Kalzium, Oxalat und Harnsäure, in zu hohen Konzentrationen vorliegen und kristallisieren. Harnsteine können in den Nieren, Harnleitern, der Blase oder der Harnröhre auftreten und variieren in Größe und Form.
Ursachen
Die Ursachen für Harnsteine sind vielfältig und beinhalten genetische Veranlagung, unzureichende Flüssigkeitsaufnahme, bestimmte Ernährungsgewohnheiten und medizinische Bedingungen wie wiederkehrende Harnwegsinfektionen oder Stoffwechselstörungen.
Symptome
Symptome von Harnsteinen reichen von leichten Beschwerden bis hin zu starken Schmerzen, insbesondere wenn ein Stein die Harnleiter blockiert und den Urinfluss behindert. Typische Symptome sind plötzlich einsetzende, starke Schmerzen im unteren Rücken oder im Bauch, Blut im Urin, Übelkeit, Erbrechen und häufiges Wasserlassen. Kleine Steine können oft ohne größere Beschwerden mit dem Urin ausgeschieden werden, während größere Steine medizinische Behandlung erfordern.
Diagnose
Diagnostische Verfahren wie Ultraschall, Röntgenaufnahmen und CT-Scans werden eingesetzt, um Harnsteine zu identifizieren und ihre genaue Lage und Größe zu bestimmen.
Behandlung
Die Behandlung von Harnsteinen hängt von der Größe, Lage und Zusammensetzung der Steine ab. Kleinere Steine können oft durch erhöhte Flüssigkeitszufuhr und Schmerzmittel ausgeschieden werden. Größere Steine erfordern möglicherweise Eingriffe wie Stoßwellenlithotripsie (ESWL), bei der Schallwellen die Steine zerkleinern, oder endoskopische Verfahren, bei denen die Steine direkt entfernt werden.
Prävention
Vorbeugende Maßnahmen zur Verhinderung von Harnsteinen beinhalten eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, eine ausgewogene Ernährung und, falls notwendig, medikamentöse Behandlung zur Regulierung der Konzentration steinbildender Substanzen im Urin. Regelmäßige ärztliche Kontrollen und Anpassungen des Lebensstils können das Risiko für das Wiederauftreten von Harnsteinen erheblich reduzieren.
Harninkontinenz (Blasenschwäche)
Harninkontinenz, auch Blasenschwäche genannt, ist ein Zustand, bei dem die Kontrolle über die Blasenfunktion teilweise oder vollständig verloren geht, was zu unwillkürlichem Urinverlust führt. Dieser Zustand betrifft Millionen von Menschen weltweit und kann in jedem Alter auftreten, ist jedoch besonders häufig bei älteren Menschen und Frauen nach der Geburt.
Es gibt verschiedene Arten von Harninkontinenz. Die häufigsten Formen sind Stressinkontinenz, Dranginkontine und Überlaufinkontinenz.
Bei der Stressinkontinenz kommt es bei körperlicher Anstrengung wie Husten, Niesen oder Lachen zu unwillkürlichem Urinverlust. Diese Form tritt häufig nach Schwangerschaften oder Operationen im Beckenbereich auf.
Die Dranginkontinenz, auch Reizblase genannt, ist durch einen plötzlichen, starken Harndrang gekennzeichnet, der oft nicht rechtzeitig kontrolliert werden kann. Diese Art ist häufig mit neurologischen Erkrankungen oder Blasenentzündungen verbunden.
Überlaufinkontinenz tritt auf, wenn die Blase nicht vollständig entleert wird und es zu einem Überlaufen kommt, meist aufgrund einer Blockade oder schwachen Blasenmuskulatur.
Ursachen
Die Ursachen für Harninkontinenz sind vielfältig und können sowohl physische als auch psychische Gründe haben. Zu den häufigsten Ursachen gehören Schwangerschaft und Geburt, altersbedingte Veränderungen, Prostataerkrankungen bei Männern, Übergewicht, chronische Harnwegsinfektionen und neurologische Störungen.
Diagnose
Die Diagnose von Harninkontinenz umfasst in der Regel eine ausführliche Anamnese, körperliche Untersuchungen und spezielle Tests wie Urodynamik, Ultraschall oder Zystoskopie.
Behandlung
Die Behandlungsmöglichkeiten variieren je nach Art und Schwere der Inkontinenz und reichen von konservativen Maßnahmen wie Beckenbodentraining und Blasentraining über medikamentöse Therapien bis hin zu chirurgischen Eingriffen.
Harninkontinenz kann einen erheblichen Einfluss auf die Lebensqualität haben, da sie häufig zu sozialer Isolation, Scham und psychischem Stress führt. Es ist wichtig, dass Betroffene sich nicht scheuen, medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen, da viele effektive Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen, die die Symptome lindern und die Kontrolle über die Blasenfunktion wiederherstellen können.
Weitere Erkrankungen
- Harnleitererweiterung
- Ureterozelen
- Ureterabgangsengen
- Ureter fissus
- Ureterektopie
- Ureterdivertikel
- Ureterklappe
- Ureterstenose
Es kommt immer wieder zu Fehlbildungen des Harnleiters, welche in weiterer Folge dafür verantwortlich sind, dass der Harntransport beeinträchtigt oder dahingehend gestört wird, dass ein Reflux entsteht. Die Gründe sind vielfältig; bekannte Ursachen sind Harnleitererweiterungen, chronische oder auch akute Infektionen sowie Harn- oder auch Nierensteinbildungen sowie auch eine Nierenschwäche.
Besteht ein dauerhafter Reflux, sodass der Urin in den Harnleiter dringt, entstehen immer wieder Entzündungen des Nierenbeckens sowie des Harnleiters.
In sehr wenigen Fällen entarten die Zellen im Harnleiter, sodass in weiterer Folge ein Harnleitertumor entsteht. Selten sind auch direkte Harnleiterverletzungen, welche im Regelfall durch penetrierende Abdominalverletzungen (beispielsweise durch Stich- oder auch Schusswunden) ausgelöst werden.
Quellen
- Gasser, T.: Basiswissen Urologie. Springer, Berlin 2015
- Hof H, Dörries R. Duale Reihe: Medizinische Mikrobiologie. Thieme Verlag. 4. Auflage(2009)
- Hofmann, R., (Hrsg.): Endoskopische Urologie. Springer, Berlin 2009
- Jocham, D. & Miller, K.: Praxis der Urologie, Georg Thieme Verlag, 2007
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 24. Juni 2024
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