Hormone
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Hormone sind körpereigene Wirkstoffe, die meist in Hormondrüsen produziert werden. Diese geben sie sofort an das Blut ab. Somit werden sie durch den gesamten Organismus transportiert. Sie sind bereits in geringen Dosierungen wirksam und steuern, regulieren und koordinieren lebensnotwendige Vorgänge in Zellen und Organen.
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Was sind Hormone?
Die Tätigkeit unserer Organe wird einerseits durch das Nervensystem, andererseits durch das Hormonsystem gesteuert. Hormone werden in entsprechenden Drüsen, den Hormondrüsen, gebildet und anschließend in die Blutbahn abgegeben. Mit Hilfe des Blutkreislaufsystems gelangen sie in jedes Organ bzw. in jede Zelle unseres Körpers.
Hormone sind wirkungsspezifisch, d.h. sie sind jeweils nur für ganz bestimmte Abläufe in den Zellen verantwortlich. Aufgrund dessen werden sie auch als Wirkstoffe bezeichnet. Ihre Wirkung beruht meist auf einer Beschleunigung oder Verlangsamung von Stoffwechselprozessen.
Durch den relativ schnellen Abbau der Hormone wird eine Anhäufung im Blut verhindert und ihre Wirkung somit kontrolliert außer Kraft gesetzt. Nur durch den Abbau ist der Körper in der Lage, die Hormonkonzentration zu verringern.
Die Änderung der Hormonmenge ist aber häufig erst die Voraussetzung dafür, dass eine bestimmte Organfunktion überhaupt gesteuert werden kann. Das Hormonsystem bedient sich zur Informationsübertragung bestimmter Sekrete. Es arbeitet langsam, aber mit ausdauernder Wirkung.
Wirkungsweise
Hormone sind in ihrer Wirkung nicht artspezifisch, d.h. es können Hormonpräparate für den Menschen auch aus Tierdrüsen gewonnen werden. Die Steuerung und Koordinierung der vielen unterschiedlichen Aufgaben des menschlichen Körpers erfolgt durch die Zusammenarbeit des Hormonsystems mit dem Nervensystem.
Beide Organsysteme leiten Informationen zu Organen und lösen bestimmte Reaktionen aus. Das Nervensystem arbeitet diesbezüglich mit elektro-chemischen Impulsen, die auf schnellstleitenden Nervenbahnen übermittelt werden und eine Sofortreaktion ermöglichen. Es ist für eine schnelle und direkte Beantwortung von Reizen aus der Umwelt zuständig. Auch werden die Organe über Nerven direkt mit Informationen versorgt.
Das Hormonsystem hingegen arbeitet wesentlich langsamer, da die Bildung, die Ausschüttung der Hormone aus den Drüsen und der sich anschließende Weg über die Blutbahn zeitaufwendiger sind. Es ist auf eine länger anhaltende Funktionsweise ausgerichtet, wobei eine Dauerleistung (z.B. beim Fluchtverhalten) sichergestellt wird durch die anhaltend wirkenden Hormone. Nach Stresssituationen bleibt die Aufregung noch so lange bestehen, bis die letzten Hormone abgebaut sind. Aus diesem Grund können wir uns nach Aufregungen längere Zeit nicht beruhigen, da die Stresshormone in unserem Körper noch aktiv sind.
Gruppen
Nach dem Ort der Bildung unterscheidet man zwei große Gruppen der Hormone. Das sind die Drüsenhormone und die Gewebshormone.
Drüsenhormone
Drüsenhormone werden in innersekretorischen oder endokrinen Drüsen gebildet, da sie ihre Produkte sofort an das durchströmende Blut abgeben. Beim Menschen sind das die Hypophyse (Hirnanhangdrüse), die Epiphyse (Zirbeldrüse), die Schilddrüse, die Nebenschilddrüsen (Epithelkörperchen), die Langerhansschen Inseln der Bauchspeicheldrüse, die Nebennieren und die Keimdrüsen (Eierstock, Hoden).
Gewebshormone
Gewebshormone werden in Geweben gebildet, deren Hauptaufgabe jedoch eine ganz andere ist. Einige Gewebshormone werden an die unmittelbare Umgebung ihres Bildungsortes abgegeben und kommen dort voll zur Wirkung. Zu den Gewebshormonen gehören z.B. Gastrin der Magenschleimhaut. Seine Aufgabe besteht darin, die Salzsäureproduktion bei der Nahrungsaufnahme anzuregen.
Ein weiteres Hormon ist Sekretin des Dünndarms. Es regt die Bauchspeichelproduktion an und drosselt die Salzsäurebildung im Magen.
Renin ein Hormon der Nebennieren steigert den Blutdruck. Neurohormone, Bildungen bestimmter Nervenzellen, reagieren auf die Thymusdrüse und beeinflussen somit das Immunsystem. (Thymusdrüse- in ihr vollzieht sich der Reifungsprozess der Vorstufen der Lymphocyten, die im Knochenmark gebildet werden, zu voll funktionsfähigen T-Lymphocyten.) Hiermit kommt deutlich zum Ausdruck, dass zwischen dem Hormonsystem, dem Nervensystem und dem Immunsystem eine sehr enge Beziehung besteht.
Keimdrüsen
Die Keimdrüsen haben in erster Linie die Aufgabe, Geschlechtszellen zu bilden, um den Fortbestand der Art zu sichern. Entfernt man diese Drüsen frühzeitig aus dem Körper eines Lebewesens durch Kastration, wird die Ausbildung der sekundären Geschlechtsmerkmale verhindert. Es entsteht ein Wesen, das zwischen den Geschlechtern steht. Das nicht nur andere körperliche Merkmale aufweist, auch Charakter und Temperament unterliegen Veränderungen. Hier gibt es zahlreiche Beispiele: Ein aggressiver Hengst wird durch Kastration zum zahmen Wallach, ein wilder Stier wird zum gutmütigen Ochsen, ein kastrierter Hahn (Kapaun) verliert ebenfalls an Aggressivität aber auch seinen Kamm und den Kehllappen. Sein farbenprächtiges Gefieder bleibt ihm jedoch erhalten.
Hormone der Keimdrüsen, die Sexualhormone, beeinflussen die geschlechtliche sowie körperliche Entwicklung, den gesamten Stoffwechselprozess und die Psyche des Menschen. Während der Pubertät setzt eine verstärkte Bildung von Keimdrüsenhormonen ein, wodurch die Reifung der Geschlechtsorgane und sekundären Geschlechtsmerkmale (z.B. Geschlechtsbehaarung) ausgelöst wird. In jedem Körper finden sich auch Sexualhormone des anderen Geschlechts. Das Mengenverhältnis der unterschiedlichen Hormone ist ausschlaggebend für die Merkmalsausbildung Junge oder Mädchen. Diesbezügliche Störungen können zur Bildung von „Scheinzwittern“ führen. deren sekundäre Geschlechtsmerkmale nicht dem genetisch bestimmten Geschlecht entsprechen.
Die männlichen Keimdrüsen, die Hoden, produzieren das wichtigste männliche Keimdrüsenhormon z.B. Testosteron. Dieses Hormon ist verantwortlich für die Reifung des Hodengewebes und für die fortwährende Bildung von Spermien in ihm. Es steuert die Ausprägung der sekundären Geschlechtsmerkmale des Mannes und beendet in höherer Konzentration das Körperwachstum in der Pubertät.
Die Hormone des Eierstocks bewirken die Ausprägung der weiblichen Geschlechtsmerkmale, die Entwicklung ihrer Fortpflanzungsorgane sowie die Reifung der Eizellen im Eierstock. Weiterhin regeln sie den Menstruationszyklus, sorgen nach der Befruchtung für die Einbettung der Zygote (befruchtete Eizelle) in die Schleimhaut der Gebärmutter. Der gesamte Schwangerschaftsablauf sowie die Milchbildung werden ebenfalls von ihnen reguliert.
Nebennieren
Die Nebennieren sitzen auf den Nieren wie kleine Klappen und bestehen aus der Nierenrinde und dem Nierenmark. Mit der Funktion der Nieren haben sie jedoch gar nichts zu tun. Vielmehr erzeugen ihre beiden Gewebearten (Mark und Rinde) unterschiedliche Hormone. Im Nierenmark werden die Hormone Adrenalin und Noradrenalin gebildet. Diese Hormone beeinflussen den körperlichen Aktivitätszustand und regeln unter anderem den Blutzuckergehalt.
Die Hormone der Nebennierenrinde sind Cortisol und Aldosteron, sie werden als Corticoide bezeichnet. Diese Gruppe von Hormonen greift in den Mineralhaushalt ein und ist für ein ausgewogenes Verhältnis der Natrium- und Kalium- Ionen im Blut und Gewebe verantwortlich. Weiterhin beeinflussen sie den Kohlenhydrat- und Eiweißabbau. Das Cortisol fördert in der Leber die Glucosesynthese und sorgt für eine entzündungshemmende und heilende Wirkung des Immunsystems.
Bei einer plötzlich auftretenden Stresssituation werden nach entsprechenden Impulsen durch das vegetative Nervensystem erhöhte Mengen Adrenalin und Noradrenalin ins Blut abgegeben. Der gesamte Körper wird auf Höchstleistungen, auf eine enorme Leistungsbereitschaft eingestellt. Er wird in Alarmbereitschaft versetzt, um schnell reagieren zu können. Solche Reaktionen sind gekennzeichnet durch einen erhöhten Herzschlag, erhöhte Durchblutung der Muskulatur und aller aktivierten Organe.
Weiterhin findet ein Fettabbau zu freien Fettsäuren statt, die Pupillen werden erweitert, es kommt ebenfalls zu einer Erhöhung des Blutzuckerspiegels und zur verstärkten Schweißabgabe. Alle Organe hingegen, die mit Verdauungstätigkeit zu tun haben, werden gehemmt.
Funktion
Jede Hormondrüse produziert spezifische Sekrete für die Koordinierung und Regelung konkreter Lebensprozesse. Zu schwerwiegenden Funktionsstörungen und Krankheitserscheinungen kommt es, wenn eine Über- oder Unterproduktion von Hormonen vorliegt. Störungen einer einzigen Hormondrüse können weitreichende Funktionsbeeinträchtigungen anderer wichtiger Drüsen nach sich ziehen. Alle Drüsen beeinflussen sich gegenseitig und sind demzufolge voneinander abhängig.
Eine besondere Bedeutung hat die etwa erbsengroße Hirnanhangsdrüse, die Hypophyse. Sie befindet sich an der Unterseite des Gehirns und ist mit dem Zwischenhirn verbunden. Durch Nervenimpulse wird die Hypophyse in ihrer Tätigkeit angeregt.Sie ist für die Bildung mehrerer Hormone verantwortlich ist.
Die Hirnanhangsdrüse steuert als übergeordnetes Organ die Funktion und das Zusammenspiel aller anderen Hormondrüsen. Diesbezüglich ist sie in der Lage, ihre Hormonproduktionen und deren Freisetzungen zu beeinflussen und Überproduktionen zu verhindern. Somit kontrolliert die Hypophyse das Wachstum (durch die Bildung eines Wachstumshormons) und den gesamten Stoff- und Energiewechsel im Körper.
Hormonstörungen
In der heutigen Zeit treten häufig belastende Situationen auf, durch die unser Körper immer wieder in Alarmbereitschaft versetzt wird. Das können unter anderem familiäre Konflikte, berufliche Anforderungen oder Gefahren im Straßenverkehr sein, die uns über einen längeren Zeitraum negativ beeinflussen. Normalerweise reagiert unser Körper bei Belastungen mit entsprechenden Körperbewegungen wie Flucht oder Angriff. Dadurch werden die gebildeten Hormone relativ schnell abgebaut und die folgenden belastenden Körperreaktionen rasch eingestellt.
Langfristige Belastungen können auch Umweltreize wie Sauerstoffmangel, Schmerz, Kälte, starke Hitze, Leid, Trauer und Infektionen sein, deren Gesamtzustand man als Stress bezeichnet.
Auf einzelne Belastungsfaktoren, die Stressoren, kann unser Körper gezielt reagieren. Zum Beispiel kann er als Reaktion auf Unterkühlung durch rhythmische Muskelkontraktionen (Kältezittern) Wärme erzeugen, um sich vor Erfrierungen zu schützen.
Der Körper reagiert stets mit einem gleich bleibenden Reaktionsmuster, dem allgemeinen Anpassungssyndrom (AAS). In solchen Fällen kommt es zur Vergrößerung der Nebennieren und damit verbunden die verstärkte Ausschüttung von Corticoiden ins Blut.
Folgereaktionen sind der Aufbau von Glucose aus Eiweißbausteinen, Bluthochdruck und die Änderung der Zusammensetzung des Blutes hinsichtlich der Ionenkonzentration und seines Serumeiweißes. Infolge dessen stellt das AAS bei geringer Einwirkzeit von Stressoren einen wirksamen Schutz gegen schädliche Umwelteinflüsse dar.
Langanhaltende oder häufig kurz aufeinander folgende Stresssituationen führen zu einer Überlastung der Organe. Ihre Schädigung ist somit schon vorprogrammiert. Stress im Übermaß (Distress) wirkt sich immer schädigend auf den Körper aus. Stress in Maßen (Eustress) kann zur Aktivierung des Organismus beitragen und ihn in einem äußerst positiven aktiven Zustand erhalten.
Quellen
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2011
- Faller, A., Schünke, M.: Der Körper des Menschen. Thieme, Stuttgart 2008
- Zilles, K. et al.: Anatomie. Springer Verlag, Berlin 2010
- Kleine, B. et al.: Hormone und Hormonsystem. Springer Medizin Verlag, Heidelberg 2010
- Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
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